gestäupt und gebrandmarkt worden sei. Er staunte nur, daß man sich seiner nicht bemächtige, um ihn dem Feuertode, den er zwiefach verdient, zu überant- worten.
Der Tag begann. Das Feuer ging zu Ende: es fand keine Nahrung mehr für seine Wuth.
Neunundzwanzigstes Kapitel.
Zwist und Versöhnung. Mutter und Tochter trennen sich. Anton bleibt bei Laura. Kühne Pläne.
Zwischen den Besitzern der Brandstätte und Ma- dame Simonelli waren die Streitfragen über Ent- schädigung sehr bald ausgeglichen. Madame zeigte sich als erfahrene Weltfrau, die des Schicksals Fügun- gen mit Gleichmuth hinnimmt. Sie hatte als Toch- ter, Gattin, Mutter, selbstständige Wittwe, immer auf Reisen, immer in Wirksamkeit, so viel und so vielerlei erlebt, daß nichts mehr vermochte, sie aus ihrem Geleise zu bringen. Vielleicht auch trug zu ihrer Seelenruhe der Umstand nicht wenig bei, daß sie sich eine reiche Frau wußte, die bedeutendes Ver- mögen in auswärtigen Banken angelegt. Sie hatte,
geſtaͤupt und gebrandmarkt worden ſei. Er ſtaunte nur, daß man ſich ſeiner nicht bemaͤchtige, um ihn dem Feuertode, den er zwiefach verdient, zu uͤberant- worten.
Der Tag begann. Das Feuer ging zu Ende: es fand keine Nahrung mehr fuͤr ſeine Wuth.
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
Zwiſt und Verſöhnung. Mutter und Tochter trennen ſich. Anton bleibt bei Laura. Kühne Pläne.
Zwiſchen den Beſitzern der Brandſtaͤtte und Ma- dame Simonelli waren die Streitfragen uͤber Ent- ſchaͤdigung ſehr bald ausgeglichen. Madame zeigte ſich als erfahrene Weltfrau, die des Schickſals Fuͤgun- gen mit Gleichmuth hinnimmt. Sie hatte als Toch- ter, Gattin, Mutter, ſelbſtſtaͤndige Wittwe, immer auf Reiſen, immer in Wirkſamkeit, ſo viel und ſo vielerlei erlebt, daß nichts mehr vermochte, ſie aus ihrem Geleiſe zu bringen. Vielleicht auch trug zu ihrer Seelenruhe der Umſtand nicht wenig bei, daß ſie ſich eine reiche Frau wußte, die bedeutendes Ver- moͤgen in auswaͤrtigen Banken angelegt. Sie hatte,
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geſtaͤupt und gebrandmarkt worden ſei. Er ſtaunte
nur, daß man ſich ſeiner nicht bemaͤchtige, um ihn
dem Feuertode, den er zwiefach verdient, zu uͤberant-
worten.
Der Tag begann. Das Feuer ging zu Ende: es
fand keine Nahrung mehr fuͤr ſeine Wuth.
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
Zwiſt und Verſöhnung. Mutter und Tochter trennen ſich. Anton bleibt bei
Laura. Kühne Pläne.
Zwiſchen den Beſitzern der Brandſtaͤtte und Ma-
dame Simonelli waren die Streitfragen uͤber Ent-
ſchaͤdigung ſehr bald ausgeglichen. Madame zeigte
ſich als erfahrene Weltfrau, die des Schickſals Fuͤgun-
gen mit Gleichmuth hinnimmt. Sie hatte als Toch-
ter, Gattin, Mutter, ſelbſtſtaͤndige Wittwe, immer
auf Reiſen, immer in Wirkſamkeit, ſo viel und ſo
vielerlei erlebt, daß nichts mehr vermochte, ſie aus
ihrem Geleiſe zu bringen. Vielleicht auch trug zu
ihrer Seelenruhe der Umſtand nicht wenig bei, daß
ſie ſich eine reiche Frau wußte, die bedeutendes Ver-
moͤgen in auswaͤrtigen Banken angelegt. Sie hatte,
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/342>, abgerufen am 24.11.2024.
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