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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Spaltenumbruch] Felder geführt; die zum Winterbau des Herbstes sol-
len gepflüget werden/ und in Hurten eingeschlossen/
diese werden des folgenden Tags alle weiter fortgeschla-
gen/ und meistentheils nach der Länge der Furchen/ da-
mit das heut gepfirchte Feld des andern Morgens gleich
möge mit dem Pflug umgerissen/ und also der frische
Mist/ weil er alsobald mit Erden bedeckt wird/ desto bes-
ser zu Befrüchtigung und Gutmachung der Felder aus-
gebe. Geschiehet es/ daß bißweilen im Früling Nach-
fröste und böse Gewitter sich einfinden/ muß man die
Heerde biß auf Besserung/ wieder in ihre Ställe ein-
schliessen. Die Umackerung der Felder geschihet am
füglichsten/ wann ein Acker/ der Länge nach/ gantz durch-
gepferchert ist/ so/ nachdem sie lang sind/ in einem/ we-
nigst in zweyen Tagen wol geschehen kan/ weil man in
Oesterreich nicht so lange Aecker hat/ als gegen den Un-
garischen Gräntzen.

[Spaltenumbruch]

Die Hirten führen ihre Hütten auf zwey Rädern
mit/ damit sie ihr Haus der Heerde nachführen/ und
also allezeit bey dem Viehe (ihren Aufsicht darauf zu
haben) bleiben können/ so muß er auch die Hunde dar-
neben haben/ welche die Hurten des Nachtes umlauffen/
und da ein Wolff/ oder auch ein Dieb sich annahen
wolte/ solches verkundschafften/ und Alarme machen
können. Die Hurten werden/ nach Gebrauch der Land-
Art/ von breiten Spälten oder Felbernen Ruten also hoch
gemacht/ daß kein Wolff darüber springen mag/ mit
Pfälen verschlagen und befestiget/ und also abgethei-
ler/ damit die Lämmer beyseits gethan/ ihre Mütter nicht
mögen der Milch berauben. Vor diesem hat man/ an
statt der Hurten/ Netze gebraucht/ und die Schaafe
damit umgeben/ welches zweifels ohne von den Wölf-
fen mehr gescheuet wird/ als die von Holtz geflochtenen
Hurten.

Cap. XLVIII.
Vom Unterscheid der Schaafe.
[Spaltenumbruch]

DEr Unterscheid der Schaafe ist darum noth-
wendig zu wissen/ daß ein Hauswirth ihme das
beste erwehlen möge/ wir wollen die ausländi-
schen vorbeygehen/ welche in der Magellanischen Straf-
fen zu finden/ mit langen Hälsen/ aufgebläheten Rucken/
Hasen-Mäulern und hohen Hörnern/ die sie daselbst an
statt der Ochsen zum Ackerbau gebrauchen/ noch von
denen Asiatischen/ welche mit grossen überaus fetten und
schweren Schwäntzen behenckt sind. Jm Königreich
Engelland sollen sie/ nach Herrn Sansons d' Abbeville
Zeugniß/ so schmackhafftes Fleisch haben/ daß keines
mit dem selben zu vergleichen/ werffen gemeiniglich drey
Junge/ und haben drey oder vier Hörner/ wie die Wid-
der/ deren etliche auch wol 10 Hörner haben/ sind von
Wolle sehr schön/ weiß/ zart und rein. Hier wollen wir al-
lein bey unsern gemeinen und bekannten Schaafen ver-
bleiben/ die haben einen grossen Unterscheid an der Farb/
darunter die weissen die edlesten/ weil ihre Wolle aller-
hand Farben an sich nimmt/ welches die schwartze/ brau-
ne oder falbe Wolle nicht thut/ daher meistens nur den
Strümpffstrickern verkaufft wird.

Fürs andere/ haben sie auch einen mercklichen Un-
terscheid an der Grösse/ wie an den Hungarischen gros-
sen Schaafen wol zu sehen/ die fast noch einmal so schwer
sind/ als die gemeinen Oesterreichischen. Und wann
man die Schaafe/ so im Land von Lüneburg gefunden
und von denen Jnnwohnern Haidschnacken genennt
werden/ entgegen stellen würde/ sollen sie gegen den Un-
gerischen aussehen/ wie die halbjährige Lämmer.

Zum dritten/ sind etliche Schaafe/ die in denen
Wäldern und Gebürgen ihre Nahrung/ andere aber
die solche in der Ebene suchen; und hat dißfalls ein
Hausvatter die Gelegenheit seines Gutes und seiner Grün-
de zu betrachten/ wann er lauter ebene Felder hat/ daß
er die Gebürg-Schaafe unverworren lasse/ und wann
seine Gegend gebürgig/ daß er nicht von ebenen flachen
Orten her seine Schaafe kauffe/ weil sie beede an un-
[Spaltenumbruch] bequemen ihnen ungewöhnlichen Weiden nicht würden
gut thun.

Vierdtens/ ist ein Unterscheid/ daß etliche Schaafe
Männlein und Weiblein Hörner haben/ als da sind die
Hungarischen und Zeckel-Schaafe/ und die Haide-
schnacken/ die ihren Namen daher haben/ weil sie auf
der Lüneburgischen Haide/ solia Ericae Haidegras/ zu
ihrer Speise haben/ unsere Land-Schaaf aber sind ausser
den Widdern meistentheils glattköpffig.

Und ist auch/ zum fünften/ dieser unserer Schaafe
Fleisch viel zärter als der Zäckel- und Ungarischen
Schaafe/ die am Fleisch etwas hart und grob sind.

Zum sechsten/ zeiget auch dieses die Wolle an/ die an
den unserigen zwar kürtzer/ an den Ungarischen aber um ei-
nen guten Theil gröber und filtziger ist/ und zu keinem gu-
ten Tuch/ sondern nur zu Kotzen/ und groben Regenmän-
teln und Genepek, wie sie es nennen/ gebraucht wird.

Zum siebenden/ sind zwar etliche Schaafe/ die man
zweymal im Jahr/ als um Walburgis und S. Michae-
lis scheeret/ etliche aber nur einmal; schreibt aber Co-
lerus,
die von einer Schur seyen besser/ und habe Chur-
fürstl. Durchl. zu Brandenburg/ in seinem gantzen Land/
die zwieschierigen abschaffen/ und die andern einführen
lassen.

Letztlich ist auch unter den Schaafen dieser Unter-
scheid/ daß etliche zweymal im Jahr/ etliche aber nur
einmal tragen.; und halte ich dafür/ daß die ersten bes-
ser zum Schlachten/ diese aber besser zur Zucht dienen/
so aus natürlichen Gründen leichtlich zu bewähren; die
Schaafe/ die kleine und glatte Bäuche haben ohne Wol-
le/ sind nicht hoch zu halten.

P. Tylkowskj de re agraria p. 335. sagt: Oves
optimae sunt, quae collo longo, lana molli, ventre pi-
loso, cauda longa & ventre grandi, talis sit & aries,
qui ut mitior sit, cornua ei prope aures perforentur.
Numero impare gregem putant salubriorem, sed vi-
detur superstitio.

Cap.
O o ij

Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Spaltenumbruch] Felder gefuͤhrt; die zum Winterbau des Herbſtes ſol-
len gepfluͤget werden/ und in Hurten eingeſchloſſen/
dieſe werden des folgenden Tags alle weiter fortgeſchla-
gen/ und meiſtentheils nach der Laͤnge der Furchen/ da-
mit das heut gepfirchte Feld des andern Morgens gleich
moͤge mit dem Pflug umgeriſſen/ und alſo der friſche
Miſt/ weil er alſobald mit Erden bedeckt wird/ deſto beſ-
ſer zu Befruͤchtigung und Gutmachung der Felder aus-
gebe. Geſchiehet es/ daß bißweilen im Fruͤling Nach-
froͤſte und boͤſe Gewitter ſich einfinden/ muß man die
Heerde biß auf Beſſerung/ wieder in ihre Staͤlle ein-
ſchlieſſen. Die Umackerung der Felder geſchihet am
fuͤglichſten/ wann ein Acker/ der Laͤnge nach/ gantz durch-
gepferchert iſt/ ſo/ nachdem ſie lang ſind/ in einem/ we-
nigſt in zweyen Tagen wol geſchehen kan/ weil man in
Oeſterreich nicht ſo lange Aecker hat/ als gegen den Un-
gariſchen Graͤntzen.

[Spaltenumbruch]

Die Hirten fuͤhren ihre Huͤtten auf zwey Raͤdern
mit/ damit ſie ihr Haus der Heerde nachfuͤhren/ und
alſo allezeit bey dem Viehe (ihren Aufſicht darauf zu
haben) bleiben koͤnnen/ ſo muß er auch die Hunde dar-
neben haben/ welche die Hurten des Nachtes umlauffen/
und da ein Wolff/ oder auch ein Dieb ſich annahen
wolte/ ſolches verkundſchafften/ und Alarme machen
koͤnnen. Die Hurten werden/ nach Gebrauch der Land-
Art/ von breiten Spaͤlten oder Felbernen Ruten alſo hoch
gemacht/ daß kein Wolff daruͤber ſpringen mag/ mit
Pfaͤlen verſchlagen und befeſtiget/ und alſo abgethei-
ler/ damit die Laͤmmer beyſeits gethan/ ihre Muͤtter nicht
moͤgen der Milch berauben. Vor dieſem hat man/ an
ſtatt der Hurten/ Netze gebraucht/ und die Schaafe
damit umgeben/ welches zweifels ohne von den Woͤlf-
fen mehr geſcheuet wird/ als die von Holtz geflochtenen
Hurten.

Cap. XLVIII.
Vom Unterſcheid der Schaafe.
[Spaltenumbruch]

DEr Unterſcheid der Schaafe iſt darum noth-
wendig zu wiſſen/ daß ein Hauswirth ihme das
beſte erwehlen moͤge/ wir wollen die auslaͤndi-
ſchen vorbeygehen/ welche in der Magellaniſchen Straf-
fen zu finden/ mit langen Haͤlſen/ aufgeblaͤheten Rucken/
Haſen-Maͤulern und hohen Hoͤrnern/ die ſie daſelbſt an
ſtatt der Ochſen zum Ackerbau gebrauchen/ noch von
denen Aſiatiſchen/ welche mit groſſen uͤberaus fetten und
ſchweren Schwaͤntzen behenckt ſind. Jm Koͤnigreich
Engelland ſollen ſie/ nach Herꝛn Sanſons d’ Abbeville
Zeugniß/ ſo ſchmackhafftes Fleiſch haben/ daß keines
mit dem ſelben zu vergleichen/ werffen gemeiniglich drey
Junge/ und haben drey oder vier Hoͤrner/ wie die Wid-
der/ deren etliche auch wol 10 Hoͤrner haben/ ſind von
Wolle ſehr ſchoͤn/ weiß/ zart und rein. Hier wollen wir al-
lein bey unſern gemeinen und bekannten Schaafen ver-
bleiben/ die haben einen groſſen Unterſcheid an der Farb/
darunter die weiſſen die edleſten/ weil ihre Wolle aller-
hand Farben an ſich nimmt/ welches die ſchwartze/ brau-
ne oder falbe Wolle nicht thut/ daher meiſtens nur den
Struͤmpffſtrickern verkaufft wird.

Fuͤrs andere/ haben ſie auch einen mercklichen Un-
terſcheid an der Groͤſſe/ wie an den Hungariſchen groſ-
ſen Schaafen wol zu ſehen/ die faſt noch einmal ſo ſchwer
ſind/ als die gemeinen Oeſterreichiſchen. Und wann
man die Schaafe/ ſo im Land von Luͤneburg gefunden
und von denen Jnnwohnern Haidſchnacken genennt
werden/ entgegen ſtellen wuͤrde/ ſollen ſie gegen den Un-
geriſchen ausſehen/ wie die halbjaͤhrige Laͤmmer.

Zum dritten/ ſind etliche Schaafe/ die in denen
Waͤldern und Gebuͤrgen ihre Nahrung/ andere aber
die ſolche in der Ebene ſuchen; und hat dißfalls ein
Hausvatter die Gelegenheit ſeines Gutes uñ ſeiner Gruͤn-
de zu betrachten/ wann er lauter ebene Felder hat/ daß
er die Gebuͤrg-Schaafe unverworren laſſe/ und wann
ſeine Gegend gebuͤrgig/ daß er nicht von ebenen flachen
Orten her ſeine Schaafe kauffe/ weil ſie beede an un-
[Spaltenumbruch] bequemen ihnen ungewoͤhnlichen Weiden nicht wuͤrden
gut thun.

Vierdtens/ iſt ein Unterſcheid/ daß etliche Schaafe
Maͤnnlein und Weiblein Hoͤrner haben/ als da ſind die
Hungariſchen und Zeckel-Schaafe/ und die Haide-
ſchnacken/ die ihren Namen daher haben/ weil ſie auf
der Luͤneburgiſchen Haide/ ſolia Ericæ Haidegras/ zu
ihrer Speiſe haben/ unſere Land-Schaaf aber ſind auſſer
den Widdern meiſtentheils glattkoͤpffig.

Und iſt auch/ zum fuͤnften/ dieſer unſerer Schaafe
Fleiſch viel zaͤrter als der Zaͤckel- und Ungariſchen
Schaafe/ die am Fleiſch etwas hart und grob ſind.

Zum ſechſten/ zeiget auch dieſes die Wolle an/ die an
den unſerigen zwar kuͤrtzer/ an den Ungariſchẽ aber um ei-
nen guten Theil groͤber und filtziger iſt/ und zu keinem gu-
ten Tuch/ ſondern nur zu Kotzen/ und groben Regenmaͤn-
teln und Genepek, wie ſie es nennen/ gebraucht wird.

Zum ſiebenden/ ſind zwar etliche Schaafe/ die man
zweymal im Jahr/ als um Walburgis und S. Michae-
lis ſcheeret/ etliche aber nur einmal; ſchreibt aber Co-
lerus,
die von einer Schur ſeyen beſſer/ und habe Chur-
fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg/ in ſeinem gantzen Land/
die zwieſchierigen abſchaffen/ und die andern einfuͤhren
laſſen.

Letztlich iſt auch unter den Schaafen dieſer Unter-
ſcheid/ daß etliche zweymal im Jahr/ etliche aber nur
einmal tragen.; und halte ich dafuͤr/ daß die erſten beſ-
ſer zum Schlachten/ dieſe aber beſſer zur Zucht dienen/
ſo aus natuͤrlichen Gruͤnden leichtlich zu bewaͤhren; die
Schaafe/ die kleine und glatte Baͤuche haben ohne Wol-
le/ ſind nicht hoch zu halten.

P. Tylkowskj de re agrariâ p. 335. ſagt: Oves
optimæ ſunt, quæ collo longo, lanâ molli, ventre pi-
loſo, caudâ longa & ventre grandi, talis ſit & aries,
qui ut mitior ſit, cornua ei propè aures perforentur.
Numero impare gregem putant ſalubriorem, ſed vi-
detur ſuperſtitio.

Cap.
❁ O o ij
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[291/0309] Neuntes Buch/ Mayerhof. Felder gefuͤhrt; die zum Winterbau des Herbſtes ſol- len gepfluͤget werden/ und in Hurten eingeſchloſſen/ dieſe werden des folgenden Tags alle weiter fortgeſchla- gen/ und meiſtentheils nach der Laͤnge der Furchen/ da- mit das heut gepfirchte Feld des andern Morgens gleich moͤge mit dem Pflug umgeriſſen/ und alſo der friſche Miſt/ weil er alſobald mit Erden bedeckt wird/ deſto beſ- ſer zu Befruͤchtigung und Gutmachung der Felder aus- gebe. Geſchiehet es/ daß bißweilen im Fruͤling Nach- froͤſte und boͤſe Gewitter ſich einfinden/ muß man die Heerde biß auf Beſſerung/ wieder in ihre Staͤlle ein- ſchlieſſen. Die Umackerung der Felder geſchihet am fuͤglichſten/ wann ein Acker/ der Laͤnge nach/ gantz durch- gepferchert iſt/ ſo/ nachdem ſie lang ſind/ in einem/ we- nigſt in zweyen Tagen wol geſchehen kan/ weil man in Oeſterreich nicht ſo lange Aecker hat/ als gegen den Un- gariſchen Graͤntzen. Die Hirten fuͤhren ihre Huͤtten auf zwey Raͤdern mit/ damit ſie ihr Haus der Heerde nachfuͤhren/ und alſo allezeit bey dem Viehe (ihren Aufſicht darauf zu haben) bleiben koͤnnen/ ſo muß er auch die Hunde dar- neben haben/ welche die Hurten des Nachtes umlauffen/ und da ein Wolff/ oder auch ein Dieb ſich annahen wolte/ ſolches verkundſchafften/ und Alarme machen koͤnnen. Die Hurten werden/ nach Gebrauch der Land- Art/ von breiten Spaͤlten oder Felbernen Ruten alſo hoch gemacht/ daß kein Wolff daruͤber ſpringen mag/ mit Pfaͤlen verſchlagen und befeſtiget/ und alſo abgethei- ler/ damit die Laͤmmer beyſeits gethan/ ihre Muͤtter nicht moͤgen der Milch berauben. Vor dieſem hat man/ an ſtatt der Hurten/ Netze gebraucht/ und die Schaafe damit umgeben/ welches zweifels ohne von den Woͤlf- fen mehr geſcheuet wird/ als die von Holtz geflochtenen Hurten. Cap. XLVIII. Vom Unterſcheid der Schaafe. DEr Unterſcheid der Schaafe iſt darum noth- wendig zu wiſſen/ daß ein Hauswirth ihme das beſte erwehlen moͤge/ wir wollen die auslaͤndi- ſchen vorbeygehen/ welche in der Magellaniſchen Straf- fen zu finden/ mit langen Haͤlſen/ aufgeblaͤheten Rucken/ Haſen-Maͤulern und hohen Hoͤrnern/ die ſie daſelbſt an ſtatt der Ochſen zum Ackerbau gebrauchen/ noch von denen Aſiatiſchen/ welche mit groſſen uͤberaus fetten und ſchweren Schwaͤntzen behenckt ſind. Jm Koͤnigreich Engelland ſollen ſie/ nach Herꝛn Sanſons d’ Abbeville Zeugniß/ ſo ſchmackhafftes Fleiſch haben/ daß keines mit dem ſelben zu vergleichen/ werffen gemeiniglich drey Junge/ und haben drey oder vier Hoͤrner/ wie die Wid- der/ deren etliche auch wol 10 Hoͤrner haben/ ſind von Wolle ſehr ſchoͤn/ weiß/ zart und rein. Hier wollen wir al- lein bey unſern gemeinen und bekannten Schaafen ver- bleiben/ die haben einen groſſen Unterſcheid an der Farb/ darunter die weiſſen die edleſten/ weil ihre Wolle aller- hand Farben an ſich nimmt/ welches die ſchwartze/ brau- ne oder falbe Wolle nicht thut/ daher meiſtens nur den Struͤmpffſtrickern verkaufft wird. Fuͤrs andere/ haben ſie auch einen mercklichen Un- terſcheid an der Groͤſſe/ wie an den Hungariſchen groſ- ſen Schaafen wol zu ſehen/ die faſt noch einmal ſo ſchwer ſind/ als die gemeinen Oeſterreichiſchen. Und wann man die Schaafe/ ſo im Land von Luͤneburg gefunden und von denen Jnnwohnern Haidſchnacken genennt werden/ entgegen ſtellen wuͤrde/ ſollen ſie gegen den Un- geriſchen ausſehen/ wie die halbjaͤhrige Laͤmmer. Zum dritten/ ſind etliche Schaafe/ die in denen Waͤldern und Gebuͤrgen ihre Nahrung/ andere aber die ſolche in der Ebene ſuchen; und hat dißfalls ein Hausvatter die Gelegenheit ſeines Gutes uñ ſeiner Gruͤn- de zu betrachten/ wann er lauter ebene Felder hat/ daß er die Gebuͤrg-Schaafe unverworren laſſe/ und wann ſeine Gegend gebuͤrgig/ daß er nicht von ebenen flachen Orten her ſeine Schaafe kauffe/ weil ſie beede an un- bequemen ihnen ungewoͤhnlichen Weiden nicht wuͤrden gut thun. Vierdtens/ iſt ein Unterſcheid/ daß etliche Schaafe Maͤnnlein und Weiblein Hoͤrner haben/ als da ſind die Hungariſchen und Zeckel-Schaafe/ und die Haide- ſchnacken/ die ihren Namen daher haben/ weil ſie auf der Luͤneburgiſchen Haide/ ſolia Ericæ Haidegras/ zu ihrer Speiſe haben/ unſere Land-Schaaf aber ſind auſſer den Widdern meiſtentheils glattkoͤpffig. Und iſt auch/ zum fuͤnften/ dieſer unſerer Schaafe Fleiſch viel zaͤrter als der Zaͤckel- und Ungariſchen Schaafe/ die am Fleiſch etwas hart und grob ſind. Zum ſechſten/ zeiget auch dieſes die Wolle an/ die an den unſerigen zwar kuͤrtzer/ an den Ungariſchẽ aber um ei- nen guten Theil groͤber und filtziger iſt/ und zu keinem gu- ten Tuch/ ſondern nur zu Kotzen/ und groben Regenmaͤn- teln und Genepek, wie ſie es nennen/ gebraucht wird. Zum ſiebenden/ ſind zwar etliche Schaafe/ die man zweymal im Jahr/ als um Walburgis und S. Michae- lis ſcheeret/ etliche aber nur einmal; ſchreibt aber Co- lerus, die von einer Schur ſeyen beſſer/ und habe Chur- fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg/ in ſeinem gantzen Land/ die zwieſchierigen abſchaffen/ und die andern einfuͤhren laſſen. Letztlich iſt auch unter den Schaafen dieſer Unter- ſcheid/ daß etliche zweymal im Jahr/ etliche aber nur einmal tragen.; und halte ich dafuͤr/ daß die erſten beſ- ſer zum Schlachten/ dieſe aber beſſer zur Zucht dienen/ ſo aus natuͤrlichen Gruͤnden leichtlich zu bewaͤhren; die Schaafe/ die kleine und glatte Baͤuche haben ohne Wol- le/ ſind nicht hoch zu halten. P. Tylkowskj de re agrariâ p. 335. ſagt: Oves optimæ ſunt, quæ collo longo, lanâ molli, ventre pi- loſo, caudâ longa & ventre grandi, talis ſit & aries, qui ut mitior ſit, cornua ei propè aures perforentur. Numero impare gregem putant ſalubriorem, ſed vi- detur ſuperſtitio. Cap. ❁ O o ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/309>, abgerufen am 22.12.2024.