Jn Jhren Händen ist mein väterliches Vermögen. Was Herr Simonelli mir hinterließ, verwalten Sie.
Seit dem ich volljährig bin, -- ja mein kleiner Antoine, Deine Geliebte ist um so viel älter als Du, armes Kind; desto schlimmer für uns Beide! -- seit- dem ich volljährig bin besitz' ich darüber die schrift- lichen Ausweise. Diese sind von jetzt an ungültig; ich werde sie vernichten, auf mein Ehrenwort! und habe dann nichts mehr an Sie zu fordern. Hundert- tausend Francs werden hinreichen, meine Mutter, damit Sie nach London geh'n, und neue Thiere acqui- riren, -- wenn Sie denn doch einmal nicht aufhören wollen, oder können, in der Welt herumzureisen. Für Hunderttausend Francs kaufen Sie den halben Tower aus. So wäre denn die Sache in Ordnung.
"Das nennt sie "in Ordnung!" Unglückliches Weib, wovon wirst Du leben?"
Jch habe meine kleine Privatkasse; Sie wissen ja. Und meinen Schmuck. Es ist genug für mich und ihn, um in die Welt laufen. Das weitere findet sich. Fürchte nichts, Antoine, nimm meine Chatouille, halte sie, sie ist Dein. Wir haben genug --
"Auf wie lange? Närrin, ohne Verstand, ohne Erfahrung! Leichtsinniges, gutherziges Kind! Deine
Jn Jhren Haͤnden iſt mein vaͤterliches Vermoͤgen. Was Herr Simonelli mir hinterließ, verwalten Sie.
Seit dem ich volljaͤhrig bin, — ja mein kleiner Antoine, Deine Geliebte iſt um ſo viel aͤlter als Du, armes Kind; deſto ſchlimmer fuͤr uns Beide! — ſeit- dem ich volljaͤhrig bin beſitz’ ich daruͤber die ſchrift- lichen Ausweiſe. Dieſe ſind von jetzt an unguͤltig; ich werde ſie vernichten, auf mein Ehrenwort! und habe dann nichts mehr an Sie zu fordern. Hundert- tauſend Francs werden hinreichen, meine Mutter, damit Sie nach London geh’n, und neue Thiere acqui- riren, — wenn Sie denn doch einmal nicht aufhoͤren wollen, oder koͤnnen, in der Welt herumzureiſen. Fuͤr Hunderttauſend Francs kaufen Sie den halben Tower aus. So waͤre denn die Sache in Ordnung.
Jch habe meine kleine Privatkaſſe; Sie wiſſen ja. Und meinen Schmuck. Es iſt genug fuͤr mich und ihn, um in die Welt laufen. Das weitere findet ſich. Fuͤrchte nichts, Antoine, nimm meine Chatouille, halte ſie, ſie iſt Dein. Wir haben genug —
„Auf wie lange? Naͤrrin, ohne Verſtand, ohne Erfahrung! Leichtſinniges, gutherziges Kind! Deine
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Jn Jhren Haͤnden iſt mein vaͤterliches Vermoͤgen.
Was Herr Simonelli mir hinterließ, verwalten Sie.
Seit dem ich volljaͤhrig bin, — ja mein kleiner
Antoine, Deine Geliebte iſt um ſo viel aͤlter als Du,
armes Kind; deſto ſchlimmer fuͤr uns Beide! — ſeit-
dem ich volljaͤhrig bin beſitz’ ich daruͤber die ſchrift-
lichen Ausweiſe. Dieſe ſind von jetzt an unguͤltig;
ich werde ſie vernichten, auf mein Ehrenwort! und
habe dann nichts mehr an Sie zu fordern. Hundert-
tauſend Francs werden hinreichen, meine Mutter,
damit Sie nach London geh’n, und neue Thiere acqui-
riren, — wenn Sie denn doch einmal nicht aufhoͤren
wollen, oder koͤnnen, in der Welt herumzureiſen. Fuͤr
Hunderttauſend Francs kaufen Sie den halben Tower
aus. So waͤre denn die Sache in Ordnung.
„Das nennt ſie „in Ordnung!“ Ungluͤckliches
Weib, wovon wirſt Du leben?“
Jch habe meine kleine Privatkaſſe; Sie wiſſen
ja. Und meinen Schmuck. Es iſt genug fuͤr mich
und ihn, um in die Welt laufen. Das weitere findet
ſich. Fuͤrchte nichts, Antoine, nimm meine Chatouille,
halte ſie, ſie iſt Dein. Wir haben genug —
„Auf wie lange? Naͤrrin, ohne Verſtand, ohne
Erfahrung! Leichtſinniges, gutherziges Kind! Deine
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/346>, abgerufen am 24.11.2024.
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