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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] hinaus lauffen/ ja wann mehr in der Hütten sind/ ein
Jeder was helffen/ und dort und da aus und einkommen
möge. Man macht zugleich von der Hütten aus/ Creutz-
weiszugerichtete von Bäumen oder Sträuchen vier ver-
deckte Gänge biß an den Graben/ auch neben diesen Gän-
gen einige Schwibbögen und Unterstände/ von zusamm ge-
flochtenen oder natürlichen ineinander gewachsenen Ae-
sten/ wo es sich etwan schicket in der Tesa, daß ihr mehr/
oder wol gar eine Gesellschafft unverhindert der andern/
wie der Fang von statten gehe/ zusehen/ und des Lustes
geniessen möge. Diese Gänge macht man Mannshoch/
zugespitzt/ von Hundbeerstauden und dergleichen/ bee-
derseits mit kleinen Thürlein/ Lucken oder Fenstern/ a-
ber zimlich enge/ nur daß ein Mann durchkommen mö-
ge. Diese Gänge werden von den Görtzern und
Triestern Carrette genannt/ doch sollen sie oben und
allenthalben (wie der Zaun) glatt und wol gestutzt
seyn/ daß die Vögel nicht darauf trauen anzusitzen.

Die natürliche Tesen, wo die Bäume eingewur-
tzelt stehen/ wird meistens mit Eychen und Aeschen be-
setzt/ und damit man nicht lang darauf warten dörffe;
kan man zu Eingang oder Ende des Winters/ bey noch
gefrornem Erdreich/ dergleichen schon wol erwachsene
schier Arms-dicke Bäumlein/ mit der Wurtzen/ völli-
gen Aesten/ und anhangender Erden in der Wildniß/
oder wo sie zu bekommen/ ausgraben/ und solcher Ge-
stalt zu Anlegung/ Aufbringung oder Ergäntzung der
Tesa, in selbige einsetzen/ hierzu aber/ muß man zimlich
tieffe und weite Gruben/ nach Gelegenheit des Gewäch-
ses machen/ damit sie desto besser fortkommen und ge-
deyen mögen. Zu mehrerm Vortheil/ kan man vorher
im Früling/ die ausgesehne und tüchtige Bäumlein und
in der Höhe/ wie sie in die Tesa taugen/ an den Aesten
und Stämmen zurichten und abnehmen/ auf daß sie
sich desto besser ausbreiten und büschichter werden/ so
kan man sie gleich im Herbst darauf also desto beque-
mer und geschicklicher in die Tesa bringen/ diß hilfft so-
thanes Weidwerck trefflich befördern.

Man soll auch diese in der Tesa stehenden Bäume/
so wol vor/ als nach der Versetzung/ und so fort jähr-
lich/ nicht allein im Früling/ sondern auch im Julio/ was
sie neues angetrieben haben/ wegschneiden und abglei-
chen/ so treiben sie darauf desto schöner/ und behalten
das Laub/ biß in den spaten Herbst hinaus/ desto grüner
und frischer/ welches nicht allein bey den Richt-Bäu-
men/ sondern auch bey den Zaun/ Gängen und Carret-
ten zu beobachten/ wann man im Herbst eine zierliche
und nutzbare Vogel-Richtung haben will. Vor allen
[Spaltenumbruch] ist dieses bey den lebendigen Zäunen hoch vonnöthen/
daß sie die gebührende Höhe nie überwachsen/ damit
die Vögel sich hernach nicht lieber darauf setzen/ als auf
die Richtstäblein.

Die Richt-Bäume werden nicht in geraden Zei-
len/ oder in gewisse Ordnung/ eingetheilt/ sondern wie es
sich nach ihrer Grösse und Dicke thun lässet/ vier biß
sechs Schritt/ auch weiter oder enger/ der Gelegenheit
und Augenmaß nach/ bald neben/ bald vor und hinter
einander eingesetzt/ und wird dabey nur diß in acht ge-
nommen: daß die Aeste der Bäume/ an welche man zu
richten vermeynt/ auf drey Spannen weit voneinander
kommen/ in dem übrigen aber die Tesa insonderheit un-
ten her/ das ist vom Boden hinauf/ wol finster werden
möge; massen man dann zu solchem Ende/ die am
Stammen von unten hinauf herfürschiessende Aestlein/
auch das anwachsende Mieß nicht herab nimmt/ noch
den Stammen unten her viel säubert/ sondern nur was
von dergleichen Aestlein zu weit hinaus reichet/ mit Wi-
den und Felberrüthlein zum Stammen hinzu bindet/
damit alles wol grün und natürlich aussehe/ und gegen
dem Boden desto finsterer seye. Es müssen auch die
Richtstäbe mit den Leimruten also eingetheilt seyn/ daß
man von einem auf den andern nicht gerade sehen mö-
ge/ sondern allzeit ein wenig abseits/ damit die hinab-
fallende Vögel/ die noch ungefangene und erst ankom-
mende Fremdling nicht erschrecken und schüchter ma-
chen.

Wann aber die Bäume ziemlich weit voneinander
gesetzt sind/ muß man sie obenher desto breiter ziegeln/
damit die Aeste so nahe zusammen kommen/ daß die
Richtstäblein/ die man einbinden muß/ nicht allzuweit
voneinander gehen/ welche Bäume aber enger beysam-
men stehen/ oder von sich selbst aufwachsen/ muß man
wol zuruck halten/ und sie mit Schneiden und Stümmlen
im Herbst und Frühling zu gebührlicher Maß bringen
und angleichen. Wobey zu mercken/ daß nicht von-
nöthen/ daß an einem jeden Baum gerichtet werde/ son-
dern man kan auf der Tesa so viel Bäume richten als
man will/ wann gleich deren eine grosse Anzahl/ und
die Tesa zimlich groß ist/ die übrigen Bäume kan man
wol abgeebnet und gestümmelt/ zum Schatten und zur
Zier ungerichtet lassen; hingegen mögen an manchem
Richt-Baum/ der an einem guten Ort stehet/ wol zwey
biß drey Richtstäblein angelegt/ oder die natürlichen
selbst gewachsenen Aeste an den Bäumen an Statt der
Richtstäblein gebraucht und darauf gerichtet werden/
wie oben in der Figur sub a, b, c, zu sehen ist.

Cap. CXVI.
Wie die Tesa zu richten.
[Spaltenumbruch]

BEy Setzung der Richtstäblein/ und deren Unter-
scheid/ ist in acht zu nehmen/ ob man nur Fincken
und dergleichen kleine Vögel/ oder aber Halb-
Vögel/ als Droscheln/ Mistler und Amseln darinnen
fangen will; dann im Fall der Noth/ kan man wol eine
Tesa zu grössern und kleinern Vögeln zugleich gebrau-
chen; es sey aber angesehen/ auf was es wolle/ müssen
die Richtstäblein oder Richtäste/ zwar so viel es möglich
in dem Schatten stehen/ damit der Leim von der Son-
nen nicht viel berühret werde/ jedoch sollen sie dennoch
[Spaltenumbruch] wol in die Liechten heraus kommen/ und genug sichtbar
seyn/ damit die Vögel gern darauf ansitzen/ wobey der
Augenschein und die Gelegenheit selbst die Anweisung
geben.

Die Richtbäume/ darauf man richten will/ sollen
auf selbiger Seiten obenher was weniger/ und untenher
schrembsweise/ was mehr ausgeschneittet werden/ da-
mit die gefangene Vögel frey herab auf den Boden fal-
len mögen/ und in den heruntrigen Seitenästen nicht
stecken/ und also sich vom Leim losstreiffen mögen;

sollen

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] hinaus lauffen/ ja wann mehr in der Huͤtten ſind/ ein
Jeder was helffen/ und dort und da aus und einkommen
moͤge. Man macht zugleich von der Huͤtten aus/ Creutz-
weiszugerichtete von Baͤumen oder Straͤuchen vier ver-
deckte Gaͤnge biß an den Grabẽ/ auch neben dieſen Gaͤn-
gen einige Schwibboͤgen und Unterſtaͤnde/ von zuſam̃ ge-
flochtenen oder natuͤrlichen ineinander gewachſenen Ae-
ſten/ wo es ſich etwan ſchicket in der Teſa, daß ihr mehr/
oder wol gar eine Geſellſchafft unverhindert der andern/
wie der Fang von ſtatten gehe/ zuſehen/ und des Luſtes
genieſſen moͤge. Dieſe Gaͤnge macht man Mannshoch/
zugeſpitzt/ von Hundbeerſtauden und dergleichen/ bee-
derſeits mit kleinen Thuͤrlein/ Lucken oder Fenſtern/ a-
ber zimlich enge/ nur daß ein Mann durchkommen moͤ-
ge. Dieſe Gaͤnge werden von den Goͤrtzern und
Trieſtern Carrette genannt/ doch ſollen ſie oben und
allenthalben (wie der Zaun) glatt und wol geſtutzt
ſeyn/ daß die Voͤgel nicht darauf trauen anzuſitzen.

Die natuͤrliche Teſen, wo die Baͤume eingewur-
tzelt ſtehen/ wird meiſtens mit Eychen und Aeſchen be-
ſetzt/ und damit man nicht lang darauf warten doͤrffe;
kan man zu Eingang oder Ende des Winters/ bey noch
gefrornem Erdreich/ dergleichen ſchon wol erwachſene
ſchier Arms-dicke Baͤumlein/ mit der Wurtzen/ voͤlli-
gen Aeſten/ und anhangender Erden in der Wildniß/
oder wo ſie zu bekommen/ ausgraben/ und ſolcher Ge-
ſtalt zu Anlegung/ Aufbringung oder Ergaͤntzung der
Teſa, in ſelbige einſetzen/ hierzu aber/ muß man zimlich
tieffe und weite Gruben/ nach Gelegenheit des Gewaͤch-
ſes machen/ damit ſie deſto beſſer fortkommen und ge-
deyen moͤgen. Zu mehrerm Vortheil/ kan man vorher
im Fruͤling/ die ausgeſehne und tuͤchtige Baͤumlein und
in der Hoͤhe/ wie ſie in die Teſa taugen/ an den Aeſten
und Staͤmmen zurichten und abnehmen/ auf daß ſie
ſich deſto beſſer ausbreiten und buͤſchichter werden/ ſo
kan man ſie gleich im Herbſt darauf alſo deſto beque-
mer und geſchicklicher in die Teſa bringen/ diß hilfft ſo-
thanes Weidwerck trefflich befoͤrdern.

Man ſoll auch dieſe in der Teſa ſtehenden Baͤume/
ſo wol vor/ als nach der Verſetzung/ und ſo fort jaͤhr-
lich/ nicht allein im Fruͤling/ ſondern auch im Julio/ was
ſie neues angetrieben haben/ wegſchneiden und abglei-
chen/ ſo treiben ſie darauf deſto ſchoͤner/ und behalten
das Laub/ biß in den ſpaten Herbſt hinaus/ deſto gruͤner
und friſcher/ welches nicht allein bey den Richt-Baͤu-
men/ ſondern auch bey den Zaun/ Gaͤngen und Carret-
ten zu beobachten/ wann man im Herbſt eine zierliche
und nutzbare Vogel-Richtung haben will. Vor allen
[Spaltenumbruch] iſt dieſes bey den lebendigen Zaͤunen hoch vonnoͤthen/
daß ſie die gebuͤhrende Hoͤhe nie uͤberwachſen/ damit
die Voͤgel ſich hernach nicht lieber darauf ſetzen/ als auf
die Richtſtaͤblein.

Die Richt-Baͤume werden nicht in geraden Zei-
len/ oder in gewiſſe Ordnung/ eingetheilt/ ſondern wie es
ſich nach ihrer Groͤſſe und Dicke thun laͤſſet/ vier biß
ſechs Schritt/ auch weiter oder enger/ der Gelegenheit
und Augenmaß nach/ bald neben/ bald vor und hinter
einander eingeſetzt/ und wird dabey nur diß in acht ge-
nommen: daß die Aeſte der Baͤume/ an welche man zu
richten vermeynt/ auf drey Spannen weit voneinander
kommen/ in dem uͤbrigen aber die Teſa inſonderheit un-
ten her/ das iſt vom Boden hinauf/ wol finſter werden
moͤge; maſſen man dann zu ſolchem Ende/ die am
Stammen von unten hinauf herfuͤrſchieſſende Aeſtlein/
auch das anwachſende Mieß nicht herab nimmt/ noch
den Stammen unten her viel ſaͤubert/ ſondern nur was
von dergleichen Aeſtlein zu weit hinaus reichet/ mit Wi-
den und Felberruͤthlein zum Stammen hinzu bindet/
damit alles wol gruͤn und natuͤrlich ausſehe/ und gegen
dem Boden deſto finſterer ſeye. Es muͤſſen auch die
Richtſtaͤbe mit den Leimruten alſo eingetheilt ſeyn/ daß
man von einem auf den andern nicht gerade ſehen moͤ-
ge/ ſondern allzeit ein wenig abſeits/ damit die hinab-
fallende Voͤgel/ die noch ungefangene und erſt ankom-
mende Fremdling nicht erſchrecken und ſchuͤchter ma-
chen.

Wann aber die Baͤume ziemlich weit voneinander
geſetzt ſind/ muß man ſie obenher deſto breiter ziegeln/
damit die Aeſte ſo nahe zuſammen kommen/ daß die
Richtſtaͤblein/ die man einbinden muß/ nicht allzuweit
voneinander gehen/ welche Baͤume aber enger beyſam-
men ſtehen/ oder von ſich ſelbſt aufwachſen/ muß man
wol zuruck halten/ und ſie mit Schneiden und Stuͤm̃len
im Herbſt und Fruͤhling zu gebuͤhrlicher Maß bringen
und angleichen. Wobey zu mercken/ daß nicht von-
noͤthen/ daß an einem jeden Baum gerichtet werde/ ſon-
dern man kan auf der Teſa ſo viel Baͤume richten als
man will/ wann gleich deren eine groſſe Anzahl/ und
die Teſa zimlich groß iſt/ die uͤbrigen Baͤume kan man
wol abgeebnet und geſtuͤmmelt/ zum Schatten und zur
Zier ungerichtet laſſen; hingegen moͤgen an manchem
Richt-Baum/ der an einem guten Ort ſtehet/ wol zwey
biß drey Richtſtaͤblein angelegt/ oder die natuͤrlichen
ſelbſt gewachſenen Aeſte an den Baͤumen an Statt der
Richtſtaͤblein gebraucht und darauf gerichtet werden/
wie oben in der Figur ſub a, b, c, zu ſehen iſt.

Cap. CXVI.
Wie die Teſa zu richten.
[Spaltenumbruch]

BEy Setzung der Richtſtaͤblein/ und deren Unter-
ſcheid/ iſt in acht zu nehmen/ ob man nur Fincken
und dergleichen kleine Voͤgel/ oder aber Halb-
Voͤgel/ als Droſcheln/ Miſtler und Amſeln darinnen
fangen will; dann im Fall der Noth/ kan man wol eine
Teſa zu groͤſſern und kleinern Voͤgeln zugleich gebrau-
chen; es ſey aber angeſehen/ auf was es wolle/ muͤſſen
die Richtſtaͤblein oder Richtaͤſte/ zwar ſo viel es moͤglich
in dem Schatten ſtehen/ damit der Leim von der Son-
nen nicht viel beruͤhret werde/ jedoch ſollen ſie dennoch
[Spaltenumbruch] wol in die Liechten heraus kommen/ und genug ſichtbar
ſeyn/ damit die Voͤgel gern darauf anſitzen/ wobey der
Augenſchein und die Gelegenheit ſelbſt die Anweiſung
geben.

Die Richtbaͤume/ darauf man richten will/ ſollen
auf ſelbiger Seiten obenher was weniger/ und untenher
ſchrembsweiſe/ was mehr ausgeſchneittet werden/ da-
mit die gefangene Voͤgel frey herab auf den Boden fal-
len moͤgen/ und in den heruntrigen Seitenaͤſten nicht
ſtecken/ und alſo ſich vom Leim losſtreiffen moͤgen;

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[698/0716] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens hinaus lauffen/ ja wann mehr in der Huͤtten ſind/ ein Jeder was helffen/ und dort und da aus und einkommen moͤge. Man macht zugleich von der Huͤtten aus/ Creutz- weiszugerichtete von Baͤumen oder Straͤuchen vier ver- deckte Gaͤnge biß an den Grabẽ/ auch neben dieſen Gaͤn- gen einige Schwibboͤgen und Unterſtaͤnde/ von zuſam̃ ge- flochtenen oder natuͤrlichen ineinander gewachſenen Ae- ſten/ wo es ſich etwan ſchicket in der Teſa, daß ihr mehr/ oder wol gar eine Geſellſchafft unverhindert der andern/ wie der Fang von ſtatten gehe/ zuſehen/ und des Luſtes genieſſen moͤge. Dieſe Gaͤnge macht man Mannshoch/ zugeſpitzt/ von Hundbeerſtauden und dergleichen/ bee- derſeits mit kleinen Thuͤrlein/ Lucken oder Fenſtern/ a- ber zimlich enge/ nur daß ein Mann durchkommen moͤ- ge. Dieſe Gaͤnge werden von den Goͤrtzern und Trieſtern Carrette genannt/ doch ſollen ſie oben und allenthalben (wie der Zaun) glatt und wol geſtutzt ſeyn/ daß die Voͤgel nicht darauf trauen anzuſitzen. Die natuͤrliche Teſen, wo die Baͤume eingewur- tzelt ſtehen/ wird meiſtens mit Eychen und Aeſchen be- ſetzt/ und damit man nicht lang darauf warten doͤrffe; kan man zu Eingang oder Ende des Winters/ bey noch gefrornem Erdreich/ dergleichen ſchon wol erwachſene ſchier Arms-dicke Baͤumlein/ mit der Wurtzen/ voͤlli- gen Aeſten/ und anhangender Erden in der Wildniß/ oder wo ſie zu bekommen/ ausgraben/ und ſolcher Ge- ſtalt zu Anlegung/ Aufbringung oder Ergaͤntzung der Teſa, in ſelbige einſetzen/ hierzu aber/ muß man zimlich tieffe und weite Gruben/ nach Gelegenheit des Gewaͤch- ſes machen/ damit ſie deſto beſſer fortkommen und ge- deyen moͤgen. Zu mehrerm Vortheil/ kan man vorher im Fruͤling/ die ausgeſehne und tuͤchtige Baͤumlein und in der Hoͤhe/ wie ſie in die Teſa taugen/ an den Aeſten und Staͤmmen zurichten und abnehmen/ auf daß ſie ſich deſto beſſer ausbreiten und buͤſchichter werden/ ſo kan man ſie gleich im Herbſt darauf alſo deſto beque- mer und geſchicklicher in die Teſa bringen/ diß hilfft ſo- thanes Weidwerck trefflich befoͤrdern. Man ſoll auch dieſe in der Teſa ſtehenden Baͤume/ ſo wol vor/ als nach der Verſetzung/ und ſo fort jaͤhr- lich/ nicht allein im Fruͤling/ ſondern auch im Julio/ was ſie neues angetrieben haben/ wegſchneiden und abglei- chen/ ſo treiben ſie darauf deſto ſchoͤner/ und behalten das Laub/ biß in den ſpaten Herbſt hinaus/ deſto gruͤner und friſcher/ welches nicht allein bey den Richt-Baͤu- men/ ſondern auch bey den Zaun/ Gaͤngen und Carret- ten zu beobachten/ wann man im Herbſt eine zierliche und nutzbare Vogel-Richtung haben will. Vor allen iſt dieſes bey den lebendigen Zaͤunen hoch vonnoͤthen/ daß ſie die gebuͤhrende Hoͤhe nie uͤberwachſen/ damit die Voͤgel ſich hernach nicht lieber darauf ſetzen/ als auf die Richtſtaͤblein. Die Richt-Baͤume werden nicht in geraden Zei- len/ oder in gewiſſe Ordnung/ eingetheilt/ ſondern wie es ſich nach ihrer Groͤſſe und Dicke thun laͤſſet/ vier biß ſechs Schritt/ auch weiter oder enger/ der Gelegenheit und Augenmaß nach/ bald neben/ bald vor und hinter einander eingeſetzt/ und wird dabey nur diß in acht ge- nommen: daß die Aeſte der Baͤume/ an welche man zu richten vermeynt/ auf drey Spannen weit voneinander kommen/ in dem uͤbrigen aber die Teſa inſonderheit un- ten her/ das iſt vom Boden hinauf/ wol finſter werden moͤge; maſſen man dann zu ſolchem Ende/ die am Stammen von unten hinauf herfuͤrſchieſſende Aeſtlein/ auch das anwachſende Mieß nicht herab nimmt/ noch den Stammen unten her viel ſaͤubert/ ſondern nur was von dergleichen Aeſtlein zu weit hinaus reichet/ mit Wi- den und Felberruͤthlein zum Stammen hinzu bindet/ damit alles wol gruͤn und natuͤrlich ausſehe/ und gegen dem Boden deſto finſterer ſeye. Es muͤſſen auch die Richtſtaͤbe mit den Leimruten alſo eingetheilt ſeyn/ daß man von einem auf den andern nicht gerade ſehen moͤ- ge/ ſondern allzeit ein wenig abſeits/ damit die hinab- fallende Voͤgel/ die noch ungefangene und erſt ankom- mende Fremdling nicht erſchrecken und ſchuͤchter ma- chen. Wann aber die Baͤume ziemlich weit voneinander geſetzt ſind/ muß man ſie obenher deſto breiter ziegeln/ damit die Aeſte ſo nahe zuſammen kommen/ daß die Richtſtaͤblein/ die man einbinden muß/ nicht allzuweit voneinander gehen/ welche Baͤume aber enger beyſam- men ſtehen/ oder von ſich ſelbſt aufwachſen/ muß man wol zuruck halten/ und ſie mit Schneiden und Stuͤm̃len im Herbſt und Fruͤhling zu gebuͤhrlicher Maß bringen und angleichen. Wobey zu mercken/ daß nicht von- noͤthen/ daß an einem jeden Baum gerichtet werde/ ſon- dern man kan auf der Teſa ſo viel Baͤume richten als man will/ wann gleich deren eine groſſe Anzahl/ und die Teſa zimlich groß iſt/ die uͤbrigen Baͤume kan man wol abgeebnet und geſtuͤmmelt/ zum Schatten und zur Zier ungerichtet laſſen; hingegen moͤgen an manchem Richt-Baum/ der an einem guten Ort ſtehet/ wol zwey biß drey Richtſtaͤblein angelegt/ oder die natuͤrlichen ſelbſt gewachſenen Aeſte an den Baͤumen an Statt der Richtſtaͤblein gebraucht und darauf gerichtet werden/ wie oben in der Figur ſub a, b, c, zu ſehen iſt. Cap. CXVI. Wie die Teſa zu richten. BEy Setzung der Richtſtaͤblein/ und deren Unter- ſcheid/ iſt in acht zu nehmen/ ob man nur Fincken und dergleichen kleine Voͤgel/ oder aber Halb- Voͤgel/ als Droſcheln/ Miſtler und Amſeln darinnen fangen will; dann im Fall der Noth/ kan man wol eine Teſa zu groͤſſern und kleinern Voͤgeln zugleich gebrau- chen; es ſey aber angeſehen/ auf was es wolle/ muͤſſen die Richtſtaͤblein oder Richtaͤſte/ zwar ſo viel es moͤglich in dem Schatten ſtehen/ damit der Leim von der Son- nen nicht viel beruͤhret werde/ jedoch ſollen ſie dennoch wol in die Liechten heraus kommen/ und genug ſichtbar ſeyn/ damit die Voͤgel gern darauf anſitzen/ wobey der Augenſchein und die Gelegenheit ſelbſt die Anweiſung geben. Die Richtbaͤume/ darauf man richten will/ ſollen auf ſelbiger Seiten obenher was weniger/ und untenher ſchrembsweiſe/ was mehr ausgeſchneittet werden/ da- mit die gefangene Voͤgel frey herab auf den Boden fal- len moͤgen/ und in den heruntrigen Seitenaͤſten nicht ſtecken/ und alſo ſich vom Leim losſtreiffen moͤgen; ſollen

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/716>, abgerufen am 20.11.2024.