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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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zu machen, mußte er halb in der Luft hängen bleiben,
weil unter ihm Bärbel, -- die er längst auf raschester
Flucht zum langen Samuel wähnte, -- und dieser
zur Seite Theodor standen. Der junge van der Helfft,
vom Tanze mit Ottilien ein wenig aufgeregt, als er
bemerkte, daß er zu bemerken beginne, wie sie "gar
nicht so übel sei," hatte sich die väterlichen Lehren
in's Gedächtniß gerufen, unter denen die fürnehmste
dahin ausging: er möge sich um Gotteswillen von
keiner jener Bettelbaronessen eine Schlinge um den
Hals werfen lassen, weil so etwas dem "Projekt"
schaden könne. Dieser Lehre wieder eingedenk in dem
Augenblick, wo er zu spüren anfing, daß einige Nei-
gung in ihm erwache, sich für die "Misere" des Lie-
benauer Balles bei Ottilien zu entschädigen, besiegte
er solche flüchtige Neigung ohne Mühe und begab sich
in's Freie, unter dem Vorwande, frische Luft zu
schöpfen, was seinem Kopfschmerz gut thun würde.
Ein böser Stern wollte, -- (meine Leser werden, wie
ich fürchte, lange warten müssen, bevor sie erfahren,
was ich damit meine?) -- daß er in die wilde Wein-
laube trat, wie gerade aus deren Bogenwölbung
Bärbel sich hernieder ließ. So dunkel war es nicht,

zu machen, mußte er halb in der Luft haͤngen bleiben,
weil unter ihm Baͤrbel, — die er laͤngſt auf raſcheſter
Flucht zum langen Samuel waͤhnte, — und dieſer
zur Seite Theodor ſtanden. Der junge van der Helfft,
vom Tanze mit Ottilien ein wenig aufgeregt, als er
bemerkte, daß er zu bemerken beginne, wie ſie „gar
nicht ſo uͤbel ſei,“ hatte ſich die vaͤterlichen Lehren
in’s Gedaͤchtniß gerufen, unter denen die fuͤrnehmſte
dahin ausging: er moͤge ſich um Gotteswillen von
keiner jener Bettelbaroneſſen eine Schlinge um den
Hals werfen laſſen, weil ſo etwas dem „Projekt“
ſchaden koͤnne. Dieſer Lehre wieder eingedenk in dem
Augenblick, wo er zu ſpuͤren anfing, daß einige Nei-
gung in ihm erwache, ſich fuͤr die „Miſère“ des Lie-
benauer Balles bei Ottilien zu entſchaͤdigen, beſiegte
er ſolche fluͤchtige Neigung ohne Muͤhe und begab ſich
in’s Freie, unter dem Vorwande, friſche Luft zu
ſchoͤpfen, was ſeinem Kopfſchmerz gut thun wuͤrde.
Ein boͤſer Stern wollte, — (meine Leſer werden, wie
ich fuͤrchte, lange warten muͤſſen, bevor ſie erfahren,
was ich damit meine?) — daß er in die wilde Wein-
laube trat, wie gerade aus deren Bogenwoͤlbung
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[139/0155] zu machen, mußte er halb in der Luft haͤngen bleiben, weil unter ihm Baͤrbel, — die er laͤngſt auf raſcheſter Flucht zum langen Samuel waͤhnte, — und dieſer zur Seite Theodor ſtanden. Der junge van der Helfft, vom Tanze mit Ottilien ein wenig aufgeregt, als er bemerkte, daß er zu bemerken beginne, wie ſie „gar nicht ſo uͤbel ſei,“ hatte ſich die vaͤterlichen Lehren in’s Gedaͤchtniß gerufen, unter denen die fuͤrnehmſte dahin ausging: er moͤge ſich um Gotteswillen von keiner jener Bettelbaroneſſen eine Schlinge um den Hals werfen laſſen, weil ſo etwas dem „Projekt“ ſchaden koͤnne. Dieſer Lehre wieder eingedenk in dem Augenblick, wo er zu ſpuͤren anfing, daß einige Nei- gung in ihm erwache, ſich fuͤr die „Miſère“ des Lie- benauer Balles bei Ottilien zu entſchaͤdigen, beſiegte er ſolche fluͤchtige Neigung ohne Muͤhe und begab ſich in’s Freie, unter dem Vorwande, friſche Luft zu ſchoͤpfen, was ſeinem Kopfſchmerz gut thun wuͤrde. Ein boͤſer Stern wollte, — (meine Leſer werden, wie ich fuͤrchte, lange warten muͤſſen, bevor ſie erfahren, was ich damit meine?) — daß er in die wilde Wein- laube trat, wie gerade aus deren Bogenwoͤlbung Baͤrbel ſich hernieder ließ. So dunkel war es nicht,

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/155>, abgerufen am 22.11.2024.