[Spaltenumbruch]
leisten oder meiden solle/ und ohne solche Wissenschafft kan kein Pferd wol abgerichtet werden.
Daher die guten Reiter/ wann sie ja die Pferd mit der Ruten/ oder Sporn straffen müssen/ anfangs [Spaltenumbruch]
die ernsthaffte Stimme beyfügen/ davon ein Pferd auf- mercksam wird/ wann es wieder einen Fehler begehen solte/ daß es allein mit der Stimme ohne weitere Straff davon abgehalten wird.
Cap. L. AndereLectionen auf der Reitschul.
[Spaltenumbruch]
ES ist eines edlen und mit vielen andern Ge- schäfften beladenen Hausvatters Gelegenheit nicht/ einen vollkommenen Roßbereuter abzuge- ben/ stehet aber dennoch wol/ wann er in Zäumung und Bereitung der Pferde nicht gar ungeschickt und unerfahren seye/ sondern zum wenigsten wisse/ was in Abrichtung der Pferde das nothwendigste und nütz- lichste sey/ als daß ein Pferd Zaumrecht/ gewandt/ lind im Maul/ gehorsam/ in der Noth über einen Graben oder Plancken setzen könne; Jtem/ daß es die Faust und andere Hülffen/ wie auch die Straffen verstehe/ damit er zu Kriegsläufften (wie denn bißweilen zu ge- schehen pflegt/ daß die Ritterschafft von der Landsfürst- lichen Obrigkeit/ wann sie in eigner Person fortziehet/ aufgebotten wird) wol beritten/ auch so wol mit Ge- wehr/ als auch guten Pferden/ daran viel gelegen/ ver- sehen sey.
Was den repoulon anlangt/ ist wol wahr/ daß es für eine nöthige Lection im Krieg zu gebrauchen ge- halten wird. Nun will ichs nicht gar widersprechen/ daß es in einem Duel oder Scharmützel vielleicht möch- te dienen können/ daß sich einer mit seinem/ dem Schein nach/ flüchtigen Pferd/ alsobald wieder herum werffen/ und seinem Feinde die fronte bieten möchte. Weil es aber 1. eine sehr gefährliche Lection, nur für starcke und wolabgerichtete Pferde gehöret/ indem sonst Mann und Roß leichtlich stürtzen kan. 2. Lieber zu wünschen wäre/ ein ehrlicher dapfferer Mann zeigete seinem Fein- de nie den Rucken/ so würde er auch des repoulons nie bedörffen. 3. Ein terra a terra gewandtes Pferd schon genugsam ist seinem Feinde zu begegnen/ und ihm den Vortheil abzugewinnen/ wann es anders von einem verständigen Reuter regiert wird. 4. Der repoulon im Kriege/ wo man mit geschlossenen Trouppen und gan- tzen Squadronen fechtet/ welche sich nicht/ nach der er- sten gethanen charge, durch den repoulon, sondern [Spaltenumbruch]
durch Schwencken/ wieder wenden und setzen müssen/ wenig nutz ist. Als bin ich der Meynung/ diese Lection könne allhier wol gar ausgelassen/ und wer es ja brau- chen will/ auf die Reitschul hin gewiesen werden.
Dieses aber/ so wol als das redoppiren/ soll man nie mit keinem Pferde vornehmen/ es sey dann/ daß es vorhero terra a terra von einer Hand zur andern wol galoppire/ weil sie sonst bald verderbt/ und weder eines noch das andere hernach wol lernen/ das meiste ist/ daß sie die Faust und den Schenckel wol kennen und folgen.
Solche Pferde müssen starck/ leicht und hurtig/ auch gutes Mauls seyn/ sonst dienen sie nicht darzu/ ist auch das redoppiren im Kriege gantz unnütz/ und dienet nur zur Zierde für grosse Herren/ ihnen in einer halben Volta nie den Rucken zu kehren/ daher besser ein unge- schicktes Pferde darzu nie zwingen/ bevoraus/ ehe sie die vorigen Lectionen recht können und machen/ sonst wird ein junges Pferd verderbt.
Jm repoulon muß ein Pferd allzeit beysammen/ und den Kopf niemals ausser der Volta gelassen werden. Wann ein Pferd leicht und selbst zum Springen geneigt ist/ kan man ihm/ wann es die Passada oder Parada ver- richtet/ mit den vordern Füssen/ und mit einer Spißru- ten auf der groppa helffen lassen/ daß es sich mit allen Vieren erhebe/ doch muß ein junges Pferd nie über- trieben/ sondern allzeit bey guten Willen gelassen werden.
Was die übrigen schweren Maneigen betrifft/ als Corvetten a terra, a Mezzoaere, groppate, passo e Salto, Capriolen, Salto di Montone, und dergleichen/ wollen wir den Roßbereutern heimgeben/ uns begnügt/ wann unser Adelicher Hausvatter mit einem Pferd ver- sehen/ das wol gewandt ist/ just galoppirt/ in die Härr/ und schnell seine Carrera verbringt/ und in der Noth auch über Gräben und Plancken setzen.
Cap. LI. Wie ein jung Pferd hertzhafft zu machen.
[Spaltenumbruch]
EJn Pferd/ das scheuhe und forchtsam ist/ taugt zu keiner dapffern und resoluten action, darauf auch der allerredlichste und streitbarste Held/ nicht allein seine Hertzhafftigkeit nicht kan sehen lassen/ sondern auch mit Schimpff und Spott unfehlbar würde umgeben seyn; daher die Füllen von Jugend auf darzu anzugewehnen/ daß sie sich vor nichts scheuhen. Nichts- destoweniger soll man auch in diesem Stuck von Jugend auf die Füllen beobachten/ wann eines kühn/ hertzhafft und freudig ist/ und wie der Poet sagt:
Primus & ire viam, & fluvios tentare minaces Audet, & ignoto sese committere ponto: Nec vanos horret strepitus.
[Spaltenumbruch]
Wann es im Schertzen/ Spielen/ Wettlauffen/ Gräben-springen/ durch die Wasser setzen/ über die Brücken gehen/ und dergleichen/ allzeit das erste/ oder doch unter den ersten ist; oder wann es scheuhe/ trau- rig/ träge/ nur traben/ nicht lauffen oder Lufftsprünge thun mag/ kan ein Vernünfftiger leichtlich etwas Böses lassen/ und etwas fürtreffliches erwehlen/ sonderlich/ wo er weiß/ daß es von einer guten Art ist/ wann man auf ihrer Weide offtermals die Trommen/ von Anfang weit und gedämpfft/ hernach immer näher und stärcker schlagen lässet; zu Zeiten schiesst/ den Fahnen schwingt/ oder weisse Tücher an Stangen macht/ und also nicht weit von ihnen herum drähet/ in die Trompeten stossen
lässet/
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
leiſten oder meiden ſolle/ und ohne ſolche Wiſſenſchafft kan kein Pferd wol abgerichtet werden.
Daher die guten Reiter/ wann ſie ja die Pferd mit der Ruten/ oder Sporn ſtraffen muͤſſen/ anfangs [Spaltenumbruch]
die ernſthaffte Stimme beyfuͤgen/ davon ein Pferd auf- merckſam wird/ wann es wieder einen Fehler begehen ſolte/ daß es allein mit der Stimme ohne weitere Straff davon abgehalten wird.
Cap. L. AndereLectionen auf der Reitſchul.
[Spaltenumbruch]
ES iſt eines edlen und mit vielen andern Ge- ſchaͤfften beladenen Hausvatters Gelegenheit nicht/ einen vollkommenen Roßbereuter abzuge- ben/ ſtehet aber dennoch wol/ wann er in Zaͤumung und Bereitung der Pferde nicht gar ungeſchickt und unerfahren ſeye/ ſondern zum wenigſten wiſſe/ was in Abrichtung der Pferde das nothwendigſte und nuͤtz- lichſte ſey/ als daß ein Pferd Zaumrecht/ gewandt/ lind im Maul/ gehorſam/ in der Noth uͤber einen Graben oder Plancken ſetzen koͤnne; Jtem/ daß es die Fauſt und andere Huͤlffen/ wie auch die Straffen verſtehe/ damit er zu Kriegslaͤufften (wie denn bißweilen zu ge- ſchehen pflegt/ daß die Ritterſchafft von der Landsfuͤrſt- lichen Obrigkeit/ wann ſie in eigner Perſon fortziehet/ aufgebotten wird) wol beritten/ auch ſo wol mit Ge- wehr/ als auch guten Pferden/ daran viel gelegen/ ver- ſehen ſey.
Was den repoulon anlangt/ iſt wol wahr/ daß es fuͤr eine noͤthige Lection im Krieg zu gebrauchen ge- halten wird. Nun will ichs nicht gar widerſprechen/ daß es in einem Duel oder Scharmuͤtzel vielleicht moͤch- te dienen koͤnnen/ daß ſich einer mit ſeinem/ dem Schein nach/ fluͤchtigen Pferd/ alſobald wieder herum werffen/ und ſeinem Feinde die fronte bieten moͤchte. Weil es aber 1. eine ſehr gefaͤhrliche Lection, nur fuͤr ſtarcke und wolabgerichtete Pferde gehoͤret/ indem ſonſt Mann und Roß leichtlich ſtuͤrtzen kan. 2. Lieber zu wuͤnſchen waͤre/ ein ehrlicher dapfferer Mann zeigete ſeinem Fein- de nie den Rucken/ ſo wuͤrde er auch des repoulons nie bedoͤrffen. 3. Ein terra à terra gewandtes Pferd ſchon genugſam iſt ſeinem Feinde zu begegnen/ und ihm den Vortheil abzugewinnen/ wann es anders von einem verſtaͤndigen Reuter regiert wird. 4. Der repoulon im Kriege/ wo man mit geſchloſſenen Trouppen und gan- tzen Squadronen fechtet/ welche ſich nicht/ nach der er- ſten gethanen charge, durch den repoulon, ſondern [Spaltenumbruch]
durch Schwencken/ wieder wenden und ſetzen muͤſſen/ wenig nutz iſt. Als bin ich der Meynung/ dieſe Lection koͤnne allhier wol gar ausgelaſſen/ und wer es ja brau- chen will/ auf die Reitſchul hin gewieſen werden.
Dieſes aber/ ſo wol als das redoppiren/ ſoll man nie mit keinem Pferde vornehmen/ es ſey dann/ daß es vorhero terra à terra von einer Hand zur andern wol galoppire/ weil ſie ſonſt bald verderbt/ und weder eines noch das andere hernach wol lernen/ das meiſte iſt/ daß ſie die Fauſt und den Schenckel wol kennen und folgen.
Solche Pferde muͤſſen ſtarck/ leicht und hurtig/ auch gutes Mauls ſeyn/ ſonſt dienen ſie nicht darzu/ iſt auch das redoppiren im Kriege gantz unnuͤtz/ und dienet nur zur Zierde fuͤr groſſe Herren/ ihnen in einer halben Volta nie den Rucken zu kehren/ daher beſſer ein unge- ſchicktes Pferde darzu nie zwingen/ bevoraus/ ehe ſie die vorigen Lectionen recht koͤnnen und machen/ ſonſt wird ein junges Pferd verderbt.
Jm repoulon muß ein Pferd allzeit beyſammen/ und den Kopf niemals auſſer der Volta gelaſſen werden. Wann ein Pferd leicht und ſelbſt zum Springen geneigt iſt/ kan man ihm/ wann es die Paſſada oder Parada ver- richtet/ mit den vordern Fuͤſſen/ und mit einer Spißru- ten auf der groppa helffen laſſen/ daß es ſich mit allen Vieren erhebe/ doch muß ein junges Pferd nie uͤber- trieben/ ſondern allzeit bey guten Willen gelaſſen werden.
Was die uͤbrigen ſchweren Maneigen betrifft/ als Corvetten à terra, à Mezzoaere, groppate, paſſo è Salto, Capriolen, Salto di Montone, und dergleichen/ wollen wir den Roßbereutern heimgeben/ uns begnuͤgt/ wann unſer Adelicher Hausvatter mit einem Pferd ver- ſehen/ das wol gewandt iſt/ juſt galoppirt/ in die Haͤrꝛ/ und ſchnell ſeine Carrera verbringt/ und in der Noth auch uͤber Graͤben und Plancken ſetzen.
Cap. LI. Wie ein jung Pferd hertzhafft zu machen.
[Spaltenumbruch]
EJn Pferd/ das ſcheuhe und forchtſam iſt/ taugt zu keiner dapffern und reſoluten action, darauf auch der allerredlichſte und ſtreitbarſte Held/ nicht allein ſeine Hertzhafftigkeit nicht kan ſehen laſſen/ ſondern auch mit Schimpff und Spott unfehlbar wuͤrde umgeben ſeyn; daher die Fuͤllen von Jugend auf darzu anzugewehnen/ daß ſie ſich vor nichts ſcheuhen. Nichts- deſtoweniger ſoll man auch in dieſem Stuck von Jugend auf die Fuͤllen beobachten/ wann eines kuͤhn/ hertzhafft und freudig iſt/ und wie der Poet ſagt:
Primus & ire viam, & fluvios tentare minaces Audet, & ignoto ſeſe committere ponto: Nec vanos horret ſtrepitus.
[Spaltenumbruch]
Wann es im Schertzen/ Spielen/ Wettlauffen/ Graͤben-ſpringen/ durch die Waſſer ſetzen/ uͤber die Bruͤcken gehen/ und dergleichen/ allzeit das erſte/ oder doch unter den erſten iſt; oder wann es ſcheuhe/ trau- rig/ traͤge/ nur traben/ nicht lauffen oder Lufftſpruͤnge thun mag/ kan ein Vernuͤnfftiger leichtlich etwas Boͤſes laſſen/ und etwas fuͤrtreffliches erwehlen/ ſonderlich/ wo er weiß/ daß es von einer guten Art iſt/ wann man auf ihrer Weide offtermals die Trommen/ von Anfang weit und gedaͤmpfft/ hernach immer naͤher und ſtaͤrcker ſchlagen laͤſſet; zu Zeiten ſchieſſt/ den Fahnen ſchwingt/ oder weiſſe Tuͤcher an Stangen macht/ und alſo nicht weit von ihnen herum draͤhet/ in die Trompeten ſtoſſen
laͤſſet/
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[170/0188]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
leiſten oder meiden ſolle/ und ohne ſolche Wiſſenſchafft
kan kein Pferd wol abgerichtet werden.
Daher die guten Reiter/ wann ſie ja die Pferd
mit der Ruten/ oder Sporn ſtraffen muͤſſen/ anfangs
die ernſthaffte Stimme beyfuͤgen/ davon ein Pferd auf-
merckſam wird/ wann es wieder einen Fehler begehen
ſolte/ daß es allein mit der Stimme ohne weitere
Straff davon abgehalten wird.
Cap. L.
Andere Lectionen auf der Reitſchul.
ES iſt eines edlen und mit vielen andern Ge-
ſchaͤfften beladenen Hausvatters Gelegenheit
nicht/ einen vollkommenen Roßbereuter abzuge-
ben/ ſtehet aber dennoch wol/ wann er in Zaͤumung
und Bereitung der Pferde nicht gar ungeſchickt und
unerfahren ſeye/ ſondern zum wenigſten wiſſe/ was in
Abrichtung der Pferde das nothwendigſte und nuͤtz-
lichſte ſey/ als daß ein Pferd Zaumrecht/ gewandt/ lind
im Maul/ gehorſam/ in der Noth uͤber einen Graben
oder Plancken ſetzen koͤnne; Jtem/ daß es die Fauſt
und andere Huͤlffen/ wie auch die Straffen verſtehe/
damit er zu Kriegslaͤufften (wie denn bißweilen zu ge-
ſchehen pflegt/ daß die Ritterſchafft von der Landsfuͤrſt-
lichen Obrigkeit/ wann ſie in eigner Perſon fortziehet/
aufgebotten wird) wol beritten/ auch ſo wol mit Ge-
wehr/ als auch guten Pferden/ daran viel gelegen/ ver-
ſehen ſey.
Was den repoulon anlangt/ iſt wol wahr/ daß
es fuͤr eine noͤthige Lection im Krieg zu gebrauchen ge-
halten wird. Nun will ichs nicht gar widerſprechen/
daß es in einem Duel oder Scharmuͤtzel vielleicht moͤch-
te dienen koͤnnen/ daß ſich einer mit ſeinem/ dem Schein
nach/ fluͤchtigen Pferd/ alſobald wieder herum werffen/
und ſeinem Feinde die fronte bieten moͤchte. Weil es
aber 1. eine ſehr gefaͤhrliche Lection, nur fuͤr ſtarcke
und wolabgerichtete Pferde gehoͤret/ indem ſonſt Mann
und Roß leichtlich ſtuͤrtzen kan. 2. Lieber zu wuͤnſchen
waͤre/ ein ehrlicher dapfferer Mann zeigete ſeinem Fein-
de nie den Rucken/ ſo wuͤrde er auch des repoulons nie
bedoͤrffen. 3. Ein terra à terra gewandtes Pferd
ſchon genugſam iſt ſeinem Feinde zu begegnen/ und ihm
den Vortheil abzugewinnen/ wann es anders von einem
verſtaͤndigen Reuter regiert wird. 4. Der repoulon
im Kriege/ wo man mit geſchloſſenen Trouppen und gan-
tzen Squadronen fechtet/ welche ſich nicht/ nach der er-
ſten gethanen charge, durch den repoulon, ſondern
durch Schwencken/ wieder wenden und ſetzen muͤſſen/
wenig nutz iſt. Als bin ich der Meynung/ dieſe Lection
koͤnne allhier wol gar ausgelaſſen/ und wer es ja brau-
chen will/ auf die Reitſchul hin gewieſen werden.
Dieſes aber/ ſo wol als das redoppiren/ ſoll man
nie mit keinem Pferde vornehmen/ es ſey dann/ daß es
vorhero terra à terra von einer Hand zur andern wol
galoppire/ weil ſie ſonſt bald verderbt/ und weder eines
noch das andere hernach wol lernen/ das meiſte iſt/
daß ſie die Fauſt und den Schenckel wol kennen und
folgen.
Solche Pferde muͤſſen ſtarck/ leicht und hurtig/
auch gutes Mauls ſeyn/ ſonſt dienen ſie nicht darzu/ iſt
auch das redoppiren im Kriege gantz unnuͤtz/ und dienet
nur zur Zierde fuͤr groſſe Herren/ ihnen in einer halben
Volta nie den Rucken zu kehren/ daher beſſer ein unge-
ſchicktes Pferde darzu nie zwingen/ bevoraus/ ehe ſie die
vorigen Lectionen recht koͤnnen und machen/ ſonſt wird
ein junges Pferd verderbt.
Jm repoulon muß ein Pferd allzeit beyſammen/
und den Kopf niemals auſſer der Volta gelaſſen werden.
Wann ein Pferd leicht und ſelbſt zum Springen geneigt
iſt/ kan man ihm/ wann es die Paſſada oder Parada ver-
richtet/ mit den vordern Fuͤſſen/ und mit einer Spißru-
ten auf der groppa helffen laſſen/ daß es ſich mit allen
Vieren erhebe/ doch muß ein junges Pferd nie uͤber-
trieben/ ſondern allzeit bey guten Willen gelaſſen
werden.
Was die uͤbrigen ſchweren Maneigen betrifft/ als
Corvetten à terra, à Mezzoaere, groppate, paſſo è
Salto, Capriolen, Salto di Montone, und dergleichen/
wollen wir den Roßbereutern heimgeben/ uns begnuͤgt/
wann unſer Adelicher Hausvatter mit einem Pferd ver-
ſehen/ das wol gewandt iſt/ juſt galoppirt/ in die
Haͤrꝛ/ und ſchnell ſeine Carrera verbringt/ und in der
Noth auch uͤber Graͤben und Plancken ſetzen.
Cap. LI.
Wie ein jung Pferd hertzhafft zu machen.
EJn Pferd/ das ſcheuhe und forchtſam iſt/ taugt zu
keiner dapffern und reſoluten action, darauf
auch der allerredlichſte und ſtreitbarſte Held/
nicht allein ſeine Hertzhafftigkeit nicht kan ſehen laſſen/
ſondern auch mit Schimpff und Spott unfehlbar wuͤrde
umgeben ſeyn; daher die Fuͤllen von Jugend auf darzu
anzugewehnen/ daß ſie ſich vor nichts ſcheuhen. Nichts-
deſtoweniger ſoll man auch in dieſem Stuck von Jugend
auf die Fuͤllen beobachten/ wann eines kuͤhn/ hertzhafft
und freudig iſt/ und wie der Poet ſagt:
Primus & ire viam, & fluvios tentare minaces
Audet, & ignoto ſeſe committere ponto:
Nec vanos horret ſtrepitus.
Wann es im Schertzen/ Spielen/ Wettlauffen/
Graͤben-ſpringen/ durch die Waſſer ſetzen/ uͤber die
Bruͤcken gehen/ und dergleichen/ allzeit das erſte/ oder
doch unter den erſten iſt; oder wann es ſcheuhe/ trau-
rig/ traͤge/ nur traben/ nicht lauffen oder Lufftſpruͤnge
thun mag/ kan ein Vernuͤnfftiger leichtlich etwas Boͤſes
laſſen/ und etwas fuͤrtreffliches erwehlen/ ſonderlich/ wo
er weiß/ daß es von einer guten Art iſt/ wann man auf
ihrer Weide offtermals die Trommen/ von Anfang
weit und gedaͤmpfft/ hernach immer naͤher und ſtaͤrcker
ſchlagen laͤſſet; zu Zeiten ſchieſſt/ den Fahnen ſchwingt/
oder weiſſe Tuͤcher an Stangen macht/ und alſo nicht
weit von ihnen herum draͤhet/ in die Trompeten ſtoſſen
laͤſſet/
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/188>, abgerufen am 23.07.2024.
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