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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] si dicuntur ad maturitatem sponte sua pervenire, &
semen laudabile perficere.

Es sind auch sonst viel Sorten von der Iride tube-
rosa
und bulbosa, davon mag man den Königlichen
Holländischen Gärtner fol. 84. 85. und 86. besehen.

Kaysers-Cron/ Tusai, Corona Imperialis, ist
zweyerley Farben/ eine ist Pomerantzen-Farb/ und die
ander/ aber rarer/ liechtgelb; hernach sind etliche/ aber
gar selten/ gefüllt/ die meisten aber einfach/ so findet man
auch die 2 oder gar 3 übereinander gesetzte Blumen-
Reyen/ doch selten und mit sonderbaren Fleiß zuwegen
gebracht. Herr Böckler setzt auch gelbe solche Blumen/
mit rothen Streiffen durchzogen fol. 511. haben einen
wüsten unangenehmen Geruch/ wiewol auch etliche wol-
riechende sollen zu finden seyn.

Artlich ist/ daß diese Blumen/ wiewol sie abwärts
hangen/ dennoch auf dem Boden eines jeden Blats ein
Tröpflein klares und süsses Wasser haben; salubri do-
cumento scatere lachrymis etiam coronas,
davon bey
Tanara im 5 Buch Andreas Marianus folgendes Disti-
chon
setzet:

Syderibus flores inhient, ut Sydera lambant,
Respicio terras, ros meus unde venit.

Der Königliche Holländische Gärtner fol. 75. sagt/
man finde von diesem Gewächse rothe/ bleichrothe/
weisse/ doch gar selten/ gelbe/ doppelte/ geschäckichte
Blumen/ mit breiten und schmalen Stielen/ auch zwey
Reyhen übereinander.

Nach der Blühe kommen eckichte Häubter/ voll
platten röthlichten Saamens/ sie treiben bißweilen ex
Iusu Naturae,
wie einen doppelten Stengel/ und brin-
gen doppelt so viel Blumen/ als die andern/ das folgende
Jahr aber blühen sie wieder einfach.

Sie wollen ein gutes Land. Herr Lauremberg will/
man soll einer Hand breit tieffer/ als die Kiel ligen/
Schaaf- und Kühemist unterbetten/ und Erden darauf/
daß ihre Wurtzen allein den Mist erreichen mögen/ so
werden sie stärcker treiben und blühen/ auch mehr und grös-
sere Blumen aufsetzen; sie will mittelmässigen Sonnen-
schein/ und gute leichte Erden/ werden einer halben
Spannen tief und Spannenweit voneinander eingelegt/
wiewol man sie meistens hin und wieder an die Ecken und
Spitzen der Bettlein zur Zierd am besten zertheilet/
daß ihre gegeneinander wolgesetzte Ordnung dem gan-
tzen Garten ein desto besser Aussehen gibt; man muß sie
(weil ihr Kiel zart und gleichsam unbekleidet scheinet)
nur allein ausheben/ wann sie gar zu viel Beysätze machen/
welches man den Sommer durch an den Nebenschöß-
lein erkennen kan/ damit man die übrige Brut abledige/
und diß geschiehet im September/ wird aber gleich wie-
der eingesetzt; Oder will man sie ein acht Tag austrock-
nen lassen/ mag man sie in ein Papier wickeln/ und in
einer Schachtel verwahren; die Sonne lieben sie nicht zu
[Spaltenumbruch] viel/ und dauren im Schatten länger/ sie blühen im A-
pril und May.

Herr Joh. Georg Schiel in seinem neuen practicir-
ten Blumengarten fol. 109. sagt/ man soll diese Kiel
nicht zu den Tulipen legen/ weil jene einen magern/ die-
se aber einen guten Grund erfordern/ will auch/ wider
anderer Meynung/ man soll sie an die Sonnen/ und nicht
im Schatten stellen; die unträchtige Stengel soll man
fleissig und bey der Erden abschneiden/ sonst wird sich
der Kiel nur vergebens und ohne Nutzen mit seinem
Safft in sie eingiessen/ den er sonst zu seiner Ergrösse-
rung besser kan anwenden. Wann man sie (wie die
Tulipen) ansäet/ bringen sie offt andere rare Farben
herfür.

Laurembergius sagt in seinem Apparatu Planta-
rum lib. 1. cap.
5. daß zu Constantinopel solche Blu-
men mit drey Reyhen gefunden werden/ sagt auch/
wann man zween Kiel nicht gar mitten (damit das
Grötzlein gantz bleibe) voneinander schneide/ und wie-
der zusammen fest gebunden/ und mit Peltzwachs ver-
strichen/ also einlege/ sollen sie zwey-Reyhig wer-
den.

In matricis praefocatione (spricht erweiter) Mu-
lieres Batavae hoc foetido Bulbo utuntur, admo-
ventes naribus in ascensu, & inferioribus in pro-
lapsu.
Der Kiel ist oben hohl/ darauf muß ein Reb-
Blat gebunden seyn/ wann man ihn einlegt/ daß die
Nässe nicht einsitzen und der Kiel verfaulen möge.

Leucojum bulbosum, ist auch eine von den ersten
Frülings-Blumen/ ist grosser und kleiner Gattung/ son-
derlich das Triphyllon, wiewol es eigentlicher zu sagen
6 Blätlein/ zwar nur drey schneeweisse längere/ aber
drey kurtze mit einem grünen gestreifften Hertzlein be-
zeichnete/ und wie eine Cron stehende Blätlein hat; ist
ein holdseliges Blümlein/ das auch in den Wiesen zu
finden/ und mit seinem schneeweissen Blätlein mit dem
noch ligenden Schnee einen Wettstritt hält/ als wolte
es denselbigen hiemit beurlauben/ und mit ihren grünen
Blättern den ankommenden Früling empfangen und
begrüssen/ wird auch Schneetröpflein genannt/ hat ei-
nen schwachen und der Kornblühe gleichenden Geruch.
Das andere mit sechs Blätlein weiß und unten mit
grünen Näglein stehet auch in den Wiesen/ hat einen
lieblichen Veyel-Geruch. Das dritte wird nur in den
Gärten gefunden/ hat gleichweisse und mit grün unten
besetzte/ aber mehr-blätteriche und gefüllte Blumen/
diese beede blühen etwas später als die erste/ können a-
ber ziemlich dicht ineinander/ sonderlich die erste Gat-
tung/ gesetzt werden/ lieben feuchten Grund/ und setzen
ihre Kiel häuffig zu/ tragen auch allesamt ihren Saa-
men/ dardurch sie ohne viel Mühe und Sorge mögen
fortgepflantzet werden/ und darf man sie selten ausneh-
men; wachsen an der Sonne und im Schatten/ doch
nach dem Situ loci früher und später/ dörffen keine
grosse Wartung.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſi dicuntur ad maturitatem ſponte ſuâ pervenire, &
ſemen laudabile perficere.

Es ſind auch ſonſt viel Sorten von der Iride tube-
roſâ
und bulboſâ, davon mag man den Koͤniglichen
Hollaͤndiſchen Gaͤrtner fol. 84. 85. und 86. beſehen.

Kayſers-Cron/ Tuſai, Corona Imperialis, iſt
zweyerley Farben/ eine iſt Pomerantzen-Farb/ und die
ander/ aber rarer/ liechtgelb; hernach ſind etliche/ aber
gar ſelten/ gefuͤllt/ die meiſten aber einfach/ ſo findet man
auch die 2 oder gar 3 uͤbereinander geſetzte Blumen-
Reyen/ doch ſelten und mit ſonderbaren Fleiß zuwegen
gebracht. Herr Boͤckler ſetzt auch gelbe ſolche Blumen/
mit rothen Streiffen durchzogen fol. 511. haben einen
wuͤſten unangenehmen Geruch/ wiewol auch etliche wol-
riechende ſollen zu finden ſeyn.

Artlich iſt/ daß dieſe Blumen/ wiewol ſie abwaͤrts
hangen/ dennoch auf dem Boden eines jeden Blats ein
Troͤpflein klares und ſuͤſſes Waſſer haben; ſalubri do-
cumento ſcatere lachrymis etiam coronas,
davon bey
Tanara im 5 Buch Andreas Marianus folgendes Diſti-
chon
ſetzet:

Syderibus flores inhient, ut Sydera lambant,
Reſpicio terras, ros meus unde venit.

Der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Gaͤrtner fol. 75. ſagt/
man finde von dieſem Gewaͤchſe rothe/ bleichrothe/
weiſſe/ doch gar ſelten/ gelbe/ doppelte/ geſchaͤckichte
Blumen/ mit breiten und ſchmalen Stielen/ auch zwey
Reyhen uͤbereinander.

Nach der Bluͤhe kommen eckichte Haͤubter/ voll
platten roͤthlichten Saamens/ ſie treiben bißweilen ex
Iuſu Naturæ,
wie einen doppelten Stengel/ und brin-
gen doppelt ſo viel Blumen/ als die andern/ das folgende
Jahr aber bluͤhen ſie wieder einfach.

Sie wollen ein gutes Land. Herr Lauremberg will/
man ſoll einer Hand breit tieffer/ als die Kiel ligen/
Schaaf- und Kuͤhemiſt unterbetten/ und Erden darauf/
daß ihre Wurtzen allein den Miſt erreichen moͤgen/ ſo
werden ſie ſtaͤrcker treiben uñ bluͤhen/ auch mehr und groͤſ-
ſere Blumen aufſetzen; ſie will mittelmaͤſſigen Sonnen-
ſchein/ und gute leichte Erden/ werden einer halben
Spannen tief und Spannenweit voneinander eingelegt/
wiewol man ſie meiſtens hin und wieder an die Ecken und
Spitzen der Bettlein zur Zierd am beſten zertheilet/
daß ihre gegeneinander wolgeſetzte Ordnung dem gan-
tzen Garten ein deſto beſſer Ausſehen gibt; man muß ſie
(weil ihr Kiel zart und gleichſam unbekleidet ſcheinet)
nur allein ausheben/ wañ ſie gar zu viel Beyſaͤtze machen/
welches man den Sommer durch an den Nebenſchoͤß-
lein erkennen kan/ damit man die uͤbrige Brut abledige/
und diß geſchiehet im September/ wird aber gleich wie-
der eingeſetzt; Oder will man ſie ein acht Tag austrock-
nen laſſen/ mag man ſie in ein Papier wickeln/ und in
einer Schachtel verwahren; die Sonne lieben ſie nicht zu
[Spaltenumbruch] viel/ und dauren im Schatten laͤnger/ ſie bluͤhen im A-
pril und May.

Herr Joh. Georg Schiel in ſeinem neuen practicir-
ten Blumengarten fol. 109. ſagt/ man ſoll dieſe Kiel
nicht zu den Tulipen legen/ weil jene einen magern/ die-
ſe aber einen guten Grund erfordern/ will auch/ wider
anderer Meynung/ man ſoll ſie an die Sonnen/ und nicht
im Schatten ſtellen; die untraͤchtige Stengel ſoll man
fleiſſig und bey der Erden abſchneiden/ ſonſt wird ſich
der Kiel nur vergebens und ohne Nutzen mit ſeinem
Safft in ſie eingieſſen/ den er ſonſt zu ſeiner Ergroͤſſe-
rung beſſer kan anwenden. Wann man ſie (wie die
Tulipen) anſaͤet/ bringen ſie offt andere rare Farben
herfuͤr.

Laurembergius ſagt in ſeinem Apparatu Planta-
rum lib. 1. cap.
5. daß zu Conſtantinopel ſolche Blu-
men mit drey Reyhen gefunden werden/ ſagt auch/
wann man zween Kiel nicht gar mitten (damit das
Groͤtzlein gantz bleibe) voneinander ſchneide/ und wie-
der zuſammen feſt gebunden/ und mit Peltzwachs ver-
ſtrichen/ alſo einlege/ ſollen ſie zwey-Reyhig wer-
den.

In matricis præfocatione (ſpricht erweiter) Mu-
lieres Batavæ hoc fœtido Bulbo utuntur, admo-
ventes naribus in aſcenſu, & inferioribus in pro-
lapſu.
Der Kiel iſt oben hohl/ darauf muß ein Reb-
Blat gebunden ſeyn/ wann man ihn einlegt/ daß die
Naͤſſe nicht einſitzen und der Kiel verfaulen moͤge.

Leucojum bulboſum, iſt auch eine von den erſten
Fruͤlings-Blumen/ iſt groſſer und kleiner Gattung/ ſon-
derlich das Triphyllon, wiewol es eigentlicher zu ſagen
6 Blaͤtlein/ zwar nur drey ſchneeweiſſe laͤngere/ aber
drey kurtze mit einem gruͤnen geſtreifften Hertzlein be-
zeichnete/ und wie eine Cron ſtehende Blaͤtlein hat; iſt
ein holdſeliges Bluͤmlein/ das auch in den Wieſen zu
finden/ und mit ſeinem ſchneeweiſſen Blaͤtlein mit dem
noch ligenden Schnee einen Wettſtritt haͤlt/ als wolte
es denſelbigen hiemit beurlauben/ und mit ihren gruͤnen
Blaͤttern den ankommenden Fruͤling empfangen und
begruͤſſen/ wird auch Schneetroͤpflein genannt/ hat ei-
nen ſchwachen und der Kornbluͤhe gleichenden Geruch.
Das andere mit ſechs Blaͤtlein weiß und unten mit
gruͤnen Naͤglein ſtehet auch in den Wieſen/ hat einen
lieblichen Veyel-Geruch. Das dritte wird nur in den
Gaͤrten gefunden/ hat gleichweiſſe und mit gruͤn unten
beſetzte/ aber mehr-blaͤtteriche und gefuͤllte Blumen/
dieſe beede bluͤhen etwas ſpaͤter als die erſte/ koͤnnen a-
ber ziemlich dicht ineinander/ ſonderlich die erſte Gat-
tung/ geſetzt werden/ lieben feuchten Grund/ und ſetzen
ihre Kiel haͤuffig zu/ tragen auch alleſamt ihren Saa-
men/ dardurch ſie ohne viel Muͤhe und Sorge moͤgen
fortgepflantzet werden/ und darf man ſie ſelten ausneh-
men; wachſen an der Sonne und im Schatten/ doch
nach dem Situ loci fruͤher und ſpaͤter/ doͤrffen keine
groſſe Wartung.

Cap.
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[958[656]/0694] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſi dicuntur ad maturitatem ſponte ſuâ pervenire, & ſemen laudabile perficere. Es ſind auch ſonſt viel Sorten von der Iride tube- roſâ und bulboſâ, davon mag man den Koͤniglichen Hollaͤndiſchen Gaͤrtner fol. 84. 85. und 86. beſehen. Kayſers-Cron/ Tuſai, Corona Imperialis, iſt zweyerley Farben/ eine iſt Pomerantzen-Farb/ und die ander/ aber rarer/ liechtgelb; hernach ſind etliche/ aber gar ſelten/ gefuͤllt/ die meiſten aber einfach/ ſo findet man auch die 2 oder gar 3 uͤbereinander geſetzte Blumen- Reyen/ doch ſelten und mit ſonderbaren Fleiß zuwegen gebracht. Herr Boͤckler ſetzt auch gelbe ſolche Blumen/ mit rothen Streiffen durchzogen fol. 511. haben einen wuͤſten unangenehmen Geruch/ wiewol auch etliche wol- riechende ſollen zu finden ſeyn. Artlich iſt/ daß dieſe Blumen/ wiewol ſie abwaͤrts hangen/ dennoch auf dem Boden eines jeden Blats ein Troͤpflein klares und ſuͤſſes Waſſer haben; ſalubri do- cumento ſcatere lachrymis etiam coronas, davon bey Tanara im 5 Buch Andreas Marianus folgendes Diſti- chon ſetzet: Syderibus flores inhient, ut Sydera lambant, Reſpicio terras, ros meus unde venit. Der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Gaͤrtner fol. 75. ſagt/ man finde von dieſem Gewaͤchſe rothe/ bleichrothe/ weiſſe/ doch gar ſelten/ gelbe/ doppelte/ geſchaͤckichte Blumen/ mit breiten und ſchmalen Stielen/ auch zwey Reyhen uͤbereinander. Nach der Bluͤhe kommen eckichte Haͤubter/ voll platten roͤthlichten Saamens/ ſie treiben bißweilen ex Iuſu Naturæ, wie einen doppelten Stengel/ und brin- gen doppelt ſo viel Blumen/ als die andern/ das folgende Jahr aber bluͤhen ſie wieder einfach. Sie wollen ein gutes Land. Herr Lauremberg will/ man ſoll einer Hand breit tieffer/ als die Kiel ligen/ Schaaf- und Kuͤhemiſt unterbetten/ und Erden darauf/ daß ihre Wurtzen allein den Miſt erreichen moͤgen/ ſo werden ſie ſtaͤrcker treiben uñ bluͤhen/ auch mehr und groͤſ- ſere Blumen aufſetzen; ſie will mittelmaͤſſigen Sonnen- ſchein/ und gute leichte Erden/ werden einer halben Spannen tief und Spannenweit voneinander eingelegt/ wiewol man ſie meiſtens hin und wieder an die Ecken und Spitzen der Bettlein zur Zierd am beſten zertheilet/ daß ihre gegeneinander wolgeſetzte Ordnung dem gan- tzen Garten ein deſto beſſer Ausſehen gibt; man muß ſie (weil ihr Kiel zart und gleichſam unbekleidet ſcheinet) nur allein ausheben/ wañ ſie gar zu viel Beyſaͤtze machen/ welches man den Sommer durch an den Nebenſchoͤß- lein erkennen kan/ damit man die uͤbrige Brut abledige/ und diß geſchiehet im September/ wird aber gleich wie- der eingeſetzt; Oder will man ſie ein acht Tag austrock- nen laſſen/ mag man ſie in ein Papier wickeln/ und in einer Schachtel verwahren; die Sonne lieben ſie nicht zu viel/ und dauren im Schatten laͤnger/ ſie bluͤhen im A- pril und May. Herr Joh. Georg Schiel in ſeinem neuen practicir- ten Blumengarten fol. 109. ſagt/ man ſoll dieſe Kiel nicht zu den Tulipen legen/ weil jene einen magern/ die- ſe aber einen guten Grund erfordern/ will auch/ wider anderer Meynung/ man ſoll ſie an die Sonnen/ und nicht im Schatten ſtellen; die untraͤchtige Stengel ſoll man fleiſſig und bey der Erden abſchneiden/ ſonſt wird ſich der Kiel nur vergebens und ohne Nutzen mit ſeinem Safft in ſie eingieſſen/ den er ſonſt zu ſeiner Ergroͤſſe- rung beſſer kan anwenden. Wann man ſie (wie die Tulipen) anſaͤet/ bringen ſie offt andere rare Farben herfuͤr. Laurembergius ſagt in ſeinem Apparatu Planta- rum lib. 1. cap. 5. daß zu Conſtantinopel ſolche Blu- men mit drey Reyhen gefunden werden/ ſagt auch/ wann man zween Kiel nicht gar mitten (damit das Groͤtzlein gantz bleibe) voneinander ſchneide/ und wie- der zuſammen feſt gebunden/ und mit Peltzwachs ver- ſtrichen/ alſo einlege/ ſollen ſie zwey-Reyhig wer- den. In matricis præfocatione (ſpricht erweiter) Mu- lieres Batavæ hoc fœtido Bulbo utuntur, admo- ventes naribus in aſcenſu, & inferioribus in pro- lapſu. Der Kiel iſt oben hohl/ darauf muß ein Reb- Blat gebunden ſeyn/ wann man ihn einlegt/ daß die Naͤſſe nicht einſitzen und der Kiel verfaulen moͤge. Leucojum bulboſum, iſt auch eine von den erſten Fruͤlings-Blumen/ iſt groſſer und kleiner Gattung/ ſon- derlich das Triphyllon, wiewol es eigentlicher zu ſagen 6 Blaͤtlein/ zwar nur drey ſchneeweiſſe laͤngere/ aber drey kurtze mit einem gruͤnen geſtreifften Hertzlein be- zeichnete/ und wie eine Cron ſtehende Blaͤtlein hat; iſt ein holdſeliges Bluͤmlein/ das auch in den Wieſen zu finden/ und mit ſeinem ſchneeweiſſen Blaͤtlein mit dem noch ligenden Schnee einen Wettſtritt haͤlt/ als wolte es denſelbigen hiemit beurlauben/ und mit ihren gruͤnen Blaͤttern den ankommenden Fruͤling empfangen und begruͤſſen/ wird auch Schneetroͤpflein genannt/ hat ei- nen ſchwachen und der Kornbluͤhe gleichenden Geruch. Das andere mit ſechs Blaͤtlein weiß und unten mit gruͤnen Naͤglein ſtehet auch in den Wieſen/ hat einen lieblichen Veyel-Geruch. Das dritte wird nur in den Gaͤrten gefunden/ hat gleichweiſſe und mit gruͤn unten beſetzte/ aber mehr-blaͤtteriche und gefuͤllte Blumen/ dieſe beede bluͤhen etwas ſpaͤter als die erſte/ koͤnnen a- ber ziemlich dicht ineinander/ ſonderlich die erſte Gat- tung/ geſetzt werden/ lieben feuchten Grund/ und ſetzen ihre Kiel haͤuffig zu/ tragen auch alleſamt ihren Saa- men/ dardurch ſie ohne viel Muͤhe und Sorge moͤgen fortgepflantzet werden/ und darf man ſie ſelten ausneh- men; wachſen an der Sonne und im Schatten/ doch nach dem Situ loci fruͤher und ſpaͤter/ doͤrffen keine groſſe Wartung. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 958[656]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/694>, abgerufen am 24.11.2024.