Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXIX.
Spaniſche Cypreſſen/ Klee und Rohr/ Teucrium.
[Spaltenumbruch]

SPaniſche Cypreſſen wird zwar auch in den
Scherben und Geſchirren erhalten/ kan aber
wol/ wanns ein wenig vor dem Froſt bewahret
wird/ in dem Land bleiben/ hat gruͤne und bleibliche
Blaͤtter/ die im Winter nicht abfallen/ ſie koͤnnen auch
mit Abbrechung und Peltzung der Zweiglein/ wie der
Roſmarin/ leichtlich vermehret werden.

Es iſt noch eine Art/ die graulicht iſt/ die von andern
Abrotanum fœmina genennet wird/ iſt dick an Aeſten/
hat Goldgelbe und runde Blumen/ bluͤhet im Brach-
monat/ und hat mit dem Abrotano einerley Vermoͤgen/
wird durch Zerreiſſung der Stoͤcke fortgebracht/ und be-
darff ſonſt keiner abſonderlichen Wartung.

Spaniſcher Klee/ Herr Elßholtz nennet es Schild-
kraut/ Hedyſarum Clypeatum, iſt dreyerley Sorten/
mit rothen/ weiſſen und leibfarben Blumen/ werden im
Fruͤling zeitlich auf das Miſtbette geſaͤet/ hernach in Ge-
faͤſe/ oder nur in die Erden verſetzt/ des Winters tra-
gen ihn etliche in die Zimmer/ etliche aber laſſen ihn nur
heraus im Garten ſtehen/ und verbinden die Reben mit
Stroh/ wachſen gern im ſandichten Grund; wann man
ihn gar zeitlich ſaͤet/ und gar guten Grund gibt/ oder
welches beſſer/ im Miſtbette ſtehen laͤſſet/ ſo bluͤhet er
gleich im erſten Jahr/ und traͤgt auch ſeinen Saamen/
davon ſie koͤnnen vermehret werden; ſie bluͤhen den gan-
tzen Sommer durch.

[Spaltenumbruch]

Theils haltens in Geſchirren/ und ſetzen ſie den
Winter uͤber ein; der Saame iſt rauchlicht und
hart/ wollen gar ſparſame Begieſſung/ ſonſt verder-
ben ſie.

Spaniſches Rohr/ Donax oder arundo ſativa,
ſeu Cypria,
wird in Italiâ und Franckreich/ auch bey
uns/ in die Luſtgaͤrten gepflantzt/ waͤchſet hoch und dick/
aber hohl/ mit ſehr viel- und nahe beyeinander ſtehenden
Gleichen oder Knoͤpffen/ es ſind dieſe Rohr ſo ſtarck/
daß man ſie in Jtalien zu den Weinſtoͤcken gebrauchet/
werden alle Jahr bey der Wurtzen weggeſchnitten/ das
andere Jahr treiben ſie wieder friſch an/ werden offt
15/ oder 16 Schuhe hoch/ und einer Picque dick; Sie
werden durch Zertheilung ihrer Wurtzen gemehret und
weiter fortgepflantzt. Jn Jtalien werden ſie/ nach Du-
rantes
Bericht/ meiſtens in die Weinberge gebracht/ und
daſelbſt unterhalten. Zu was ſie in der Artzney dienen/
kan bey Tabernæmontano, Cæſare Durantes, und an-
dern Herbariis aufgeſchlagen werden.

Teucrium, iſt ungemein/ waͤchſt ſonſt gern an ſtei-
nichten und rauhen Orten/ behaͤlt ſeine dunckelgruͤne
Blaͤtter den Winter durch/ iſt auch ein Teucrium pe-
regrinum, folio ſinuoſo, ſeu Bœticum,
weil es aus
Hiſpaniâ kommt/ iſt zimlich dauerhafft/ muß aber uͤber
Winter eingeſetzt werden.

Nun folget das Kielwerck.
Cap. LXX.
Colchicum, Crocus, Flos Tygridis.
[Spaltenumbruch]

JEtzt kommen wir/ der Ordnung nach/ auf das
Kielwerck/ ſo faſt unter den erſten des Fruͤlings
Ankunfft begruͤſſen/ und den gantzen Sommer
durch ihre unverdroſſene Dienſte fortſetzen; Solche
nun/ wie ich in dieſem Buch angefangen nach dem Al-
phabet einzurichten/ erſcheinet am erſten:

Das Colchicum, die fremden Zeitloſen/ kommen
die Blumen allzeit eher/ hernach erſt die Blaͤtter; der
Kiel iſt auswendig ſchwartzroth/ inwendig aber weiß/
weil er noch friſch iſt/ iſt er fleiſchicht und Milchreich/
gedoͤrrt aber wird er eingeſchnurfft; hat vim ſtrangula-
toriam
in ſich/ deßwegen ſich vor ihm zu huͤten/ auf wel-
che folgt ein rother Saame/ hat oben in der Mitten ei-
nen Spalt/ daraus die Blume entſprieſſet/ bluͤhet eine
Art im Fruͤling/ die andere im Herbſt.

Von denen im Herbſt bluͤhenden Colchicis gibt das
Eychſtaͤttiſche Blumen-Buch ſechszehen unterſchiedene
Gattungen.

Jſt mit Purpurblaulichten Strichen/ mit weiſſen
doppelten oder ſchattirten Blumen/ oder die im Herbſt
bluͤhet/ iſt Purpurfarb/ bißweilen doppelt und geſchaͤ-
ckicht/ auch Roſenfarb mit Flecken gleicher Farbe ſchat-
tirt und untermiſcht/ auch mit gefuͤllter dicker Bluͤhe/
andere ſind Schachweiſe/ wie die Fritillarien abgethei-
[Spaltenumbruch] let/ bluͤhen meiſtens im Herbſt; nach der Bluͤhe kom-
men dreyeckichte Knoͤpfe/ dick/ doch etwas laͤnglicht/
mit runden ſchwartzroͤthlichten Saamen/ geben einfache
und doppelte Blumen; Bauhinus zehlet deren dreiſſig
unterſchiedene Sorten.

Will einen guten Grund und Sonnen/ muß vier
Finger tieff in die Erden/ und noch ſo weit voneinander
geſetzt/ auch nicht ausgenommen werden/ auſſer wann
man die Brut davon abſondert/ ſonſt wird ſie um Jaco-
bi eingelegt/ im wachſenden Monden/ ſo bluͤhet ſie um
Michaelis/ aber ohne Kraut/ welches ſich erſt im Fruͤ-
ling ſehen laͤſſet/ bißweilen wann das Kraut zu gaͤhe fau-
let/ wird der Kiel ausgenommen und abgetrocknet; ſie
ſind ſo lebhafft/ daß ſie auch in der Lufft bluͤhen/ wann
ſie ausgenommen/ und nicht zu rechter Zeit eingelegt wer-
den/ wie auch der Saffran-Kiel zu thun pfleget.

Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner hat eine Art/ die er A-
grippina
nennet/ die hat zaͤhnliche Blaͤtter/ wie Hirſch-
zungen/ und die Bluͤhe iſt wie Fritillarien gefleckt und
auch theils gedoppelt; aus Portugall kommen die be-
ſten/ und ſind geflammt.

Es iſt auch noch ein gelbes Narciſſo-Colchicum,
der bluͤhet im October/ werden im Auguſto verſetzet.

Je aͤl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/690
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 954[652]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/690>, abgerufen am 29.12.2024.