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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] bar und mühesam/ wer aber davon wissen will/ der be-
sehe/ was Mr. du Fouilloux, und Mr. de Salnove weit-
läuffig davon vermelden/ so ich als unnöthig allhier ein-
zuführen unterlassen. Wir fangen sie mit den Wind-
spielen/ da man selb dritt oder fünffter/ wie etliche (wie-
wol mit untermischter Superstition) die ungerade Zahl
haben wollen/ so bald man den Tag merckt/ hinaus in
das Feld reutet/ die Hund am Hetzriemen allzeit zween
beysammen/ in die Mitte und auf beeden äussersten Sei-
ten recht eintheilet/ in einer geraden Lini neben einander
die Felder durchstreicht/ und je einer so weit von dem an-
dern sich hält/ daß Jedweder leichtlich auf halben We-
ge darzwischen/ einen Hasen/ wann er etwan in der Saß
läge/ wol erkennen kan. Die Hetzriemen hat der Weid-
mann auf der einen Seiten um den Leib; das eine Ort
wird durch die Ringe an den Halsbändern der Hunde
geschoben/ und durchgegeben/ und von dem Reuter in der
rechten Hand/ weil am Ende der Hetzstrick eingeschnit-
ten/ und gleichsam eine Schleiffen hat/ angelegt/ und so-
bald er hetzen will/ und er das Ende fahren lässet/ entle-
digen sich die nachdringenden Hunde selbst/ und machen
sich frey den Hasen nachzujagen; die man auch/ wann
etwan der Has zu weit aufstehet/ oder man sonst nicht
hetzen wolte/ leichtlich mit anhaltendem Strick/ arresti-
ren und ihren Lauff einstellen kan. Wann man nun ei-
nen findet/ ist das Böhmische Wörtlein Nenniho,
schon im alten Gebrauch/ das heisst in selbiger Sprach:
Er ist nicht da/ als wolte man den armen Hasen
bereden/ man sehe ihn nicht; da es doch bey den Weid-
leuten ein Zeichen/ daß ein Has vorhanden ist; wann
man nun den Hasen auftreibet/ lässet man ihm einen klei-
nen Vorsprung/ lässet darnach am nächsten Windstrick
ein paar Hunde loß/ und reutet einer oder zween nach/
die übrigen bleiben in ihrem Such; und also streifft man ein
Feld nach dem andern aus/ und wird ein Strick Hunde
nach dem andern los gelassen/ nachdem es viel oder we-
nig Hasen giebt/ oder nachdem der Has auf rechter/ lin-
cker oder mittlerer Seiten aufstehet.

Jn Herrn von Rantzau geschriebenem Hausbuch/
steht an einem Ort: Ut canes leporarii nihil capiant:
Rictum & os canis rutae succo aut ruta contusa per-
fricabis, solvetur autem, si illitae partes braffica com-
muni adfricentur;
stehen zwar bey dem ersten auch die-
se Wort zu sprechen: Veto, ne leporem capias, quod
tamen superstitionis labe non caret.

Jm Früling hält sich der Has gern auf den Saa-
ten/ da es (wann nur nicht weiches Wetter ist) keinen
sonderlichen Schaden bringet/ davon im 7 Buch das 33
Capitel zu sehen. Jm Sommer liegt er gern in den
Brach-Aeckern/ wo es Wegwart-Wurtzen und Kraut
giebt/ macht der Has gern seine Saß dabey/ weil es gut
seyn soll/ seine angebohrne melancholische Eigenschafft
zu benehmen; darum (wie Mons. du Fouilloux schrei-
bet) von den Alten dieses Kraut Palatium leporis ge-
nannt worden. Er macht seine Saß im Winter gewöhnlich
gegen der Sonnen; im Sommer aber gegen Norden; das
erste wegen der Wärme; das letzte aber der kühlen Er-
frischung desto besser zu geniessen. Sonderlich aber ist er
ein guter Astronomus, und weiß/ wann starcke Wind
entstehen/ wie er seine Saß anstellen solle/ sich vor dersel-
bigen Ansprengung und Belästigung zu entschütten.

Theils Hasen sind so arglistig/ wann sie aufstehen/
daß sie sich stellen/ als wären sie krumm/ die lauffen aber
[Spaltenumbruch] meistens am besten/ also wann ein Has indem er auf-
steht/ die Ohren aufreckt/ und den Schweiff auf den
Rucken legt oder damit wädelt/ ist es ein gewisses Zei-
chen/ daß er wol und starck lauffen wird; wo es nahend
Gebürge und Weingärten hat/ laufft der Hase natür-
licher Weise gerne Bergauf/ da er wegen Länge der hin-
dern/ und Kürtze der vordern Füsse/ viel besser fortkom-
men kan/ als die Hunde/ die dardurch sich bald abmatten/
daher etliche einen Jäger zu Fuß/ mit einem Strick
Hunde oben bey dem Gebürge (wohin die Hasen ge-
wöhnlich ihre retirada nehmen/ ob es zwar wol nicht so
gar redlich gefochten scheinet) aufpassen lassen/ ihme die-
sen Paß abzustricken. Wann feuchtes Wetter ist/ ligt
der Has am liebsten in den geackerten Feldern/ sich in
dem Gras oder in der Saat nicht zu benetzen/ auch
den Hunden den Lauff in den weichen Aeckern/ da sie
tieff eintretten/ beschwert zu machen/ da er doch mit sei-
nen leichten Füssen überall fortkömmen mag. Doch so
viel möglich ist zu verhüten/ bey nassen/ windigen üblen
Gewitter nicht Hetzen zu reiten/ aber im Thau ists dar-
um gut/ weil der Has nicht so leicht noch so weit aufste-
het/ indem er nicht gerne naß wird/ daher er die Jäger
näher auf sich ankommen lässet/ und die Hunde wer-
den durch den frischen kühlen Thau desto mehr erqui-
cket.

Wann ihm die Hunde nahend auf den Leib kom-
men/ brauchen sie mancherley Arglist/ geben sich in die
Wasser/ verbergen sich/ wann sie Schaafe oder anders
Viehe finden/ unter die Herde/ suchen ihre Röhren/ le-
gen sich offt im stärckesten Lauff nider/ daß die Hunde
über sie springen/ schlieffen durch die Zäune und Gehä-
ge von einer Seiten auf die andere/ lauffen den geraden
Wege (wann die Hund und Jäger vorbey) wieder zu-
ruck/ und sind das die lustigsten Hetzen/ wann ein Has
nicht gerad aus durchgehet/ sondern die Hund hin und
wieder voppt/ daß sie ihn bald vorwärts/ bald zuruck/
bald seitwärts raumen/ also daß auch offtermals
das Frauenzimmer aus ihren Carossen des Lustes mit
geniessen/ und dieser holdseligen Jagt mit Freuden zu-
sehen mag. Bißweilen springt der Has/ wann er mitten
unter den Hunden ist/ über sie hinüber/ oder schliefft ih-
nen bey den Füssen durch; wann sie vermeynen sie haben
ihn schon/ laufft er anderwärts hinaus/ und müssen
die Hund erst durch die Reitenden angewiesen werden/
wohinaus sie lauffen sollen/ manchesmal wann die Hun-
de nicht wolgefängig/ oder gar zu hoch sind/ stossen sie
zwar den Hasen/ aber ergreiffen ihn nicht/ und kriegen
an statt des Hasens nur ein Maul voll Haar/ und der
Has gehet mit berupfftem Peltz und gantzer Haut im-
mer fort.

Mancher braver Rammler/ wann er die abgemat-
teten Hunde eine gute Weite hinter sich gelassen/ sitzt
stille/ macht ein Männlein (wie es die Weidleute nen-
nen/) und schauet/ wo seine Hunde bleiben/ als wolte er
sie auslachen/ und ihre Trägheit fürwerffen; und kommt
offt im Hetzen/ daß der Has bald forn/ bald auf der
Seiten/ bald hinter/ bald mitten zwischen den Hunden
ist/ und dennoch nicht gefangen wird; weil viel kleine
Schelmstücklein sind/ die ein Weidmann dem andern
thun kan/ so aber/ wann es mit Hexerey geschiehet/ ver-
dammlich/ geschiehet es aber aus geheimen/ doch natürli-
chen Ursachen/ lächerlich ist.

Mich

Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] bar und muͤheſam/ wer aber davon wiſſen will/ der be-
ſehe/ was Mr. du Fouilloux, und Mr. de Salnove weit-
laͤuffig davon vermelden/ ſo ich als unnoͤthig allhier ein-
zufuͤhren unterlaſſen. Wir fangen ſie mit den Wind-
ſpielen/ da man ſelb dritt oder fuͤnffter/ wie etliche (wie-
wol mit untermiſchter Superſtition) die ungerade Zahl
haben wollen/ ſo bald man den Tag merckt/ hinaus in
das Feld reutet/ die Hund am Hetzriemen allzeit zween
beyſammen/ in die Mitte und auf beeden aͤuſſerſten Sei-
ten recht eintheilet/ in einer geraden Lini neben einander
die Felder durchſtreicht/ und je einer ſo weit von dem an-
dern ſich haͤlt/ daß Jedweder leichtlich auf halben We-
ge darzwiſchen/ einen Haſen/ wann er etwan in der Saß
laͤge/ wol erkennen kan. Die Hetzriemen hat der Weid-
mann auf der einen Seiten um den Leib; das eine Ort
wird durch die Ringe an den Halsbaͤndern der Hunde
geſchoben/ und durchgegeben/ und von dem Reuter in der
rechten Hand/ weil am Ende der Hetzſtrick eingeſchnit-
ten/ und gleichſam eine Schleiffen hat/ angelegt/ und ſo-
bald er hetzen will/ und er das Ende fahren laͤſſet/ entle-
digen ſich die nachdringenden Hunde ſelbſt/ und machen
ſich frey den Haſen nachzujagen; die man auch/ wann
etwan der Has zu weit aufſtehet/ oder man ſonſt nicht
hetzen wolte/ leichtlich mit anhaltendem Strick/ arreſti-
ren und ihren Lauff einſtellen kan. Wann man nun ei-
nen findet/ iſt das Boͤhmiſche Woͤrtlein Nenniho,
ſchon im alten Gebrauch/ das heiſſt in ſelbiger Sprach:
Er iſt nicht da/ als wolte man den armen Haſen
bereden/ man ſehe ihn nicht; da es doch bey den Weid-
leuten ein Zeichen/ daß ein Has vorhanden iſt; wann
man nun den Haſen auftreibet/ laͤſſet man ihm einen klei-
nen Vorſprung/ laͤſſet darnach am naͤchſten Windſtrick
ein paar Hunde loß/ und reutet einer oder zween nach/
die uͤbrigen bleiben in ihrem Such; uñ alſo ſtreifft man ein
Feld nach dem andern aus/ und wird ein Strick Hunde
nach dem andern los gelaſſen/ nachdem es viel oder we-
nig Haſen giebt/ oder nachdem der Has auf rechter/ lin-
cker oder mittlerer Seiten aufſtehet.

Jn Herrn von Rantzau geſchriebenem Hausbuch/
ſteht an einem Ort: Ut canes leporarii nihil capiant:
Rictum & os canis rutæ ſucco aut rutâ contuſâ per-
fricabis, ſolvetur autem, ſi illitæ partes brafficâ com-
muni adfricentur;
ſtehen zwar bey dem erſten auch die-
ſe Wort zu ſprechen: Veto, ne leporem capias, quod
tamen ſuperſtitionis labe non caret.

Jm Fruͤling haͤlt ſich der Has gern auf den Saa-
ten/ da es (wann nur nicht weiches Wetter iſt) keinen
ſonderlichen Schaden bringet/ davon im 7 Buch das 33
Capitel zu ſehen. Jm Sommer liegt er gern in den
Brach-Aeckern/ wo es Wegwart-Wurtzen und Kraut
giebt/ macht der Has gern ſeine Saß dabey/ weil es gut
ſeyn ſoll/ ſeine angebohrne melancholiſche Eigenſchafft
zu benehmen; darum (wie Monſ. du Fouilloux ſchrei-
bet) von den Alten dieſes Kraut Palatium leporis ge-
nañt worden. Er macht ſeine Saß im Winter gewoͤhnlich
gegen der Sonnen; im Som̃er aber gegen Norden; das
erſte wegen der Waͤrme; das letzte aber der kuͤhlen Er-
friſchung deſto beſſer zu genieſſen. Sonderlich aber iſt er
ein guter Aſtronomus, und weiß/ wann ſtarcke Wind
entſtehen/ wie er ſeine Saß anſtellen ſolle/ ſich vor derſel-
bigen Anſprengung und Belaͤſtigung zu entſchuͤtten.

Theils Haſen ſind ſo argliſtig/ wann ſie aufſtehen/
daß ſie ſich ſtellen/ als waͤren ſie krumm/ die lauffen aber
[Spaltenumbruch] meiſtens am beſten/ alſo wann ein Has indem er auf-
ſteht/ die Ohren aufreckt/ und den Schweiff auf den
Rucken legt oder damit waͤdelt/ iſt es ein gewiſſes Zei-
chen/ daß er wol und ſtarck lauffen wird; wo es nahend
Gebuͤrge und Weingaͤrten hat/ laufft der Haſe natuͤr-
licher Weiſe gerne Bergauf/ da er wegen Laͤnge der hin-
dern/ und Kuͤrtze der vordern Fuͤſſe/ viel beſſer fortkom-
men kan/ als die Hunde/ die dardurch ſich bald abmatten/
daher etliche einen Jaͤger zu Fuß/ mit einem Strick
Hunde oben bey dem Gebuͤrge (wohin die Haſen ge-
woͤhnlich ihre retirada nehmen/ ob es zwar wol nicht ſo
gar redlich gefochten ſcheinet) aufpaſſen laſſen/ ihme die-
ſen Paß abzuſtricken. Wann feuchtes Wetter iſt/ ligt
der Has am liebſten in den geackerten Feldern/ ſich in
dem Gras oder in der Saat nicht zu benetzen/ auch
den Hunden den Lauff in den weichen Aeckern/ da ſie
tieff eintretten/ beſchwert zu machen/ da er doch mit ſei-
nen leichten Fuͤſſen uͤberall fortkoͤmmen mag. Doch ſo
viel moͤglich iſt zu verhuͤten/ bey naſſen/ windigen uͤblen
Gewitter nicht Hetzen zu reiten/ aber im Thau iſts dar-
um gut/ weil der Has nicht ſo leicht noch ſo weit aufſte-
het/ indem er nicht gerne naß wird/ daher er die Jaͤger
naͤher auf ſich ankommen laͤſſet/ und die Hunde wer-
den durch den friſchen kuͤhlen Thau deſto mehr erqui-
cket.

Wann ihm die Hunde nahend auf den Leib kom-
men/ brauchen ſie mancherley Argliſt/ geben ſich in die
Waſſer/ verbergen ſich/ wann ſie Schaafe oder anders
Viehe finden/ unter die Herde/ ſuchen ihre Roͤhren/ le-
gen ſich offt im ſtaͤrckeſten Lauff nider/ daß die Hunde
uͤber ſie ſpringen/ ſchlieffen durch die Zaͤune und Gehaͤ-
ge von einer Seiten auf die andere/ lauffen den geraden
Wege (wann die Hund und Jaͤger vorbey) wieder zu-
ruck/ und ſind das die luſtigſten Hetzen/ wann ein Has
nicht gerad aus durchgehet/ ſondern die Hund hin und
wieder voppt/ daß ſie ihn bald vorwaͤrts/ bald zuruck/
bald ſeitwaͤrts raumen/ alſo daß auch offtermals
das Frauenzimmer aus ihren Caroſſen des Luſtes mit
genieſſen/ und dieſer holdſeligen Jagt mit Freuden zu-
ſehen mag. Bißweilen ſpringt der Has/ wann er mitten
unter den Hunden iſt/ uͤber ſie hinuͤber/ oder ſchliefft ih-
nen bey den Fuͤſſen durch; wann ſie vermeynen ſie haben
ihn ſchon/ laufft er anderwaͤrts hinaus/ und muͤſſen
die Hund erſt durch die Reitenden angewieſen werden/
wohinaus ſie lauffen ſollen/ manchesmal wann die Hun-
de nicht wolgefaͤngig/ oder gar zu hoch ſind/ ſtoſſen ſie
zwar den Haſen/ aber ergreiffen ihn nicht/ und kriegen
an ſtatt des Haſens nur ein Maul voll Haar/ und der
Has gehet mit berupfftem Peltz und gantzer Haut im-
mer fort.

Mancher braver Rammler/ wann er die abgemat-
teten Hunde eine gute Weite hinter ſich gelaſſen/ ſitzt
ſtille/ macht ein Maͤnnlein (wie es die Weidleute nen-
nen/) und ſchauet/ wo ſeine Hunde bleiben/ als wolte er
ſie auslachen/ und ihre Traͤgheit fuͤrwerffen; und kom̃t
offt im Hetzen/ daß der Has bald forn/ bald auf der
Seiten/ bald hinter/ bald mitten zwiſchen den Hunden
iſt/ und dennoch nicht gefangen wird; weil viel kleine
Schelmſtuͤcklein ſind/ die ein Weidmann dem andern
thun kan/ ſo aber/ wann es mit Hexerey geſchiehet/ ver-
dam̃lich/ geſchiehet es aber aus geheimen/ doch natuͤrli-
chen Urſachen/ laͤcherlich iſt.

Mich
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[631/0649] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. bar und muͤheſam/ wer aber davon wiſſen will/ der be- ſehe/ was Mr. du Fouilloux, und Mr. de Salnove weit- laͤuffig davon vermelden/ ſo ich als unnoͤthig allhier ein- zufuͤhren unterlaſſen. Wir fangen ſie mit den Wind- ſpielen/ da man ſelb dritt oder fuͤnffter/ wie etliche (wie- wol mit untermiſchter Superſtition) die ungerade Zahl haben wollen/ ſo bald man den Tag merckt/ hinaus in das Feld reutet/ die Hund am Hetzriemen allzeit zween beyſammen/ in die Mitte und auf beeden aͤuſſerſten Sei- ten recht eintheilet/ in einer geraden Lini neben einander die Felder durchſtreicht/ und je einer ſo weit von dem an- dern ſich haͤlt/ daß Jedweder leichtlich auf halben We- ge darzwiſchen/ einen Haſen/ wann er etwan in der Saß laͤge/ wol erkennen kan. Die Hetzriemen hat der Weid- mann auf der einen Seiten um den Leib; das eine Ort wird durch die Ringe an den Halsbaͤndern der Hunde geſchoben/ und durchgegeben/ und von dem Reuter in der rechten Hand/ weil am Ende der Hetzſtrick eingeſchnit- ten/ und gleichſam eine Schleiffen hat/ angelegt/ und ſo- bald er hetzen will/ und er das Ende fahren laͤſſet/ entle- digen ſich die nachdringenden Hunde ſelbſt/ und machen ſich frey den Haſen nachzujagen; die man auch/ wann etwan der Has zu weit aufſtehet/ oder man ſonſt nicht hetzen wolte/ leichtlich mit anhaltendem Strick/ arreſti- ren und ihren Lauff einſtellen kan. Wann man nun ei- nen findet/ iſt das Boͤhmiſche Woͤrtlein Nenniho, ſchon im alten Gebrauch/ das heiſſt in ſelbiger Sprach: Er iſt nicht da/ als wolte man den armen Haſen bereden/ man ſehe ihn nicht; da es doch bey den Weid- leuten ein Zeichen/ daß ein Has vorhanden iſt; wann man nun den Haſen auftreibet/ laͤſſet man ihm einen klei- nen Vorſprung/ laͤſſet darnach am naͤchſten Windſtrick ein paar Hunde loß/ und reutet einer oder zween nach/ die uͤbrigen bleiben in ihrem Such; uñ alſo ſtreifft man ein Feld nach dem andern aus/ und wird ein Strick Hunde nach dem andern los gelaſſen/ nachdem es viel oder we- nig Haſen giebt/ oder nachdem der Has auf rechter/ lin- cker oder mittlerer Seiten aufſtehet. Jn Herrn von Rantzau geſchriebenem Hausbuch/ ſteht an einem Ort: Ut canes leporarii nihil capiant: Rictum & os canis rutæ ſucco aut rutâ contuſâ per- fricabis, ſolvetur autem, ſi illitæ partes brafficâ com- muni adfricentur; ſtehen zwar bey dem erſten auch die- ſe Wort zu ſprechen: Veto, ne leporem capias, quod tamen ſuperſtitionis labe non caret. Jm Fruͤling haͤlt ſich der Has gern auf den Saa- ten/ da es (wann nur nicht weiches Wetter iſt) keinen ſonderlichen Schaden bringet/ davon im 7 Buch das 33 Capitel zu ſehen. Jm Sommer liegt er gern in den Brach-Aeckern/ wo es Wegwart-Wurtzen und Kraut giebt/ macht der Has gern ſeine Saß dabey/ weil es gut ſeyn ſoll/ ſeine angebohrne melancholiſche Eigenſchafft zu benehmen; darum (wie Monſ. du Fouilloux ſchrei- bet) von den Alten dieſes Kraut Palatium leporis ge- nañt worden. Er macht ſeine Saß im Winter gewoͤhnlich gegen der Sonnen; im Som̃er aber gegen Norden; das erſte wegen der Waͤrme; das letzte aber der kuͤhlen Er- friſchung deſto beſſer zu genieſſen. Sonderlich aber iſt er ein guter Aſtronomus, und weiß/ wann ſtarcke Wind entſtehen/ wie er ſeine Saß anſtellen ſolle/ ſich vor derſel- bigen Anſprengung und Belaͤſtigung zu entſchuͤtten. Theils Haſen ſind ſo argliſtig/ wann ſie aufſtehen/ daß ſie ſich ſtellen/ als waͤren ſie krumm/ die lauffen aber meiſtens am beſten/ alſo wann ein Has indem er auf- ſteht/ die Ohren aufreckt/ und den Schweiff auf den Rucken legt oder damit waͤdelt/ iſt es ein gewiſſes Zei- chen/ daß er wol und ſtarck lauffen wird; wo es nahend Gebuͤrge und Weingaͤrten hat/ laufft der Haſe natuͤr- licher Weiſe gerne Bergauf/ da er wegen Laͤnge der hin- dern/ und Kuͤrtze der vordern Fuͤſſe/ viel beſſer fortkom- men kan/ als die Hunde/ die dardurch ſich bald abmatten/ daher etliche einen Jaͤger zu Fuß/ mit einem Strick Hunde oben bey dem Gebuͤrge (wohin die Haſen ge- woͤhnlich ihre retirada nehmen/ ob es zwar wol nicht ſo gar redlich gefochten ſcheinet) aufpaſſen laſſen/ ihme die- ſen Paß abzuſtricken. Wann feuchtes Wetter iſt/ ligt der Has am liebſten in den geackerten Feldern/ ſich in dem Gras oder in der Saat nicht zu benetzen/ auch den Hunden den Lauff in den weichen Aeckern/ da ſie tieff eintretten/ beſchwert zu machen/ da er doch mit ſei- nen leichten Fuͤſſen uͤberall fortkoͤmmen mag. Doch ſo viel moͤglich iſt zu verhuͤten/ bey naſſen/ windigen uͤblen Gewitter nicht Hetzen zu reiten/ aber im Thau iſts dar- um gut/ weil der Has nicht ſo leicht noch ſo weit aufſte- het/ indem er nicht gerne naß wird/ daher er die Jaͤger naͤher auf ſich ankommen laͤſſet/ und die Hunde wer- den durch den friſchen kuͤhlen Thau deſto mehr erqui- cket. Wann ihm die Hunde nahend auf den Leib kom- men/ brauchen ſie mancherley Argliſt/ geben ſich in die Waſſer/ verbergen ſich/ wann ſie Schaafe oder anders Viehe finden/ unter die Herde/ ſuchen ihre Roͤhren/ le- gen ſich offt im ſtaͤrckeſten Lauff nider/ daß die Hunde uͤber ſie ſpringen/ ſchlieffen durch die Zaͤune und Gehaͤ- ge von einer Seiten auf die andere/ lauffen den geraden Wege (wann die Hund und Jaͤger vorbey) wieder zu- ruck/ und ſind das die luſtigſten Hetzen/ wann ein Has nicht gerad aus durchgehet/ ſondern die Hund hin und wieder voppt/ daß ſie ihn bald vorwaͤrts/ bald zuruck/ bald ſeitwaͤrts raumen/ alſo daß auch offtermals das Frauenzimmer aus ihren Caroſſen des Luſtes mit genieſſen/ und dieſer holdſeligen Jagt mit Freuden zu- ſehen mag. Bißweilen ſpringt der Has/ wann er mitten unter den Hunden iſt/ uͤber ſie hinuͤber/ oder ſchliefft ih- nen bey den Fuͤſſen durch; wann ſie vermeynen ſie haben ihn ſchon/ laufft er anderwaͤrts hinaus/ und muͤſſen die Hund erſt durch die Reitenden angewieſen werden/ wohinaus ſie lauffen ſollen/ manchesmal wann die Hun- de nicht wolgefaͤngig/ oder gar zu hoch ſind/ ſtoſſen ſie zwar den Haſen/ aber ergreiffen ihn nicht/ und kriegen an ſtatt des Haſens nur ein Maul voll Haar/ und der Has gehet mit berupfftem Peltz und gantzer Haut im- mer fort. Mancher braver Rammler/ wann er die abgemat- teten Hunde eine gute Weite hinter ſich gelaſſen/ ſitzt ſtille/ macht ein Maͤnnlein (wie es die Weidleute nen- nen/) und ſchauet/ wo ſeine Hunde bleiben/ als wolte er ſie auslachen/ und ihre Traͤgheit fuͤrwerffen; und kom̃t offt im Hetzen/ daß der Has bald forn/ bald auf der Seiten/ bald hinter/ bald mitten zwiſchen den Hunden iſt/ und dennoch nicht gefangen wird; weil viel kleine Schelmſtuͤcklein ſind/ die ein Weidmann dem andern thun kan/ ſo aber/ wann es mit Hexerey geſchiehet/ ver- dam̃lich/ geſchiehet es aber aus geheimen/ doch natuͤrli- chen Urſachen/ laͤcherlich iſt. Mich

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/649>, abgerufen am 24.11.2024.