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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Auch ist eine Art Serpillum majus, mit weissen/
auch eines mit Purpurfarben Blumen/ ist zarter als das
kleine/ daher härter fortzubringen/ wird in Geschirr ge-
setzt/ und des Winters eingetragen; hat lieber dürren/
als feuchten und fetten Grund. Noch wird ein andere
Art aus Candia/ und eine andere aus Portugal zu uns
[Spaltenumbruch] gebracht/ ist auch eine Art mit silbernen und goldgelben
Blättern/ doch ändert er sich mit der Zeit wieder in grüne
Farbe; diß zu verhindern/ muß man die schön-gefärbte-
sten Zweige einlegen/ und wann sie eingewurtzelt sind/
weiter versetzen/ wie der Königliche Holländische Gärt-
ner fol. 109. bezeuget.

Cap. LII.
Römischer Wermuth/ Salvey und Saturey.
[Spaltenumbruch]

ROemischer Wermuth/ Absynthium Ponticum
oder Italicum, ist kleiner als der gemeine/ aber
edler/ ist im ersten Grad hitzig/ und im dritten
trocken/ eines bittern zusammziehenden und scharffen
Geschmacks/ wird im Auswärts/ gleichwie die andern
vorigen Kräuter/ von einander gezogen/ und um die
Bettlein/ oder neben die Gänge eingesetzt/ hat schöne
zerkerbte/ weißlicht-Aschenfarbe Blätter/ fast wie der
wilde; im Herbst kriegt er an den Gipffeln viel runde
kleine Knöpflein/ daraus werden bleichgelbe Blümlein/
hat einem anmuthigen Würtz-Geschmack mit etwas
Bitterkeit. Jst zu der Leber viel dienstlicher/ als der
wilde/ hat die Krafft zu wärmen/ zu stärcken/ zu eröffnen/
zu reinigen und zu trocknen/ führet aus die Gall durch
den Harn/ gibt dem Menschen eine gute gesunde Farbe/
verhütet die Wasser sucht/ verzehrt die Flüsse/ so auf die
Brust und Lungen fallen/ stärcket den kalten Magen/
vertreibt das Aufstossen/ fördert die Dauung/ bringt
Lust zum Essen/ verzehrt alle böse Feuchtigkeiten
und Schmertzen des Bauchs/ vertreibt das Grimmen
und Reissen in den Därmern/ treibt den Harn/ legt
den Schmertzen der Lenden und Nieren/ erwärmet und
stärcket die blöde erkaltete Mutter/ vertreibt alle alte
böse Fieber/ reinigt das Geblüt/ und bewahret es vor
Faulung; verhütet das Podagra und die Gliedersucht/
und stärckt alle Glieder des gantzen Leibes/ ist nicht al-
lein in der Artzney in Träncken und Pulvern/ sondern
auch in der Speise/ und auf alle Weise und Wege/ auch
äusserlich/ zu vielerley Zuständen nützlich zu gebrauchen.

Salvey/ Salvia, hat den Namen a Salvando,
weil er zu vielen Kranckheiten dienstlich/ ist auch unter-
schiedener Gattungen/ als der grosse mit runtzlichten/
und der grosse mit glatten Blättern/ und der Salvey
mit den weissen Blumen. Der Holländische Gärtner/
gedenckt auch eines/ der wie ein Bäumlein groß werde/
Sauge arbrisseau, kan wol unter die Bäume im Schat-
ten gesetzt werden/ wird im Früling zerrissen/ gestutzt
und versetzt.

Jac. Bontius lib. 6. hist. nat. & med. cap. 60. schreibt/
daß um das Promontorium Bonae Spei ein Salve
wachse/ zweymal so lang als ein Mensch/ bringt dunckel-
blaue Blumen/ hat sehr lange Blätter/ welche wol rie-
chen/ und einen angenehmen Schatten von sich geben/ in
die Gärten gepflantzt/ wird er etwas besser/ dienet in
Wein gebaitzt wider das Zittern der Gliederlähmen/
täglich ein Gläslein voll getruncken. Besihe ferner D.
Bernh. Verzaschae
Kräuter-Buch lib. 3. c. 33. Jn Can-
dia wächst noch eine andere Art von Salvey/ der schön
und wolriechend ist/ welcher runde Knöpflein/ wie klei-
ne Galläpfel trägt/ eines lieblichen Geruchs/ wird da-
selbst von den Jnwohnern zu dem Brod genossen; wie
erstgemeldter D. Verzascha loco citato bezeuget.

[Spaltenumbruch]

Der kleine Salve mit den Creutzblättern/ wird zur
Artzney sehr gebraucht/ blühet im Junio blaulicht/ hat
nicht gern Dung/ hat lieber Aschen und laimichten Grun-
de/ liebet die Sonne/ wächst auch/ wann man Aestlein
davon abbricht/ und im wachsenden Monden 4 Finger
tief in die Erden einlegt/ nimmt auch mit dürren und
trockenen Grund vorlieb/ hat nicht gern andere Kräuter
nahend um sich/ will auch wenig begossen seyn/ ausser gar
bey dürrem Wetter; an statt der Dung soll man ihm
Aschen beylegen; wann er offt gestutzt wird/ wächset er
dicker; wird gern mit Rauten vermengt/ das Ungezi-
fer/ so ihm sonst gern nachstellet/ zu vertreiben; erwär-
met und zieht zusammen. Von diesem Kraut wird im
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treibt die Husten/ erwärmet die Gebährmutter/ reinigt
die Leber/ stärckt den Magen/ und dienet zu allen kalten
und Phlegmatischen Gebrechen des Haubts/ und aller
Gleiche/ auch wieder die Schwindsucht. Wie denn
das davon gebrannte/ wegen seiner Tugenden genannte
güldene Salve-Wasser den gantzen Menschen stärcket
und erquicket.

Das Decoctum davon/ stillet das Blut/ reiniget
die wüsten Schäden; vier Loth davon getruncken/ treibt
die todte Geburt aus Mutterleib; das ausgebrannte
Wasser getruncken/ benimmt die Seitenschmertzen/
stärckt die zittrenden Glieder/ bricht alle inwendige
Apostemata, stärcket das Hirn/ und reiniget es; vier-
tzig Täge getruncken/ heilt es die schadhaffte und an-
brüchige Leber/ stärckt alle Nerven/ Arterien und A-
dern/ und hat sehr viel und rühmliche Eigenschafften
an sich.

D. Velschius in Miscell. Curios. 8. anno Observ.
35. schreibet/ daß die Stich von den Wespen und Spin-
nen/ mit Auflegung und öffterer Abwechslung der Sal-
veblätter geheilet/ und von allen Schmertzen erlediget
werden/ und probirt es daselbst mit seinem selbst eige-
nen Exempel.

Saturey/ Satureja Thymbra, die Franzosen nen-
nens Sarriete, ist auch von unterschiedlichen Gattungen
grösser und kleiner/ eines holdseligen und angenehmen
Geruchs/ hat theils weißgrüne/ theils purpurfarbe blei-
che Blümlein/ besaamet sich jährlich selbst/ und behält
das verdorrte Stäudlein den Geruch auch länger als
ein Jahr; wann er einmal in einem Garten Stand fin-
det/ da darf man ihn weiter nicht anbauen/ oder viel
umsetzen/ oder Mühe mit ihm haben/ er kommt schon von
sich selbsten. Der alte Stock aber verdorret alle Jahr.
Nimmt auch an sandichten und magern Orten gern für
lieb/ wann er nur Sonnen hat/ wie der Römische Quen-
del; Jst warmer und trockener Eigenschafft im dritten
Grad/ begehrt keinen absonderlichen guten Grund.
Das Pulver der gedörrten Blätter in Wein getruncken/

dienet
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Auch iſt eine Art Serpillum majus, mit weiſſen/
auch eines mit Purpurfarben Blumen/ iſt zarter als das
kleine/ daher haͤrter fortzubringen/ wird in Geſchirr ge-
ſetzt/ und des Winters eingetragen; hat lieber duͤrren/
als feuchten und fetten Grund. Noch wird ein andere
Art aus Candia/ und eine andere aus Portugal zu uns
[Spaltenumbruch] gebracht/ iſt auch eine Art mit ſilbernen und goldgelben
Blaͤttern/ doch aͤndert er ſich mit der Zeit wieder in gruͤne
Farbe; diß zu verhindern/ muß man die ſchoͤn-gefaͤrbte-
ſten Zweige einlegen/ und wann ſie eingewurtzelt ſind/
weiter verſetzen/ wie der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Gaͤrt-
ner fol. 109. bezeuget.

Cap. LII.
Roͤmiſcher Wermuth/ Salvey und Saturey.
[Spaltenumbruch]

ROemiſcher Wermuth/ Abſynthium Ponticum
oder Italicum, iſt kleiner als der gemeine/ aber
edler/ iſt im erſten Grad hitzig/ und im dritten
trocken/ eines bittern zuſammziehenden und ſcharffen
Geſchmacks/ wird im Auswaͤrts/ gleichwie die andern
vorigen Kraͤuter/ von einander gezogen/ und um die
Bettlein/ oder neben die Gaͤnge eingeſetzt/ hat ſchoͤne
zerkerbte/ weißlicht-Aſchenfarbe Blaͤtter/ faſt wie der
wilde; im Herbſt kriegt er an den Gipffeln viel runde
kleine Knoͤpflein/ daraus werden bleichgelbe Bluͤmlein/
hat einem anmuthigen Wuͤrtz-Geſchmack mit etwas
Bitterkeit. Jſt zu der Leber viel dienſtlicher/ als der
wilde/ hat die Krafft zu waͤrmen/ zu ſtaͤrcken/ zu eroͤffnen/
zu reinigen und zu trocknen/ fuͤhret aus die Gall durch
den Harn/ gibt dem Menſchen eine gute geſunde Farbe/
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Bruſt und Lungen fallen/ ſtaͤrcket den kalten Magen/
vertreibt das Aufſtoſſen/ foͤrdert die Dauung/ bringt
Luſt zum Eſſen/ verzehrt alle boͤſe Feuchtigkeiten
und Schmertzen des Bauchs/ vertreibt das Grimmen
und Reiſſen in den Daͤrmern/ treibt den Harn/ legt
den Schmertzen der Lenden und Nieren/ erwaͤrmet und
ſtaͤrcket die bloͤde erkaltete Mutter/ vertreibt alle alte
boͤſe Fieber/ reinigt das Gebluͤt/ und bewahret es vor
Faulung; verhuͤtet das Podagra und die Gliederſucht/
und ſtaͤrckt alle Glieder des gantzen Leibes/ iſt nicht al-
lein in der Artzney in Traͤncken und Pulvern/ ſondern
auch in der Speiſe/ und auf alle Weiſe und Wege/ auch
aͤuſſerlich/ zu vielerley Zuſtaͤnden nuͤtzlich zu gebrauchen.

Salvey/ Salvia, hat den Namen à Salvando,
weil er zu vielen Kranckheiten dienſtlich/ iſt auch unter-
ſchiedener Gattungen/ als der groſſe mit runtzlichten/
und der groſſe mit glatten Blaͤttern/ und der Salvey
mit den weiſſen Blumen. Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner/
gedenckt auch eines/ der wie ein Baͤumlein groß werde/
Sauge arbriſſeau, kan wol unter die Baͤume im Schat-
ten geſetzt werden/ wird im Fruͤling zerriſſen/ geſtutzt
und verſetzt.

Jac. Bontius lib. 6. hiſt. nat. & med. cap. 60. ſchreibt/
daß um das Promontorium Bonæ Spei ein Salve
wachſe/ zweymal ſo lang als ein Menſch/ bringt dunckel-
blaue Blumen/ hat ſehr lange Blaͤtter/ welche wol rie-
chen/ und einen angenehmen Schatten von ſich geben/ in
die Gaͤrten gepflantzt/ wird er etwas beſſer/ dienet in
Wein gebaitzt wider das Zittern der Gliederlaͤhmen/
taͤglich ein Glaͤslein voll getruncken. Beſihe ferner D.
Bernh. Verzaſchæ
Kraͤuter-Buch lib. 3. c. 33. Jn Can-
dia waͤchſt noch eine andere Art von Salvey/ der ſchoͤn
und wolriechend iſt/ welcher runde Knoͤpflein/ wie klei-
ne Gallaͤpfel traͤgt/ eines lieblichen Geruchs/ wird da-
ſelbſt von den Jnwohnern zu dem Brod genoſſen; wie
erſtgemeldter D. Verzaſcha loco citato bezeuget.

[Spaltenumbruch]

Der kleine Salve mit den Creutzblaͤttern/ wird zur
Artzney ſehr gebraucht/ bluͤhet im Junio blaulicht/ hat
nicht gern Dung/ hat lieber Aſchen und laimichten Grun-
de/ liebet die Sonne/ waͤchſt auch/ wann man Aeſtlein
davon abbricht/ und im wachſenden Monden 4 Finger
tief in die Erden einlegt/ nimmt auch mit duͤrren und
trockenen Grund vorlieb/ hat nicht gern andere Kraͤuter
nahend um ſich/ will auch wenig begoſſen ſeyn/ auſſer gar
bey duͤrrem Wetter; an ſtatt der Dung ſoll man ihm
Aſchen beylegen; wann er offt geſtutzt wird/ waͤchſet er
dicker; wird gern mit Rauten vermengt/ das Ungezi-
fer/ ſo ihm ſonſt gern nachſtellet/ zu vertreiben; erwaͤr-
met und zieht zuſammen. Von dieſem Kraut wird im
Herbſt ein koͤſtlicher Wein gemacht/ der iſt geſund/ ver-
treibt die Huſten/ erwaͤrmet die Gebaͤhrmutter/ reinigt
die Leber/ ſtaͤrckt den Magen/ und dienet zu allen kalten
und Phlegmatiſchen Gebrechen des Haubts/ und aller
Gleiche/ auch wieder die Schwindſucht. Wie denn
das davon gebrannte/ wegen ſeiner Tugenden genannte
guͤldene Salve-Waſſer den gantzen Menſchen ſtaͤrcket
und erquicket.

Das Decoctum davon/ ſtillet das Blut/ reiniget
die wuͤſten Schaͤden; vier Loth davon getruncken/ treibt
die todte Geburt aus Mutterleib; das ausgebrannte
Waſſer getruncken/ benimmt die Seitenſchmertzen/
ſtaͤrckt die zittrenden Glieder/ bricht alle inwendige
Apoſtemata, ſtaͤrcket das Hirn/ und reiniget es; vier-
tzig Taͤge getruncken/ heilt es die ſchadhaffte und an-
bruͤchige Leber/ ſtaͤrckt alle Nerven/ Arterien und A-
dern/ und hat ſehr viel und ruͤhmliche Eigenſchafften
an ſich.

D. Velſchius in Miſcell. Curioſ. 8. anno Obſerv.
35. ſchreibet/ daß die Stich von den Weſpen und Spin-
nen/ mit Auflegung und oͤffterer Abwechslung der Sal-
veblaͤtter geheilet/ und von allen Schmertzen erlediget
werden/ und probirt es daſelbſt mit ſeinem ſelbſt eige-
nen Exempel.

Saturey/ Satureja Thymbra, die Franzoſen nen-
nens Sarriete, iſt auch von unterſchiedlichen Gattungen
groͤſſer und kleiner/ eines holdſeligen und angenehmen
Geruchs/ hat theils weißgruͤne/ theils purpurfarbe blei-
che Bluͤmlein/ beſaamet ſich jaͤhrlich ſelbſt/ und behaͤlt
das verdorrte Staͤudlein den Geruch auch laͤnger als
ein Jahr; wann er einmal in einem Garten Stand fin-
det/ da darf man ihn weiter nicht anbauen/ oder viel
umſetzen/ oder Muͤhe mit ihm haben/ er kommt ſchon von
ſich ſelbſten. Der alte Stock aber verdorret alle Jahr.
Nimmt auch an ſandichten und magern Orten gern fuͤr
lieb/ wann er nur Sonnen hat/ wie der Roͤmiſche Quen-
del; Jſt warmer und trockener Eigenſchafft im dritten
Grad/ begehrt keinen abſonderlichen guten Grund.
Das Pulver der gedoͤrrten Blaͤtter in Wein getruncken/

dienet
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[634[632]/0670] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Auch iſt eine Art Serpillum majus, mit weiſſen/ auch eines mit Purpurfarben Blumen/ iſt zarter als das kleine/ daher haͤrter fortzubringen/ wird in Geſchirr ge- ſetzt/ und des Winters eingetragen; hat lieber duͤrren/ als feuchten und fetten Grund. Noch wird ein andere Art aus Candia/ und eine andere aus Portugal zu uns gebracht/ iſt auch eine Art mit ſilbernen und goldgelben Blaͤttern/ doch aͤndert er ſich mit der Zeit wieder in gruͤne Farbe; diß zu verhindern/ muß man die ſchoͤn-gefaͤrbte- ſten Zweige einlegen/ und wann ſie eingewurtzelt ſind/ weiter verſetzen/ wie der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Gaͤrt- ner fol. 109. bezeuget. Cap. LII. Roͤmiſcher Wermuth/ Salvey und Saturey. ROemiſcher Wermuth/ Abſynthium Ponticum oder Italicum, iſt kleiner als der gemeine/ aber edler/ iſt im erſten Grad hitzig/ und im dritten trocken/ eines bittern zuſammziehenden und ſcharffen Geſchmacks/ wird im Auswaͤrts/ gleichwie die andern vorigen Kraͤuter/ von einander gezogen/ und um die Bettlein/ oder neben die Gaͤnge eingeſetzt/ hat ſchoͤne zerkerbte/ weißlicht-Aſchenfarbe Blaͤtter/ faſt wie der wilde; im Herbſt kriegt er an den Gipffeln viel runde kleine Knoͤpflein/ daraus werden bleichgelbe Bluͤmlein/ hat einem anmuthigen Wuͤrtz-Geſchmack mit etwas Bitterkeit. Jſt zu der Leber viel dienſtlicher/ als der wilde/ hat die Krafft zu waͤrmen/ zu ſtaͤrcken/ zu eroͤffnen/ zu reinigen und zu trocknen/ fuͤhret aus die Gall durch den Harn/ gibt dem Menſchen eine gute geſunde Farbe/ verhuͤtet die Waſſer ſucht/ verzehrt die Fluͤſſe/ ſo auf die Bruſt und Lungen fallen/ ſtaͤrcket den kalten Magen/ vertreibt das Aufſtoſſen/ foͤrdert die Dauung/ bringt Luſt zum Eſſen/ verzehrt alle boͤſe Feuchtigkeiten und Schmertzen des Bauchs/ vertreibt das Grimmen und Reiſſen in den Daͤrmern/ treibt den Harn/ legt den Schmertzen der Lenden und Nieren/ erwaͤrmet und ſtaͤrcket die bloͤde erkaltete Mutter/ vertreibt alle alte boͤſe Fieber/ reinigt das Gebluͤt/ und bewahret es vor Faulung; verhuͤtet das Podagra und die Gliederſucht/ und ſtaͤrckt alle Glieder des gantzen Leibes/ iſt nicht al- lein in der Artzney in Traͤncken und Pulvern/ ſondern auch in der Speiſe/ und auf alle Weiſe und Wege/ auch aͤuſſerlich/ zu vielerley Zuſtaͤnden nuͤtzlich zu gebrauchen. Salvey/ Salvia, hat den Namen à Salvando, weil er zu vielen Kranckheiten dienſtlich/ iſt auch unter- ſchiedener Gattungen/ als der groſſe mit runtzlichten/ und der groſſe mit glatten Blaͤttern/ und der Salvey mit den weiſſen Blumen. Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner/ gedenckt auch eines/ der wie ein Baͤumlein groß werde/ Sauge arbriſſeau, kan wol unter die Baͤume im Schat- ten geſetzt werden/ wird im Fruͤling zerriſſen/ geſtutzt und verſetzt. Jac. Bontius lib. 6. hiſt. nat. & med. cap. 60. ſchreibt/ daß um das Promontorium Bonæ Spei ein Salve wachſe/ zweymal ſo lang als ein Menſch/ bringt dunckel- blaue Blumen/ hat ſehr lange Blaͤtter/ welche wol rie- chen/ und einen angenehmen Schatten von ſich geben/ in die Gaͤrten gepflantzt/ wird er etwas beſſer/ dienet in Wein gebaitzt wider das Zittern der Gliederlaͤhmen/ taͤglich ein Glaͤslein voll getruncken. Beſihe ferner D. Bernh. Verzaſchæ Kraͤuter-Buch lib. 3. c. 33. Jn Can- dia waͤchſt noch eine andere Art von Salvey/ der ſchoͤn und wolriechend iſt/ welcher runde Knoͤpflein/ wie klei- ne Gallaͤpfel traͤgt/ eines lieblichen Geruchs/ wird da- ſelbſt von den Jnwohnern zu dem Brod genoſſen; wie erſtgemeldter D. Verzaſcha loco citato bezeuget. Der kleine Salve mit den Creutzblaͤttern/ wird zur Artzney ſehr gebraucht/ bluͤhet im Junio blaulicht/ hat nicht gern Dung/ hat lieber Aſchen und laimichten Grun- de/ liebet die Sonne/ waͤchſt auch/ wann man Aeſtlein davon abbricht/ und im wachſenden Monden 4 Finger tief in die Erden einlegt/ nimmt auch mit duͤrren und trockenen Grund vorlieb/ hat nicht gern andere Kraͤuter nahend um ſich/ will auch wenig begoſſen ſeyn/ auſſer gar bey duͤrrem Wetter; an ſtatt der Dung ſoll man ihm Aſchen beylegen; wann er offt geſtutzt wird/ waͤchſet er dicker; wird gern mit Rauten vermengt/ das Ungezi- fer/ ſo ihm ſonſt gern nachſtellet/ zu vertreiben; erwaͤr- met und zieht zuſammen. Von dieſem Kraut wird im Herbſt ein koͤſtlicher Wein gemacht/ der iſt geſund/ ver- treibt die Huſten/ erwaͤrmet die Gebaͤhrmutter/ reinigt die Leber/ ſtaͤrckt den Magen/ und dienet zu allen kalten und Phlegmatiſchen Gebrechen des Haubts/ und aller Gleiche/ auch wieder die Schwindſucht. Wie denn das davon gebrannte/ wegen ſeiner Tugenden genannte guͤldene Salve-Waſſer den gantzen Menſchen ſtaͤrcket und erquicket. Das Decoctum davon/ ſtillet das Blut/ reiniget die wuͤſten Schaͤden; vier Loth davon getruncken/ treibt die todte Geburt aus Mutterleib; das ausgebrannte Waſſer getruncken/ benimmt die Seitenſchmertzen/ ſtaͤrckt die zittrenden Glieder/ bricht alle inwendige Apoſtemata, ſtaͤrcket das Hirn/ und reiniget es; vier- tzig Taͤge getruncken/ heilt es die ſchadhaffte und an- bruͤchige Leber/ ſtaͤrckt alle Nerven/ Arterien und A- dern/ und hat ſehr viel und ruͤhmliche Eigenſchafften an ſich. D. Velſchius in Miſcell. Curioſ. 8. anno Obſerv. 35. ſchreibet/ daß die Stich von den Weſpen und Spin- nen/ mit Auflegung und oͤffterer Abwechslung der Sal- veblaͤtter geheilet/ und von allen Schmertzen erlediget werden/ und probirt es daſelbſt mit ſeinem ſelbſt eige- nen Exempel. Saturey/ Satureja Thymbra, die Franzoſen nen- nens Sarriete, iſt auch von unterſchiedlichen Gattungen groͤſſer und kleiner/ eines holdſeligen und angenehmen Geruchs/ hat theils weißgruͤne/ theils purpurfarbe blei- che Bluͤmlein/ beſaamet ſich jaͤhrlich ſelbſt/ und behaͤlt das verdorrte Staͤudlein den Geruch auch laͤnger als ein Jahr; wann er einmal in einem Garten Stand fin- det/ da darf man ihn weiter nicht anbauen/ oder viel umſetzen/ oder Muͤhe mit ihm haben/ er kommt ſchon von ſich ſelbſten. Der alte Stock aber verdorret alle Jahr. Nimmt auch an ſandichten und magern Orten gern fuͤr lieb/ wann er nur Sonnen hat/ wie der Roͤmiſche Quen- del; Jſt warmer und trockener Eigenſchafft im dritten Grad/ begehrt keinen abſonderlichen guten Grund. Das Pulver der gedoͤrrten Blaͤtter in Wein getruncken/ dienet

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 634[632]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/670>, abgerufen am 20.11.2024.