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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens


Des
Adelichen Land- und Feld-Lebens
Neuntes Buch/
Mayerhof.
Caput I.
Von der Viehzucht ins gemein.
[Spaltenumbruch]

OB der Ackerbau oder die Vieh-
zucht edler und berühmter sey/ ist
noch ungewiß/ diejenigen/ welche
dem Ackerbau den Vorzug geben/
vermeynen: Weil gleich nach dem
Fall/ dem Menschen von GOTT
gebotten worden/ im Schweiß sei-
nes Angesichts sich auf und von der
Erden zu nähren/ des Viehes aber allda nicht gedacht
werde/ sey der Ackerbau tanquam prima Lex positiva
vorzusetzen/ die es aber mit der Vieh-Nahrung halten/
geben vor/ die Viehzucht sey noch im Stand der Un-
schuld/ durch die Wort/ herrschet über alle Thier auf
Erden/ eingesetzt/ und also dem Menschen gleichsam die
Lehenschafft der Maurereyen verliehen worden; denn
ob wol vorher stehet/ füllet die Erden und macht sie euch
unterthan/ so hätte es doch dabey der Mühe des Pflü-
gens und anderer Beschwerligkeiten nicht bedörfft/ von
welchem auch den alten Poeten als von der güldenen
Zeit unter Saturni Regirung getraumet hat/ wie Virgi-
lius in 1. Georg.
berühret:

Ante Jovem nulli subigebant Arva Coloni,
Nec signare quidem, aut partiri limite Campum
Fas erat, in medium quaerebant; ipsaq; Tellus
Omnia liberius, nullo poscente, ferebat.

Vernünfftig aber davon zu reden/ so kan man nach
dem traurigen Sündenfall keine Wirtschafft vollkom-
men heissen/ wo eines von diesen zweyen mangelt;
dann zu was Ende wolte man das Gras/ Heu und
Streu gebrauchen/ und wie wolte man das Feld um-
ackern/ die Früchte hin und wieder bringen/ wann man
nicht Viehe hielte? und was wäre mit der Dung an-
zufangen/ wo man den Acker- und Feldbau unterlassen
solte? Darum der allein reich zu schätzen/ wer beederley
besitzen und geniessen kan. Wie dann die Heil. Schrifft
Jsaac Gen. 26. darum einen reichen und grossen Mann
nennet/ nicht allein/ weil er das Land besäete/ und des-
selben Jahrs/ aus Gottes Segen/ hundertfältig ein-
erndete/ sondern auch/ daß er viel Guts hatte an kleinen
[Spaltenumbruch] und grossen Viehe/ und ein groß Gesind hatte. Und
der allerreicheste König Salomo in 2. Cap. seines Pre-
digers erzehlet unter seine Wirthschafften/ daß er Häu-
ser gebauet/ Weinberge gepflantzet/ Gärten und Lust-
Gärten gemacht/ allerley fruchtbare Bäume darein ge-
pflantzet/ Teiche gegraben/ daraus den Wald der grü-
nenden Bäume zu wässern/ Knechte/ Mägde und Ge-
sinde gehalten/ und ein grössere Habe an Rindern und
Schafen gehabt/ denn alle/ die vor ihm zu Jerusalem
gewesen waren. Und gewißlich/ nach einhelliger Be-
kanntnis aller deren/ die von der Oeonomia geschrie-
ben haben/ ist der beste Gewinn bald reich zu werden/
von der guten und wolbestellten Viehzucht/ dabey man
(wo sie mit Verstand und GOttes Segen geführt
wird) so viel Nutz und Lust hat/ als von einiger andern
Wirthschafft wie sie auch Namen haben möge/ also
auch die alten Patriarchen und Ertzvätter/ die ihr Leben
in der Wanderschafft zubringen musten/ ihr gröstes
Capital in den grossen Heerden des Viehes/ welches sie
mit sich hin und wieder treiben können/ gesetzt haben.

Ja das Geld haben die alten Römer pecunia ge-
nannt/ und dieses hat diesen Namen nicht allein dar-
um überkommen/ weil Kühe oder Schaf in der Müntz
das erste Gepräge gewesen/ sondern weil das Geld am
geschwindesten ex re pecuaria zu sammlen/ auch der
Anfang der Römischen Monarchia aus Hirten entspros-
sen/ denen man auch die vornehmsten Ort der Stadt zu
verwahren anvertrauet.

Die Nutzungen von denen Mayrhöfen sind so un-
terschiedlich/ daß sie nicht genugsam zu beschreiben/ und
indem der Ackerbau und Garten-Lust meistens nur im
Früling/ Sommer und Herbst zu geniessen/ und man
im Winter allein der Hoffnung leben muß; Hingegen
die Viehzucht auch im Winter nicht allein Käse/ But-
ter und Schmaltz/ Fleisch und Speck/ Eyer und anders
gutes Geflügel auf die Tafel schaffet/ und mit den Fel-
len und Häuten/ mit der Woll und andern/ den Men-
schen kleidet und bedecket; sondern auch im Sommer

das
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens


Des
Adelichen Land- und Feld-Lebens
Neuntes Buch/
Mayerhof.
Caput I.
Von der Viehzucht ins gemein.
[Spaltenumbruch]

OB der Ackerbau oder die Vieh-
zucht edler und beruͤhmter ſey/ iſt
noch ungewiß/ diejenigen/ welche
dem Ackerbau den Vorzug geben/
vermeynen: Weil gleich nach dem
Fall/ dem Menſchen von GOTT
gebotten worden/ im Schweiß ſei-
nes Angeſichts ſich auf und von der
Erden zu naͤhren/ des Viehes aber allda nicht gedacht
werde/ ſey der Ackerbau tanquam prima Lex poſitiva
vorzuſetzen/ die es aber mit der Vieh-Nahrung halten/
geben vor/ die Viehzucht ſey noch im Stand der Un-
ſchuld/ durch die Wort/ herꝛſchet uͤber alle Thier auf
Erden/ eingeſetzt/ und alſo dem Menſchen gleichſam die
Lehenſchafft der Maurereyen verliehen worden; denn
ob wol vorher ſtehet/ fuͤllet die Erden und macht ſie euch
unterthan/ ſo haͤtte es doch dabey der Muͤhe des Pfluͤ-
gens und anderer Beſchwerligkeiten nicht bedoͤrfft/ von
welchem auch den alten Poeten als von der guͤldenen
Zeit unter Saturni Regirung getraumet hat/ wie Virgi-
lius in 1. Georg.
beruͤhret:

Ante Jovem nulli ſubigebant Arva Coloni,
Nec ſignare quidem, aut partiri limite Campum
Fas erat, in medium quærebant; ipſaq́; Tellus
Omnia liberius, nullo poſcente, ferebat.

Vernuͤnfftig aber davon zu reden/ ſo kan man nach
dem traurigen Suͤndenfall keine Wirtſchafft vollkom-
men heiſſen/ wo eines von dieſen zweyen mangelt;
dann zu was Ende wolte man das Gras/ Heu und
Streu gebrauchen/ und wie wolte man das Feld um-
ackern/ die Fruͤchte hin und wieder bringen/ wann man
nicht Viehe hielte? und was waͤre mit der Dung an-
zufangen/ wo man den Acker- und Feldbau unterlaſſen
ſolte? Darum der allein reich zu ſchaͤtzen/ wer beederley
beſitzen und genieſſen kan. Wie dann die Heil. Schrifft
Jſaac Gen. 26. darum einen reichen und groſſen Mann
nennet/ nicht allein/ weil er das Land beſaͤete/ und deſ-
ſelben Jahrs/ aus Gottes Segen/ hundertfaͤltig ein-
erndete/ ſondern auch/ daß er viel Guts hatte an kleinen
[Spaltenumbruch] und groſſen Viehe/ und ein groß Geſind hatte. Und
der allerreicheſte Koͤnig Salomo in 2. Cap. ſeines Pre-
digers erzehlet unter ſeine Wirthſchafften/ daß er Haͤu-
ſer gebauet/ Weinberge gepflantzet/ Gaͤrten und Luſt-
Gaͤrten gemacht/ allerley fruchtbare Baͤume darein ge-
pflantzet/ Teiche gegraben/ daraus den Wald der gruͤ-
nenden Baͤume zu waͤſſern/ Knechte/ Maͤgde und Ge-
ſinde gehalten/ und ein groͤſſere Habe an Rindern und
Schafen gehabt/ denn alle/ die vor ihm zu Jeruſalem
geweſen waren. Und gewißlich/ nach einhelliger Be-
kanntnis aller deren/ die von der Oeonomia geſchrie-
ben haben/ iſt der beſte Gewinn bald reich zu werden/
von der guten und wolbeſtellten Viehzucht/ dabey man
(wo ſie mit Verſtand und GOttes Segen gefuͤhrt
wird) ſo viel Nutz und Luſt hat/ als von einiger andern
Wirthſchafft wie ſie auch Namen haben moͤge/ alſo
auch die alten Patriarchen und Ertzvaͤtter/ die ihr Leben
in der Wanderſchafft zubringen muſten/ ihr groͤſtes
Capital in den groſſen Heerden des Viehes/ welches ſie
mit ſich hin und wieder treiben koͤnnen/ geſetzt haben.

Ja das Geld haben die alten Roͤmer pecunia ge-
nannt/ und dieſes hat dieſen Namen nicht allein dar-
um uͤberkommen/ weil Kuͤhe oder Schaf in der Muͤntz
das erſte Gepraͤge geweſen/ ſondern weil das Geld am
geſchwindeſten ex re pecuariâ zu ſammlen/ auch der
Anfang der Roͤmiſchen Monarchia aus Hirten entſproſ-
ſen/ denen man auch die vornehmſten Ort der Stadt zu
verwahren anvertrauet.

Die Nutzungen von denen Mayrhoͤfen ſind ſo un-
terſchiedlich/ daß ſie nicht genugſam zu beſchreiben/ und
indem der Ackerbau und Garten-Luſt meiſtens nur im
Fruͤling/ Sommer und Herbſt zu genieſſen/ und man
im Winter allein der Hoffnung leben muß; Hingegen
die Viehzucht auch im Winter nicht allein Kaͤſe/ But-
ter und Schmaltz/ Fleiſch und Speck/ Eyer und anders
gutes Gefluͤgel auf die Tafel ſchaffet/ und mit den Fel-
len und Haͤuten/ mit der Woll und andern/ den Men-
ſchen kleidet und bedecket; ſondern auch im Sommer

das
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[246/0264] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Neuntes Buch/ Mayerhof. Caput I. Von der Viehzucht ins gemein. OB der Ackerbau oder die Vieh- zucht edler und beruͤhmter ſey/ iſt noch ungewiß/ diejenigen/ welche dem Ackerbau den Vorzug geben/ vermeynen: Weil gleich nach dem Fall/ dem Menſchen von GOTT gebotten worden/ im Schweiß ſei- nes Angeſichts ſich auf und von der Erden zu naͤhren/ des Viehes aber allda nicht gedacht werde/ ſey der Ackerbau tanquam prima Lex poſitiva vorzuſetzen/ die es aber mit der Vieh-Nahrung halten/ geben vor/ die Viehzucht ſey noch im Stand der Un- ſchuld/ durch die Wort/ herꝛſchet uͤber alle Thier auf Erden/ eingeſetzt/ und alſo dem Menſchen gleichſam die Lehenſchafft der Maurereyen verliehen worden; denn ob wol vorher ſtehet/ fuͤllet die Erden und macht ſie euch unterthan/ ſo haͤtte es doch dabey der Muͤhe des Pfluͤ- gens und anderer Beſchwerligkeiten nicht bedoͤrfft/ von welchem auch den alten Poeten als von der guͤldenen Zeit unter Saturni Regirung getraumet hat/ wie Virgi- lius in 1. Georg. beruͤhret: Ante Jovem nulli ſubigebant Arva Coloni, Nec ſignare quidem, aut partiri limite Campum Fas erat, in medium quærebant; ipſaq́; Tellus Omnia liberius, nullo poſcente, ferebat. Vernuͤnfftig aber davon zu reden/ ſo kan man nach dem traurigen Suͤndenfall keine Wirtſchafft vollkom- men heiſſen/ wo eines von dieſen zweyen mangelt; dann zu was Ende wolte man das Gras/ Heu und Streu gebrauchen/ und wie wolte man das Feld um- ackern/ die Fruͤchte hin und wieder bringen/ wann man nicht Viehe hielte? und was waͤre mit der Dung an- zufangen/ wo man den Acker- und Feldbau unterlaſſen ſolte? Darum der allein reich zu ſchaͤtzen/ wer beederley beſitzen und genieſſen kan. Wie dann die Heil. Schrifft Jſaac Gen. 26. darum einen reichen und groſſen Mann nennet/ nicht allein/ weil er das Land beſaͤete/ und deſ- ſelben Jahrs/ aus Gottes Segen/ hundertfaͤltig ein- erndete/ ſondern auch/ daß er viel Guts hatte an kleinen und groſſen Viehe/ und ein groß Geſind hatte. Und der allerreicheſte Koͤnig Salomo in 2. Cap. ſeines Pre- digers erzehlet unter ſeine Wirthſchafften/ daß er Haͤu- ſer gebauet/ Weinberge gepflantzet/ Gaͤrten und Luſt- Gaͤrten gemacht/ allerley fruchtbare Baͤume darein ge- pflantzet/ Teiche gegraben/ daraus den Wald der gruͤ- nenden Baͤume zu waͤſſern/ Knechte/ Maͤgde und Ge- ſinde gehalten/ und ein groͤſſere Habe an Rindern und Schafen gehabt/ denn alle/ die vor ihm zu Jeruſalem geweſen waren. Und gewißlich/ nach einhelliger Be- kanntnis aller deren/ die von der Oeonomia geſchrie- ben haben/ iſt der beſte Gewinn bald reich zu werden/ von der guten und wolbeſtellten Viehzucht/ dabey man (wo ſie mit Verſtand und GOttes Segen gefuͤhrt wird) ſo viel Nutz und Luſt hat/ als von einiger andern Wirthſchafft wie ſie auch Namen haben moͤge/ alſo auch die alten Patriarchen und Ertzvaͤtter/ die ihr Leben in der Wanderſchafft zubringen muſten/ ihr groͤſtes Capital in den groſſen Heerden des Viehes/ welches ſie mit ſich hin und wieder treiben koͤnnen/ geſetzt haben. Ja das Geld haben die alten Roͤmer pecunia ge- nannt/ und dieſes hat dieſen Namen nicht allein dar- um uͤberkommen/ weil Kuͤhe oder Schaf in der Muͤntz das erſte Gepraͤge geweſen/ ſondern weil das Geld am geſchwindeſten ex re pecuariâ zu ſammlen/ auch der Anfang der Roͤmiſchen Monarchia aus Hirten entſproſ- ſen/ denen man auch die vornehmſten Ort der Stadt zu verwahren anvertrauet. Die Nutzungen von denen Mayrhoͤfen ſind ſo un- terſchiedlich/ daß ſie nicht genugſam zu beſchreiben/ und indem der Ackerbau und Garten-Luſt meiſtens nur im Fruͤling/ Sommer und Herbſt zu genieſſen/ und man im Winter allein der Hoffnung leben muß; Hingegen die Viehzucht auch im Winter nicht allein Kaͤſe/ But- ter und Schmaltz/ Fleiſch und Speck/ Eyer und anders gutes Gefluͤgel auf die Tafel ſchaffet/ und mit den Fel- len und Haͤuten/ mit der Woll und andern/ den Men- ſchen kleidet und bedecket; ſondern auch im Sommer das

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/264>, abgerufen am 20.11.2024.