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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] mit dem Orient benachbart/ und dem grossen Chan zu
Cattay unterworffen ist/ zu finden; der soll in seinem
Gestütt über 10000 halten/ und von ihrer Milch (wie
Villanova bey Herrn von Stubenberg bezeuget) seine
Freunde und sich ernehren; sie sollen so geschwindes
Lauffes seyn/ daß sie in einem Tag 20 Meilen zurücke
legen. Weil sie aber weder mit Abwischen noch Strie-
gein gewartet sind/ sehen sie heßlich/ rauch und zotticht/
großbauchicht und großköpffigt aus/ sind von starcken
Knochen und guten harten Hüfen/ daß man sie auch in
ihrem Lande nie beschlägt.

Anno 1662 hat der Tartarische Abgesandte Jhr
Mayestät dem Käiser ein Tartarisches Pferd geschen-
cket/ darauf ein Tartar zu Preßburg die damals durch
[Spaltenumbruch] Regengüssen ungewöhnlich angelauffene Donau/ gleich-
sam im Schertz durchgeschwemmet. Und zwar ist die-
ses bey ihnen gar gemein/ da sie die grossen streng-
rinnenden Flüsse/ Borysthenen und Tanaim haben/ die
ihre Partheyen hin und her auf die Beute übersetzen.

Wir wollen aber diese fremde Sorten nicht darum hier
anführen/ daß es nothwendig sey einem adelichen Hausvat-
ter/ um alle Arten zu trachten; weil es eines jeden Ge-
legenheit und Mittel nicht zu lassen/ sondern geschiehet
allein darum/ daß wann Jemand ein Gestütt hätte/ und
ihm dergleichen Razza fürkäme/ er dennoch sich dar-
nach richten könte/ oder hätte er auch schon keine Pferd-
zucht/ stehet doch einem Edelmann wol an/ von einem und
dem andern zu discourriren.

Cap. XIII.
Von castrirten Pferden.
[Spaltenumbruch]

DJe Wallachen oder verschnittene Pferde/ sind
in die Wägen viel besser und dienlicher/ sonder-
lich den Krigsleuten weit bequemer/ als die Heng-
ste/ weil sie lieber mit einem schlechten Futter vorlieb
nehmen/ unter die Stutten auf die Weide gespannet
werden mögen/ nicht so toben/ stettig und untreu sind/
auf Anschlägen und Nacht-Ritten mit unzeitigem Ge-
schrey sich nicht so leicht (und andere mit) verrahten/
in der Trouppe still/ friedlich und sanfftmüthig fortge-
hen/ können viel in einen Stall zusammen gestellt wer-
den/ schadet ihnen das Gras nicht so bald/ als den Heng-
sten/ sind gesünder/ und erhalten das Gesicht besser.

Hingegen aber ist dieses auch wahr/ daß die Walla-
chen viel feiger/ weicher und verzagter sind/ von einem
schlechten Schuß oder Stoß (ob er schon nicht allzeit
tödtlich) verzagen und sincken; da hingegen die Hengste
weit besser dauren/ und das Hertz nicht eher/ als mit dem
Leben verlieren. Wie aber keine Regel ohne exce-
ption,
als gibt es auch wol zu Zeiten freudige und groß-
mühtige Wallachen/ die es auch wol einem Hengst bevor
thun.

Das verdrießlichste an den Hengsten auf der Reise
ist/ wann sie etwan hin und her auf der Strassen Stut-
ten vermercken/ daß sie sich mit Schreyen/ Zappeln und
Schwitzen so wol sich selbst/ als auch ihren Reuter müde
machen.

Was Officier anlangt/ die im Kriege dienen/
ist besser/ sie reiten Wallachen im marchiren und
täglichen Reisen; doch daß sie dabey einen oder zween
Hengst Handroß halten/ die sie in fürfallenden Occa-
sion
en/ sonderlich wann eine Schlacht gehalten wird/
brauchen und besitzen können.

Das Füllen oder Pferd wird sacht gebunden/ und
auf einen Misthauffen oder grasichten linden Ort ge-
mählich geworffen/ und vorher geblendet/ also daß es
auf dem Rucken zu ligen komme; der Sack wird mit be-
quemen Höltzern eingespannet/ daß man die Gailen desto
bequemlicher ausschneiden kan/ vorher wird die Ader
mit einem seidenen rothen starcken Faden gebunden/
gleich auf den Schnitt wird eine warme Salbe von Bo-
cken-Jnschiet und Terpentin darauf gestrichen/ das
Pferd darauf gemählich aufgelassen/ und an ein schat-
tichtes trockenes Ort eine Stundlang hingestellet/ dar-
nach wird es an einem staubichten Ort sacht umgeführt/
[Spaltenumbruch] dann der Staub solle die Masen desto eher verursachen.
Vor den Fliegen und Wasser muß man das Pferd ver-
wahren; damit der Schaden nicht geschwelle/ wird er
offt mit Milch-Topfen- oder Käse-Wassern ausgewa-
schen.

Die Castrirung geschicht auch darum/ daß man die
Füllen desto länger unter den Stutten kan weiden lassen;
diß soll aber/ nach Herren Olivier de Serres Meynung/
nicht eher geschehen/ als nach überstandenem ersten Jahr/
weil alsdann erst die Gailen recht für den Leib heraus
kommen/ das muß seyn im Früling oder Herbst/ wann
die Hitz nicht groß ist/ und weil sie noch bey der Milch
sind/ und an der Mutter trincken: Denn wann sie schon
etliche Jahr alt sind/ und etwan schon gesprungen/ oder
doch von den Stutten Kundschafft haben/ so werden sie
verdrossen/ faul und träge/ verlieren Hertz und Muth/
fangen an scheuhe zu werden/ auch die Kräfften mit samt
dem Hertzen zu verlieren.

Jn Spanien (sagt Herr Fugger) werffen sie den
Pferden nicht aus/ sondern klemmen nur die Adern/ so
aus dem Leib herab ins Geschrötte gehen/ mit einem
höltzernen Jnstrument/ und vergehet ihnen das Gailen/
daß sie scheinen gantz zu seyn/ und sind doch castrirt/ diese
nennen sie Cavalios sabios, witzige Pferde/ weil sie/
wie alle Wallachen/ nicht ungestümm/ tobend/ sondern still
und sittsam sind/ gehen einen sanfften guten Schritt/
achten sich des Trabens nicht/ wie die Hengste pflegen/
gehen auch einen stätern Galloppo.

Das Schneiden aber muß im abnehmenden
Monden geschehen/ wann nicht kaltes rauhes Wet-
ter ist/ und die Nordwinde nicht wehen. Andere wollen/
die jungen Pferde sollen im Neumonden geschnitten wer-
den/ sonst verlieren sie den Muth.

Junge Füllen mag man ein acht Tage bey ihrer
Mutter im Stall lassen/ die alten aber muß man in ei-
nem guten warmen Stall länger innhalten/ und mit war-
men Kotzen bedecken/ doch auch alle Tag ein wenig spa-
ziren führen/ und mit Essen und Trincken wol hal-
ten.

Man solle (wie Herr Fugger vermeynt) den ge-
schnittenen Rossen/ ohne grosse Ursach/ als da sind
Kranckheiten oder Mangel des Gesichts/ nicht Ader las-
sen/ weil sie durch das Schneiden ohne diß viel natürli-

cher

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] mit dem Orient benachbart/ und dem groſſen Chan zu
Cattay unterworffen iſt/ zu finden; der ſoll in ſeinem
Geſtuͤtt uͤber 10000 halten/ und von ihrer Milch (wie
Villanova bey Herꝛn von Stubenberg bezeuget) ſeine
Freunde und ſich ernehren; ſie ſollen ſo geſchwindes
Lauffes ſeyn/ daß ſie in einem Tag 20 Meilen zuruͤcke
legen. Weil ſie aber weder mit Abwiſchen noch Strie-
gein gewartet ſind/ ſehen ſie heßlich/ rauch und zotticht/
großbauchicht und großkoͤpffigt aus/ ſind von ſtarcken
Knochen und guten harten Huͤfen/ daß man ſie auch in
ihrem Lande nie beſchlaͤgt.

Anno 1662 hat der Tartariſche Abgeſandte Jhr
Mayeſtaͤt dem Kaͤiſer ein Tartariſches Pferd geſchen-
cket/ darauf ein Tartar zu Preßburg die damals durch
[Spaltenumbruch] Regenguͤſſen ungewoͤhnlich angelauffene Donau/ gleich-
ſam im Schertz durchgeſchwemmet. Und zwar iſt die-
ſes bey ihnen gar gemein/ da ſie die groſſen ſtreng-
rinnenden Fluͤſſe/ Boryſthenen und Tanaim haben/ die
ihre Partheyen hin und her auf die Beute uͤberſetzen.

Wir wollẽ aber dieſe fremde Sorten nicht darum hier
anfuͤhrẽ/ daß es nothwendig ſey einem adelichẽ Hausvat-
ter/ um alle Arten zu trachten; weil es eines jeden Ge-
legenheit und Mittel nicht zu laſſen/ ſondern geſchiehet
allein darum/ daß wann Jemand ein Geſtuͤtt haͤtte/ und
ihm dergleichen Razza fuͤrkaͤme/ er dennoch ſich dar-
nach richten koͤnte/ oder haͤtte er auch ſchon keine Pferd-
zucht/ ſtehet doch einem Edelmann wol an/ von einem und
dem andern zu diſcourriren.

Cap. XIII.
Von caſtrirten Pferden.
[Spaltenumbruch]

DJe Wallachen oder verſchnittene Pferde/ ſind
in die Waͤgen viel beſſer und dienlicher/ ſonder-
lich den Krigsleuten weit bequemer/ als die Heng-
ſte/ weil ſie lieber mit einem ſchlechten Futter vorlieb
nehmen/ unter die Stutten auf die Weide geſpannet
werden moͤgen/ nicht ſo toben/ ſtettig und untreu ſind/
auf Anſchlaͤgen und Nacht-Ritten mit unzeitigem Ge-
ſchrey ſich nicht ſo leicht (und andere mit) verrahten/
in der Trouppe ſtill/ friedlich und ſanfftmuͤthig fortge-
hen/ koͤnnen viel in einen Stall zuſammen geſtellt wer-
den/ ſchadet ihnen das Gras nicht ſo bald/ als den Heng-
ſten/ ſind geſuͤnder/ und erhalten das Geſicht beſſer.

Hingegen aber iſt dieſes auch wahr/ daß die Walla-
chen viel feiger/ weicher und verzagter ſind/ von einem
ſchlechten Schuß oder Stoß (ob er ſchon nicht allzeit
toͤdtlich) verzagen und ſincken; da hingegen die Hengſte
weit beſſer dauren/ und das Hertz nicht eher/ als mit dem
Leben verlieren. Wie aber keine Regel ohne exce-
ption,
als gibt es auch wol zu Zeiten freudige und groß-
muͤhtige Wallachen/ die es auch wol einem Hengſt bevor
thun.

Das verdrießlichſte an den Hengſten auf der Reiſe
iſt/ wann ſie etwan hin und her auf der Straſſen Stut-
ten vermercken/ daß ſie ſich mit Schreyen/ Zappeln und
Schwitzen ſo wol ſich ſelbſt/ als auch ihren Reuter muͤde
machen.

Was Officier anlangt/ die im Kriege dienen/
iſt beſſer/ ſie reiten Wallachen im marchiren und
taͤglichen Reiſen; doch daß ſie dabey einen oder zween
Hengſt Handroß halten/ die ſie in fuͤrfallenden Occa-
ſion
en/ ſonderlich wann eine Schlacht gehalten wird/
brauchen und beſitzen koͤnnen.

Das Fuͤllen oder Pferd wird ſacht gebunden/ und
auf einen Miſthauffen oder graſichten linden Ort ge-
maͤhlich geworffen/ und vorher geblendet/ alſo daß es
auf dem Rucken zu ligen komme; der Sack wird mit be-
quemen Hoͤltzern eingeſpannet/ daß man die Gailen deſto
bequemlicher ausſchneiden kan/ vorher wird die Ader
mit einem ſeidenen rothen ſtarcken Faden gebunden/
gleich auf den Schnitt wird eine warme Salbe von Bo-
cken-Jnſchiet und Terpentin darauf geſtrichen/ das
Pferd darauf gemaͤhlich aufgelaſſen/ und an ein ſchat-
tichtes trockenes Ort eine Stundlang hingeſtellet/ dar-
nach wird es an einem ſtaubichten Ort ſacht umgefuͤhrt/
[Spaltenumbruch] dann der Staub ſolle die Maſen deſto eher verurſachen.
Vor den Fliegen und Waſſer muß man das Pferd ver-
wahren; damit der Schaden nicht geſchwelle/ wird er
offt mit Milch-Topfen- oder Kaͤſe-Waſſern ausgewa-
ſchen.

Die Caſtrirung geſchicht auch darum/ daß man die
Fuͤllen deſto laͤnger unter den Stutten kan weiden laſſen;
diß ſoll aber/ nach Herren Olivier de Serres Meynung/
nicht eher geſchehen/ als nach uͤberſtandenem erſten Jahr/
weil alsdann erſt die Gailen recht fuͤr den Leib heraus
kommen/ das muß ſeyn im Fruͤling oder Herbſt/ wann
die Hitz nicht groß iſt/ und weil ſie noch bey der Milch
ſind/ und an der Mutter trincken: Denn wann ſie ſchon
etliche Jahr alt ſind/ und etwan ſchon geſprungen/ oder
doch von den Stutten Kundſchafft haben/ ſo werden ſie
verdroſſen/ faul und traͤge/ verlieren Hertz und Muth/
fangen an ſcheuhe zu werden/ auch die Kraͤfften mit ſamt
dem Hertzen zu verlieren.

Jn Spanien (ſagt Herꝛ Fugger) werffen ſie den
Pferden nicht aus/ ſondern klemmen nur die Adern/ ſo
aus dem Leib herab ins Geſchroͤtte gehen/ mit einem
hoͤltzernen Jnſtrument/ und vergehet ihnen das Gailen/
daß ſie ſcheinen gantz zu ſeyn/ und ſind doch caſtrirt/ dieſe
nennen ſie Cavalios ſabios, witzige Pferde/ weil ſie/
wie alle Wallachen/ nicht ungeſtuͤm̃/ tobend/ ſondern ſtill
und ſittſam ſind/ gehen einen ſanfften guten Schritt/
achten ſich des Trabens nicht/ wie die Hengſte pflegen/
gehen auch einen ſtaͤtern Galloppo.

Das Schneiden aber muß im abnehmenden
Monden geſchehen/ wann nicht kaltes rauhes Wet-
ter iſt/ und die Nordwinde nicht wehen. Andere wollen/
die jungen Pferde ſollen im Neumonden geſchnitten wer-
den/ ſonſt verlieren ſie den Muth.

Junge Fuͤllen mag man ein acht Tage bey ihrer
Mutter im Stall laſſen/ die alten aber muß man in ei-
nem guten warmen Stall laͤnger innhalten/ und mit war-
men Kotzen bedecken/ doch auch alle Tag ein wenig ſpa-
ziren fuͤhren/ und mit Eſſen und Trincken wol hal-
ten.

Man ſolle (wie Herꝛ Fugger vermeynt) den ge-
ſchnittenen Roſſen/ ohne groſſe Urſach/ als da ſind
Kranckheiten oder Mangel des Geſichts/ nicht Ader laſ-
ſen/ weil ſie durch das Schneiden ohne diß viel natuͤrli-

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[126/0144] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens mit dem Orient benachbart/ und dem groſſen Chan zu Cattay unterworffen iſt/ zu finden; der ſoll in ſeinem Geſtuͤtt uͤber 10000 halten/ und von ihrer Milch (wie Villanova bey Herꝛn von Stubenberg bezeuget) ſeine Freunde und ſich ernehren; ſie ſollen ſo geſchwindes Lauffes ſeyn/ daß ſie in einem Tag 20 Meilen zuruͤcke legen. Weil ſie aber weder mit Abwiſchen noch Strie- gein gewartet ſind/ ſehen ſie heßlich/ rauch und zotticht/ großbauchicht und großkoͤpffigt aus/ ſind von ſtarcken Knochen und guten harten Huͤfen/ daß man ſie auch in ihrem Lande nie beſchlaͤgt. Anno 1662 hat der Tartariſche Abgeſandte Jhr Mayeſtaͤt dem Kaͤiſer ein Tartariſches Pferd geſchen- cket/ darauf ein Tartar zu Preßburg die damals durch Regenguͤſſen ungewoͤhnlich angelauffene Donau/ gleich- ſam im Schertz durchgeſchwemmet. Und zwar iſt die- ſes bey ihnen gar gemein/ da ſie die groſſen ſtreng- rinnenden Fluͤſſe/ Boryſthenen und Tanaim haben/ die ihre Partheyen hin und her auf die Beute uͤberſetzen. Wir wollẽ aber dieſe fremde Sorten nicht darum hier anfuͤhrẽ/ daß es nothwendig ſey einem adelichẽ Hausvat- ter/ um alle Arten zu trachten; weil es eines jeden Ge- legenheit und Mittel nicht zu laſſen/ ſondern geſchiehet allein darum/ daß wann Jemand ein Geſtuͤtt haͤtte/ und ihm dergleichen Razza fuͤrkaͤme/ er dennoch ſich dar- nach richten koͤnte/ oder haͤtte er auch ſchon keine Pferd- zucht/ ſtehet doch einem Edelmann wol an/ von einem und dem andern zu diſcourriren. Cap. XIII. Von caſtrirten Pferden. DJe Wallachen oder verſchnittene Pferde/ ſind in die Waͤgen viel beſſer und dienlicher/ ſonder- lich den Krigsleuten weit bequemer/ als die Heng- ſte/ weil ſie lieber mit einem ſchlechten Futter vorlieb nehmen/ unter die Stutten auf die Weide geſpannet werden moͤgen/ nicht ſo toben/ ſtettig und untreu ſind/ auf Anſchlaͤgen und Nacht-Ritten mit unzeitigem Ge- ſchrey ſich nicht ſo leicht (und andere mit) verrahten/ in der Trouppe ſtill/ friedlich und ſanfftmuͤthig fortge- hen/ koͤnnen viel in einen Stall zuſammen geſtellt wer- den/ ſchadet ihnen das Gras nicht ſo bald/ als den Heng- ſten/ ſind geſuͤnder/ und erhalten das Geſicht beſſer. Hingegen aber iſt dieſes auch wahr/ daß die Walla- chen viel feiger/ weicher und verzagter ſind/ von einem ſchlechten Schuß oder Stoß (ob er ſchon nicht allzeit toͤdtlich) verzagen und ſincken; da hingegen die Hengſte weit beſſer dauren/ und das Hertz nicht eher/ als mit dem Leben verlieren. Wie aber keine Regel ohne exce- ption, als gibt es auch wol zu Zeiten freudige und groß- muͤhtige Wallachen/ die es auch wol einem Hengſt bevor thun. Das verdrießlichſte an den Hengſten auf der Reiſe iſt/ wann ſie etwan hin und her auf der Straſſen Stut- ten vermercken/ daß ſie ſich mit Schreyen/ Zappeln und Schwitzen ſo wol ſich ſelbſt/ als auch ihren Reuter muͤde machen. Was Officier anlangt/ die im Kriege dienen/ iſt beſſer/ ſie reiten Wallachen im marchiren und taͤglichen Reiſen; doch daß ſie dabey einen oder zween Hengſt Handroß halten/ die ſie in fuͤrfallenden Occa- ſionen/ ſonderlich wann eine Schlacht gehalten wird/ brauchen und beſitzen koͤnnen. Das Fuͤllen oder Pferd wird ſacht gebunden/ und auf einen Miſthauffen oder graſichten linden Ort ge- maͤhlich geworffen/ und vorher geblendet/ alſo daß es auf dem Rucken zu ligen komme; der Sack wird mit be- quemen Hoͤltzern eingeſpannet/ daß man die Gailen deſto bequemlicher ausſchneiden kan/ vorher wird die Ader mit einem ſeidenen rothen ſtarcken Faden gebunden/ gleich auf den Schnitt wird eine warme Salbe von Bo- cken-Jnſchiet und Terpentin darauf geſtrichen/ das Pferd darauf gemaͤhlich aufgelaſſen/ und an ein ſchat- tichtes trockenes Ort eine Stundlang hingeſtellet/ dar- nach wird es an einem ſtaubichten Ort ſacht umgefuͤhrt/ dann der Staub ſolle die Maſen deſto eher verurſachen. Vor den Fliegen und Waſſer muß man das Pferd ver- wahren; damit der Schaden nicht geſchwelle/ wird er offt mit Milch-Topfen- oder Kaͤſe-Waſſern ausgewa- ſchen. Die Caſtrirung geſchicht auch darum/ daß man die Fuͤllen deſto laͤnger unter den Stutten kan weiden laſſen; diß ſoll aber/ nach Herren Olivier de Serres Meynung/ nicht eher geſchehen/ als nach uͤberſtandenem erſten Jahr/ weil alsdann erſt die Gailen recht fuͤr den Leib heraus kommen/ das muß ſeyn im Fruͤling oder Herbſt/ wann die Hitz nicht groß iſt/ und weil ſie noch bey der Milch ſind/ und an der Mutter trincken: Denn wann ſie ſchon etliche Jahr alt ſind/ und etwan ſchon geſprungen/ oder doch von den Stutten Kundſchafft haben/ ſo werden ſie verdroſſen/ faul und traͤge/ verlieren Hertz und Muth/ fangen an ſcheuhe zu werden/ auch die Kraͤfften mit ſamt dem Hertzen zu verlieren. Jn Spanien (ſagt Herꝛ Fugger) werffen ſie den Pferden nicht aus/ ſondern klemmen nur die Adern/ ſo aus dem Leib herab ins Geſchroͤtte gehen/ mit einem hoͤltzernen Jnſtrument/ und vergehet ihnen das Gailen/ daß ſie ſcheinen gantz zu ſeyn/ und ſind doch caſtrirt/ dieſe nennen ſie Cavalios ſabios, witzige Pferde/ weil ſie/ wie alle Wallachen/ nicht ungeſtuͤm̃/ tobend/ ſondern ſtill und ſittſam ſind/ gehen einen ſanfften guten Schritt/ achten ſich des Trabens nicht/ wie die Hengſte pflegen/ gehen auch einen ſtaͤtern Galloppo. Das Schneiden aber muß im abnehmenden Monden geſchehen/ wann nicht kaltes rauhes Wet- ter iſt/ und die Nordwinde nicht wehen. Andere wollen/ die jungen Pferde ſollen im Neumonden geſchnitten wer- den/ ſonſt verlieren ſie den Muth. Junge Fuͤllen mag man ein acht Tage bey ihrer Mutter im Stall laſſen/ die alten aber muß man in ei- nem guten warmen Stall laͤnger innhalten/ und mit war- men Kotzen bedecken/ doch auch alle Tag ein wenig ſpa- ziren fuͤhren/ und mit Eſſen und Trincken wol hal- ten. Man ſolle (wie Herꝛ Fugger vermeynt) den ge- ſchnittenen Roſſen/ ohne groſſe Urſach/ als da ſind Kranckheiten oder Mangel des Geſichts/ nicht Ader laſ- ſen/ weil ſie durch das Schneiden ohne diß viel natuͤrli- cher

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/144>, abgerufen am 20.11.2024.