Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

laut genug geführt, damit der Jnhalt desselben den
Platz am Ofen erreiche.

"Auf jeden Fall gehört er dazu!"

Freilich. Das graue Vieh, was da schwadronirt
wie ein getaufter Mensch, wird ihnen weggeflogen
sein, und da hat der Bursche zurückbleiben müssen,
um es wieder einzufangen?

"Natürlich, sie hatten ja einen ganzen Haufen
von solchem Ungeziefer bei sich."

Hört, Landsmann, -- rief Einer zu ihm hinüber,
ihr seid wohl auch aus der Menascherie, die gestern
hier durchzog?

Menascherie? Was ist das? fragte Anton.

"Was soll's sein? Wilde Bestien halt!"

Seh' ich denn aus wie eine wilde Bestie?

"Daß gerade nicht; aber wie Einer, der sie
herumführt. Sitzt ihm ja doch schon ein Vieh auf
der Achsel."

Daß ist keine wilde Bestie, ihr guten Leute; daß
ist ein zahmer, schöner Papagei.

"Wir seh'n schon, daß es kein Trampelthier ist
Deswegen gehört er halt doch auch zu den ausländi-
schen Viechern. Und weil er ihm so freundschaftlich
auf der Haut hängt, wie eine abgerichtete Laus, und

laut genug gefuͤhrt, damit der Jnhalt deſſelben den
Platz am Ofen erreiche.

„Auf jeden Fall gehoͤrt er dazu!“

Freilich. Das graue Vieh, was da ſchwadronirt
wie ein getaufter Menſch, wird ihnen weggeflogen
ſein, und da hat der Burſche zuruͤckbleiben muͤſſen,
um es wieder einzufangen?

„Natuͤrlich, ſie hatten ja einen ganzen Haufen
von ſolchem Ungeziefer bei ſich.“

Hoͤrt, Landsmann, — rief Einer zu ihm hinuͤber,
ihr ſeid wohl auch aus der Menaſcherie, die geſtern
hier durchzog?

Menaſcherie? Was iſt das? fragte Anton.

„Was ſoll’s ſein? Wilde Beſtien halt!“

Seh’ ich denn aus wie eine wilde Beſtie?

„Daß gerade nicht; aber wie Einer, der ſie
herumfuͤhrt. Sitzt ihm ja doch ſchon ein Vieh auf
der Achſel.“

Daß iſt keine wilde Beſtie, ihr guten Leute; daß
iſt ein zahmer, ſchoͤner Papagei.

„Wir ſeh’n ſchon, daß es kein Trampelthier iſt
Deswegen gehoͤrt er halt doch auch zu den auslaͤndi-
ſchen Viechern. Und weil er ihm ſo freundſchaftlich
auf der Haut haͤngt, wie eine abgerichtete Laus, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0252" n="236"/>
laut genug gefu&#x0364;hrt, damit der Jnhalt de&#x017F;&#x017F;elben den<lb/>
Platz am Ofen erreiche.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Auf jeden Fall geho&#x0364;rt er dazu!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Freilich. Das graue Vieh, was da &#x017F;chwadronirt<lb/>
wie ein getaufter Men&#x017F;ch, wird ihnen weggeflogen<lb/>
&#x017F;ein, und da hat der Bur&#x017F;che zuru&#x0364;ckbleiben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
um es wieder einzufangen?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Natu&#x0364;rlich, &#x017F;ie hatten ja einen ganzen Haufen<lb/>
von &#x017F;olchem Ungeziefer bei &#x017F;ich.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ho&#x0364;rt, Landsmann, &#x2014; rief Einer zu ihm hinu&#x0364;ber,<lb/>
ihr &#x017F;eid wohl auch aus der Mena&#x017F;cherie, die ge&#x017F;tern<lb/>
hier durchzog?</p><lb/>
        <p>Mena&#x017F;cherie? Was i&#x017F;t das? fragte Anton.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was &#x017F;oll&#x2019;s &#x017F;ein? Wilde Be&#x017F;tien halt!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Seh&#x2019; ich denn aus wie eine wilde Be&#x017F;tie?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Daß gerade nicht; aber wie Einer, der &#x017F;ie<lb/>
herumfu&#x0364;hrt. Sitzt ihm ja doch &#x017F;chon ein Vieh auf<lb/>
der Ach&#x017F;el.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Daß i&#x017F;t keine wilde Be&#x017F;tie, ihr guten Leute; daß<lb/>
i&#x017F;t ein zahmer, &#x017F;cho&#x0364;ner Papagei.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wir &#x017F;eh&#x2019;n &#x017F;chon, daß es kein Trampelthier i&#x017F;t<lb/>
Deswegen geho&#x0364;rt er halt doch auch zu den ausla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen Viechern. Und weil er ihm &#x017F;o freund&#x017F;chaftlich<lb/>
auf der Haut ha&#x0364;ngt, wie eine abgerichtete Laus, und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0252] laut genug gefuͤhrt, damit der Jnhalt deſſelben den Platz am Ofen erreiche. „Auf jeden Fall gehoͤrt er dazu!“ Freilich. Das graue Vieh, was da ſchwadronirt wie ein getaufter Menſch, wird ihnen weggeflogen ſein, und da hat der Burſche zuruͤckbleiben muͤſſen, um es wieder einzufangen? „Natuͤrlich, ſie hatten ja einen ganzen Haufen von ſolchem Ungeziefer bei ſich.“ Hoͤrt, Landsmann, — rief Einer zu ihm hinuͤber, ihr ſeid wohl auch aus der Menaſcherie, die geſtern hier durchzog? Menaſcherie? Was iſt das? fragte Anton. „Was ſoll’s ſein? Wilde Beſtien halt!“ Seh’ ich denn aus wie eine wilde Beſtie? „Daß gerade nicht; aber wie Einer, der ſie herumfuͤhrt. Sitzt ihm ja doch ſchon ein Vieh auf der Achſel.“ Daß iſt keine wilde Beſtie, ihr guten Leute; daß iſt ein zahmer, ſchoͤner Papagei. „Wir ſeh’n ſchon, daß es kein Trampelthier iſt Deswegen gehoͤrt er halt doch auch zu den auslaͤndi- ſchen Viechern. Und weil er ihm ſo freundſchaftlich auf der Haut haͤngt, wie eine abgerichtete Laus, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/252
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/252>, abgerufen am 22.11.2024.