Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Fine Notarum, und bey Georgio Agricola lib. 12.
de re metallica.
Die erstbenannten beeden Autoren/
hat seither Herr Joh. Kunckel/ Churfürstl. Branden-
burgischer geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel-
schen und Lateinischen wol und gut ins Teutsche versetzt;
mit vielen Notis und Beymerckungen verbessert/ und
noch mit einem besondern Theil von allerhand schönen
Experimenten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und
[Spaltenumbruch] brennen; von der Holländischen Kunst- und Porcellan-
Döpfferwerck/ vom kleinen Glas-Blasen mit der Lam-
pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirnissen/ auch
sonst andern schönen und nützlichen Sachen vermehrt/
welches erst Anno 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge-
legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und
kunstliebenden Leser will gewiesen/ und hiemit dieses Ca-
pitel beschlossen haben.

Cap. LXI.
Von den Dörr-Stuben.
[Spaltenumbruch]

BEy Herrschafften/ wo es grosse und weitläuffti-
ge Baum-Gärten hat/ und bey trächtigen
fruchtbaren Jahren ein grosser Uberfluß vom
Obst verhanden/ sind die Dörr-Stüblein nützlich und
fast nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit
dem Aufdörren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das
Obst nicht gebessert werden. Diese berührten Dörr-
Stüblein nun/ werden meistentheils von den andern Ge-
bäuen abgesondert/ in Quadrat Form/ doch länger als
breit/ mit Ziegeln ohngefähr auf drey Klaffter lang/ an-
derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter
breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Obst ist/ auch grösser
aufgeführet. Die Hurten werden von Felbern Ruthen
geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ desto freyer
und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten
um und um eingefangen/ daß sie zugleich eine Leisten ge-
ben/ damit das aufgesetzte Obst nicht auseinander wei-
chen oder abfallen möge: Diese Hurten nun liegen drey
oder vier Reyen übereinander auf zugerichteten und einge-
schlagenen starcken höltzernen Nägeln oder eingemauerten
Stänglein/ damit sie die Last zu ertragen genugsam
kräfftig seyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen
so tieff eingesetzt/ daß die oberste Platten seines Gipf-
fels/ dem untersten Boden des Stübleins gleich stehe.
Die Kacheln haben diese
[Abbildung] Form/ fast wie ein Urin-Glas/ sind
inwendig hohl/ geht nur A. wie ein
Berglein heraus/ und das B. ist gantz in
den Ofen inwendig eingemauert/ daß die
Höhle der Kacheln desto mehr Hitz fas-
[Spaltenumbruch] sen möge. Wiewol ich darfür halte/ daß man e-
ben an diese Art der Oefen nicht gebunden/ wann
nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form
sey hernach/ wie sie wolle; doch wird diese Art von vie-
len gebraucht. Von aussen nun/ ist ein Gang unter der
Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts
zum Ofen-Loch kommen/ und untersich einheitzen kan.
Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/
oder voll Weichsel/ Beltz-Kerschen/ Zwespen oder der-
gleichen angelegt/ und in ihre gehörige Ort und Stellen
eingesetzt worden/ so macht man gemächlich ein Fener
in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz
an/ sondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf
einmal zu starck aufwalle/ und das Obst verbrenne; son-
dern daß die Wärme per Gradus zunehme/ davon
nun steigt die Hitz übersich/ und wird das Obst/ so auf
den obersten und höchsten Hurten liegt/ eher gedörrt/
als das untere/ welches per reverberationem & re-
percussionem caloris
(so sich oben am Boden abstösst/
und die Krafft und Hitze daselbst verdoppelt) zu ge-
schehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im
Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß
die gröste Hitz am obern Boden aufdringet/ also auch
aus dieser Ursach die niedern Zimmer viel beschwerli-
cher und ungesunder/ als die hohen. Die Hurten
(was schneller oder langsamer abdörrt) kan man biß-
weilen verwechseln und umlegen/ damit alles fein gleich
abdörre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber
halb rohe sey/ daher man auch/ dieses zu verhüten/ offt
zusehen muß.

Cap. LXII.
Von Eys-Gruben.
[Spaltenumbruch]

ES ist bey grossen Wirthschafften/ sonderlich wo
die Herrschafft selbsten wohnet/ eine sehr ange-
nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten
Eys-Gruben versehen ist/ nicht allein in der grossen
und durchdringenden Sonnen-Hitz sein Getränck/ oder
auch Butter/ Milch/ und Obst zu kühlen/ sondern auch
Fleisch und andere Victualien/ darinnen desto eine län-
gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. D. Balthasar Pi-
sanelli,
der Bolognesische Medicus, in seinem Tra-
ctätlein de Esculentorum & Potulentorum facultati-
bus,
schreibt/ daß die Sicilianer/ ehe sie noch den Schnee
zum Gebrauch aufgehaben/ indem sie laulicht Wasser/
wegen der grossen Hitz getruncken/ jährlich im Sommer
von Pestilentialischen Fiebern sind geplagt gewesen/
und daß zu Messina/ seither das Eys gebraucht wird/
[Spaltenumbruch] jetzt um 1000. Personen weniger in einem Jahr an der
Pest sterben. Daher kommts/ daß auch der geringste
Büttel sich nicht allein Brod und Wein/ sondern auch
Eys im Vorrath daselbst verschaffet/ weil es die von der
grossen Hitz ausgedorrte und geschwächte Natur wieder
erfrischet und abkühlet/ (wann man es nur nicht ins
Tranck hinein legt) alle hitzige Exhalationen und
Dämpffe a centro ad circumferentiam austreibt/ und
alle Functionen der innerlichen Glieder erquicket und
excitiret. Die Eys-Gruben nun/ müssen an einem von
der Sonnen-Wärme entlegenen Ort/ nemlich gegen
Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem Diame-
ter,
an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/
unten enger und oben weiter scarpirt/ rund wie ein Fin-
gerhut/ nicht von Steinen/ weil sie nassen/ sondern von

Leimen.
H iij

Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Fine Notarum, und bey Georgio Agricolâ lib. 12.
de re metallicâ.
Die erſtbenannten beeden Autoren/
hat ſeither Herr Joh. Kunckel/ Churfuͤrſtl. Branden-
burgiſcher geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel-
ſchen und Lateiniſchen wol und gut ins Teutſche verſetzt;
mit vielen Notis und Beymerckungen verbeſſert/ und
noch mit einem beſondern Theil von allerhand ſchoͤnen
Experimenten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und
[Spaltenumbruch] brennen; von der Hollaͤndiſchen Kunſt- und Porcellan-
Doͤpfferwerck/ vom kleinen Glas-Blaſen mit der Lam-
pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirniſſen/ auch
ſonſt andern ſchoͤnen und nuͤtzlichen Sachen vermehrt/
welches erſt Anno 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge-
legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und
kunſtliebenden Leſer will gewieſen/ und hiemit dieſes Ca-
pitel beſchloſſen haben.

Cap. LXI.
Von den Doͤrr-Stuben.
[Spaltenumbruch]

BEy Herrſchafften/ wo es groſſe und weitlaͤuffti-
ge Baum-Gaͤrten hat/ und bey traͤchtigen
fruchtbaren Jahren ein groſſer Uberfluß vom
Obſt verhanden/ ſind die Doͤrr-Stuͤblein nuͤtzlich und
faſt nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit
dem Aufdoͤrren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das
Obſt nicht gebeſſert werden. Dieſe beruͤhrten Doͤrr-
Stuͤblein nun/ werden meiſtentheils von den andern Ge-
baͤuen abgeſondert/ in Quadrat Form/ doch laͤnger als
breit/ mit Ziegeln ohngefaͤhr auf drey Klaffter lang/ an-
derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter
breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Obſt iſt/ auch groͤſſer
aufgefuͤhret. Die Hurten werden von Felbern Ruthen
geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ deſto freyer
und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten
um und um eingefangen/ daß ſie zugleich eine Leiſten ge-
ben/ damit das aufgeſetzte Obſt nicht auseinander wei-
chen oder abfallen moͤge: Dieſe Hurten nun liegen drey
oder vier Reyen uͤbereinander auf zugerichteten und einge-
ſchlagenen ſtarcken hoͤltzernen Naͤgeln oder eingemauerten
Staͤnglein/ damit ſie die Laſt zu ertragen genugſam
kraͤfftig ſeyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen
ſo tieff eingeſetzt/ daß die oberſte Platten ſeines Gipf-
fels/ dem unterſten Boden des Stuͤbleins gleich ſtehe.
Die Kacheln haben dieſe
[Abbildung] Form/ faſt wie ein Urin-Glas/ ſind
inwendig hohl/ geht nur A. wie ein
Berglein heraus/ und das B. iſt gantz in
den Ofen inwendig eingemauert/ daß die
Hoͤhle der Kacheln deſto mehr Hitz faſ-
[Spaltenumbruch] ſen moͤge. Wiewol ich darfuͤr halte/ daß man e-
ben an dieſe Art der Oefen nicht gebunden/ wann
nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form
ſey hernach/ wie ſie wolle; doch wird dieſe Art von vie-
len gebraucht. Von auſſen nun/ iſt ein Gang unter der
Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts
zum Ofen-Loch kommen/ und unterſich einheitzen kan.
Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/
oder voll Weichſel/ Beltz-Kerſchen/ Zweſpen oder der-
gleichen angelegt/ und in ihre gehoͤrige Ort und Stellen
eingeſetzt worden/ ſo macht man gemaͤchlich ein Fener
in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz
an/ ſondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf
einmal zu ſtarck aufwalle/ und das Obſt verbrenne; ſon-
dern daß die Waͤrme per Gradus zunehme/ davon
nun ſteigt die Hitz uͤberſich/ und wird das Obſt/ ſo auf
den oberſten und hoͤchſten Hurten liegt/ eher gedoͤrrt/
als das untere/ welches per reverberationem & re-
percuſſionem caloris
(ſo ſich oben am Boden abſtoͤſſt/
und die Krafft und Hitze daſelbſt verdoppelt) zu ge-
ſchehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im
Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß
die groͤſte Hitz am obern Boden aufdringet/ alſo auch
aus dieſer Urſach die niedern Zimmer viel beſchwerli-
cher und ungeſunder/ als die hohen. Die Hurten
(was ſchneller oder langſamer abdoͤrrt) kan man biß-
weilen verwechſeln und umlegen/ damit alles fein gleich
abdoͤrre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber
halb rohe ſey/ daher man auch/ dieſes zu verhuͤten/ offt
zuſehen muß.

Cap. LXII.
Von Eys-Gruben.
[Spaltenumbruch]

ES iſt bey groſſen Wirthſchafften/ ſonderlich wo
die Herrſchafft ſelbſten wohnet/ eine ſehr ange-
nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten
Eys-Gruben verſehen iſt/ nicht allein in der groſſen
und durchdringenden Sonnen-Hitz ſein Getraͤnck/ oder
auch Butter/ Milch/ und Obſt zu kuͤhlen/ ſondern auch
Fleiſch und andere Victualien/ darinnen deſto eine laͤn-
gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. D. Balthaſar Pi-
ſanelli,
der Bologneſiſche Medicus, in ſeinem Tra-
ctaͤtlein de Eſculentorum & Potulentorum facultati-
bus,
ſchreibt/ daß die Sicilianer/ ehe ſie noch den Schnee
zum Gebrauch aufgehaben/ indem ſie laulicht Waſſer/
wegen der groſſen Hitz getruncken/ jaͤhrlich im Sommer
von Peſtilentialiſchen Fiebern ſind geplagt geweſen/
und daß zu Meſſina/ ſeither das Eys gebraucht wird/
[Spaltenumbruch] jetzt um 1000. Perſonen weniger in einem Jahr an der
Peſt ſterben. Daher kommts/ daß auch der geringſte
Buͤttel ſich nicht allein Brod und Wein/ ſondern auch
Eys im Vorrath daſelbſt verſchaffet/ weil es die von der
groſſen Hitz ausgedorrte und geſchwaͤchte Natur wieder
erfriſchet und abkuͤhlet/ (wann man es nur nicht ins
Tranck hinein legt) alle hitzige Exhalationen und
Daͤmpffe à centro ad circumferentiam austreibt/ und
alle Functionen der innerlichen Glieder erquicket und
excitiret. Die Eys-Gruben nun/ muͤſſen an einem von
der Sonnen-Waͤrme entlegenen Ort/ nemlich gegen
Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem Diame-
ter,
an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/
unten enger und oben weiter ſcarpirt/ rund wie ein Fin-
gerhut/ nicht von Steinen/ weil ſie naſſen/ ſondern von

Leimen.
H iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0079" n="61"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch/ Land-Gut.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#aq">Fine Notarum,</hi> und bey <hi rendition="#aq">Georgio Agricolâ lib. 12.<lb/>
de re metallicâ.</hi> Die er&#x017F;tbenannten beeden <hi rendition="#aq">Auto</hi>ren/<lb/>
hat &#x017F;either Herr Joh. Kunckel/ Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. Branden-<lb/>
burgi&#x017F;cher geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel-<lb/>
&#x017F;chen und Lateini&#x017F;chen wol und gut ins Teut&#x017F;che ver&#x017F;etzt;<lb/>
mit vielen <hi rendition="#aq">Notis</hi> und Beymerckungen verbe&#x017F;&#x017F;ert/ und<lb/>
noch mit einem be&#x017F;ondern Theil von allerhand &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#aq">Experimen</hi>ten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und<lb/><cb/>
brennen; von der Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Kun&#x017F;t- und Porcellan-<lb/>
Do&#x0364;pfferwerck/ vom kleinen Glas-Bla&#x017F;en mit der Lam-<lb/>
pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirni&#x017F;&#x017F;en/ auch<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t andern &#x017F;cho&#x0364;nen und nu&#x0364;tzlichen Sachen vermehrt/<lb/>
welches er&#x017F;t <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge-<lb/>
legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und<lb/>
kun&#x017F;tliebenden Le&#x017F;er will gewie&#x017F;en/ und hiemit die&#x017F;es Ca-<lb/>
pitel be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXI</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von den Do&#x0364;rr-Stuben.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>Ey Herr&#x017F;chafften/ wo es gro&#x017F;&#x017F;e und weitla&#x0364;uffti-<lb/>
ge Baum-Ga&#x0364;rten hat/ und bey tra&#x0364;chtigen<lb/>
fruchtbaren Jahren ein gro&#x017F;&#x017F;er Uberfluß vom<lb/>
Ob&#x017F;t verhanden/ &#x017F;ind die Do&#x0364;rr-Stu&#x0364;blein nu&#x0364;tzlich und<lb/>
fa&#x017F;t nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit<lb/>
dem Aufdo&#x0364;rren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das<lb/>
Ob&#x017F;t nicht gebe&#x017F;&#x017F;ert werden. Die&#x017F;e beru&#x0364;hrten Do&#x0364;rr-<lb/>
Stu&#x0364;blein nun/ werden mei&#x017F;tentheils von den andern Ge-<lb/>
ba&#x0364;uen abge&#x017F;ondert/ in <hi rendition="#aq">Quadrat</hi> Form/ doch la&#x0364;nger als<lb/>
breit/ mit Ziegeln ohngefa&#x0364;hr auf drey Klaffter lang/ an-<lb/>
derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter<lb/>
breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Ob&#x017F;t i&#x017F;t/ auch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
aufgefu&#x0364;hret. Die Hurten werden von Felbern Ruthen<lb/>
geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ de&#x017F;to freyer<lb/>
und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten<lb/>
um und um eingefangen/ daß &#x017F;ie zugleich eine Lei&#x017F;ten ge-<lb/>
ben/ damit das aufge&#x017F;etzte Ob&#x017F;t nicht auseinander wei-<lb/>
chen oder abfallen mo&#x0364;ge: Die&#x017F;e Hurten nun liegen drey<lb/>
oder vier Reyen u&#x0364;bereinander auf zugerichteten und einge-<lb/>
&#x017F;chlagenen &#x017F;tarcken ho&#x0364;ltzernen Na&#x0364;geln oder eingemauerten<lb/>
Sta&#x0364;nglein/ damit &#x017F;ie die La&#x017F;t zu ertragen genug&#x017F;am<lb/>
kra&#x0364;fftig &#x017F;eyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen<lb/>
&#x017F;o tieff einge&#x017F;etzt/ daß die ober&#x017F;te Platten &#x017F;eines Gipf-<lb/>
fels/ dem unter&#x017F;ten Boden des Stu&#x0364;bleins gleich &#x017F;tehe.<lb/>
Die Kacheln haben die&#x017F;e<lb/><figure/> Form/ fa&#x017F;t wie ein Urin-Glas/ &#x017F;ind<lb/>
inwendig hohl/ geht nur <hi rendition="#aq">A.</hi> wie ein<lb/>
Berglein heraus/ und das <hi rendition="#aq">B.</hi> i&#x017F;t gantz in<lb/>
den Ofen inwendig eingemauert/ daß die<lb/>
Ho&#x0364;hle der Kacheln de&#x017F;to mehr Hitz fa&#x017F;-<lb/><cb/>
&#x017F;en mo&#x0364;ge. Wiewol ich darfu&#x0364;r halte/ daß man e-<lb/>
ben an die&#x017F;e Art der Oefen nicht gebunden/ wann<lb/>
nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form<lb/>
&#x017F;ey hernach/ wie &#x017F;ie wolle; doch wird die&#x017F;e Art von vie-<lb/>
len gebraucht. Von au&#x017F;&#x017F;en nun/ i&#x017F;t ein Gang unter der<lb/>
Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts<lb/>
zum Ofen-Loch kommen/ und unter&#x017F;ich einheitzen kan.<lb/>
Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/<lb/>
oder voll Weich&#x017F;el/ Beltz-Ker&#x017F;chen/ Zwe&#x017F;pen oder der-<lb/>
gleichen angelegt/ und in ihre geho&#x0364;rige Ort und Stellen<lb/>
einge&#x017F;etzt worden/ &#x017F;o macht man gema&#x0364;chlich ein Fener<lb/>
in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz<lb/>
an/ &#x017F;ondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf<lb/>
einmal zu &#x017F;tarck aufwalle/ und das Ob&#x017F;t verbrenne; &#x017F;on-<lb/>
dern daß die Wa&#x0364;rme <hi rendition="#aq">per Gradus</hi> zunehme/ davon<lb/>
nun &#x017F;teigt die Hitz u&#x0364;ber&#x017F;ich/ und wird das Ob&#x017F;t/ &#x017F;o auf<lb/>
den ober&#x017F;ten und ho&#x0364;ch&#x017F;ten Hurten liegt/ eher gedo&#x0364;rrt/<lb/>
als das untere/ welches <hi rendition="#aq">per reverberationem &amp; re-<lb/>
percu&#x017F;&#x017F;ionem caloris</hi> (&#x017F;o &#x017F;ich oben am Boden ab&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;t/<lb/>
und die Krafft und Hitze da&#x017F;elb&#x017F;t verdoppelt) zu ge-<lb/>
&#x017F;chehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im<lb/>
Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te Hitz am obern Boden aufdringet/ al&#x017F;o auch<lb/>
aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ach die niedern Zimmer viel be&#x017F;chwerli-<lb/>
cher und unge&#x017F;under/ als die hohen. Die Hurten<lb/>
(was &#x017F;chneller oder lang&#x017F;amer abdo&#x0364;rrt) kan man biß-<lb/>
weilen verwech&#x017F;eln und umlegen/ damit alles fein gleich<lb/>
abdo&#x0364;rre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber<lb/>
halb rohe &#x017F;ey/ daher man auch/ die&#x017F;es zu verhu&#x0364;ten/ offt<lb/>
zu&#x017F;ehen muß.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Eys-Gruben.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t bey gro&#x017F;&#x017F;en Wirth&#x017F;chafften/ &#x017F;onderlich wo<lb/>
die Herr&#x017F;chafft &#x017F;elb&#x017F;ten wohnet/ eine &#x017F;ehr ange-<lb/>
nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten<lb/>
Eys-Gruben ver&#x017F;ehen i&#x017F;t/ nicht allein in der gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und durchdringenden Sonnen-Hitz &#x017F;ein Getra&#x0364;nck/ oder<lb/>
auch Butter/ Milch/ und Ob&#x017F;t zu ku&#x0364;hlen/ &#x017F;ondern auch<lb/>
Flei&#x017F;ch und andere Victualien/ darinnen de&#x017F;to eine la&#x0364;n-<lb/>
gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. <hi rendition="#aq">D. Baltha&#x017F;ar Pi-<lb/>
&#x017F;anelli,</hi> der <hi rendition="#aq">Bologne</hi>&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Medicus,</hi> in &#x017F;einem Tra-<lb/>
cta&#x0364;tlein <hi rendition="#aq">de E&#x017F;culentorum &amp; Potulentorum facultati-<lb/>
bus,</hi> &#x017F;chreibt/ daß die Sicilianer/ ehe &#x017F;ie noch den Schnee<lb/>
zum Gebrauch aufgehaben/ indem &#x017F;ie laulicht Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
wegen der gro&#x017F;&#x017F;en Hitz getruncken/ ja&#x0364;hrlich im Sommer<lb/>
von Pe&#x017F;tilentiali&#x017F;chen Fiebern &#x017F;ind geplagt gewe&#x017F;en/<lb/>
und daß zu Me&#x017F;&#x017F;ina/ &#x017F;either das Eys gebraucht wird/<lb/><cb/>
jetzt um 1000. Per&#x017F;onen weniger in einem Jahr an der<lb/>
Pe&#x017F;t &#x017F;terben. Daher kommts/ daß auch der gering&#x017F;te<lb/>
Bu&#x0364;ttel &#x017F;ich nicht allein Brod und Wein/ &#x017F;ondern auch<lb/>
Eys im Vorrath da&#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chaffet/ weil es die von der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Hitz ausgedorrte und ge&#x017F;chwa&#x0364;chte Natur wieder<lb/>
erfri&#x017F;chet und abku&#x0364;hlet/ (wann man es nur nicht ins<lb/>
Tranck hinein legt) alle hitzige <hi rendition="#aq">Exhalatio</hi>nen und<lb/>
Da&#x0364;mpffe <hi rendition="#aq">à centro ad circumferentiam</hi> austreibt/ und<lb/>
alle <hi rendition="#aq">Functio</hi>nen der innerlichen Glieder erquicket und<lb/><hi rendition="#aq">exciti</hi>ret. Die Eys-Gruben nun/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en an einem von<lb/>
der Sonnen-Wa&#x0364;rme entlegenen Ort/ nemlich gegen<lb/>
Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem <hi rendition="#aq">Diame-<lb/>
ter,</hi> an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/<lb/>
unten enger und oben weiter <hi rendition="#aq">&#x017F;carpi</hi>rt/ rund wie ein Fin-<lb/>
gerhut/ nicht von Steinen/ weil &#x017F;ie na&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Leimen.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0079] Erſtes Buch/ Land-Gut. Fine Notarum, und bey Georgio Agricolâ lib. 12. de re metallicâ. Die erſtbenannten beeden Autoren/ hat ſeither Herr Joh. Kunckel/ Churfuͤrſtl. Branden- burgiſcher geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel- ſchen und Lateiniſchen wol und gut ins Teutſche verſetzt; mit vielen Notis und Beymerckungen verbeſſert/ und noch mit einem beſondern Theil von allerhand ſchoͤnen Experimenten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und brennen; von der Hollaͤndiſchen Kunſt- und Porcellan- Doͤpfferwerck/ vom kleinen Glas-Blaſen mit der Lam- pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirniſſen/ auch ſonſt andern ſchoͤnen und nuͤtzlichen Sachen vermehrt/ welches erſt Anno 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge- legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und kunſtliebenden Leſer will gewieſen/ und hiemit dieſes Ca- pitel beſchloſſen haben. Cap. LXI. Von den Doͤrr-Stuben. BEy Herrſchafften/ wo es groſſe und weitlaͤuffti- ge Baum-Gaͤrten hat/ und bey traͤchtigen fruchtbaren Jahren ein groſſer Uberfluß vom Obſt verhanden/ ſind die Doͤrr-Stuͤblein nuͤtzlich und faſt nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit dem Aufdoͤrren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das Obſt nicht gebeſſert werden. Dieſe beruͤhrten Doͤrr- Stuͤblein nun/ werden meiſtentheils von den andern Ge- baͤuen abgeſondert/ in Quadrat Form/ doch laͤnger als breit/ mit Ziegeln ohngefaͤhr auf drey Klaffter lang/ an- derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Obſt iſt/ auch groͤſſer aufgefuͤhret. Die Hurten werden von Felbern Ruthen geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ deſto freyer und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten um und um eingefangen/ daß ſie zugleich eine Leiſten ge- ben/ damit das aufgeſetzte Obſt nicht auseinander wei- chen oder abfallen moͤge: Dieſe Hurten nun liegen drey oder vier Reyen uͤbereinander auf zugerichteten und einge- ſchlagenen ſtarcken hoͤltzernen Naͤgeln oder eingemauerten Staͤnglein/ damit ſie die Laſt zu ertragen genugſam kraͤfftig ſeyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen ſo tieff eingeſetzt/ daß die oberſte Platten ſeines Gipf- fels/ dem unterſten Boden des Stuͤbleins gleich ſtehe. Die Kacheln haben dieſe [Abbildung] Form/ faſt wie ein Urin-Glas/ ſind inwendig hohl/ geht nur A. wie ein Berglein heraus/ und das B. iſt gantz in den Ofen inwendig eingemauert/ daß die Hoͤhle der Kacheln deſto mehr Hitz faſ- ſen moͤge. Wiewol ich darfuͤr halte/ daß man e- ben an dieſe Art der Oefen nicht gebunden/ wann nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form ſey hernach/ wie ſie wolle; doch wird dieſe Art von vie- len gebraucht. Von auſſen nun/ iſt ein Gang unter der Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts zum Ofen-Loch kommen/ und unterſich einheitzen kan. Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/ oder voll Weichſel/ Beltz-Kerſchen/ Zweſpen oder der- gleichen angelegt/ und in ihre gehoͤrige Ort und Stellen eingeſetzt worden/ ſo macht man gemaͤchlich ein Fener in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz an/ ſondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf einmal zu ſtarck aufwalle/ und das Obſt verbrenne; ſon- dern daß die Waͤrme per Gradus zunehme/ davon nun ſteigt die Hitz uͤberſich/ und wird das Obſt/ ſo auf den oberſten und hoͤchſten Hurten liegt/ eher gedoͤrrt/ als das untere/ welches per reverberationem & re- percuſſionem caloris (ſo ſich oben am Boden abſtoͤſſt/ und die Krafft und Hitze daſelbſt verdoppelt) zu ge- ſchehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß die groͤſte Hitz am obern Boden aufdringet/ alſo auch aus dieſer Urſach die niedern Zimmer viel beſchwerli- cher und ungeſunder/ als die hohen. Die Hurten (was ſchneller oder langſamer abdoͤrrt) kan man biß- weilen verwechſeln und umlegen/ damit alles fein gleich abdoͤrre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber halb rohe ſey/ daher man auch/ dieſes zu verhuͤten/ offt zuſehen muß. Cap. LXII. Von Eys-Gruben. ES iſt bey groſſen Wirthſchafften/ ſonderlich wo die Herrſchafft ſelbſten wohnet/ eine ſehr ange- nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten Eys-Gruben verſehen iſt/ nicht allein in der groſſen und durchdringenden Sonnen-Hitz ſein Getraͤnck/ oder auch Butter/ Milch/ und Obſt zu kuͤhlen/ ſondern auch Fleiſch und andere Victualien/ darinnen deſto eine laͤn- gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. D. Balthaſar Pi- ſanelli, der Bologneſiſche Medicus, in ſeinem Tra- ctaͤtlein de Eſculentorum & Potulentorum facultati- bus, ſchreibt/ daß die Sicilianer/ ehe ſie noch den Schnee zum Gebrauch aufgehaben/ indem ſie laulicht Waſſer/ wegen der groſſen Hitz getruncken/ jaͤhrlich im Sommer von Peſtilentialiſchen Fiebern ſind geplagt geweſen/ und daß zu Meſſina/ ſeither das Eys gebraucht wird/ jetzt um 1000. Perſonen weniger in einem Jahr an der Peſt ſterben. Daher kommts/ daß auch der geringſte Buͤttel ſich nicht allein Brod und Wein/ ſondern auch Eys im Vorrath daſelbſt verſchaffet/ weil es die von der groſſen Hitz ausgedorrte und geſchwaͤchte Natur wieder erfriſchet und abkuͤhlet/ (wann man es nur nicht ins Tranck hinein legt) alle hitzige Exhalationen und Daͤmpffe à centro ad circumferentiam austreibt/ und alle Functionen der innerlichen Glieder erquicket und excitiret. Die Eys-Gruben nun/ muͤſſen an einem von der Sonnen-Waͤrme entlegenen Ort/ nemlich gegen Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem Diame- ter, an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/ unten enger und oben weiter ſcarpirt/ rund wie ein Fin- gerhut/ nicht von Steinen/ weil ſie naſſen/ ſondern von Leimen. H iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/79
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/79>, abgerufen am 20.11.2024.