Nymphaea, Seeblume/ ist zweyerley Gattungen/ weiß und gelb. Jn Jndia (wie Jac. Bontius lib. 6. hist. natural. & Medic. c. 38. schreibet) ist eine Art mit Pur- purrothen Blumen. Wo es keine Lust-Teichlein und Wasser in den Gärten hat/ ist sie mühsam fortzubrin- gen/ weil sie ohne Wasser nicht leben kan/ und wegen ih- rer sehr grossen Wurtzen ein grosses Geschirr bedarff/ wann mans aber ja haben will/ muß mans in ein weit Geschirr einlegen/ das kein Löchlein hat/ und das Was- ser nicht ausfliessen kan/ zwo Spannen hoch muß sie gu- te faule Erden haben/ darauf legt man die Wurtzen/ und bedeckt sie mit drey Finger Erden. Alsdann wird das Wasser hinein gefüllt/ daß es überlaufft/ und so offt es sinckt und eintrocknet/ wieder erfrischt.
Die Versetzung geschiehet im Herbst und Früling/ blühet im Julio/ wann sie verblüht/ hat sie ihren schwar- tzen gläntzenden Saamen grösser als der Hirs in einem Magenformigen Haubt/ kühlen/ vertrocknen und reini- gen. Die Wurtzen gedörrt und mit Wein getruncken/ stillet die rothe Ruhr/ und andere Durchbrüche/ be- nimmt dem Miltz seine übermässige Blähung. Das aus den weissen Blumen distillirte Wasser 2 oder 3 Untzen getruncken/ lindert die hitzigen brennenden Fieber/ und ist (wie Durantes schreibet) zur Zeit der Pestilentz eine bewährte Artzney/ bekommt sonderlich den Schwind- süchtigen über die massen wol/ mildert den trockenen Husten/ löschet den grossen Durst/ stillet die Entzündun- [Spaltenumbruch]
gen der Leber und des Miltzes; und hält/ des Tages offt und viel getruncken/ die langwührige Durchbrüche des Bauchs zuruck. Zu welchen allen der von der Blu- men gemachte Zucker auch gewaltig wird gerühmet.
Nasturtium aquaticum, pleno flore, Bronnenkreß mit gefüllten Blumen/ hab ich allein bey dem Hollän- dischen Gärtner Johann von der Groen gefunden/ der nur dieses davon meldet/ daß es gern an feuchten Orten des Gartens stehe/ und im September voneinander ge- theilt und also fortgepflantzt werde. Weilen aber der gemeine Bronnkreß ein schlechtes Blümlein weisser Farbe bringt/ kan nichts sonderbares daher in die Gärten gebracht werden. Doch/ weil des Bronnen- kresses vorher nicht viel gedacht worden/ will ich allhier mit wenigen den Gebrauch in der Artzney an- zeigen.
Jst warm und trocken im andern Grad/ wann er frisch und grün ist/ der dürre aber ists um ein Grad mehr. Der Saame im Wein getruncken/ ist gut wi- der die Dysuriam, ist nutzlich/ wie Salat gegessen/ denen/ die einen erkalten Magen haben/ treibt den Stein/ be- fördert die Menses, ist nützlich wider die Verstopffun- gen der Leber und des Miltzes/ dienet wider den Schor- bock und die Wassersucht; das Kraut zerstossen und ü- ber Nacht übergelegt/ vertreibet die Flechten und Un- reinigkeiten der Haut/ doch daß es Morgens wieder abgewaschen werde. Die Salsen ist auch zu allen die- sen dienlich.
PIlosella, Mäusöhrlein/ Ducatenröslein/ wegen ihrer schönen goldfärbigen zierlichen Blumen/ die mit der gelben Blühe wächst überall an dürren und magern Orten/ sonderlich auf steinichten Hügeln/ und ungebaueten Feldern. Die Pomerantzenfarbe a- ber wird mit Fleiß in die Gärten geziegelt/ bedarf kei- nen sonderlichen Grund/ noch viel Wartung/ vermeh- ret sich selbsten durch eignen Saamen/ und durch Bey- sätze.
Es ist noch ein anders Kraut/ Pilosella Dioscori- dis, welches doch etliche für eine Speciem Euphrasiae halten/ mit kleinen blauen Blümlein/ weil es aber über- all in Feldern wächset/ wird es nicht in die Gärten ge- bracht.
Unsere Pilosella ist der Eigenschafft wie die gelbe/ vertrocknet/ reiniget/ zieht zusammen/ kühlet und heilet. Die Schaafe/ welche viel davon fressen/ sollen starck ver- stopfft werden/ daher sich die Hirten vor solcher Weide vorzusehen; vertreibt sonsten die Ruhr/ und ist ein gu- tes Wundkraut.
Plantago rosea, Rosenwegricht/ hat den Namen daher/ daß seine grüne Blätter/ mit ihrer Zusammen- fügung scheinen eine grüne Rosen fürzustellen.
Die andere Art aber/ so auch das Eychstättische Buch fürstellet/ möchte wol Plantago Pyramidalis ge- nennet werden/ steigt etwas höher/ verliehrt sich nach und nach/ und werden die unzahlbaren Blätlein je län- ger je kleiner/ so aber keine Blumen/ sondern nur ein Spiel der Natur ist/ darneben treibt sie ihren Sten- gel mit dem Saamen/ wie der gemeine Wegricht/ [Spaltenumbruch]
hat gern guten feuchten Grund/ und kan so wol von dem Saamen/ als Zertheilung der Stöcke vermehret werden.
Primulae Veris, Himmelschlüssel/ die gemeinen wachsen überall auf den Aengern und Wiesen/ die di- cken aber werden in die Gärten gebracht/ sind hoch- und bleichgelb/ von kurtzen und niedern Stengeln/ theils mit viel zusammgesetzten auf einem Stengel stehenden/ theils aber nur mit einstämmigen Blumen/ theils haben einen lieblichen starcken/ theils einen subtilen und schwa- chen/ theils aber gar keinen mercklichen Geruch/ etliche haben gedoppelt ineinander gesteckte Blumen/ etliche/ so aus Engelland kommen/ sind fast grüngelb.
Sie blühen gar frühe gleich bey angetrettenem Frü- ling/ sehen fast aus wie Auricula Ursi, ausser daß diese ein dickers fetters Kraut zu haben pflegen; wollen ein gutes und feuchtes Erdreich und genugsame Sonnen ha- ben/ oder es muß ihnen durch Begiessung geholffen wer- den/ im Früling theilet man die Stöcke voneinander/ so auch im September geschehen kan.
Es sind auch fremde gefüllte Schüsselblumen/ mit rothen Dolden und mit Kindern/ blühen im Früling zeitlich/ und im halben May ist die Blühe meistentheils vergangen/ und die Blätter vergehen auch/ aber die Wurtzen stärckt sich in der Erden/ und treibt gegen dem Früling wieder aus/ müssen aber des Winters einge- setzt werden/ mehren sich durch Zertheilung und Zerreis- sung der Wurtzen.
Ptarmica, ist eine Gattung von Bertram/ kan auch
in des-
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Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]
Nymphæa, Seeblume/ iſt zweyerley Gattungen/ weiß und gelb. Jn Jndia (wie Jac. Bontius lib. 6. hiſt. natural. & Medic. c. 38. ſchreibet) iſt eine Art mit Pur- purrothen Blumen. Wo es keine Luſt-Teichlein und Waſſer in den Gaͤrten hat/ iſt ſie muͤhſam fortzubrin- gen/ weil ſie ohne Waſſer nicht leben kan/ und wegen ih- rer ſehr groſſen Wurtzen ein groſſes Geſchirr bedarff/ wann mans aber ja haben will/ muß mans in ein weit Geſchirr einlegen/ das kein Loͤchlein hat/ und das Waſ- ſer nicht ausflieſſen kan/ zwo Spannen hoch muß ſie gu- te faule Erden haben/ darauf legt man die Wurtzen/ und bedeckt ſie mit drey Finger Erden. Alsdann wird das Waſſer hinein gefuͤllt/ daß es uͤberlaufft/ und ſo offt es ſinckt und eintrocknet/ wieder erfriſcht.
Die Verſetzung geſchiehet im Herbſt und Fruͤling/ bluͤhet im Julio/ wann ſie verbluͤht/ hat ſie ihren ſchwar- tzen glaͤntzenden Saamen groͤſſer als der Hirs in einem Magenformigen Haubt/ kuͤhlen/ vertrocknen und reini- gen. Die Wurtzen gedoͤrrt und mit Wein getruncken/ ſtillet die rothe Ruhr/ und andere Durchbruͤche/ be- nimmt dem Miltz ſeine uͤbermaͤſſige Blaͤhung. Das aus den weiſſen Blumen diſtillirte Waſſer 2 oder 3 Untzen getruncken/ lindert die hitzigen brennenden Fieber/ und iſt (wie Durantes ſchreibet) zur Zeit der Peſtilentz eine bewaͤhrte Artzney/ bekommt ſonderlich den Schwind- ſuͤchtigen uͤber die maſſen wol/ mildert den trockenen Huſten/ loͤſchet den groſſen Durſt/ ſtillet die Entzuͤndun- [Spaltenumbruch]
gen der Leber und des Miltzes; und haͤlt/ des Tages offt und viel getruncken/ die langwuͤhrige Durchbruͤche des Bauchs zuruck. Zu welchen allen der von der Blu- men gemachte Zucker auch gewaltig wird geruͤhmet.
Naſturtium aquaticum, pleno flore, Bronnenkreß mit gefuͤllten Blumen/ hab ich allein bey dem Hollaͤn- diſchen Gaͤrtner Johann von der Groen gefunden/ der nur dieſes davon meldet/ daß es gern an feuchten Orten des Gartens ſtehe/ und im September voneinander ge- theilt und alſo fortgepflantzt werde. Weilen aber der gemeine Bronnkreß ein ſchlechtes Bluͤmlein weiſſer Farbe bringt/ kan nichts ſonderbares daher in die Gaͤrten gebracht werden. Doch/ weil des Bronnen- kreſſes vorher nicht viel gedacht worden/ will ich allhier mit wenigen den Gebrauch in der Artzney an- zeigen.
Jſt warm und trocken im andern Grad/ wann er friſch und gruͤn iſt/ der duͤrre aber iſts um ein Grad mehr. Der Saame im Wein getruncken/ iſt gut wi- der die Dyſuriam, iſt nutzlich/ wie Salat gegeſſen/ denen/ die einen erkalten Magen haben/ treibt den Stein/ be- foͤrdert die Menſes, iſt nuͤtzlich wider die Verſtopffun- gen der Leber und des Miltzes/ dienet wider den Schor- bock und die Waſſerſucht; das Kraut zerſtoſſen und uͤ- ber Nacht uͤbergelegt/ vertreibet die Flechten und Un- reinigkeiten der Haut/ doch daß es Morgens wieder abgewaſchen werde. Die Salſen iſt auch zu allen die- ſen dienlich.
PIloſella, Maͤusoͤhrlein/ Ducatenroͤslein/ wegen ihrer ſchoͤnen goldfaͤrbigen zierlichen Blumen/ die mit der gelben Bluͤhe waͤchſt uͤberall an duͤrren und magern Orten/ ſonderlich auf ſteinichten Huͤgeln/ und ungebaueten Feldern. Die Pomerantzenfarbe a- ber wird mit Fleiß in die Gaͤrten geziegelt/ bedarf kei- nen ſonderlichen Grund/ noch viel Wartung/ vermeh- ret ſich ſelbſten durch eignen Saamen/ und durch Bey- ſaͤtze.
Es iſt noch ein anders Kraut/ Piloſella Dioſcori- dis, welches doch etliche fuͤr eine Speciem Euphraſiæ halten/ mit kleinen blauen Bluͤmlein/ weil es aber uͤber- all in Feldern waͤchſet/ wird es nicht in die Gaͤrten ge- bracht.
Unſere Piloſella iſt der Eigenſchafft wie die gelbe/ vertrocknet/ reiniget/ zieht zuſammen/ kuͤhlet und heilet. Die Schaafe/ welche viel davon freſſen/ ſollen ſtarck ver- ſtopfft werden/ daher ſich die Hirten vor ſolcher Weide vorzuſehen; vertreibt ſonſten die Ruhr/ und iſt ein gu- tes Wundkraut.
Plantago roſea, Roſenwegricht/ hat den Namen daher/ daß ſeine gruͤne Blaͤtter/ mit ihrer Zuſammen- fuͤgung ſcheinen eine gruͤne Roſen fuͤrzuſtellen.
Die andere Art aber/ ſo auch das Eychſtaͤttiſche Buch fuͤrſtellet/ moͤchte wol Plantago Pyramidalis ge- nennet werden/ ſteigt etwas hoͤher/ verliehrt ſich nach und nach/ und werden die unzahlbaren Blaͤtlein je laͤn- ger je kleiner/ ſo aber keine Blumen/ ſondern nur ein Spiel der Natur iſt/ darneben treibt ſie ihren Sten- gel mit dem Saamen/ wie der gemeine Wegricht/ [Spaltenumbruch]
hat gern guten feuchten Grund/ und kan ſo wol von dem Saamen/ als Zertheilung der Stoͤcke vermehret werden.
Primulæ Veris, Himmelſchluͤſſel/ die gemeinen wachſen uͤberall auf den Aengern und Wieſen/ die di- cken aber werden in die Gaͤrten gebracht/ ſind hoch- und bleichgelb/ von kurtzen und niedern Stengeln/ theils mit viel zuſammgeſetzten auf einem Stengel ſtehenden/ theils aber nur mit einſtaͤmmigen Blumen/ theils haben einen lieblichen ſtarcken/ theils einen ſubtilen und ſchwa- chen/ theils aber gar keinen mercklichen Geruch/ etliche haben gedoppelt ineinander geſteckte Blumen/ etliche/ ſo aus Engelland kommen/ ſind faſt gruͤngelb.
Sie bluͤhen gar fruͤhe gleich bey angetrettenem Fruͤ- ling/ ſehen faſt aus wie Auricula Urſi, auſſer daß dieſe ein dickers fetters Kraut zu haben pflegen; wollen ein gutes und feuchtes Erdreich und genugſame Sonnen ha- ben/ oder es muß ihnen durch Begieſſung geholffen wer- den/ im Fruͤling theilet man die Stoͤcke voneinander/ ſo auch im September geſchehen kan.
Es ſind auch fremde gefuͤllte Schuͤſſelblumen/ mit rothen Dolden und mit Kindern/ bluͤhen im Fruͤling zeitlich/ und im halben May iſt die Bluͤhe meiſtentheils vergangen/ und die Blaͤtter vergehen auch/ aber die Wurtzen ſtaͤrckt ſich in der Erden/ und treibt gegen dem Fruͤling wieder aus/ muͤſſen aber des Winters einge- ſetzt werden/ mehren ſich durch Zertheilung und Zerreiſ- ſung der Wurtzen.
Ptarmica, iſt eine Gattung von Bertram/ kan auch
in deſ-
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[677[675]/0713]
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
Nymphæa, Seeblume/ iſt zweyerley Gattungen/
weiß und gelb. Jn Jndia (wie Jac. Bontius lib. 6. hiſt.
natural. & Medic. c. 38. ſchreibet) iſt eine Art mit Pur-
purrothen Blumen. Wo es keine Luſt-Teichlein und
Waſſer in den Gaͤrten hat/ iſt ſie muͤhſam fortzubrin-
gen/ weil ſie ohne Waſſer nicht leben kan/ und wegen ih-
rer ſehr groſſen Wurtzen ein groſſes Geſchirr bedarff/
wann mans aber ja haben will/ muß mans in ein weit
Geſchirr einlegen/ das kein Loͤchlein hat/ und das Waſ-
ſer nicht ausflieſſen kan/ zwo Spannen hoch muß ſie gu-
te faule Erden haben/ darauf legt man die Wurtzen/
und bedeckt ſie mit drey Finger Erden. Alsdann wird
das Waſſer hinein gefuͤllt/ daß es uͤberlaufft/ und ſo offt
es ſinckt und eintrocknet/ wieder erfriſcht.
Die Verſetzung geſchiehet im Herbſt und Fruͤling/
bluͤhet im Julio/ wann ſie verbluͤht/ hat ſie ihren ſchwar-
tzen glaͤntzenden Saamen groͤſſer als der Hirs in einem
Magenformigen Haubt/ kuͤhlen/ vertrocknen und reini-
gen. Die Wurtzen gedoͤrrt und mit Wein getruncken/
ſtillet die rothe Ruhr/ und andere Durchbruͤche/ be-
nimmt dem Miltz ſeine uͤbermaͤſſige Blaͤhung. Das aus
den weiſſen Blumen diſtillirte Waſſer 2 oder 3 Untzen
getruncken/ lindert die hitzigen brennenden Fieber/ und
iſt (wie Durantes ſchreibet) zur Zeit der Peſtilentz eine
bewaͤhrte Artzney/ bekommt ſonderlich den Schwind-
ſuͤchtigen uͤber die maſſen wol/ mildert den trockenen
Huſten/ loͤſchet den groſſen Durſt/ ſtillet die Entzuͤndun-
gen der Leber und des Miltzes; und haͤlt/ des Tages
offt und viel getruncken/ die langwuͤhrige Durchbruͤche
des Bauchs zuruck. Zu welchen allen der von der Blu-
men gemachte Zucker auch gewaltig wird geruͤhmet.
Naſturtium aquaticum, pleno flore, Bronnenkreß
mit gefuͤllten Blumen/ hab ich allein bey dem Hollaͤn-
diſchen Gaͤrtner Johann von der Groen gefunden/ der
nur dieſes davon meldet/ daß es gern an feuchten Orten
des Gartens ſtehe/ und im September voneinander ge-
theilt und alſo fortgepflantzt werde. Weilen aber der
gemeine Bronnkreß ein ſchlechtes Bluͤmlein weiſſer
Farbe bringt/ kan nichts ſonderbares daher in die
Gaͤrten gebracht werden. Doch/ weil des Bronnen-
kreſſes vorher nicht viel gedacht worden/ will ich
allhier mit wenigen den Gebrauch in der Artzney an-
zeigen.
Jſt warm und trocken im andern Grad/ wann er
friſch und gruͤn iſt/ der duͤrre aber iſts um ein Grad
mehr. Der Saame im Wein getruncken/ iſt gut wi-
der die Dyſuriam, iſt nutzlich/ wie Salat gegeſſen/ denen/
die einen erkalten Magen haben/ treibt den Stein/ be-
foͤrdert die Menſes, iſt nuͤtzlich wider die Verſtopffun-
gen der Leber und des Miltzes/ dienet wider den Schor-
bock und die Waſſerſucht; das Kraut zerſtoſſen und uͤ-
ber Nacht uͤbergelegt/ vertreibet die Flechten und Un-
reinigkeiten der Haut/ doch daß es Morgens wieder
abgewaſchen werde. Die Salſen iſt auch zu allen die-
ſen dienlich.
Cap. XCIV.
Piloſella, Plantago roſea, Primulæ Veris und Ptarmica.
PIloſella, Maͤusoͤhrlein/ Ducatenroͤslein/ wegen
ihrer ſchoͤnen goldfaͤrbigen zierlichen Blumen/ die
mit der gelben Bluͤhe waͤchſt uͤberall an duͤrren
und magern Orten/ ſonderlich auf ſteinichten Huͤgeln/
und ungebaueten Feldern. Die Pomerantzenfarbe a-
ber wird mit Fleiß in die Gaͤrten geziegelt/ bedarf kei-
nen ſonderlichen Grund/ noch viel Wartung/ vermeh-
ret ſich ſelbſten durch eignen Saamen/ und durch Bey-
ſaͤtze.
Es iſt noch ein anders Kraut/ Piloſella Dioſcori-
dis, welches doch etliche fuͤr eine Speciem Euphraſiæ
halten/ mit kleinen blauen Bluͤmlein/ weil es aber uͤber-
all in Feldern waͤchſet/ wird es nicht in die Gaͤrten ge-
bracht.
Unſere Piloſella iſt der Eigenſchafft wie die gelbe/
vertrocknet/ reiniget/ zieht zuſammen/ kuͤhlet und heilet.
Die Schaafe/ welche viel davon freſſen/ ſollen ſtarck ver-
ſtopfft werden/ daher ſich die Hirten vor ſolcher Weide
vorzuſehen; vertreibt ſonſten die Ruhr/ und iſt ein gu-
tes Wundkraut.
Plantago roſea, Roſenwegricht/ hat den Namen
daher/ daß ſeine gruͤne Blaͤtter/ mit ihrer Zuſammen-
fuͤgung ſcheinen eine gruͤne Roſen fuͤrzuſtellen.
Die andere Art aber/ ſo auch das Eychſtaͤttiſche
Buch fuͤrſtellet/ moͤchte wol Plantago Pyramidalis ge-
nennet werden/ ſteigt etwas hoͤher/ verliehrt ſich nach
und nach/ und werden die unzahlbaren Blaͤtlein je laͤn-
ger je kleiner/ ſo aber keine Blumen/ ſondern nur ein
Spiel der Natur iſt/ darneben treibt ſie ihren Sten-
gel mit dem Saamen/ wie der gemeine Wegricht/
hat gern guten feuchten Grund/ und kan ſo wol von
dem Saamen/ als Zertheilung der Stoͤcke vermehret
werden.
Primulæ Veris, Himmelſchluͤſſel/ die gemeinen
wachſen uͤberall auf den Aengern und Wieſen/ die di-
cken aber werden in die Gaͤrten gebracht/ ſind hoch- und
bleichgelb/ von kurtzen und niedern Stengeln/ theils
mit viel zuſammgeſetzten auf einem Stengel ſtehenden/
theils aber nur mit einſtaͤmmigen Blumen/ theils haben
einen lieblichen ſtarcken/ theils einen ſubtilen und ſchwa-
chen/ theils aber gar keinen mercklichen Geruch/ etliche
haben gedoppelt ineinander geſteckte Blumen/ etliche/ ſo
aus Engelland kommen/ ſind faſt gruͤngelb.
Sie bluͤhen gar fruͤhe gleich bey angetrettenem Fruͤ-
ling/ ſehen faſt aus wie Auricula Urſi, auſſer daß dieſe
ein dickers fetters Kraut zu haben pflegen; wollen ein
gutes und feuchtes Erdreich und genugſame Sonnen ha-
ben/ oder es muß ihnen durch Begieſſung geholffen wer-
den/ im Fruͤling theilet man die Stoͤcke voneinander/ ſo
auch im September geſchehen kan.
Es ſind auch fremde gefuͤllte Schuͤſſelblumen/ mit
rothen Dolden und mit Kindern/ bluͤhen im Fruͤling
zeitlich/ und im halben May iſt die Bluͤhe meiſtentheils
vergangen/ und die Blaͤtter vergehen auch/ aber die
Wurtzen ſtaͤrckt ſich in der Erden/ und treibt gegen dem
Fruͤling wieder aus/ muͤſſen aber des Winters einge-
ſetzt werden/ mehren ſich durch Zertheilung und Zerreiſ-
ſung der Wurtzen.
Ptarmica, iſt eine Gattung von Bertram/ kan auch
in deſ-
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 677[675]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/713>, abgerufen am 20.11.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.