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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
Cap. VIII.
Vom Ursprung der Bronnen.
[Spaltenumbruch]

HErr de Serres sagt zwar vernünfftig/ daß eine
dergleichen fürwitzige und curiose Philosophia
mehr einem Gelehrten/ als einem Hausvatter zu-
stehe/ der mehr vonnöthen habe/ Wasser in sein Haus
zu bringen/ sein Viehe und Gärten zu versehen/ als ver-
gebene Wort/ sein Gemüthe mit dergleichen Vernunffts-
Betrachtungen zu unterhalten. So stehet dennoch mei-
nes Erachtens einem vernünfftigen Hausvatter sehr wol
an/ wann er denen wundersamen Verordnungen Got-
tes/ die aus allen Geschöpffen herfür grünen/ etwas reif-
fer nachdencket/ nicht alles nur bloß wie ein Bauer an-
gaffet/ sondern auch bey einem gleichen wisse/ wie es et-
wan mit einem und dem andern/ nach der Natur Lauff
herzugehen pflege/ oder was die alten Weisen von ei-
nem oder dem andern gehalten haben/ denn dieses ver-
hindert oder hemmet den Lust zur Wirthschafft nicht/
sondern verdoppelt ihn.

Wann ich allhier der Gelehrten unterschiedliche
Sätze und Gegensätze/ Meynungen und Wiederlegun-
gen solte anführen/ würde es ein absonderliches Werck
erfordern/ so weder mein Vorhaben/ noch eines Haus-
vatters Nutz wäre. Weil aber die grosse Welt in vie-
len Stucken mit dem menschlichen Körper kan vergli-
chen werden; also wie dieser nicht allein grosse und kleine
Blut-Adern hat/ sondern auch allenthalben/ wo er mit
einer Nadel gestochen wird/ Blut von sich giebt/ das
gleichsam die gantze Massam carneam durchkrochen
hat: Also habe der allweise GOtt den grossen Leib des
Erdbodens nicht allein mit dem unermäßlichen Meer-
Gewässer/ mit grossen und weitlauffenden Schiffreichen
Wasserströmen/ sondern auch mit vielen geringen Flüß-
lein/ Bächen/ Bronnenquellen und Adern versehen/ da-
mit die Dürre mit der Feuchte gemittelmässiget; die
Härte mit dem Weichen gelindert/ und die Hitze von
der Kälte möchte temperirt werden.

Daß Aristoles will/ die Brönne und Flüsse ent-
springen aus den lüfftigen grossen unterirrdischen Auf-
dünstungen/ die von der daselbst wohnenden Kälte zu-
sammen gepackt/ in Wasser sich verändern/ möchte man
vielleicht von etlichen Brönnen und Bächlein gelten las-
sen/ wie es dann gleiche Meynung hat mit denen/ die
glauben/ sie entspringen aus den grossen Schneen/ so in
den Gebürgen ligen/ und nach und nach durch die som-
merliche Wärme schmeltzen und also zu Bronnen und
Flüssen erwachsen. Wir wollen die Heidnischen Phi-
[Spaltenumbruch] losophos
fahren lassen/ und hören/ was der allerweiseste
und in aller natürlichen geheimen Wissenschafft von Got-
tes Geist selbst unterrichtete König Salomon in seinem
Ecclesiaste am ersten Capitel statuiret: Omnia flumina
(sagt er) intrant in Mare, & Mare non redundat: Ad
locum unde exeunt, flumina revertuntur ut iterum flu-
ant.
Alle Flüsse lauffen ins Meer/ und das Meer geht da-
von nicht über/ zu den Ort/ daher ihr Ausgang ist/ kehren
die Flüsse wieder zuruck/ daß sie abermal fliessen. Da er
anzeigen will/ daß sowol alle Wasserströme/ als auch fol-
gends alle Flüsse/ Bäche und Bronnen/ daraus die Flüsse
meistentheils erwachsen/ nicht allein ins Meer sich einstür-
tzen/ sondern auch durch grosse Höhlen und Canalen/ die
unter der Erden sich befinden/ wiederum aus dem Meer
entspringen/ und also perpetua & nunquam intermissa
pericyclosi
den Erden-Kreiß durchwandern/ und das
abfliessende Wasser/ durch anders frisch eingeschencktes
wieder ersetzen/ und also den Befehl ihres Schöpffers
mit unaussetzlichem Fleiß und Gehorsam/ Tag und
Nacht/ ohne unterlaß nachkommen; und das ist eben
die Ursach/ warum das Meer nicht grösser wird noch ü-
berlauffet/ weil täglich so viel abrinnt/ als zufliesset/
wie Franciscus Vallesius lib. de Sacra Philosophia aus
Platone zum Theil bezeuget/ und sagt: gleichwie in dem
menschlichen Leib/ im Hertzen und in der Leber eine gros-
se Menge Blutes sich befindet/ von dannen es durch ge-
wisse enge Röhren/ die man Adern heisset/ durch den
gantzen Leib sich ergiesset: Also hat das Erdreich auch
seine gewisse Höhlen voller Wasser/ davon solches durch
hohle Canales und Fortleitungen durch den gantzen Erd-
boden fliesset/ und wo etwan eine Ader ausbricht/ oder
zerberstet/ daselbst wird ein Bronne/ grösser oder klei-
ner/ nachdem der Zufluß ist. Wie auch kan probirt wer-
den Gen. 7. als die Sündflut die Erden überschwemmen
solte/ steht daselbst/ rupti sunt omnes fontes abyssi, al-
le Bronnen der grossen Tieffen brachen auf. Also/ daß
der Göttliche Plato, wie er von etlichen genennet wird/
guten Grund gehabt/ seinen Tartarum oder Baratrum
einzuführen/ aus dem alle Wasser entsprungen. Bleibt
dahero die Thesis des heiligen Geistes wahr/ daß alle
Wasser aus dem Meer/ und wieder in das Meer kom-
men; und wann ja die aus der Lufft erhobene Dünste/
oder der Schnee und das Regenwasser/ etwas beytra-
gen/ sey es mehr für eine Beyhülffe/ als Ursprung billich
zu halten.

Cap. IX.
Von den Brunn-Stuben.
[Spaltenumbruch]

ERstlich macht man an dem Ort/ wo man Was-
ser hoffet/ einen 6 Schuhe-breiten und tieffen
Graben/ dahinein werden sich alle Bronnen-
Adern einherbergen/ die wie die kleinen Wurtzeln um
den Stammen des Bronnens sich austheilen/ und mit
diesem Graben werden sie alle zusammen zu führen seyn/
voraus/ wann er wol vertiefft ist; dieser Graben kan
mit breiten Steinen gepflastert/ und mit Stroh be-
[Spaltenumbruch] deckt werden/ das mit guten Laimen vermacht sey. Wo
im Graben die meisten Wasser zusammen rinnen/ und
gleichsam ein Centrum machen/ daselbst muß man die
erste Bronnstuben hinsetzen; im fall die Quelle etwas
tieff läge/ muß sie durch eine Mauer eingefangen/ erhö-
het/ und also zum Gebrauch dienlich gemacht werden/
nicht anders/ als wie man mit einer Mühlwehre das
Wasser schwellet/ zur Zeit/ wann man mahlen soll/ sol-

ches
L l l iij
Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
Cap. VIII.
Vom Urſprung der Bronnen.
[Spaltenumbruch]

HErꝛ de Serres ſagt zwar vernuͤnfftig/ daß eine
dergleichen fuͤrwitzige und curioſe Philoſophia
mehr einem Gelehrten/ als einem Hausvatter zu-
ſtehe/ der mehr vonnoͤthen habe/ Waſſer in ſein Haus
zu bringen/ ſein Viehe und Gaͤrten zu verſehen/ als ver-
gebene Wort/ ſein Gemuͤthe mit dergleichen Vernunffts-
Betrachtungen zu unterhalten. So ſtehet dennoch mei-
nes Erachtens einem vernuͤnfftigen Hausvatter ſehr wol
an/ wann er denen wunderſamen Verordnungen Got-
tes/ die aus allen Geſchoͤpffen herfuͤr gruͤnen/ etwas reif-
fer nachdencket/ nicht alles nur bloß wie ein Bauer an-
gaffet/ ſondern auch bey einem gleichen wiſſe/ wie es et-
wan mit einem und dem andern/ nach der Natur Lauff
herzugehen pflege/ oder was die alten Weiſen von ei-
nem oder dem andern gehalten haben/ denn dieſes ver-
hindert oder hemmet den Luſt zur Wirthſchafft nicht/
ſondern verdoppelt ihn.

Wann ich allhier der Gelehrten unterſchiedliche
Saͤtze und Gegenſaͤtze/ Meynungen und Wiederlegun-
gen ſolte anfuͤhren/ wuͤrde es ein abſonderliches Werck
erfordern/ ſo weder mein Vorhaben/ noch eines Haus-
vatters Nutz waͤre. Weil aber die groſſe Welt in vie-
len Stucken mit dem menſchlichen Koͤrper kan vergli-
chen werden; alſo wie dieſer nicht allein groſſe und kleine
Blut-Adern hat/ ſondern auch allenthalben/ wo er mit
einer Nadel geſtochen wird/ Blut von ſich giebt/ das
gleichſam die gantze Maſſam carneam durchkrochen
hat: Alſo habe der allweiſe GOtt den groſſen Leib des
Erdbodens nicht allein mit dem unermaͤßlichen Meer-
Gewaͤſſer/ mit groſſen und weitlauffenden Schiffreichen
Waſſerſtroͤmen/ ſondern auch mit vielen geringen Fluͤß-
lein/ Baͤchen/ Bronnenquellen und Adern verſehen/ da-
mit die Duͤrre mit der Feuchte gemittelmaͤſſiget; die
Haͤrte mit dem Weichen gelindert/ und die Hitze von
der Kaͤlte moͤchte temperirt werden.

Daß Ariſtoles will/ die Broͤnne und Fluͤſſe ent-
ſpringen aus den luͤfftigen groſſen unterirrdiſchen Auf-
duͤnſtungen/ die von der daſelbſt wohnenden Kaͤlte zu-
ſammen gepackt/ in Waſſer ſich veraͤndern/ moͤchte man
vielleicht von etlichen Broͤnnen und Baͤchlein gelten laſ-
ſen/ wie es dann gleiche Meynung hat mit denen/ die
glauben/ ſie entſpringen aus den groſſen Schneen/ ſo in
den Gebuͤrgen ligen/ und nach und nach durch die ſom-
merliche Waͤrme ſchmeltzen und alſo zu Bronnen und
Fluͤſſen erwachſen. Wir wollen die Heidniſchen Phi-
[Spaltenumbruch] loſophos
fahren laſſen/ und hoͤren/ was der allerweiſeſte
und in aller natuͤrlichen geheimẽ Wiſſenſchafft von Got-
tes Geiſt ſelbſt unterrichtete Koͤnig Salomon in ſeinem
Eccleſiaſte am erſten Capitel ſtatuiret: Omnia flumina
(ſagt er) intrant in Mare, & Mare non redundat: Ad
locum unde exeunt, flumina revertũtur ut iterum flu-
ant.
Alle Fluͤſſe lauffen ins Meer/ und das Meer geht da-
von nicht uͤber/ zu den Ort/ daher ihr Ausgang iſt/ kehren
die Fluͤſſe wieder zuruck/ daß ſie abermal flieſſen. Da er
anzeigen will/ daß ſowol alle Waſſerſtroͤme/ als auch fol-
gends alle Fluͤſſe/ Baͤche und Broñen/ daraus die Fluͤſſe
meiſtentheils erwachſen/ nicht allein ins Meer ſich einſtuͤr-
tzen/ ſondern auch durch groſſe Hoͤhlen und Canalen/ die
unter der Erden ſich befinden/ wiederum aus dem Meer
entſpringen/ und alſo perpetuâ & nunquam intermiſsâ
pericycloſi
den Erden-Kreiß durchwandern/ und das
abflieſſende Waſſer/ durch anders friſch eingeſchencktes
wieder erſetzen/ und alſo den Befehl ihres Schoͤpffers
mit unausſetzlichem Fleiß und Gehorſam/ Tag und
Nacht/ ohne unterlaß nachkommen; und das iſt eben
die Urſach/ warum das Meer nicht groͤſſer wird noch uͤ-
berlauffet/ weil taͤglich ſo viel abrinnt/ als zuflieſſet/
wie Franciſcus Valleſius lib. de Sacrâ Philoſophiâ aus
Platone zum Theil bezeuget/ und ſagt: gleichwie in dem
menſchlichen Leib/ im Hertzen und in der Leber eine groſ-
ſe Menge Blutes ſich befindet/ von dannen es durch ge-
wiſſe enge Roͤhren/ die man Adern heiſſet/ durch den
gantzen Leib ſich ergieſſet: Alſo hat das Erdreich auch
ſeine gewiſſe Hoͤhlen voller Waſſer/ davon ſolches durch
hohle Canales und Fortleitungen durch den gantzen Erd-
boden flieſſet/ und wo etwan eine Ader ausbricht/ oder
zerberſtet/ daſelbſt wird ein Bronne/ groͤſſer oder klei-
ner/ nachdem der Zufluß iſt. Wie auch kan probirt wer-
den Gen. 7. als die Suͤndflut die Erden uͤberſchwemmen
ſolte/ ſteht daſelbſt/ rupti ſunt omnes fontes abyſſi, al-
le Bronnen der groſſen Tieffen brachen auf. Alſo/ daß
der Goͤttliche Plato, wie er von etlichen genennet wird/
guten Grund gehabt/ ſeinen Tartarum oder Baratrum
einzufuͤhren/ aus dem alle Waſſer entſprungen. Bleibt
dahero die Theſis des heiligen Geiſtes wahr/ daß alle
Waſſer aus dem Meer/ und wieder in das Meer kom-
men; und wann ja die aus der Lufft erhobene Duͤnſte/
oder der Schnee und das Regenwaſſer/ etwas beytra-
gen/ ſey es mehr fuͤr eine Beyhuͤlffe/ als Urſprung billich
zu halten.

Cap. IX.
Von den Brunn-Stuben.
[Spaltenumbruch]

ERſtlich macht man an dem Ort/ wo man Waſ-
ſer hoffet/ einen 6 Schuhe-breiten und tieffen
Graben/ dahinein werden ſich alle Bronnen-
Adern einherbergen/ die wie die kleinen Wurtzeln um
den Stammen des Bronnens ſich austheilen/ und mit
dieſem Graben werden ſie alle zuſammen zu fuͤhren ſeyn/
voraus/ wann er wol vertiefft iſt; dieſer Graben kan
mit breiten Steinen gepflaſtert/ und mit Stroh be-
[Spaltenumbruch] deckt werden/ das mit guten Laimen vermacht ſey. Wo
im Graben die meiſten Waſſer zuſammen rinnen/ und
gleichſam ein Centrum machen/ daſelbſt muß man die
erſte Bronnſtuben hinſetzen; im fall die Quelle etwas
tieff laͤge/ muß ſie durch eine Mauer eingefangen/ erhoͤ-
het/ und alſo zum Gebrauch dienlich gemacht werden/
nicht anders/ als wie man mit einer Muͤhlwehre das
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[453/0471] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. Cap. VIII. Vom Urſprung der Bronnen. HErꝛ de Serres ſagt zwar vernuͤnfftig/ daß eine dergleichen fuͤrwitzige und curioſe Philoſophia mehr einem Gelehrten/ als einem Hausvatter zu- ſtehe/ der mehr vonnoͤthen habe/ Waſſer in ſein Haus zu bringen/ ſein Viehe und Gaͤrten zu verſehen/ als ver- gebene Wort/ ſein Gemuͤthe mit dergleichen Vernunffts- Betrachtungen zu unterhalten. So ſtehet dennoch mei- nes Erachtens einem vernuͤnfftigen Hausvatter ſehr wol an/ wann er denen wunderſamen Verordnungen Got- tes/ die aus allen Geſchoͤpffen herfuͤr gruͤnen/ etwas reif- fer nachdencket/ nicht alles nur bloß wie ein Bauer an- gaffet/ ſondern auch bey einem gleichen wiſſe/ wie es et- wan mit einem und dem andern/ nach der Natur Lauff herzugehen pflege/ oder was die alten Weiſen von ei- nem oder dem andern gehalten haben/ denn dieſes ver- hindert oder hemmet den Luſt zur Wirthſchafft nicht/ ſondern verdoppelt ihn. Wann ich allhier der Gelehrten unterſchiedliche Saͤtze und Gegenſaͤtze/ Meynungen und Wiederlegun- gen ſolte anfuͤhren/ wuͤrde es ein abſonderliches Werck erfordern/ ſo weder mein Vorhaben/ noch eines Haus- vatters Nutz waͤre. Weil aber die groſſe Welt in vie- len Stucken mit dem menſchlichen Koͤrper kan vergli- chen werden; alſo wie dieſer nicht allein groſſe und kleine Blut-Adern hat/ ſondern auch allenthalben/ wo er mit einer Nadel geſtochen wird/ Blut von ſich giebt/ das gleichſam die gantze Maſſam carneam durchkrochen hat: Alſo habe der allweiſe GOtt den groſſen Leib des Erdbodens nicht allein mit dem unermaͤßlichen Meer- Gewaͤſſer/ mit groſſen und weitlauffenden Schiffreichen Waſſerſtroͤmen/ ſondern auch mit vielen geringen Fluͤß- lein/ Baͤchen/ Bronnenquellen und Adern verſehen/ da- mit die Duͤrre mit der Feuchte gemittelmaͤſſiget; die Haͤrte mit dem Weichen gelindert/ und die Hitze von der Kaͤlte moͤchte temperirt werden. Daß Ariſtoles will/ die Broͤnne und Fluͤſſe ent- ſpringen aus den luͤfftigen groſſen unterirrdiſchen Auf- duͤnſtungen/ die von der daſelbſt wohnenden Kaͤlte zu- ſammen gepackt/ in Waſſer ſich veraͤndern/ moͤchte man vielleicht von etlichen Broͤnnen und Baͤchlein gelten laſ- ſen/ wie es dann gleiche Meynung hat mit denen/ die glauben/ ſie entſpringen aus den groſſen Schneen/ ſo in den Gebuͤrgen ligen/ und nach und nach durch die ſom- merliche Waͤrme ſchmeltzen und alſo zu Bronnen und Fluͤſſen erwachſen. Wir wollen die Heidniſchen Phi- loſophos fahren laſſen/ und hoͤren/ was der allerweiſeſte und in aller natuͤrlichen geheimẽ Wiſſenſchafft von Got- tes Geiſt ſelbſt unterrichtete Koͤnig Salomon in ſeinem Eccleſiaſte am erſten Capitel ſtatuiret: Omnia flumina (ſagt er) intrant in Mare, & Mare non redundat: Ad locum unde exeunt, flumina revertũtur ut iterum flu- ant. Alle Fluͤſſe lauffen ins Meer/ und das Meer geht da- von nicht uͤber/ zu den Ort/ daher ihr Ausgang iſt/ kehren die Fluͤſſe wieder zuruck/ daß ſie abermal flieſſen. Da er anzeigen will/ daß ſowol alle Waſſerſtroͤme/ als auch fol- gends alle Fluͤſſe/ Baͤche und Broñen/ daraus die Fluͤſſe meiſtentheils erwachſen/ nicht allein ins Meer ſich einſtuͤr- tzen/ ſondern auch durch groſſe Hoͤhlen und Canalen/ die unter der Erden ſich befinden/ wiederum aus dem Meer entſpringen/ und alſo perpetuâ & nunquam intermiſsâ pericycloſi den Erden-Kreiß durchwandern/ und das abflieſſende Waſſer/ durch anders friſch eingeſchencktes wieder erſetzen/ und alſo den Befehl ihres Schoͤpffers mit unausſetzlichem Fleiß und Gehorſam/ Tag und Nacht/ ohne unterlaß nachkommen; und das iſt eben die Urſach/ warum das Meer nicht groͤſſer wird noch uͤ- berlauffet/ weil taͤglich ſo viel abrinnt/ als zuflieſſet/ wie Franciſcus Valleſius lib. de Sacrâ Philoſophiâ aus Platone zum Theil bezeuget/ und ſagt: gleichwie in dem menſchlichen Leib/ im Hertzen und in der Leber eine groſ- ſe Menge Blutes ſich befindet/ von dannen es durch ge- wiſſe enge Roͤhren/ die man Adern heiſſet/ durch den gantzen Leib ſich ergieſſet: Alſo hat das Erdreich auch ſeine gewiſſe Hoͤhlen voller Waſſer/ davon ſolches durch hohle Canales und Fortleitungen durch den gantzen Erd- boden flieſſet/ und wo etwan eine Ader ausbricht/ oder zerberſtet/ daſelbſt wird ein Bronne/ groͤſſer oder klei- ner/ nachdem der Zufluß iſt. Wie auch kan probirt wer- den Gen. 7. als die Suͤndflut die Erden uͤberſchwemmen ſolte/ ſteht daſelbſt/ rupti ſunt omnes fontes abyſſi, al- le Bronnen der groſſen Tieffen brachen auf. Alſo/ daß der Goͤttliche Plato, wie er von etlichen genennet wird/ guten Grund gehabt/ ſeinen Tartarum oder Baratrum einzufuͤhren/ aus dem alle Waſſer entſprungen. Bleibt dahero die Theſis des heiligen Geiſtes wahr/ daß alle Waſſer aus dem Meer/ und wieder in das Meer kom- men; und wann ja die aus der Lufft erhobene Duͤnſte/ oder der Schnee und das Regenwaſſer/ etwas beytra- gen/ ſey es mehr fuͤr eine Beyhuͤlffe/ als Urſprung billich zu halten. Cap. IX. Von den Brunn-Stuben. ERſtlich macht man an dem Ort/ wo man Waſ- ſer hoffet/ einen 6 Schuhe-breiten und tieffen Graben/ dahinein werden ſich alle Bronnen- Adern einherbergen/ die wie die kleinen Wurtzeln um den Stammen des Bronnens ſich austheilen/ und mit dieſem Graben werden ſie alle zuſammen zu fuͤhren ſeyn/ voraus/ wann er wol vertiefft iſt; dieſer Graben kan mit breiten Steinen gepflaſtert/ und mit Stroh be- deckt werden/ das mit guten Laimen vermacht ſey. Wo im Graben die meiſten Waſſer zuſammen rinnen/ und gleichſam ein Centrum machen/ daſelbſt muß man die erſte Bronnſtuben hinſetzen; im fall die Quelle etwas tieff laͤge/ muß ſie durch eine Mauer eingefangen/ erhoͤ- het/ und alſo zum Gebrauch dienlich gemacht werden/ nicht anders/ als wie man mit einer Muͤhlwehre das Waſſer ſchwellet/ zur Zeit/ wann man mahlen ſoll/ ſol- ches L l l iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/471>, abgerufen am 25.12.2024.