weil wir Pfingsten haben, heute noch einen. Aber merk' Dir's, Ungethüm, den letzten! Pour toute la derniere fois, bis die neuen Aepfel kommen! -- Wenn ich dann noch bei euch bin, setzte er hinzu, mit einem Seufzer, dessen Bedeutung zu erklären, ich nicht unternehme.
Er begab sich nach dem Hintergrunde, wo durch angekettete Doggen bewacht, die zusammengeschobenen Fourgon's standen und wo er in einem derselben eine Art von Vorrathskammer angelegt, aus welcher nun der geringste der noch vorhandenen Aepfel ausgesucht wurde. Mit diesem, ihn schon von Weitem vorzei- gend, kehrte er zum Standort des zottigen Näschers, neckte ihn ein Weilchen, reichte ihm die ersehnte Frucht, zog sie wieder zurück, und spielte so mit dem unbe- hülflichen Geschöpf, über seine fruchtlosen Anstrengun- gen lachend. Da klapperte es an der Kassenthür, die zwar inwendig zugehackt, sich durch vertraute Hand von außen leicht öffnen ließ. Anton wendete das Gesicht nach dem Eingang. Die er mit ihrer Mutter in der Kirche gewöhnt, -- Laura trat ein.
Jch muß doch sehen, sprach sie, wie ein Ketzer, ein Huguenot -- (sie redeten immer französisch mit ein- ander), -- seine Andacht am heiligen Pfingstfest begeht?
weil wir Pfingſten haben, heute noch einen. Aber merk’ Dir’s, Ungethuͤm, den letzten! Pour toute la dernière fois, bis die neuen Aepfel kommen! — Wenn ich dann noch bei euch bin, ſetzte er hinzu, mit einem Seufzer, deſſen Bedeutung zu erklaͤren, ich nicht unternehme.
Er begab ſich nach dem Hintergrunde, wo durch angekettete Doggen bewacht, die zuſammengeſchobenen Fourgon’s ſtanden und wo er in einem derſelben eine Art von Vorrathskammer angelegt, aus welcher nun der geringſte der noch vorhandenen Aepfel ausgeſucht wurde. Mit dieſem, ihn ſchon von Weitem vorzei- gend, kehrte er zum Standort des zottigen Naͤſchers, neckte ihn ein Weilchen, reichte ihm die erſehnte Frucht, zog ſie wieder zuruͤck, und ſpielte ſo mit dem unbe- huͤlflichen Geſchoͤpf, uͤber ſeine fruchtloſen Anſtrengun- gen lachend. Da klapperte es an der Kaſſenthuͤr, die zwar inwendig zugehackt, ſich durch vertraute Hand von außen leicht oͤffnen ließ. Anton wendete das Geſicht nach dem Eingang. Die er mit ihrer Mutter in der Kirche gewoͤhnt, — Laura trat ein.
Jch muß doch ſehen, ſprach ſie, wie ein Ketzer, ein Huguenot — (ſie redeten immer franzoͤſiſch mit ein- ander), — ſeine Andacht am heiligen Pfingſtfeſt begeht?
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0286"n="270"/>
weil wir Pfingſten haben, heute noch einen. Aber<lb/>
merk’ Dir’s, Ungethuͤm, den letzten! <hirendition="#aq">Pour toute la<lb/>
dernière fois,</hi> bis die neuen Aepfel kommen! —<lb/>
Wenn ich dann noch bei euch bin, ſetzte er hinzu, mit<lb/>
einem Seufzer, deſſen Bedeutung zu erklaͤren, ich<lb/>
nicht unternehme.</p><lb/><p>Er begab ſich nach dem Hintergrunde, wo durch<lb/>
angekettete Doggen bewacht, die zuſammengeſchobenen<lb/>
Fourgon’s ſtanden und wo er in einem derſelben eine<lb/>
Art von Vorrathskammer angelegt, aus welcher nun<lb/>
der geringſte der noch vorhandenen Aepfel ausgeſucht<lb/>
wurde. Mit dieſem, ihn ſchon von Weitem vorzei-<lb/>
gend, kehrte er zum Standort des zottigen Naͤſchers,<lb/>
neckte ihn ein Weilchen, reichte ihm die erſehnte Frucht,<lb/>
zog ſie wieder zuruͤck, und ſpielte ſo mit dem unbe-<lb/>
huͤlflichen Geſchoͤpf, uͤber ſeine fruchtloſen Anſtrengun-<lb/>
gen lachend. Da klapperte es an der Kaſſenthuͤr, die<lb/>
zwar inwendig zugehackt, ſich durch vertraute Hand<lb/>
von außen leicht oͤffnen ließ. Anton wendete das<lb/>
Geſicht nach dem Eingang. Die er mit ihrer Mutter<lb/>
in der Kirche gewoͤhnt, — Laura trat ein.</p><lb/><p>Jch muß doch ſehen, ſprach ſie, wie ein Ketzer,<lb/>
ein Huguenot — (ſie redeten immer franzoͤſiſch mit ein-<lb/>
ander), —ſeine Andacht am heiligen Pfingſtfeſt begeht?</p><lb/></div></body></text></TEI>
[270/0286]
weil wir Pfingſten haben, heute noch einen. Aber
merk’ Dir’s, Ungethuͤm, den letzten! Pour toute la
dernière fois, bis die neuen Aepfel kommen! —
Wenn ich dann noch bei euch bin, ſetzte er hinzu, mit
einem Seufzer, deſſen Bedeutung zu erklaͤren, ich
nicht unternehme.
Er begab ſich nach dem Hintergrunde, wo durch
angekettete Doggen bewacht, die zuſammengeſchobenen
Fourgon’s ſtanden und wo er in einem derſelben eine
Art von Vorrathskammer angelegt, aus welcher nun
der geringſte der noch vorhandenen Aepfel ausgeſucht
wurde. Mit dieſem, ihn ſchon von Weitem vorzei-
gend, kehrte er zum Standort des zottigen Naͤſchers,
neckte ihn ein Weilchen, reichte ihm die erſehnte Frucht,
zog ſie wieder zuruͤck, und ſpielte ſo mit dem unbe-
huͤlflichen Geſchoͤpf, uͤber ſeine fruchtloſen Anſtrengun-
gen lachend. Da klapperte es an der Kaſſenthuͤr, die
zwar inwendig zugehackt, ſich durch vertraute Hand
von außen leicht oͤffnen ließ. Anton wendete das
Geſicht nach dem Eingang. Die er mit ihrer Mutter
in der Kirche gewoͤhnt, — Laura trat ein.
Jch muß doch ſehen, ſprach ſie, wie ein Ketzer,
ein Huguenot — (ſie redeten immer franzoͤſiſch mit ein-
ander), — ſeine Andacht am heiligen Pfingſtfeſt begeht?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/286>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.