Blume strafbarer Liebe noch besser als bisher ver- bergen zu können? Das letztere hauptsächlich in zarter Rücksicht für Anton, dem sie durchaus die Wahrheit nicht zeigen wollte: theils aus Stolz, denn sie schämte sich ihrer; theils aus Liebe, denn sie wollte ihn durch unerfüllbare Hoffnungen nicht unglücklich wissen.
Anton glaubte denn auch mit herzdurchschneiden- der, martervoller Wonne der Eifersucht, daß Theodor sein beglückter Nebenbuhler sei, und gab sich den Qualen dieser wahnsinnigsten aller Leidenschaften mit Wollust hin. Dabei jedoch bezweifelte seine reine Seele, daß ihre Gefühle auf würdige Weise erwiedert würden, denn er gedachte des Auftrittes mit Bärbel! Und doch wieder fand er im eigenen Busen und im eigenen Schuldbewußtsein die Mög- lichkeit, daß ein unerfahrener Jüngling hier liebend anbeten und dort zitternd begehren könne: beides zugleich! Und wenn etwas Aehnliches bei ihm mög- lich gewesen, warum sollt' es bei dem welterfahrenen Sohne der großen Stadt unmöglich sein? Was er in sich durchkämpfen mußte, ohne mit einer Aeußerung des Vertrauens seinem gepreßten Herzen Luft machen, ohne sich einem befreundeten Wesen seines Alters mittheilen zu dürfen, peinigte den armen Jungen,
Blume ſtrafbarer Liebe noch beſſer als bisher ver- bergen zu koͤnnen? Das letztere hauptſaͤchlich in zarter Ruͤckſicht fuͤr Anton, dem ſie durchaus die Wahrheit nicht zeigen wollte: theils aus Stolz, denn ſie ſchaͤmte ſich ihrer; theils aus Liebe, denn ſie wollte ihn durch unerfuͤllbare Hoffnungen nicht ungluͤcklich wiſſen.
Anton glaubte denn auch mit herzdurchſchneiden- der, martervoller Wonne der Eiferſucht, daß Theodor ſein begluͤckter Nebenbuhler ſei, und gab ſich den Qualen dieſer wahnſinnigſten aller Leidenſchaften mit Wolluſt hin. Dabei jedoch bezweifelte ſeine reine Seele, daß ihre Gefuͤhle auf wuͤrdige Weiſe erwiedert wuͤrden, denn er gedachte des Auftrittes mit Baͤrbel! Und doch wieder fand er im eigenen Buſen und im eigenen Schuldbewußtſein die Moͤg- lichkeit, daß ein unerfahrener Juͤngling hier liebend anbeten und dort zitternd begehren koͤnne: beides zugleich! Und wenn etwas Aehnliches bei ihm moͤg- lich geweſen, warum ſollt’ es bei dem welterfahrenen Sohne der großen Stadt unmoͤglich ſein? Was er in ſich durchkaͤmpfen mußte, ohne mit einer Aeußerung des Vertrauens ſeinem gepreßten Herzen Luft machen, ohne ſich einem befreundeten Weſen ſeines Alters mittheilen zu duͤrfen, peinigte den armen Jungen,
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Blume ſtrafbarer Liebe noch beſſer als bisher ver-
bergen zu koͤnnen? Das letztere hauptſaͤchlich in zarter
Ruͤckſicht fuͤr Anton, dem ſie durchaus die Wahrheit
nicht zeigen wollte: theils aus Stolz, denn ſie ſchaͤmte
ſich ihrer; theils aus Liebe, denn ſie wollte ihn durch
unerfuͤllbare Hoffnungen nicht ungluͤcklich wiſſen.
Anton glaubte denn auch mit herzdurchſchneiden-
der, martervoller Wonne der Eiferſucht, daß Theodor
ſein begluͤckter Nebenbuhler ſei, und gab ſich den
Qualen dieſer wahnſinnigſten aller Leidenſchaften
mit Wolluſt hin. Dabei jedoch bezweifelte ſeine
reine Seele, daß ihre Gefuͤhle auf wuͤrdige Weiſe
erwiedert wuͤrden, denn er gedachte des Auftrittes
mit Baͤrbel! Und doch wieder fand er im eigenen
Buſen und im eigenen Schuldbewußtſein die Moͤg-
lichkeit, daß ein unerfahrener Juͤngling hier liebend
anbeten und dort zitternd begehren koͤnne: beides
zugleich! Und wenn etwas Aehnliches bei ihm moͤg-
lich geweſen, warum ſollt’ es bei dem welterfahrenen
Sohne der großen Stadt unmoͤglich ſein? Was er in
ſich durchkaͤmpfen mußte, ohne mit einer Aeußerung
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/176>, abgerufen am 24.11.2024.
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