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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XIX.
Von den Wald- und Mühl-Bächen.
[Spaltenumbruch]

WO man von grossen Flüssen entfernet lebt/ kom-
men die kleinern Bäche wol zu statten; wie
man in Oesterreich an den meisten Orten sihet:
Das einige Marchfeld/ das flache Land/ so gegen Un-
garn an die March grentzet/ ist dißfalls am allerwenig-
sten versehen/ deßwegen sie auch an Mühlwerck (was
nicht nahend an der March liget) an etlichen Orten
Mangel leiden; und hat mich offt verwundert/ warum
die Jnnwohner daselbst sich mit Wind-Mühlen nicht
versehen/ weil sie/ wegen der ebnen Gegend/ die beste Ge-
legenheit darzu hätten; und ob man schon in etlichen
Schlössern Hand- und Roß- oder Ochsen-Mühlen hat/
ist es doch sehr mühesam/ und gibt wenig aus.

Die Wald-Bäche nun sind auch gantz unterschied-
lich/ etliche trocknen bey dürrem Sommerwetter fast
gantz aus/ daß nur etliche wenige Dümpfel davon übrig
bleiben/ und in diesen können sich weder Fisch noch
Krebs erhalten. Etliche aber/ die von stärckern Adern
her quellen/ die/ ob sie schon/ nach Beschaffenheit des
Wetters/ zu- und abnehmen/ dennoch nicht allein ihre
Dümpfel und tieffe Gruben/ sondern auch ihr Rinnen
für und für behalten; und diese können so wol die Ku-
chen mit Fisch und Krebsen/ als auch die Mühlen mit
Wasser zum Mahlen versehen. Welche einen sandich-
ten Grund haben/ viel Kies und Steinlein führen/ von
frischen Bronnenquellen/ aus den Gebürgen herfliessen/
die haben Forellen/ Koppen/ Grundeln/ auch wol biß-
weilen Huchen/ sonderlich wo solche Bäche nahend
in grössere Flüsse sich eingiessen. Jch habe in Böhmen
Anno 1639/ als ich (nachdem die Schweden dem Ge-
neral Marzin
bey Kemnitz geschlagen/ und in Böhmen
gegangen) von meinem Obristen Herrn Feld-Marschall
Rudolphen Grafen von Colloredo, auf seine Malteser-
Herrschafft/ Strackonitz/ bin commandirt worden/ ge-
sehen/ daß sein Hauptmann oder Pflegs-Verwalter/ ei-
ner des Geschlechts von Rättschin/ der von Oppotschna
aus/ die besten Güter dahin flüchten müssen; als er da-
selbst auf Befehl in einem Mühlbach nicht weit von
Sträcknitz/ der aus der Molda entspringt/ oder vielleicht
in die Molda laufft und zimlich dick ist/ fischen müssen/ so
ungefehr/ meines Behalts in dem Majo gewesen/ haben
[Spaltenumbruch] die Fischer/ die mit zween Fischbeeren den gantzen Bach
übersetzen können/ nicht viel länger/ als in einer Stund/
fünff schöne grosse Lachs in selbigem Bach gefangen;
als sie mit den Strudeln solche allenthalben aufge-
strüttet/ sind auch zwey Lachs auf einmal dem einen Fi-
scher mit solcher Gewalt in den Beeren gefallen/ daß er
sich stürtzen müssen/ der aber von seinem Gehülffen also-
bald secundirt/ und die Fische im Beeren noch erhalten
worden; sie haben mir gesagt/ daß zu gewissen Zeiten
die Lachs aus der Elbe bey Melnick in die Molda/ und
von dannen in die kleinern Bey-Wasser austretten/ und
wird also selbige Zeit von ihnen fleissig beobachtet. Jch
habe auch gesehen zu Puchaim/ im Land Ob der Ennß/
daß daselbst bey dem Schloß unten durch den Thiergar-
ten ein kleines Bächlein fliesset/ so in die nächst dabey
fürfliessende Eger sich auslähret; daß weiland Herr
Graf Georg Sigmund von Salburg seeliger/ dem das
Schloß gehörig/ in selbigen Bächlein etlichemal an-
sehnliche grosse Huchen fangen lassen/ so gleichergestalt
aus der Eger sich hinein begeben/ daher die jenigen Bä-
che/ so nächst in einen grössern Schiffreichen Fluß sich
ausgiessen/ einen grossen Vortheil vor andern haben/
weil nicht allein zur Leichzeit/ sondern auch wann die
Wasser durch Güssen sich anschwellen/ die Fische gern
in die kleinern Neben-Wasser austretten/ darinnen sie
hernach mit leichter Mühe gefangen werden.

Die Bäche/ wo Krebsen sind/ müssen entweder
steinicht seyn/ oder an den Ufern viel Erlen- und Felber-
stöcke haben/ darunter sie sich aufhalten können; sie be-
dörffen aber/ je kleiner sie sind/ ein desto schärffer Aufse-
hen/ weil der Diebstahl/ so darinnen begangen wird/
viel leichter auszuüben/ und man mit Fischbeeren/
Strudlen/ Ausschöpffung der Dümpfel/ Ableitung des
Wassers/ und dergleichen/ solche leichtlich ausöden kan/
sonderlich wann im Früling die Krebsen Eyerlein haben/
und die Fische streichen.

Was die Mühl-Bäche antrifft/ werden sie an den
kleinen Bächen mit Schwellen und Wehren eingefan-
gen/ und müssen die Räder meistentheils überschlächtig
gerichtet werden/ sonderlich wann der Bach klein ist;
dann zu den unterschlächtigen Mühlen/ muß des Was-
sers Trieb um viel stärcker seyn.

Cap. XX.
Von den Seen.
[Spaltenumbruch]

VOn den Seen ist in Unter-Oesterreich nichts
sonderliches zu vermelden/ ausser der nächst in ih-
ren Grentzen in Ungerland/ gegen Oedenburg
wärts/ liegende Neusidel See/ der sich bey Neusidel
anfänget/ und bey Russt und Merwisch vorbey strei-
chend/ nahe bey S. Wolffgang sich endet/ über 4 oder 5
Ungerische Meilwegs lang/ und an theils Orten auf 2
Meilwegs breit/ Hechten/ Scheiden/ Karpffen/ und
die Menge von andern Fischen giebt; auch Oedenburg/
und die andern umliegenden Flecken und Märckt/ als
[Spaltenumbruch] Russt/ Donnerskirchen/ Praitenbrunn und andere mit
Fischen versihet.

Ober-Oesterreich aber ist von berühmten Seen
trefflich versehen/ die aus den hohen Steyerischen Ge-
bürgen entsprungenen frischen und reichen Bronnen-
quellen sich zusammen sammlen/ und von den delicate-
sten und edlesten Fischen besetzt sind/ die vornehmsten
sind der Atter-See/ Herrn Grafen Khevenhüller gehö-
rig/ daraus die Aeger; und der Gmündter See/ dar-
aus die Traun entspringet/ welche unferne vom Kloster

Lambach
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XIX.
Von den Wald- und Muͤhl-Baͤchen.
[Spaltenumbruch]

WO man von groſſen Fluͤſſen entfernet lebt/ kom-
men die kleinern Baͤche wol zu ſtatten; wie
man in Oeſterreich an den meiſten Orten ſihet:
Das einige Marchfeld/ das flache Land/ ſo gegen Un-
garn an die March grentzet/ iſt dißfalls am allerwenig-
ſten verſehen/ deßwegen ſie auch an Muͤhlwerck (was
nicht nahend an der March liget) an etlichen Orten
Mangel leiden; und hat mich offt verwundert/ warum
die Jnnwohner daſelbſt ſich mit Wind-Muͤhlen nicht
verſehen/ weil ſie/ wegen der ebnen Gegend/ die beſte Ge-
legenheit darzu haͤtten; und ob man ſchon in etlichen
Schloͤſſern Hand- und Roß- oder Ochſen-Muͤhlen hat/
iſt es doch ſehr muͤheſam/ und gibt wenig aus.

Die Wald-Baͤche nun ſind auch gantz unterſchied-
lich/ etliche trocknen bey duͤrrem Sommerwetter faſt
gantz aus/ daß nur etliche wenige Duͤmpfel davon uͤbrig
bleiben/ und in dieſen koͤnnen ſich weder Fiſch noch
Krebs erhalten. Etliche aber/ die von ſtaͤrckern Adern
her quellen/ die/ ob ſie ſchon/ nach Beſchaffenheit des
Wetters/ zu- und abnehmen/ dennoch nicht allein ihre
Duͤmpfel und tieffe Gruben/ ſondern auch ihr Rinnen
fuͤr und fuͤr behalten; und dieſe koͤnnen ſo wol die Ku-
chen mit Fiſch und Krebſen/ als auch die Muͤhlen mit
Waſſer zum Mahlen verſehen. Welche einen ſandich-
ten Grund haben/ viel Kies und Steinlein fuͤhren/ von
friſchen Bronnenquellen/ aus den Gebuͤrgen herflieſſen/
die haben Forellen/ Koppen/ Grundeln/ auch wol biß-
weilen Huchen/ ſonderlich wo ſolche Baͤche nahend
in groͤſſere Fluͤſſe ſich eingieſſen. Jch habe in Boͤhmen
Anno 1639/ als ich (nachdem die Schweden dem Ge-
neral Marzin
bey Kemnitz geſchlagen/ und in Boͤhmen
gegangen) von meinem Obriſten Herrn Feld-Marſchall
Rudolphen Grafen von Colloredo, auf ſeine Malteſer-
Herꝛſchafft/ Strackonitz/ bin commandirt worden/ ge-
ſehen/ daß ſein Hauptmann oder Pflegs-Verwalter/ ei-
ner des Geſchlechts von Raͤttſchin/ der von Oppotſchna
aus/ die beſten Guͤter dahin fluͤchten muͤſſen; als er da-
ſelbſt auf Befehl in einem Muͤhlbach nicht weit von
Straͤcknitz/ der aus der Molda entſpringt/ oder vielleicht
in die Molda laufft und zimlich dick iſt/ fiſchen muͤſſen/ ſo
ungefehr/ meines Behalts in dem Majo geweſen/ haben
[Spaltenumbruch] die Fiſcher/ die mit zween Fiſchbeeren den gantzen Bach
uͤberſetzen koͤnnen/ nicht viel laͤnger/ als in einer Stund/
fuͤnff ſchoͤne groſſe Lachs in ſelbigem Bach gefangen;
als ſie mit den Strudeln ſolche allenthalben aufge-
ſtruͤttet/ ſind auch zwey Lachs auf einmal dem einen Fi-
ſcher mit ſolcher Gewalt in den Beeren gefallen/ daß er
ſich ſtuͤrtzen muͤſſen/ der aber von ſeinem Gehuͤlffen alſo-
bald ſecundirt/ und die Fiſche im Beeren noch erhalten
worden; ſie haben mir geſagt/ daß zu gewiſſen Zeiten
die Lachs aus der Elbe bey Melnick in die Molda/ und
von dannen in die kleinern Bey-Waſſer austretten/ und
wird alſo ſelbige Zeit von ihnen fleiſſig beobachtet. Jch
habe auch geſehen zu Puchaim/ im Land Ob der Ennß/
daß daſelbſt bey dem Schloß unten durch den Thiergar-
ten ein kleines Baͤchlein flieſſet/ ſo in die naͤchſt dabey
fuͤrflieſſende Eger ſich auslaͤhret; daß weiland Herr
Graf Georg Sigmund von Salburg ſeeliger/ dem das
Schloß gehoͤrig/ in ſelbigen Baͤchlein etlichemal an-
ſehnliche groſſe Huchen fangen laſſen/ ſo gleichergeſtalt
aus der Eger ſich hinein begeben/ daher die jenigen Baͤ-
che/ ſo naͤchſt in einen groͤſſern Schiffreichen Fluß ſich
ausgieſſen/ einen groſſen Vortheil vor andern haben/
weil nicht allein zur Leichzeit/ ſondern auch wann die
Waſſer durch Guͤſſen ſich anſchwellen/ die Fiſche gern
in die kleinern Neben-Waſſer austretten/ darinnen ſie
hernach mit leichter Muͤhe gefangen werden.

Die Baͤche/ wo Krebſen ſind/ muͤſſen entweder
ſteinicht ſeyn/ oder an den Ufern viel Erlen- und Felber-
ſtoͤcke haben/ darunter ſie ſich aufhalten koͤnnen; ſie be-
doͤrffen aber/ je kleiner ſie ſind/ ein deſto ſchaͤrffer Aufſe-
hen/ weil der Diebſtahl/ ſo darinnen begangen wird/
viel leichter auszuuͤben/ und man mit Fiſchbeeren/
Strudlen/ Ausſchoͤpffung der Duͤmpfel/ Ableitung des
Waſſers/ und dergleichen/ ſolche leichtlich ausoͤden kan/
ſonderlich wann im Fruͤling die Krebſen Eyerlein haben/
und die Fiſche ſtreichen.

Was die Muͤhl-Baͤche antrifft/ werden ſie an den
kleinen Baͤchen mit Schwellen und Wehren eingefan-
gen/ und muͤſſen die Raͤder meiſtentheils uͤberſchlaͤchtig
gerichtet werden/ ſonderlich wann der Bach klein iſt;
dann zu den unterſchlaͤchtigen Muͤhlen/ muß des Waſ-
ſers Trieb um viel ſtaͤrcker ſeyn.

Cap. XX.
Von den Seen.
[Spaltenumbruch]

VOn den Seen iſt in Unter-Oeſterreich nichts
ſonderliches zu vermelden/ auſſer der naͤchſt in ih-
ren Grentzen in Ungerland/ gegen Oedenburg
waͤrts/ liegende Neuſidel See/ der ſich bey Neuſidel
anfaͤnget/ und bey Ruſſt und Merwiſch vorbey ſtrei-
chend/ nahe bey S. Wolffgang ſich endet/ uͤber 4 oder 5
Ungeriſche Meilwegs lang/ und an theils Orten auf 2
Meilwegs breit/ Hechten/ Scheiden/ Karpffen/ und
die Menge von andern Fiſchen giebt; auch Oedenburg/
und die andern umliegenden Flecken und Maͤrckt/ als
[Spaltenumbruch] Ruſſt/ Donnerskirchen/ Praitenbrunn und andere mit
Fiſchen verſihet.

Ober-Oeſterreich aber iſt von beruͤhmten Seen
trefflich verſehen/ die aus den hohen Steyeriſchen Ge-
buͤrgen entſprungenen friſchen und reichen Bronnen-
quellen ſich zuſammen ſammlen/ und von den delicate-
ſten und edleſten Fiſchen beſetzt ſind/ die vornehmſten
ſind der Atter-See/ Herrn Grafen Khevenhuͤller gehoͤ-
rig/ daraus die Aeger; und der Gmuͤndter See/ dar-
aus die Traun entſpringet/ welche unferne vom Kloſter

Lambach
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[466/0484] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. XIX. Von den Wald- und Muͤhl-Baͤchen. WO man von groſſen Fluͤſſen entfernet lebt/ kom- men die kleinern Baͤche wol zu ſtatten; wie man in Oeſterreich an den meiſten Orten ſihet: Das einige Marchfeld/ das flache Land/ ſo gegen Un- garn an die March grentzet/ iſt dißfalls am allerwenig- ſten verſehen/ deßwegen ſie auch an Muͤhlwerck (was nicht nahend an der March liget) an etlichen Orten Mangel leiden; und hat mich offt verwundert/ warum die Jnnwohner daſelbſt ſich mit Wind-Muͤhlen nicht verſehen/ weil ſie/ wegen der ebnen Gegend/ die beſte Ge- legenheit darzu haͤtten; und ob man ſchon in etlichen Schloͤſſern Hand- und Roß- oder Ochſen-Muͤhlen hat/ iſt es doch ſehr muͤheſam/ und gibt wenig aus. Die Wald-Baͤche nun ſind auch gantz unterſchied- lich/ etliche trocknen bey duͤrrem Sommerwetter faſt gantz aus/ daß nur etliche wenige Duͤmpfel davon uͤbrig bleiben/ und in dieſen koͤnnen ſich weder Fiſch noch Krebs erhalten. Etliche aber/ die von ſtaͤrckern Adern her quellen/ die/ ob ſie ſchon/ nach Beſchaffenheit des Wetters/ zu- und abnehmen/ dennoch nicht allein ihre Duͤmpfel und tieffe Gruben/ ſondern auch ihr Rinnen fuͤr und fuͤr behalten; und dieſe koͤnnen ſo wol die Ku- chen mit Fiſch und Krebſen/ als auch die Muͤhlen mit Waſſer zum Mahlen verſehen. Welche einen ſandich- ten Grund haben/ viel Kies und Steinlein fuͤhren/ von friſchen Bronnenquellen/ aus den Gebuͤrgen herflieſſen/ die haben Forellen/ Koppen/ Grundeln/ auch wol biß- weilen Huchen/ ſonderlich wo ſolche Baͤche nahend in groͤſſere Fluͤſſe ſich eingieſſen. Jch habe in Boͤhmen Anno 1639/ als ich (nachdem die Schweden dem Ge- neral Marzin bey Kemnitz geſchlagen/ und in Boͤhmen gegangen) von meinem Obriſten Herrn Feld-Marſchall Rudolphen Grafen von Colloredo, auf ſeine Malteſer- Herꝛſchafft/ Strackonitz/ bin commandirt worden/ ge- ſehen/ daß ſein Hauptmann oder Pflegs-Verwalter/ ei- ner des Geſchlechts von Raͤttſchin/ der von Oppotſchna aus/ die beſten Guͤter dahin fluͤchten muͤſſen; als er da- ſelbſt auf Befehl in einem Muͤhlbach nicht weit von Straͤcknitz/ der aus der Molda entſpringt/ oder vielleicht in die Molda laufft und zimlich dick iſt/ fiſchen muͤſſen/ ſo ungefehr/ meines Behalts in dem Majo geweſen/ haben die Fiſcher/ die mit zween Fiſchbeeren den gantzen Bach uͤberſetzen koͤnnen/ nicht viel laͤnger/ als in einer Stund/ fuͤnff ſchoͤne groſſe Lachs in ſelbigem Bach gefangen; als ſie mit den Strudeln ſolche allenthalben aufge- ſtruͤttet/ ſind auch zwey Lachs auf einmal dem einen Fi- ſcher mit ſolcher Gewalt in den Beeren gefallen/ daß er ſich ſtuͤrtzen muͤſſen/ der aber von ſeinem Gehuͤlffen alſo- bald ſecundirt/ und die Fiſche im Beeren noch erhalten worden; ſie haben mir geſagt/ daß zu gewiſſen Zeiten die Lachs aus der Elbe bey Melnick in die Molda/ und von dannen in die kleinern Bey-Waſſer austretten/ und wird alſo ſelbige Zeit von ihnen fleiſſig beobachtet. Jch habe auch geſehen zu Puchaim/ im Land Ob der Ennß/ daß daſelbſt bey dem Schloß unten durch den Thiergar- ten ein kleines Baͤchlein flieſſet/ ſo in die naͤchſt dabey fuͤrflieſſende Eger ſich auslaͤhret; daß weiland Herr Graf Georg Sigmund von Salburg ſeeliger/ dem das Schloß gehoͤrig/ in ſelbigen Baͤchlein etlichemal an- ſehnliche groſſe Huchen fangen laſſen/ ſo gleichergeſtalt aus der Eger ſich hinein begeben/ daher die jenigen Baͤ- che/ ſo naͤchſt in einen groͤſſern Schiffreichen Fluß ſich ausgieſſen/ einen groſſen Vortheil vor andern haben/ weil nicht allein zur Leichzeit/ ſondern auch wann die Waſſer durch Guͤſſen ſich anſchwellen/ die Fiſche gern in die kleinern Neben-Waſſer austretten/ darinnen ſie hernach mit leichter Muͤhe gefangen werden. Die Baͤche/ wo Krebſen ſind/ muͤſſen entweder ſteinicht ſeyn/ oder an den Ufern viel Erlen- und Felber- ſtoͤcke haben/ darunter ſie ſich aufhalten koͤnnen; ſie be- doͤrffen aber/ je kleiner ſie ſind/ ein deſto ſchaͤrffer Aufſe- hen/ weil der Diebſtahl/ ſo darinnen begangen wird/ viel leichter auszuuͤben/ und man mit Fiſchbeeren/ Strudlen/ Ausſchoͤpffung der Duͤmpfel/ Ableitung des Waſſers/ und dergleichen/ ſolche leichtlich ausoͤden kan/ ſonderlich wann im Fruͤling die Krebſen Eyerlein haben/ und die Fiſche ſtreichen. Was die Muͤhl-Baͤche antrifft/ werden ſie an den kleinen Baͤchen mit Schwellen und Wehren eingefan- gen/ und muͤſſen die Raͤder meiſtentheils uͤberſchlaͤchtig gerichtet werden/ ſonderlich wann der Bach klein iſt; dann zu den unterſchlaͤchtigen Muͤhlen/ muß des Waſ- ſers Trieb um viel ſtaͤrcker ſeyn. Cap. XX. Von den Seen. VOn den Seen iſt in Unter-Oeſterreich nichts ſonderliches zu vermelden/ auſſer der naͤchſt in ih- ren Grentzen in Ungerland/ gegen Oedenburg waͤrts/ liegende Neuſidel See/ der ſich bey Neuſidel anfaͤnget/ und bey Ruſſt und Merwiſch vorbey ſtrei- chend/ nahe bey S. Wolffgang ſich endet/ uͤber 4 oder 5 Ungeriſche Meilwegs lang/ und an theils Orten auf 2 Meilwegs breit/ Hechten/ Scheiden/ Karpffen/ und die Menge von andern Fiſchen giebt; auch Oedenburg/ und die andern umliegenden Flecken und Maͤrckt/ als Ruſſt/ Donnerskirchen/ Praitenbrunn und andere mit Fiſchen verſihet. Ober-Oeſterreich aber iſt von beruͤhmten Seen trefflich verſehen/ die aus den hohen Steyeriſchen Ge- buͤrgen entſprungenen friſchen und reichen Bronnen- quellen ſich zuſammen ſammlen/ und von den delicate- ſten und edleſten Fiſchen beſetzt ſind/ die vornehmſten ſind der Atter-See/ Herrn Grafen Khevenhuͤller gehoͤ- rig/ daraus die Aeger; und der Gmuͤndter See/ dar- aus die Traun entſpringet/ welche unferne vom Kloſter Lambach

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/484>, abgerufen am 20.11.2024.