Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

wäre das doch vollkommen gleichgültig. Warum
fragen Sie danach?"

Weil ich Dich liebe! Weil Du keine Andere lieben
darfst! Weil Du mein bist! Mein! Und weil ich Dich
diesen Thieren vorwerfe, wenn Du dies Geständniß
nicht erwiederst!

Jetzt war die Reihe zu zittern an ihm.

Wie nach langem, schwülem Sommer, wo in
trockner Gluth Alles verschmachten wollen, endlich
ein gewaltiges Wetter losbricht und raset, so machte
sich Laura's mühsam zurückgehaltene Leidenschaft in
diesen wilden Worten Luft, die den, welchem sie
galten, im ersten Augenblicke mehr entsetzten, als
beglückten. Die Thiere, wie wenn sie verstanden
hätten, daß davon die Rede war, ihnen einen blühen-
den Jüngling zum Zerreißen Preis zu geben, fingen
an mächtig zu brüllen. Der Löwe namentlich, der
große Verehrung für Madame Amelot und deren
Schönheit zur Schau trug, sich auch gar zu gern von
ihr liebkosen ließ, wurde höchst aufgeregt, wobei er
förmliche Donnertöne ausstieß.

Laura zerrte den noch ganz verstörten Anton vor
des Brüllenden Käfig und indem sie den Geliebten

waͤre das doch vollkommen gleichguͤltig. Warum
fragen Sie danach?“

Weil ich Dich liebe! Weil Du keine Andere lieben
darfſt! Weil Du mein biſt! Mein! Und weil ich Dich
dieſen Thieren vorwerfe, wenn Du dies Geſtaͤndniß
nicht erwiederſt!

Jetzt war die Reihe zu zittern an ihm.

Wie nach langem, ſchwuͤlem Sommer, wo in
trockner Gluth Alles verſchmachten wollen, endlich
ein gewaltiges Wetter losbricht und raſet, ſo machte
ſich Laura’s muͤhſam zuruͤckgehaltene Leidenſchaft in
dieſen wilden Worten Luft, die den, welchem ſie
galten, im erſten Augenblicke mehr entſetzten, als
begluͤckten. Die Thiere, wie wenn ſie verſtanden
haͤtten, daß davon die Rede war, ihnen einen bluͤhen-
den Juͤngling zum Zerreißen Preis zu geben, fingen
an maͤchtig zu bruͤllen. Der Loͤwe namentlich, der
große Verehrung fuͤr Madame Amelot und deren
Schoͤnheit zur Schau trug, ſich auch gar zu gern von
ihr liebkoſen ließ, wurde hoͤchſt aufgeregt, wobei er
foͤrmliche Donnertoͤne ausſtieß.

Laura zerrte den noch ganz verſtoͤrten Anton vor
des Bruͤllenden Kaͤfig und indem ſie den Geliebten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0324" n="308"/>
wa&#x0364;re das doch vollkommen gleichgu&#x0364;ltig. Warum<lb/>
fragen Sie danach?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Weil ich Dich liebe! Weil Du keine Andere lieben<lb/>
darf&#x017F;t! Weil Du mein bi&#x017F;t! Mein! Und weil ich Dich<lb/>
die&#x017F;en Thieren vorwerfe, wenn Du dies Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß<lb/>
nicht erwieder&#x017F;t!</p><lb/>
        <p>Jetzt war die Reihe zu zittern an <hi rendition="#g">ihm.</hi></p><lb/>
        <p>Wie nach langem, &#x017F;chwu&#x0364;lem Sommer, wo in<lb/>
trockner Gluth Alles ver&#x017F;chmachten wollen, endlich<lb/>
ein gewaltiges Wetter losbricht und ra&#x017F;et, &#x017F;o machte<lb/>
&#x017F;ich Laura&#x2019;s mu&#x0364;h&#x017F;am zuru&#x0364;ckgehaltene Leiden&#x017F;chaft in<lb/>
die&#x017F;en wilden Worten Luft, die den, welchem &#x017F;ie<lb/>
galten, im er&#x017F;ten Augenblicke mehr ent&#x017F;etzten, als<lb/>
beglu&#x0364;ckten. Die Thiere, wie wenn &#x017F;ie ver&#x017F;tanden<lb/>
ha&#x0364;tten, daß davon die Rede war, ihnen einen blu&#x0364;hen-<lb/>
den Ju&#x0364;ngling zum Zerreißen Preis zu geben, fingen<lb/>
an ma&#x0364;chtig zu bru&#x0364;llen. Der Lo&#x0364;we namentlich, der<lb/>
große Verehrung fu&#x0364;r Madame Amelot und deren<lb/>
Scho&#x0364;nheit zur Schau trug, &#x017F;ich auch gar zu gern von<lb/>
ihr liebko&#x017F;en ließ, wurde ho&#x0364;ch&#x017F;t aufgeregt, wobei er<lb/>
fo&#x0364;rmliche Donnerto&#x0364;ne aus&#x017F;tieß.</p><lb/>
        <p>Laura zerrte den noch ganz ver&#x017F;to&#x0364;rten Anton vor<lb/>
des Bru&#x0364;llenden Ka&#x0364;fig und indem &#x017F;ie den Geliebten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0324] waͤre das doch vollkommen gleichguͤltig. Warum fragen Sie danach?“ Weil ich Dich liebe! Weil Du keine Andere lieben darfſt! Weil Du mein biſt! Mein! Und weil ich Dich dieſen Thieren vorwerfe, wenn Du dies Geſtaͤndniß nicht erwiederſt! Jetzt war die Reihe zu zittern an ihm. Wie nach langem, ſchwuͤlem Sommer, wo in trockner Gluth Alles verſchmachten wollen, endlich ein gewaltiges Wetter losbricht und raſet, ſo machte ſich Laura’s muͤhſam zuruͤckgehaltene Leidenſchaft in dieſen wilden Worten Luft, die den, welchem ſie galten, im erſten Augenblicke mehr entſetzten, als begluͤckten. Die Thiere, wie wenn ſie verſtanden haͤtten, daß davon die Rede war, ihnen einen bluͤhen- den Juͤngling zum Zerreißen Preis zu geben, fingen an maͤchtig zu bruͤllen. Der Loͤwe namentlich, der große Verehrung fuͤr Madame Amelot und deren Schoͤnheit zur Schau trug, ſich auch gar zu gern von ihr liebkoſen ließ, wurde hoͤchſt aufgeregt, wobei er foͤrmliche Donnertoͤne ausſtieß. Laura zerrte den noch ganz verſtoͤrten Anton vor des Bruͤllenden Kaͤfig und indem ſie den Geliebten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/324
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/324>, abgerufen am 24.11.2024.