Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. CX.
Telephium, Thlaspi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum
& Echinatum.
[Spaltenumbruch]

TElephium. Von demgemeinen Geschwulstkraut/
oder Telephio ist allbereit im fünften Buch am
94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al-
lein des Telephii Hispanici und repentis gedencken;
das erste gleicht den unserigen/ ausser/ daß es feistere
grössere und dickere Blätter/ und goldgelbe/ gestirnte
Blümlein/ bißweilen auch purpurbraune hat.

Das Telephium repens ist kleiner an Blättern
und Stengeln/ die sind etwas sittichgrün; die Blumen
sind schöne leibfarbe Dolden/ und ist dieses Gewächs
ein trefflich kühlendes Wundkraut/ dient wider alle
Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz entstehen/ son-
derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/
mit Essig angestrichen und hernach mit Gerstenmehl
wol und sauber abgerieben. Heilet auch sein Decoctum
alle innerliche Versehrungen des Leibes und der Där-
mer/ wann sie von der rothen Ruhr exulcerirt worden.
Die übrigen Wirckungen besihe am oberzehlten Ort/
und sonderlich in den Kräuterbüchern.

Thlaspi, Baurensenff/ ist gar von vielerley unter-
schiedenen Arten. Tabernaemontanus zehlet 19 Gat-
tungen Casp. Bauhinus aber auf viertzig; wir wollen nur
etlich wenig anziehen/ die in die Gärten gebauet werden;
als Thlaspi Creticum flore albo & Thlaspi fruticosum,
die man für die raresten hält/ weil sie stets grün bleiben/
blühen ohngefehr im Augusto; der Saame ist scharff
am Geschmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle
Jahr zeitig/ daher muß seine Vermehrung durch Zer-
reissung der Stöcke geschehen; des Winters/ weil er
die Kälte nicht ertragen kan/ wird er beygesetzt.

Des Ungerischen Senffts sind dreyerley Gattun-
gen/ weiß/ blau und leibfarb/ dieser wird im April in die
Bettlein gesäet/ besamet sich hernach selbst/ man kan
auch die Zweiglein davon abreissen/ und wie die Negele
[Spaltenumbruch] peltzen. Jst hitziger und trockener Natur im vierdten
Grad/ macht subtil/ befördert und reiniget/ wird auch
in die Antidota gebraucht/ hat sonst fast die Eigenschaff-
ten des Gartenkresses und des Senffes.

Trifolium Cochleatum, Schnecken-Klee/ sind
zweyerley Arten/ das erste Medica marina, kommt aus
Jtalia von dem Mittelländischen Meer/ kriecht auf der
Erden/ hat goldgelbe Blümlein/ auf welche sie wollichte
Schneckenformichte Hülslein bringen/ darinnen ein
den Genester gleichender Saamen verborgen ligt. Die
andere Art kommt aus Engelland/ hat fast Elen-hohe
Stengel/ auf deren Gipfel gestirnte gelbe auch purpur-
blaue Blumen erscheinen/ die hernach Schneckenhäusel
hinter sich lassen/ grösser als die erste Art/ wird auch
Medica marina, oder Medica Anglica genennet/ sind
auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Holländi-
sche Gärtner meldet/ werden jährlich im April ge-
säet.

Trifolium Echinatum, ist von gleicher Art/ ausser
daß die Knöpflein/ darinn der Saame ligt/ nach den
liechtgelben Blumen stachlicht/ und wie ein Jgel rauh-
licht wird. Dergleichen Art ist auch fast der Rauppen-
klee/ der nach seinen gelben Blümlein Schötlein trägt
rauch und gekrümmt/ daß sie natürlich den Rauppen
gleich scheinen. Werden alle im April gesäet/ und
bedörffen guten feuchten Wiesen-Grunde und ge-
nugsam Sonne.

Sonst sind auch in den Gärten hin und wieder zu
finden das Trifolium bituminosum, Odoratum, Ame-
ricanum, Lusitanicum, falcatum, Corniculatum,

Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem Cata-
logo Plantarum Horti Medici Altorfini
Herrn D.
Mauritii Hoffmann,
berühmten Medici und Professo-
ris
allda sehen kan.

Cap. CXI.
Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen.
[Spaltenumbruch]

BJßhero haben wir alle die Gewächse und Blu-
men/ so in den Zier-Gärten erhalten werden/ der
Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich
beflissen/ wenig auszulassen/ was zu dieser Materi gehörig
wäre; finde ich es doch eine Unmöglichkeit seyn/ weil
der Blumen Anzahl fast jährlich nicht allein aus unsern
Landen in den Wäldern/ Wiesen/ Auen und Gebürgen/
(wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck seltzame
Veränderungen und angenehme/ auch unforchtsame
Monstra der Gewächsen hin und wieder sehen lässet)
dardurch die Garten-Lust nicht wenig vermehret und ge-
bessert wird; sondern auch

-- -- Missae quaesitum abscondita Nerei
AEquora, in occasum, Solisque Cubilia, pinus.

Die nach Ost- und West-Jndien/ nach Nord und
Süden gehende Handel- und Kauffschiffe viel Neuerun-
gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Bäu-
me/ Blumen und Gewächse/ durch den Saamen/ Kiel
[Spaltenumbruch] oder Wurtzen zu uns überbringen/ wie in Franckreich/
Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff-
fahrten gewöhnlich und üblich sind/ zu sehen.

Und wer dieses nicht glauben will/ besehe nur Herrn
D. Jonstons Historiam Naturalem de arboribus und
Fruticibus, so wird er unzehliche fremde noch bey uns
unbekannte Gewächse finden/ die doch vielleicht die
wenigsten sind/ von denen/ die wir noch gar weder von
Gestalt noch Eigenschafft erkennen/ oder jemals sehen
oder kennen werden.

Daher nicht möglich/ ein so vollkommenes Garten-
Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufügen
wäre. Man sehe auch die alten Garten- und Blumen-
Bücher an; des berühmten Jesuiten P. Joh. Baptistae
Ferrarii Floram An.
1633. Des gelehrten Herrn Petri
Laurembergii Horticulturam
und Apparatum planta-
rum, An.
1632. Den Holländischen Gärtner Johan von
der Groen 1669. Das wolgestellte Garten-Buch Herrn

D. Joh.
S s s s
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. CX.
Telephium, Thlaſpi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum
& Echinatum.
[Spaltenumbruch]

TElephium. Von demgemeinen Geſchwulſtkraut/
oder Telephio iſt allbereit im fuͤnften Buch am
94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al-
lein des Telephii Hiſpanici und repentis gedencken;
das erſte gleicht den unſerigen/ auſſer/ daß es feiſtere
groͤſſere und dickere Blaͤtter/ und goldgelbe/ geſtirnte
Bluͤmlein/ bißweilen auch purpurbraune hat.

Das Telephium repens iſt kleiner an Blaͤttern
und Stengeln/ die ſind etwas ſittichgruͤn; die Blumen
ſind ſchoͤne leibfarbe Dolden/ und iſt dieſes Gewaͤchs
ein trefflich kuͤhlendes Wundkraut/ dient wider alle
Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz entſtehen/ ſon-
derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/
mit Eſſig angeſtrichen und hernach mit Gerſtenmehl
wol und ſauber abgerieben. Heilet auch ſein Decoctum
alle innerliche Verſehrungen des Leibes und der Daͤr-
mer/ wann ſie von der rothen Ruhr exulcerirt worden.
Die uͤbrigen Wirckungen beſihe am oberzehlten Ort/
und ſonderlich in den Kraͤuterbuͤchern.

Thlaspi, Baurenſenff/ iſt gar von vielerley unter-
ſchiedenen Arten. Tabernæmontanus zehlet 19 Gat-
tungen Caſp. Bauhinus aber auf viertzig; wir wollen nur
etlich wenig anziehen/ die in die Gaͤrten gebauet werden;
als Thlaſpi Creticum flore albo & Thlaſpi fruticoſum,
die man fuͤr die rareſten haͤlt/ weil ſie ſtets gruͤn bleiben/
bluͤhen ohngefehr im Auguſto; der Saame iſt ſcharff
am Geſchmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle
Jahr zeitig/ daher muß ſeine Vermehrung durch Zer-
reiſſung der Stoͤcke geſchehen; des Winters/ weil er
die Kaͤlte nicht ertragen kan/ wird er beygeſetzt.

Des Ungeriſchen Senffts ſind dreyerley Gattun-
gen/ weiß/ blau und leibfarb/ dieſer wird im April in die
Bettlein geſaͤet/ beſamet ſich hernach ſelbſt/ man kan
auch die Zweiglein davon abreiſſen/ und wie die Negele
[Spaltenumbruch] peltzen. Jſt hitziger und trockener Natur im vierdten
Grad/ macht ſubtil/ befoͤrdert und reiniget/ wird auch
in die Antidota gebraucht/ hat ſonſt faſt die Eigenſchaff-
ten des Gartenkreſſes und des Senffes.

Trifolium Cochleatum, Schnecken-Klee/ ſind
zweyerley Arten/ das erſte Medica marina, kommt aus
Jtalia von dem Mittellaͤndiſchen Meer/ kriecht auf der
Erden/ hat goldgelbe Bluͤmlein/ auf welche ſie wollichte
Schneckenformichte Huͤlslein bringen/ darinnen ein
den Geneſter gleichender Saamen verborgen ligt. Die
andere Art kommt aus Engelland/ hat faſt Elen-hohe
Stengel/ auf deren Gipfel geſtirnte gelbe auch purpur-
blaue Blumen erſcheinen/ die hernach Schneckenhaͤuſel
hinter ſich laſſen/ groͤſſer als die erſte Art/ wird auch
Medica marina, oder Medica Anglica genennet/ ſind
auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Hollaͤndi-
ſche Gaͤrtner meldet/ werden jaͤhrlich im April ge-
ſaͤet.

Trifolium Echinatum, iſt von gleicher Art/ auſſer
daß die Knoͤpflein/ darinn der Saame ligt/ nach den
liechtgelben Blumen ſtachlicht/ und wie ein Jgel rauh-
licht wird. Dergleichen Art iſt auch faſt der Rauppen-
klee/ der nach ſeinen gelben Bluͤmlein Schoͤtlein traͤgt
rauch und gekruͤmmt/ daß ſie natuͤrlich den Rauppen
gleich ſcheinen. Werden alle im April geſaͤet/ und
bedoͤrffen guten feuchten Wieſen-Grunde und ge-
nugſam Sonne.

Sonſt ſind auch in den Gaͤrten hin und wieder zu
finden das Trifolium bituminoſum, Odoratum, Ame-
ricanum, Luſitanicum, falcatum, Corniculatum,

Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem Cata-
logo Plantarum Horti Medici Altorfini
Herrn D.
Mauritii Hoffmann,
beruͤhmten Medici und Profeſſo-
ris
allda ſehen kan.

Cap. CXI.
Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen.
[Spaltenumbruch]

BJßhero haben wir alle die Gewaͤchſe und Blu-
men/ ſo in den Zier-Gaͤrten erhalten werden/ der
Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich
befliſſen/ wenig auszulaſſen/ was zu dieſeꝛ Materi gehoͤrig
waͤre; finde ich es doch eine Unmoͤglichkeit ſeyn/ weil
der Blumen Anzahl faſt jaͤhrlich nicht allein aus unſern
Landen in den Waͤldern/ Wieſen/ Auen und Gebuͤrgen/
(wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck ſeltzame
Veraͤnderungen und angenehme/ auch unforchtſame
Monſtra der Gewaͤchſen hin und wieder ſehen laͤſſet)
dardurch die Garten-Luſt nicht wenig vermehret und ge-
beſſert wird; ſondern auch

— — Miſſæ quæſitum abſcondita Nerei
Æquora, in occaſum, Solisquè Cubilia, pinus.

Die nach Oſt- und Weſt-Jndien/ nach Nord und
Suͤden gehende Handel- und Kauffſchiffe viel Neuerun-
gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Baͤu-
me/ Blumen und Gewaͤchſe/ durch den Saamen/ Kiel
[Spaltenumbruch] oder Wurtzen zu uns uͤberbringen/ wie in Franckreich/
Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff-
fahrten gewoͤhnlich und uͤblich ſind/ zu ſehen.

Und wer dieſes nicht glauben will/ beſehe nur Herrn
D. Jonſtons Hiſtoriam Naturalem de arboribus und
Fruticibus, ſo wird er unzehliche fremde noch bey uns
unbekannte Gewaͤchſe finden/ die doch vielleicht die
wenigſten ſind/ von denen/ die wir noch gar weder von
Geſtalt noch Eigenſchafft erkennen/ oder jemals ſehen
oder kennen werden.

Daher nicht moͤglich/ ein ſo vollkommenes Garten-
Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufuͤgen
waͤre. Man ſehe auch die alten Garten- und Blumen-
Buͤcher an; des beruͤhmten Jeſuiten P. Joh. Baptiſtæ
Ferrarii Floram An.
1633. Des gelehrten Herrn Petri
Laurembergii Horticulturam
und Apparatum planta-
rum, An.
1632. Den Hollaͤndiſchen Gaͤrtner Johan von
der Groen 1669. Das wolgeſtellte Garten-Buch Herrn

D. Joh.
S ſ ſ ſ
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0727" n="691[689]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch/ Blumen-Garten.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> CX</hi>.<lb/>
Telephium, Thla&#x017F;pi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum<lb/>
&amp; Echinatum.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">T</hi>Elephium.</hi> Von demgemeinen Ge&#x017F;chwul&#x017F;tkraut/<lb/>
oder <hi rendition="#aq">Telephio</hi> i&#x017F;t allbereit im fu&#x0364;nften Buch am<lb/>
94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al-<lb/>
lein des <hi rendition="#aq">Telephii Hi&#x017F;panici</hi> und <hi rendition="#aq">repentis</hi> gedencken;<lb/>
das er&#x017F;te gleicht den un&#x017F;erigen/ au&#x017F;&#x017F;er/ daß es fei&#x017F;tere<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und dickere Bla&#x0364;tter/ und goldgelbe/ ge&#x017F;tirnte<lb/>
Blu&#x0364;mlein/ bißweilen auch purpurbraune hat.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#aq">Telephium repens</hi> i&#x017F;t kleiner an Bla&#x0364;ttern<lb/>
und Stengeln/ die &#x017F;ind etwas &#x017F;ittichgru&#x0364;n; die Blumen<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;cho&#x0364;ne leibfarbe Dolden/ und i&#x017F;t die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs<lb/>
ein trefflich ku&#x0364;hlendes Wundkraut/ dient wider alle<lb/>
Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz ent&#x017F;tehen/ &#x017F;on-<lb/>
derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/<lb/>
mit E&#x017F;&#x017F;ig ange&#x017F;trichen und hernach mit Ger&#x017F;tenmehl<lb/>
wol und &#x017F;auber abgerieben. Heilet auch &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Decoctum</hi><lb/>
alle innerliche Ver&#x017F;ehrungen des Leibes und der Da&#x0364;r-<lb/>
mer/ wann &#x017F;ie von der rothen Ruhr <hi rendition="#aq">exulceri</hi>rt worden.<lb/>
Die u&#x0364;brigen Wirckungen be&#x017F;ihe am oberzehlten Ort/<lb/>
und &#x017F;onderlich in den Kra&#x0364;uterbu&#x0364;chern.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Thlaspi,</hi> Bauren&#x017F;enff/ i&#x017F;t gar von vielerley unter-<lb/>
&#x017F;chiedenen Arten. <hi rendition="#aq">Tabernæmontanus</hi> zehlet 19 Gat-<lb/>
tungen <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;p. Bauhinus</hi> aber auf viertzig; wir wollen nur<lb/>
etlich wenig anziehen/ die in die Ga&#x0364;rten gebauet werden;<lb/>
als <hi rendition="#aq">Thla&#x017F;pi Creticum flore albo &amp; Thla&#x017F;pi frutico&#x017F;um,</hi><lb/>
die man fu&#x0364;r die rare&#x017F;ten ha&#x0364;lt/ weil &#x017F;ie &#x017F;tets gru&#x0364;n bleiben/<lb/>
blu&#x0364;hen ohngefehr im Augu&#x017F;to; der Saame i&#x017F;t &#x017F;charff<lb/>
am Ge&#x017F;chmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle<lb/>
Jahr zeitig/ daher muß &#x017F;eine Vermehrung durch Zer-<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;ung der Sto&#x0364;cke ge&#x017F;chehen; des Winters/ weil er<lb/>
die Ka&#x0364;lte nicht ertragen kan/ wird er beyge&#x017F;etzt.</p><lb/>
            <p>Des Ungeri&#x017F;chen Senffts &#x017F;ind dreyerley Gattun-<lb/>
gen/ weiß/ blau und leibfarb/ die&#x017F;er wird im April in die<lb/>
Bettlein ge&#x017F;a&#x0364;et/ be&#x017F;amet &#x017F;ich hernach &#x017F;elb&#x017F;t/ man kan<lb/>
auch die Zweiglein davon abrei&#x017F;&#x017F;en/ und wie die Negele<lb/><cb/>
peltzen. J&#x017F;t hitziger und trockener Natur im vierdten<lb/>
Grad/ macht &#x017F;ubtil/ befo&#x0364;rdert und reiniget/ wird auch<lb/>
in die <hi rendition="#aq">Antidota</hi> gebraucht/ hat &#x017F;on&#x017F;t fa&#x017F;t die Eigen&#x017F;chaff-<lb/>
ten des Gartenkre&#x017F;&#x017F;es und des Senffes.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Trifolium Cochleatum,</hi> Schnecken-Klee/ &#x017F;ind<lb/>
zweyerley Arten/ das er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Medica marina,</hi> kommt aus<lb/>
Jtalia von dem Mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen Meer/ kriecht auf der<lb/>
Erden/ hat goldgelbe Blu&#x0364;mlein/ auf welche &#x017F;ie wollichte<lb/>
Schneckenformichte Hu&#x0364;lslein bringen/ darinnen ein<lb/>
den <hi rendition="#aq">Gene&#x017F;ter</hi> gleichender Saamen verborgen ligt. Die<lb/>
andere Art kommt aus Engelland/ hat fa&#x017F;t Elen-hohe<lb/>
Stengel/ auf deren Gipfel ge&#x017F;tirnte gelbe auch purpur-<lb/>
blaue Blumen er&#x017F;cheinen/ die hernach Schneckenha&#x0364;u&#x017F;el<lb/>
hinter &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en/ gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die er&#x017F;te Art/ wird auch<lb/><hi rendition="#aq">Medica marina,</hi> oder <hi rendition="#aq">Medica Anglica</hi> genennet/ &#x017F;ind<lb/>
auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Holla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;che Ga&#x0364;rtner meldet/ werden ja&#x0364;hrlich im April ge-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;et.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Trifolium Echinatum,</hi> i&#x017F;t von gleicher Art/ au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
daß die Kno&#x0364;pflein/ darinn der Saame ligt/ nach den<lb/>
liechtgelben Blumen &#x017F;tachlicht/ und wie ein Jgel rauh-<lb/>
licht wird. Dergleichen Art i&#x017F;t auch fa&#x017F;t der Rauppen-<lb/>
klee/ der nach &#x017F;einen gelben Blu&#x0364;mlein Scho&#x0364;tlein tra&#x0364;gt<lb/>
rauch und gekru&#x0364;mmt/ daß &#x017F;ie natu&#x0364;rlich den Rauppen<lb/>
gleich &#x017F;cheinen. Werden alle im April ge&#x017F;a&#x0364;et/ und<lb/>
bedo&#x0364;rffen guten feuchten Wie&#x017F;en-Grunde und ge-<lb/>
nug&#x017F;am Sonne.</p><lb/>
            <p>Son&#x017F;t &#x017F;ind auch in den Ga&#x0364;rten hin und wieder zu<lb/>
finden das <hi rendition="#aq">Trifolium bitumino&#x017F;um, Odoratum, Ame-<lb/>
ricanum, Lu&#x017F;itanicum, falcatum, Corniculatum,</hi><lb/>
Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem <hi rendition="#aq">Cata-<lb/>
logo Plantarum Horti Medici Altorfini</hi> Herrn <hi rendition="#aq">D.<lb/>
Mauritii Hoffmann,</hi> beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Medici</hi> und <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;o-<lb/>
ris</hi> allda &#x017F;ehen kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> CXI</hi>.</hi><lb/>
Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen.</head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>Jßhero haben wir alle die Gewa&#x0364;ch&#x017F;e und Blu-<lb/>
men/ &#x017F;o in den Zier-Ga&#x0364;rten erhalten werden/ der<lb/>
Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich<lb/>
befli&#x017F;&#x017F;en/ wenig auszula&#x017F;&#x017F;en/ was zu die&#x017F;e&#xA75B; Materi geho&#x0364;rig<lb/>
wa&#x0364;re; finde ich es doch eine Unmo&#x0364;glichkeit &#x017F;eyn/ weil<lb/>
der Blumen Anzahl fa&#x017F;t ja&#x0364;hrlich nicht allein aus un&#x017F;ern<lb/>
Landen in den Wa&#x0364;ldern/ Wie&#x017F;en/ Auen und Gebu&#x0364;rgen/<lb/>
(wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck &#x017F;eltzame<lb/>
Vera&#x0364;nderungen und angenehme/ auch unforcht&#x017F;ame<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;tra</hi> der Gewa&#x0364;ch&#x017F;en hin und wieder &#x017F;ehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et)<lb/>
dardurch die Garten-Lu&#x017F;t nicht wenig vermehret und ge-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ert wird; &#x017F;ondern auch</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>&#x2014; &#x2014; <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;&#x017F;æ quæ&#x017F;itum ab&#x017F;condita Nerei</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Æquora, in occa&#x017F;um, Solisquè Cubilia, pinus.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Die nach O&#x017F;t- und We&#x017F;t-Jndien/ nach Nord und<lb/>
Su&#x0364;den gehende Handel- und Kauff&#x017F;chiffe viel Neuerun-<lb/>
gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Ba&#x0364;u-<lb/>
me/ Blumen und Gewa&#x0364;ch&#x017F;e/ durch den Saamen/ Kiel<lb/><cb/>
oder Wurtzen zu uns u&#x0364;berbringen/ wie in Franckreich/<lb/>
Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff-<lb/>
fahrten gewo&#x0364;hnlich und u&#x0364;blich &#x017F;ind/ zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Und wer die&#x017F;es nicht glauben will/ be&#x017F;ehe nur Herrn<lb/><hi rendition="#aq">D. Jon&#x017F;tons Hi&#x017F;toriam Naturalem de arboribus</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Fruticibus,</hi> &#x017F;o wird er unzehliche fremde noch bey uns<lb/>
unbekannte Gewa&#x0364;ch&#x017F;e finden/ die doch vielleicht die<lb/>
wenig&#x017F;ten &#x017F;ind/ von denen/ die wir noch gar weder von<lb/>
Ge&#x017F;talt noch Eigen&#x017F;chafft erkennen/ oder jemals &#x017F;ehen<lb/>
oder kennen werden.</p><lb/>
            <p>Daher nicht mo&#x0364;glich/ ein &#x017F;o vollkommenes Garten-<lb/>
Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufu&#x0364;gen<lb/>
wa&#x0364;re. Man &#x017F;ehe auch die alten Garten- und Blumen-<lb/>
Bu&#x0364;cher an; des beru&#x0364;hmten Je&#x017F;uiten <hi rendition="#aq">P. Joh. Bapti&#x017F;<lb/>
Ferrarii Floram An.</hi> 1633. Des gelehrten Herrn <hi rendition="#aq">Petri<lb/>
Laurembergii Horticulturam</hi> und <hi rendition="#aq">Apparatum planta-<lb/>
rum, An.</hi> 1632. Den Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ga&#x0364;rtner <hi rendition="#aq">Johan</hi> von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Groen</hi> 1669. Das wolge&#x017F;tellte Garten-Buch Herrn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S &#x017F; &#x017F; &#x017F;</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">D. Joh.</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[691[689]/0727] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. Cap. CX. Telephium, Thlaſpi Umbellatum Creticum, Trifolium Cochleatum & Echinatum. TElephium. Von demgemeinen Geſchwulſtkraut/ oder Telephio iſt allbereit im fuͤnften Buch am 94 Cap. gehandelt worden/ allhier wollen wir al- lein des Telephii Hiſpanici und repentis gedencken; das erſte gleicht den unſerigen/ auſſer/ daß es feiſtere groͤſſere und dickere Blaͤtter/ und goldgelbe/ geſtirnte Bluͤmlein/ bißweilen auch purpurbraune hat. Das Telephium repens iſt kleiner an Blaͤttern und Stengeln/ die ſind etwas ſittichgruͤn; die Blumen ſind ſchoͤne leibfarbe Dolden/ und iſt dieſes Gewaͤchs ein trefflich kuͤhlendes Wundkraut/ dient wider alle Schmertzen und Gebrechen/ die aus Hitz entſtehen/ ſon- derlich heilet es die Zittrach und Rauten an der Haut/ mit Eſſig angeſtrichen und hernach mit Gerſtenmehl wol und ſauber abgerieben. Heilet auch ſein Decoctum alle innerliche Verſehrungen des Leibes und der Daͤr- mer/ wann ſie von der rothen Ruhr exulcerirt worden. Die uͤbrigen Wirckungen beſihe am oberzehlten Ort/ und ſonderlich in den Kraͤuterbuͤchern. Thlaspi, Baurenſenff/ iſt gar von vielerley unter- ſchiedenen Arten. Tabernæmontanus zehlet 19 Gat- tungen Caſp. Bauhinus aber auf viertzig; wir wollen nur etlich wenig anziehen/ die in die Gaͤrten gebauet werden; als Thlaſpi Creticum flore albo & Thlaſpi fruticoſum, die man fuͤr die rareſten haͤlt/ weil ſie ſtets gruͤn bleiben/ bluͤhen ohngefehr im Auguſto; der Saame iſt ſcharff am Geſchmack wie Senff/ wird aber bey uns nicht alle Jahr zeitig/ daher muß ſeine Vermehrung durch Zer- reiſſung der Stoͤcke geſchehen; des Winters/ weil er die Kaͤlte nicht ertragen kan/ wird er beygeſetzt. Des Ungeriſchen Senffts ſind dreyerley Gattun- gen/ weiß/ blau und leibfarb/ dieſer wird im April in die Bettlein geſaͤet/ beſamet ſich hernach ſelbſt/ man kan auch die Zweiglein davon abreiſſen/ und wie die Negele peltzen. Jſt hitziger und trockener Natur im vierdten Grad/ macht ſubtil/ befoͤrdert und reiniget/ wird auch in die Antidota gebraucht/ hat ſonſt faſt die Eigenſchaff- ten des Gartenkreſſes und des Senffes. Trifolium Cochleatum, Schnecken-Klee/ ſind zweyerley Arten/ das erſte Medica marina, kommt aus Jtalia von dem Mittellaͤndiſchen Meer/ kriecht auf der Erden/ hat goldgelbe Bluͤmlein/ auf welche ſie wollichte Schneckenformichte Huͤlslein bringen/ darinnen ein den Geneſter gleichender Saamen verborgen ligt. Die andere Art kommt aus Engelland/ hat faſt Elen-hohe Stengel/ auf deren Gipfel geſtirnte gelbe auch purpur- blaue Blumen erſcheinen/ die hernach Schneckenhaͤuſel hinter ſich laſſen/ groͤſſer als die erſte Art/ wird auch Medica marina, oder Medica Anglica genennet/ ſind auch zu finden/ die Dornen haben/ wie der Hollaͤndi- ſche Gaͤrtner meldet/ werden jaͤhrlich im April ge- ſaͤet. Trifolium Echinatum, iſt von gleicher Art/ auſſer daß die Knoͤpflein/ darinn der Saame ligt/ nach den liechtgelben Blumen ſtachlicht/ und wie ein Jgel rauh- licht wird. Dergleichen Art iſt auch faſt der Rauppen- klee/ der nach ſeinen gelben Bluͤmlein Schoͤtlein traͤgt rauch und gekruͤmmt/ daß ſie natuͤrlich den Rauppen gleich ſcheinen. Werden alle im April geſaͤet/ und bedoͤrffen guten feuchten Wieſen-Grunde und ge- nugſam Sonne. Sonſt ſind auch in den Gaͤrten hin und wieder zu finden das Trifolium bituminoſum, Odoratum, Ame- ricanum, Luſitanicum, falcatum, Corniculatum, Rauppenklee/ und andere mehr/ wie man in dem Cata- logo Plantarum Horti Medici Altorfini Herrn D. Mauritii Hoffmann, beruͤhmten Medici und Profeſſo- ris allda ſehen kan. Cap. CXI. Ob ein vollkommenes Blumen-Buch zu hoffen. BJßhero haben wir alle die Gewaͤchſe und Blu- men/ ſo in den Zier-Gaͤrten erhalten werden/ der Ordnung nach angezogen/ und wiewol ich mich befliſſen/ wenig auszulaſſen/ was zu dieſeꝛ Materi gehoͤrig waͤre; finde ich es doch eine Unmoͤglichkeit ſeyn/ weil der Blumen Anzahl faſt jaͤhrlich nicht allein aus unſern Landen in den Waͤldern/ Wieſen/ Auen und Gebuͤrgen/ (wo die Natur mit ihrem lieblichen Spielwerck ſeltzame Veraͤnderungen und angenehme/ auch unforchtſame Monſtra der Gewaͤchſen hin und wieder ſehen laͤſſet) dardurch die Garten-Luſt nicht wenig vermehret und ge- beſſert wird; ſondern auch — — Miſſæ quæſitum abſcondita Nerei Æquora, in occaſum, Solisquè Cubilia, pinus. Die nach Oſt- und Weſt-Jndien/ nach Nord und Suͤden gehende Handel- und Kauffſchiffe viel Neuerun- gen und Seltzamkeiten fremder und unbekannter Baͤu- me/ Blumen und Gewaͤchſe/ durch den Saamen/ Kiel oder Wurtzen zu uns uͤberbringen/ wie in Franckreich/ Engelland/ Holland/ und an denen Orten/ wo die Schiff- fahrten gewoͤhnlich und uͤblich ſind/ zu ſehen. Und wer dieſes nicht glauben will/ beſehe nur Herrn D. Jonſtons Hiſtoriam Naturalem de arboribus und Fruticibus, ſo wird er unzehliche fremde noch bey uns unbekannte Gewaͤchſe finden/ die doch vielleicht die wenigſten ſind/ von denen/ die wir noch gar weder von Geſtalt noch Eigenſchafft erkennen/ oder jemals ſehen oder kennen werden. Daher nicht moͤglich/ ein ſo vollkommenes Garten- Buch zu verfertigen/ dem nicht noch etwas beyzufuͤgen waͤre. Man ſehe auch die alten Garten- und Blumen- Buͤcher an; des beruͤhmten Jeſuiten P. Joh. Baptiſtæ Ferrarii Floram An. 1633. Des gelehrten Herrn Petri Laurembergii Horticulturam und Apparatum planta- rum, An. 1632. Den Hollaͤndiſchen Gaͤrtner Johan von der Groen 1669. Das wolgeſtellte Garten-Buch Herrn D. Joh. S ſ ſ ſ

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/727
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 691[689]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/727>, abgerufen am 22.12.2024.