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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Pfauen nur eine Feder ausziehet/ mit seinem gantzen
Geschlecht stracks sterben/ oder ein Leibeigner werden
muß; sind auch alle seine Güter dem Könige verfallen/
wie D. Dapper in seiner Anno 1670 zu Amsterdam ge-
druckten umständlichen und eigentlichen Beschreibung
von Africa fol. 591. bezeuget.

Galenus will/ die Pfauen haben ein hartes undau-
lichtes Fleisch/ von bösem Temperament, mache melan-
cholisches Geblüt/ und verwese nicht leichtlich/ das laß ich
dahin gestellt seyn/ und mag von den alten verstanden
werden. Hätte aber Galenus das Fleisch von einem
jungen einjährigen oder halbjährigen Pfauen gekostet/
und die zärtliche Welsen der Phasanen daran empfun-
den/ halte ich/ er würde seine Meynung widerruffen.

Daß aber sein Fleisch/ wegen ihres trockenen und
guten temperaments, nicht leicht verwese/ bezeuget S.
Augustinus in lib. 21. de Civitate DEI. cap.
4. daß/ als
man ihm zu Carthago einen Pfauen zu essen aufgetragen/
von dessen Brust er etwas/ was ihm geschmeckt/ zu sich
genommen/ und das übrige befohlen aufzuheben/ daß
nach vielen Tagen/ in welchen ein solch dergleichen Fleisch
verderben müste/ es seye wieder hervor gebracht worden/
und ohne allen Gestanck gantz frisch geblieben; da habe
er es wieder auf 30 Tage versucht/ und einerley befun-
den; also sey es auch ein gantzes Jahr unverwesen ge-
blieben/ ausser daß es etwas zusammgezogener und dür-
rer gewesen.

Darum der Pfau nicht unbillich genennet wird vom
Herrn de Serres, le Roy de la Volaille terrestre, Com-
me la primaute, sur l' aquatique, est deue au Cigne.

Der Pfau sey König unter dem Erdgeflügel/ wie der
Schwan unter den Wasservögeln. Und soll der Pfau
allein seiner Stimm entgelten/ leidet man doch in der
Wirthschafft das Pippen der Jndianischen Hüner/ das
Krähen der Haanen/ das Geschrey der Endten/ Gänse
und Hüner/ das Gruntzen der Schwein/ das Pläzen der
Schaafe und andern Viehes. Zu dem ist der Pfau ein
überaus guter Hüter/ der/ sobald er etwas fremdes ver-
[Spaltenumbruch] mercket/ solches alsobald mit seiner Stimm anzeiget//
und nachzusehen gleichsam warnet/ es sey bey Nacht oder
Tage.

Das ärgste an ihnen ist/ daß sie überall einfliegen/
und in Weingebürgen und andern Gärten grossen Scha-
den thun/ denn was die Verderbung der Dächer (die
man ihnen zumesset) anlanget/ thun sie wenig Scha-
den/ wann das Dach recht und dicht gedeckt ist/ und wo
es im Hof hohe grosse Bäume hat/ werden sie lieber auf
den Aesten/ als auf den Dächern sitzen.

Aus dem Garten kan man sie mit Klappern/ Werf-
fen und Geschrey fortschrecken/ und zur Zeit der Erndte/
wann die Kornfelder und Weingebürge gar am Hof-
zaun sind/ kan man sie nicht/ wie die andern Jndiani-
schen Hüner und Gänse/ abseits treiben/ oder gar ein-
schliessen/ und diß ist das schlimmeste/ so an ihnen zu ta-
deln/ dann sie lassen sich nicht einsperren; zu der Zeit
aber bruten meistentheils die Pfauinnen/ daher ist der
Schad auch um so viel geringer.

Zu einem halben Dutzet Weiblein sind zwey Männ-
lein zu halten/ nicht darum/ daß nicht einer allein genug-
sam/ sondern darum/ wann ohngefähr einer verlohren
gieng/ stracks einer an seiner Stelle sey/ ist aber das
Haus näher bey den Wiesen als Feldern und Wein-
garten/ mag man wol mehr Pfauen halten/ sonderlich
wo es nahend hohe Bäume/ als Linden/ Albern und
dergleichen giebt; ein Pfau/ wann er an einen Ort
kommt/ so ihm tauglich ist/ lebt 23 und 24 Jahr/ das
Weiblein aber dauret nicht so lang/ sie sind unterschied-
licher Farben/ weiß/ graulicht/ dunckel/ blaugrünlicht/
und dergleichen/ doch hält man meistentheils die weissen
für die raresten und schönesten/ wiewol ihre Spiegel
nicht so gläntzige Farben haben/ wie die gemeinen/ diese
Farbe kommt meistens von Natur/ obschon etliche ver-
meynen/ durch Kunst/ indem sie die Brutenden mit weis-
sen Tüchern umhängen/ solches zuwegen zu bringen/ oder
daß man die Pfauin in einem Gemach ansetzet/ das gantz
mit Kalch übertüncht ist.

Cap. CX.
Von ihrem Unterscheid und Brüten.
[Spaltenumbruch]

HErr de Serres macht zweyerley Sorten der
Pfauen/ die heimischen und die wilden; die hei-
mischen nennet er/ die im Mayerhof mit dem an-
dern Geflügel meistentheils sich befinden; die wilden a-
ber/ die sich meistentheils in Feldern und auf den Bäu-
men aufhalten/ gar selten unter das Dach kommen/
das Wetter sey wie es wolle/ ihre Nester zur Brutzeit
auf die hohen Bäume/ oder in die dicke Gesträucher/
Gehäge und Zäune machen/ die sie nach ihrem Gutdun-
cken erkiesen/ und ihre Jungen hin und her auf die Wei-
de führen/ doch wann man dem andern Geflügel zu es-
sen fürgibt/ kommen sie auch darzu/ sind aber sehr wild/
lassen sich weder fangen noch anrühren/ aus Forcht/ ihre
schöne Federn zu verlieren/ die sie doch alle Jahr mau-
sen und verlieren/ so meistens zu Ende des Julii oder zu
Anfang des Augusti zu geschehen pfleget/ ehe als die
Kälte eintritt.

Für beederley Sorten aber/ darf man keine gewis-
sen Ställe und Nachtherbergen aufrichten/ denn sie
lassen sich an kein Ort binden/ bleiben des Nachts hin
[Spaltenumbruch] und her auf Bäumen und hocherhabenen Stellen/ wo
sie es gut bedunckt/ legen auch die Pfäuinnen ihre Eyer
nie an einem Ort/ sondern wechseln damit hin und wie-
der/ heut hier/ Morgens anderswo; und wiewol sie die
Hitz besser erdulten als die Kälte/ bleiben doch die wil-
den Pfauen/ es wittere wie es wolle/ zu Nacht den
gantzen Winter durch auf den Bäumen. Die Eyer
muß man so wol von den heimischen/ als von den wilden
fleissig zusammen suchen/ sie heben an zu legen zwischen
des Aprils Ausgang/ und des Mayen Anfang/ und weil
sie länger als anders Geflügel leben/ werden sie auch
vor dem dritten Jahr weder zum Legen/ noch zum Aus-
bruten/ geschickt/ und fangen selten eher an.

Weil sie so vielerley Feinde haben/ sonderlich die
wilden Pfauen/ suchen sie die abgelegenen/ dicken/ ver-
wachsenen und entlegenesten Oerter/ auch machen sie wol
auf hohe/ dicke/ ästige Bäume ihre Nester/ da sie auch
am sichersten stehen. Wann sie am Bruten sind/ kom-
men sie alle Tag/ aus Hunger bezwungen/ ihr Futter

neben

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Pfauen nur eine Feder ausziehet/ mit ſeinem gantzen
Geſchlecht ſtracks ſterben/ oder ein Leibeigner werden
muß; ſind auch alle ſeine Guͤter dem Koͤnige verfallen/
wie D. Dapper in ſeiner Anno 1670 zu Amſterdam ge-
druckten umſtaͤndlichen und eigentlichen Beſchreibung
von Africa fol. 591. bezeuget.

Galenus will/ die Pfauen haben ein hartes undau-
lichtes Fleiſch/ von boͤſem Temperament, mache melan-
choliſches Gebluͤt/ und verweſe nicht leichtlich/ das laß ich
dahin geſtellt ſeyn/ und mag von den alten verſtanden
werden. Haͤtte aber Galenus das Fleiſch von einem
jungen einjaͤhrigen oder halbjaͤhrigen Pfauen gekoſtet/
und die zaͤrtliche Welſen der Phaſanen daran empfun-
den/ halte ich/ er wuͤrde ſeine Meynung widerruffen.

Daß aber ſein Fleiſch/ wegen ihres trockenen und
guten temperaments, nicht leicht verweſe/ bezeuget S.
Auguſtinus in lib. 21. de Civitate DEI. cap.
4. daß/ als
man ihm zu Carthago einen Pfauen zu eſſen aufgetragen/
von deſſen Bruſt er etwas/ was ihm geſchmeckt/ zu ſich
genommen/ und das uͤbrige befohlen aufzuheben/ daß
nach vielen Tagen/ in welchen ein ſolch dergleichen Fleiſch
verderben muͤſte/ es ſeye wieder hervor gebracht worden/
und ohne allen Geſtanck gantz friſch geblieben; da habe
er es wieder auf 30 Tage verſucht/ und einerley befun-
den; alſo ſey es auch ein gantzes Jahr unverweſen ge-
blieben/ auſſer daß es etwas zuſammgezogener und duͤr-
rer geweſen.

Darum der Pfau nicht unbillich genennet wird vom
Herꝛn de Serres, le Roy de la Volaille terreſtre, Com-
me la primauté, ſur l’ aquatique, eſt deuë au Cigne.

Der Pfau ſey Koͤnig unter dem Erdgefluͤgel/ wie der
Schwan unter den Waſſervoͤgeln. Und ſoll der Pfau
allein ſeiner Stimm entgelten/ leidet man doch in der
Wirthſchafft das Pippen der Jndianiſchen Huͤner/ das
Kraͤhen der Haanen/ das Geſchrey der Endten/ Gaͤnſe
und Huͤner/ das Gruntzen der Schwein/ das Plaͤzen der
Schaafe und andern Viehes. Zu dem iſt der Pfau ein
uͤberaus guter Huͤter/ der/ ſobald er etwas fremdes ver-
[Spaltenumbruch] mercket/ ſolches alſobald mit ſeiner Stimm anzeiget//
und nachzuſehen gleichſam warnet/ es ſey bey Nacht oder
Tage.

Das aͤrgſte an ihnen iſt/ daß ſie uͤberall einfliegen/
und in Weingebuͤrgen und andern Gaͤrten groſſen Scha-
den thun/ denn was die Verderbung der Daͤcher (die
man ihnen zumeſſet) anlanget/ thun ſie wenig Scha-
den/ wann das Dach recht und dicht gedeckt iſt/ und wo
es im Hof hohe groſſe Baͤume hat/ werden ſie lieber auf
den Aeſten/ als auf den Daͤchern ſitzen.

Aus dem Garten kan man ſie mit Klappern/ Werf-
fen und Geſchrey fortſchrecken/ und zur Zeit der Erndte/
wann die Kornfelder und Weingebuͤrge gar am Hof-
zaun ſind/ kan man ſie nicht/ wie die andern Jndiani-
ſchen Huͤner und Gaͤnſe/ abſeits treiben/ oder gar ein-
ſchlieſſen/ und diß iſt das ſchlimmeſte/ ſo an ihnen zu ta-
deln/ dann ſie laſſen ſich nicht einſperren; zu der Zeit
aber bruten meiſtentheils die Pfauinnen/ daher iſt der
Schad auch um ſo viel geringer.

Zu einem halben Dutzet Weiblein ſind zwey Maͤñ-
lein zu halten/ nicht darum/ daß nicht einer allein genug-
ſam/ ſondern darum/ wann ohngefaͤhr einer verlohren
gieng/ ſtracks einer an ſeiner Stelle ſey/ iſt aber das
Haus naͤher bey den Wieſen als Feldern und Wein-
garten/ mag man wol mehr Pfauen halten/ ſonderlich
wo es nahend hohe Baͤume/ als Linden/ Albern und
dergleichen giebt; ein Pfau/ wann er an einen Ort
kommt/ ſo ihm tauglich iſt/ lebt 23 und 24 Jahr/ das
Weiblein aber dauret nicht ſo lang/ ſie ſind unterſchied-
licher Farben/ weiß/ graulicht/ dunckel/ blaugruͤnlicht/
und dergleichen/ doch haͤlt man meiſtentheils die weiſſen
fuͤr die rareſten und ſchoͤneſten/ wiewol ihre Spiegel
nicht ſo glaͤntzige Farben haben/ wie die gemeinen/ dieſe
Farbe kommt meiſtens von Natur/ obſchon etliche ver-
meynen/ durch Kunſt/ indem ſie die Brutenden mit weiſ-
ſen Tuͤchern umhaͤngen/ ſolches zuwegen zu bringen/ oder
daß man die Pfauin in einem Gemach anſetzet/ das gantz
mit Kalch uͤbertuͤncht iſt.

Cap. CX.
Von ihrem Unterſcheid und Bruͤten.
[Spaltenumbruch]

HErꝛ de Serres macht zweyerley Sorten der
Pfauen/ die heimiſchen und die wilden; die hei-
miſchen nennet er/ die im Mayerhof mit dem an-
dern Gefluͤgel meiſtentheils ſich befinden; die wilden a-
ber/ die ſich meiſtentheils in Feldern und auf den Baͤu-
men aufhalten/ gar ſelten unter das Dach kommen/
das Wetter ſey wie es wolle/ ihre Neſter zur Brutzeit
auf die hohen Baͤume/ oder in die dicke Geſtraͤucher/
Gehaͤge und Zaͤune machen/ die ſie nach ihrem Gutdun-
cken erkieſen/ und ihre Jungen hin und her auf die Wei-
de fuͤhren/ doch wann man dem andern Gefluͤgel zu eſ-
ſen fuͤrgibt/ kommen ſie auch darzu/ ſind aber ſehr wild/
laſſen ſich weder fangen noch anruͤhren/ aus Forcht/ ihre
ſchoͤne Federn zu verlieren/ die ſie doch alle Jahr mau-
ſen und verlieren/ ſo meiſtens zu Ende des Julii oder zu
Anfang des Auguſti zu geſchehen pfleget/ ehe als die
Kaͤlte eintritt.

Fuͤr beederley Sorten aber/ darf man keine gewiſ-
ſen Staͤlle und Nachtherbergen aufrichten/ denn ſie
laſſen ſich an kein Ort binden/ bleiben des Nachts hin
[Spaltenumbruch] und her auf Baͤumen und hocherhabenen Stellen/ wo
ſie es gut bedunckt/ legen auch die Pfaͤuinnen ihre Eyer
nie an einem Ort/ ſondern wechſeln damit hin und wie-
der/ heut hier/ Morgens anderswo; und wiewol ſie die
Hitz beſſer erdulten als die Kaͤlte/ bleiben doch die wil-
den Pfauen/ es wittere wie es wolle/ zu Nacht den
gantzen Winter durch auf den Baͤumen. Die Eyer
muß man ſo wol von den heimiſchen/ als von den wilden
fleiſſig zuſammen ſuchen/ ſie heben an zu legen zwiſchen
des Aprils Ausgang/ und des Mayen Anfang/ und weil
ſie laͤnger als anders Gefluͤgel leben/ werden ſie auch
vor dem dritten Jahr weder zum Legen/ noch zum Aus-
bruten/ geſchickt/ und fangen ſelten eher an.

Weil ſie ſo vielerley Feinde haben/ ſonderlich die
wilden Pfauen/ ſuchen ſie die abgelegenen/ dicken/ ver-
wachſenen und entlegeneſten Oerter/ auch machen ſie wol
auf hohe/ dicke/ aͤſtige Baͤume ihre Neſter/ da ſie auch
am ſicherſten ſtehen. Wann ſie am Bruten ſind/ kom-
men ſie alle Tag/ aus Hunger bezwungen/ ihr Futter

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[342/0360] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Pfauen nur eine Feder ausziehet/ mit ſeinem gantzen Geſchlecht ſtracks ſterben/ oder ein Leibeigner werden muß; ſind auch alle ſeine Guͤter dem Koͤnige verfallen/ wie D. Dapper in ſeiner Anno 1670 zu Amſterdam ge- druckten umſtaͤndlichen und eigentlichen Beſchreibung von Africa fol. 591. bezeuget. Galenus will/ die Pfauen haben ein hartes undau- lichtes Fleiſch/ von boͤſem Temperament, mache melan- choliſches Gebluͤt/ und verweſe nicht leichtlich/ das laß ich dahin geſtellt ſeyn/ und mag von den alten verſtanden werden. Haͤtte aber Galenus das Fleiſch von einem jungen einjaͤhrigen oder halbjaͤhrigen Pfauen gekoſtet/ und die zaͤrtliche Welſen der Phaſanen daran empfun- den/ halte ich/ er wuͤrde ſeine Meynung widerruffen. Daß aber ſein Fleiſch/ wegen ihres trockenen und guten temperaments, nicht leicht verweſe/ bezeuget S. Auguſtinus in lib. 21. de Civitate DEI. cap. 4. daß/ als man ihm zu Carthago einen Pfauen zu eſſen aufgetragen/ von deſſen Bruſt er etwas/ was ihm geſchmeckt/ zu ſich genommen/ und das uͤbrige befohlen aufzuheben/ daß nach vielen Tagen/ in welchen ein ſolch dergleichen Fleiſch verderben muͤſte/ es ſeye wieder hervor gebracht worden/ und ohne allen Geſtanck gantz friſch geblieben; da habe er es wieder auf 30 Tage verſucht/ und einerley befun- den; alſo ſey es auch ein gantzes Jahr unverweſen ge- blieben/ auſſer daß es etwas zuſammgezogener und duͤr- rer geweſen. Darum der Pfau nicht unbillich genennet wird vom Herꝛn de Serres, le Roy de la Volaille terreſtre, Com- me la primauté, ſur l’ aquatique, eſt deuë au Cigne. Der Pfau ſey Koͤnig unter dem Erdgefluͤgel/ wie der Schwan unter den Waſſervoͤgeln. Und ſoll der Pfau allein ſeiner Stimm entgelten/ leidet man doch in der Wirthſchafft das Pippen der Jndianiſchen Huͤner/ das Kraͤhen der Haanen/ das Geſchrey der Endten/ Gaͤnſe und Huͤner/ das Gruntzen der Schwein/ das Plaͤzen der Schaafe und andern Viehes. Zu dem iſt der Pfau ein uͤberaus guter Huͤter/ der/ ſobald er etwas fremdes ver- mercket/ ſolches alſobald mit ſeiner Stimm anzeiget// und nachzuſehen gleichſam warnet/ es ſey bey Nacht oder Tage. Das aͤrgſte an ihnen iſt/ daß ſie uͤberall einfliegen/ und in Weingebuͤrgen und andern Gaͤrten groſſen Scha- den thun/ denn was die Verderbung der Daͤcher (die man ihnen zumeſſet) anlanget/ thun ſie wenig Scha- den/ wann das Dach recht und dicht gedeckt iſt/ und wo es im Hof hohe groſſe Baͤume hat/ werden ſie lieber auf den Aeſten/ als auf den Daͤchern ſitzen. Aus dem Garten kan man ſie mit Klappern/ Werf- fen und Geſchrey fortſchrecken/ und zur Zeit der Erndte/ wann die Kornfelder und Weingebuͤrge gar am Hof- zaun ſind/ kan man ſie nicht/ wie die andern Jndiani- ſchen Huͤner und Gaͤnſe/ abſeits treiben/ oder gar ein- ſchlieſſen/ und diß iſt das ſchlimmeſte/ ſo an ihnen zu ta- deln/ dann ſie laſſen ſich nicht einſperren; zu der Zeit aber bruten meiſtentheils die Pfauinnen/ daher iſt der Schad auch um ſo viel geringer. Zu einem halben Dutzet Weiblein ſind zwey Maͤñ- lein zu halten/ nicht darum/ daß nicht einer allein genug- ſam/ ſondern darum/ wann ohngefaͤhr einer verlohren gieng/ ſtracks einer an ſeiner Stelle ſey/ iſt aber das Haus naͤher bey den Wieſen als Feldern und Wein- garten/ mag man wol mehr Pfauen halten/ ſonderlich wo es nahend hohe Baͤume/ als Linden/ Albern und dergleichen giebt; ein Pfau/ wann er an einen Ort kommt/ ſo ihm tauglich iſt/ lebt 23 und 24 Jahr/ das Weiblein aber dauret nicht ſo lang/ ſie ſind unterſchied- licher Farben/ weiß/ graulicht/ dunckel/ blaugruͤnlicht/ und dergleichen/ doch haͤlt man meiſtentheils die weiſſen fuͤr die rareſten und ſchoͤneſten/ wiewol ihre Spiegel nicht ſo glaͤntzige Farben haben/ wie die gemeinen/ dieſe Farbe kommt meiſtens von Natur/ obſchon etliche ver- meynen/ durch Kunſt/ indem ſie die Brutenden mit weiſ- ſen Tuͤchern umhaͤngen/ ſolches zuwegen zu bringen/ oder daß man die Pfauin in einem Gemach anſetzet/ das gantz mit Kalch uͤbertuͤncht iſt. Cap. CX. Von ihrem Unterſcheid und Bruͤten. HErꝛ de Serres macht zweyerley Sorten der Pfauen/ die heimiſchen und die wilden; die hei- miſchen nennet er/ die im Mayerhof mit dem an- dern Gefluͤgel meiſtentheils ſich befinden; die wilden a- ber/ die ſich meiſtentheils in Feldern und auf den Baͤu- men aufhalten/ gar ſelten unter das Dach kommen/ das Wetter ſey wie es wolle/ ihre Neſter zur Brutzeit auf die hohen Baͤume/ oder in die dicke Geſtraͤucher/ Gehaͤge und Zaͤune machen/ die ſie nach ihrem Gutdun- cken erkieſen/ und ihre Jungen hin und her auf die Wei- de fuͤhren/ doch wann man dem andern Gefluͤgel zu eſ- ſen fuͤrgibt/ kommen ſie auch darzu/ ſind aber ſehr wild/ laſſen ſich weder fangen noch anruͤhren/ aus Forcht/ ihre ſchoͤne Federn zu verlieren/ die ſie doch alle Jahr mau- ſen und verlieren/ ſo meiſtens zu Ende des Julii oder zu Anfang des Auguſti zu geſchehen pfleget/ ehe als die Kaͤlte eintritt. Fuͤr beederley Sorten aber/ darf man keine gewiſ- ſen Staͤlle und Nachtherbergen aufrichten/ denn ſie laſſen ſich an kein Ort binden/ bleiben des Nachts hin und her auf Baͤumen und hocherhabenen Stellen/ wo ſie es gut bedunckt/ legen auch die Pfaͤuinnen ihre Eyer nie an einem Ort/ ſondern wechſeln damit hin und wie- der/ heut hier/ Morgens anderswo; und wiewol ſie die Hitz beſſer erdulten als die Kaͤlte/ bleiben doch die wil- den Pfauen/ es wittere wie es wolle/ zu Nacht den gantzen Winter durch auf den Baͤumen. Die Eyer muß man ſo wol von den heimiſchen/ als von den wilden fleiſſig zuſammen ſuchen/ ſie heben an zu legen zwiſchen des Aprils Ausgang/ und des Mayen Anfang/ und weil ſie laͤnger als anders Gefluͤgel leben/ werden ſie auch vor dem dritten Jahr weder zum Legen/ noch zum Aus- bruten/ geſchickt/ und fangen ſelten eher an. Weil ſie ſo vielerley Feinde haben/ ſonderlich die wilden Pfauen/ ſuchen ſie die abgelegenen/ dicken/ ver- wachſenen und entlegeneſten Oerter/ auch machen ſie wol auf hohe/ dicke/ aͤſtige Baͤume ihre Neſter/ da ſie auch am ſicherſten ſtehen. Wann ſie am Bruten ſind/ kom- men ſie alle Tag/ aus Hunger bezwungen/ ihr Futter neben

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/360>, abgerufen am 20.11.2024.