wollte sie mich anstoßen und mich aufmerksam machen, daß ich hernach schon gar nicht mehr wußte, wohin ich gucken sollte.
Morgen, oder übermorgen treffen Guillaume's ein. Jhr Cirkus ist fast fertig. Da haben sich die Zimmerleute gesputet."
Vom 17. Juni.
"Gestern gab Herr Guillaume seine erste Vor- stellung. Prachtvoll! Diese Kleidungen; dieser Reich- thum an Dienern und Musikern; diese vortrefflichen Reiter und Voltigeurs! Ach, und die Pferde! Jmmer eines herrlicher als das andere! Hab' ich Wunder gemeint, was unseres seeligen gnädigen Barons Leib- Schecke für ein Roß wäre. Na, gute Nacht! Müßte das ein Glück sein, auch so herumzujagen und das Jubelgeschrei der Menschheit um sich her zu hören? Die Reiter wurden wie berauscht davon, sie schrieen zuletzt mit, aus voller Kehle, wenn sie vorbeisauseten, daß mir vom Zuhören und Zusehen der Athem aus- ging. Solch' ein Mensch möcht ich sein, wie der Furioso; wie der unbeweglich auf seinem nackten Rosse stand und das flog unter ihm fort und er stand immer fest. Madame Adelaide ist recht schön; doch mir könnte Demoiselle Jartour besser gefallen: sie hat
wollte ſie mich anſtoßen und mich aufmerkſam machen, daß ich hernach ſchon gar nicht mehr wußte, wohin ich gucken ſollte.
Morgen, oder uͤbermorgen treffen Guillaume’s ein. Jhr Cirkus iſt faſt fertig. Da haben ſich die Zimmerleute geſputet.“
Vom 17. Juni.
„Geſtern gab Herr Guillaume ſeine erſte Vor- ſtellung. Prachtvoll! Dieſe Kleidungen; dieſer Reich- thum an Dienern und Muſikern; dieſe vortrefflichen Reiter und Voltigeurs! Ach, und die Pferde! Jmmer eines herrlicher als das andere! Hab’ ich Wunder gemeint, was unſeres ſeeligen gnaͤdigen Barons Leib- Schecke fuͤr ein Roß waͤre. Na, gute Nacht! Muͤßte das ein Gluͤck ſein, auch ſo herumzujagen und das Jubelgeſchrei der Menſchheit um ſich her zu hoͤren? Die Reiter wurden wie berauſcht davon, ſie ſchrieen zuletzt mit, aus voller Kehle, wenn ſie vorbeiſauſeten, daß mir vom Zuhoͤren und Zuſehen der Athem aus- ging. Solch’ ein Menſch moͤcht ich ſein, wie der Furioſo; wie der unbeweglich auf ſeinem nackten Roſſe ſtand und das flog unter ihm fort und er ſtand immer feſt. Madame Adelaide iſt recht ſchoͤn; doch mir koͤnnte Demoiſelle Jartour beſſer gefallen: ſie hat
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wollte ſie mich anſtoßen und mich aufmerkſam machen,
daß ich hernach ſchon gar nicht mehr wußte, wohin
ich gucken ſollte.
Morgen, oder uͤbermorgen treffen Guillaume’s
ein. Jhr Cirkus iſt faſt fertig. Da haben ſich die
Zimmerleute geſputet.“
Vom 17. Juni.
„Geſtern gab Herr Guillaume ſeine erſte Vor-
ſtellung. Prachtvoll! Dieſe Kleidungen; dieſer Reich-
thum an Dienern und Muſikern; dieſe vortrefflichen
Reiter und Voltigeurs! Ach, und die Pferde! Jmmer
eines herrlicher als das andere! Hab’ ich Wunder
gemeint, was unſeres ſeeligen gnaͤdigen Barons Leib-
Schecke fuͤr ein Roß waͤre. Na, gute Nacht! Muͤßte
das ein Gluͤck ſein, auch ſo herumzujagen und das
Jubelgeſchrei der Menſchheit um ſich her zu hoͤren?
Die Reiter wurden wie berauſcht davon, ſie ſchrieen
zuletzt mit, aus voller Kehle, wenn ſie vorbeiſauſeten,
daß mir vom Zuhoͤren und Zuſehen der Athem aus-
ging. Solch’ ein Menſch moͤcht ich ſein, wie der
Furioſo; wie der unbeweglich auf ſeinem nackten
Roſſe ſtand und das flog unter ihm fort und er ſtand
immer feſt. Madame Adelaide iſt recht ſchoͤn; doch
mir koͤnnte Demoiſelle Jartour beſſer gefallen: ſie hat
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/304>, abgerufen am 24.11.2024.
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