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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Abbildung] [Spaltenumbruch] den abschneiden/ so wachsen sie desto dicker und treiben
mehr Schösse. Will mans aber im Früling setzen/ so
muß es zeitlich/ und noch bey der Winter-Feuchten ge-
schehen/ sonst kommen sie nicht gern fort/ ausser sie wer-
den anfänglich/ biß sie einwurtzeln/ bißweilen bespritzt;
sie lieben die Mittages Sonn. Die Versetzung und
Dungung muß im abnehmenden Monden geschehen/
sonst tragen sie mehr Aest und Laub als Blumen; die
an den alten Stöcken beywachsende Brut/ muß im
Früling weiter versetzt seyn. Wann die Rosen spat/
und biß in den Herbst hinein blühen/ bedeutet es (wie
etliche wollen) theure Zeit und Sterben.

Man kan diese Stöcke wol zu einem Bäumlein
machen/ wann man einen geraden Stamm stehen und
[Spaltenumbruch] untenher die übrigen Aeste wegschneiden lässet/ und setzet
mit Fleiß diese Wartung fort/ muß sie aber des Winters
mit Stroh einbinden. Durch das Aeugeln kan man auf
einen Stock vielerley Sorten Rosen bringen. Die Hol-
ländische/ so wol riechende als unriechende Centofoglie,
erfordern gleiche Wartung/ verlangen Sonnenschein
und guten Grund/ wollen aber nicht beschnitten seyn/
ohne was dürr ist/ weil sie ohne diß wenig Aeste machen;
man mehrt sie von den Beyschößlein. Die Damasce-
ner Rosen ingleichen/ wollen im Früling wol geputzt und
ausgeschneidet/ die alten Aeste aber müssen bey der Er-
den hinweg geschnitten seyn/ damit sie desto frischer an-
treiben. Gehören aber mehr in die Geschirr als in das
Land.

Cap. XLVIII.
Schneeballen/ Syringa alba & Coerulea, und Viburno, vite Americana.
[Spaltenumbruch]

SChneeballen/ Sambucus rosea, auch Rosen-
Holder genannt/ steht zwar nicht übel in den
Gärten/ aber mit seiner häuffig abfallenden
weissen/ bißweilen auch liecht-schwefelfarben Blühe/
beschneyet er auch im Sommer seine gantze Nachbar-
schafft/ daher man ihn gern in die Ecken und Winckel
setzt/ daß er die grüne der Blätter und vermengte
schöne Farben der Blumen nicht belästige; die Blühe
kommt im Anfang des Sommers/ fällt aber ohne fol-
gende fernere Frucht von dem Baum/ wiewol/ nach
Durantis Zeugnis/ auf die Blühe hellrothe Beerlein ro-
ther Farbe/ eines weinichten bittern Saffts voll/ fol-
gen sollen/ welche die Eigenschafft haben zu abstergiren/
und von den Hünern zur Winters-Zeit gewaltig gesucht
und gerne gefressen werden; dieser Rosen-Holunder wäch-
[Spaltenumbruch] set gern an feuchten/ schattichten und wässerichten Or-
ten/ und wird bey uns (wo er keinen Saamen bringt)
allein von den Beysätzen im Herbst fortgepflantzt/ wann
man ihm alle 4 oder 5 Jahr/ im ersten Früling/ oder im
Herbst/ die alten Schoß abnimmt/ und über Winter
mit Tannen-Grase bedeckt/ so blühet er desto lieber.

Es ist auch noch ein fremder Holunder/ Sambucus
laciniato folio,
ist mit Zweigen/ Blumen und schwar-
tzen Beeren dem gemeinen nicht ungleich; die Blätter
aber sind gantz anders gestaltet/ tief/ ungleich und seltzam
ausgeschnitten/ wird gleichfalls wie der vorige von der
Wurtzelbrut vermehret.

Jtem Sambucus racemosa, oder Montana rubra,
Wald- oder Trauben-Holder/ mit rothen träublichten
Beeren/ an Blättern ist er dem gemeinen allerdings

gleich/
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Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Abbildung] [Spaltenumbruch] den abſchneiden/ ſo wachſen ſie deſto dicker und treiben
mehr Schoͤſſe. Will mans aber im Fruͤling ſetzen/ ſo
muß es zeitlich/ und noch bey der Winter-Feuchten ge-
ſchehen/ ſonſt kommen ſie nicht gern fort/ auſſer ſie wer-
den anfaͤnglich/ biß ſie einwurtzeln/ bißweilen beſpritzt;
ſie lieben die Mittages Sonn. Die Verſetzung und
Dungung muß im abnehmenden Monden geſchehen/
ſonſt tragen ſie mehr Aeſt und Laub als Blumen; die
an den alten Stoͤcken beywachſende Brut/ muß im
Fruͤling weiter verſetzt ſeyn. Wann die Roſen ſpat/
und biß in den Herbſt hinein bluͤhen/ bedeutet es (wie
etliche wollen) theure Zeit und Sterben.

Man kan dieſe Stoͤcke wol zu einem Baͤumlein
machen/ wann man einen geraden Stamm ſtehen und
[Spaltenumbruch] untenher die uͤbrigen Aeſte wegſchneiden laͤſſet/ und ſetzet
mit Fleiß dieſe Wartung fort/ muß ſie aber des Winters
mit Stroh einbinden. Durch das Aeugeln kan man auf
einen Stock vielerley Sorten Roſen bringen. Die Hol-
laͤndiſche/ ſo wol riechende als unriechende Centofoglie,
erfordern gleiche Wartung/ verlangen Sonnenſchein
und guten Grund/ wollen aber nicht beſchnitten ſeyn/
ohne was duͤrr iſt/ weil ſie ohne diß wenig Aeſte machen;
man mehrt ſie von den Beyſchoͤßlein. Die Damaſce-
ner Roſen ingleichen/ wollen im Fruͤling wol geputzt und
ausgeſchneidet/ die alten Aeſte aber muͤſſen bey der Er-
den hinweg geſchnitten ſeyn/ damit ſie deſto friſcher an-
treiben. Gehoͤren aber mehr in die Geſchirr als in das
Land.

Cap. XLVIII.
Schneeballen/ Syringa alba & Cœrulea, und Viburno, vite Americana.
[Spaltenumbruch]

SChneeballen/ Sambucus roſea, auch Roſen-
Holder genannt/ ſteht zwar nicht uͤbel in den
Gaͤrten/ aber mit ſeiner haͤuffig abfallenden
weiſſen/ bißweilen auch liecht-ſchwefelfarben Bluͤhe/
beſchneyet er auch im Sommer ſeine gantze Nachbar-
ſchafft/ daher man ihn gern in die Ecken und Winckel
ſetzt/ daß er die gruͤne der Blaͤtter und vermengte
ſchoͤne Farben der Blumen nicht belaͤſtige; die Bluͤhe
kommt im Anfang des Sommers/ faͤllt aber ohne fol-
gende fernere Frucht von dem Baum/ wiewol/ nach
Durantis Zeugnis/ auf die Bluͤhe hellrothe Beerlein ro-
ther Farbe/ eines weinichten bittern Saffts voll/ fol-
gen ſollen/ welche die Eigenſchafft haben zu abſtergiren/
und von den Huͤnern zur Winters-Zeit gewaltig geſucht
uñ gerne gefreſſen werden; dieſer Roſen-Holunder waͤch-
[Spaltenumbruch] ſet gern an feuchten/ ſchattichten und waͤſſerichten Or-
ten/ und wird bey uns (wo er keinen Saamen bringt)
allein von den Beyſaͤtzen im Herbſt fortgepflantzt/ wann
man ihm alle 4 oder 5 Jahr/ im erſten Fruͤling/ oder im
Herbſt/ die alten Schoß abnimmt/ und uͤber Winter
mit Tannen-Graſe bedeckt/ ſo bluͤhet er deſto lieber.

Es iſt auch noch ein fremder Holunder/ Sambucus
laciniato folio,
iſt mit Zweigen/ Blumen und ſchwar-
tzen Beeren dem gemeinen nicht ungleich; die Blaͤtter
aber ſind gantz anders geſtaltet/ tief/ ungleich und ſeltzam
ausgeſchnitten/ wird gleichfalls wie der vorige von der
Wurtzelbrut vermehret.

Jtem Sambucus racemoſa, oder Montana rubra,
Wald- oder Trauben-Holder/ mit rothen traͤublichten
Beeren/ an Blaͤttern iſt er dem gemeinen allerdings

gleich/
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[629[627]/0665] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. [Abbildung] den abſchneiden/ ſo wachſen ſie deſto dicker und treiben mehr Schoͤſſe. Will mans aber im Fruͤling ſetzen/ ſo muß es zeitlich/ und noch bey der Winter-Feuchten ge- ſchehen/ ſonſt kommen ſie nicht gern fort/ auſſer ſie wer- den anfaͤnglich/ biß ſie einwurtzeln/ bißweilen beſpritzt; ſie lieben die Mittages Sonn. Die Verſetzung und Dungung muß im abnehmenden Monden geſchehen/ ſonſt tragen ſie mehr Aeſt und Laub als Blumen; die an den alten Stoͤcken beywachſende Brut/ muß im Fruͤling weiter verſetzt ſeyn. Wann die Roſen ſpat/ und biß in den Herbſt hinein bluͤhen/ bedeutet es (wie etliche wollen) theure Zeit und Sterben. Man kan dieſe Stoͤcke wol zu einem Baͤumlein machen/ wann man einen geraden Stamm ſtehen und untenher die uͤbrigen Aeſte wegſchneiden laͤſſet/ und ſetzet mit Fleiß dieſe Wartung fort/ muß ſie aber des Winters mit Stroh einbinden. Durch das Aeugeln kan man auf einen Stock vielerley Sorten Roſen bringen. Die Hol- laͤndiſche/ ſo wol riechende als unriechende Centofoglie, erfordern gleiche Wartung/ verlangen Sonnenſchein und guten Grund/ wollen aber nicht beſchnitten ſeyn/ ohne was duͤrr iſt/ weil ſie ohne diß wenig Aeſte machen; man mehrt ſie von den Beyſchoͤßlein. Die Damaſce- ner Roſen ingleichen/ wollen im Fruͤling wol geputzt und ausgeſchneidet/ die alten Aeſte aber muͤſſen bey der Er- den hinweg geſchnitten ſeyn/ damit ſie deſto friſcher an- treiben. Gehoͤren aber mehr in die Geſchirr als in das Land. Cap. XLVIII. Schneeballen/ Syringa alba & Cœrulea, und Viburno, vite Americana. SChneeballen/ Sambucus roſea, auch Roſen- Holder genannt/ ſteht zwar nicht uͤbel in den Gaͤrten/ aber mit ſeiner haͤuffig abfallenden weiſſen/ bißweilen auch liecht-ſchwefelfarben Bluͤhe/ beſchneyet er auch im Sommer ſeine gantze Nachbar- ſchafft/ daher man ihn gern in die Ecken und Winckel ſetzt/ daß er die gruͤne der Blaͤtter und vermengte ſchoͤne Farben der Blumen nicht belaͤſtige; die Bluͤhe kommt im Anfang des Sommers/ faͤllt aber ohne fol- gende fernere Frucht von dem Baum/ wiewol/ nach Durantis Zeugnis/ auf die Bluͤhe hellrothe Beerlein ro- ther Farbe/ eines weinichten bittern Saffts voll/ fol- gen ſollen/ welche die Eigenſchafft haben zu abſtergiren/ und von den Huͤnern zur Winters-Zeit gewaltig geſucht uñ gerne gefreſſen werden; dieſer Roſen-Holunder waͤch- ſet gern an feuchten/ ſchattichten und waͤſſerichten Or- ten/ und wird bey uns (wo er keinen Saamen bringt) allein von den Beyſaͤtzen im Herbſt fortgepflantzt/ wann man ihm alle 4 oder 5 Jahr/ im erſten Fruͤling/ oder im Herbſt/ die alten Schoß abnimmt/ und uͤber Winter mit Tannen-Graſe bedeckt/ ſo bluͤhet er deſto lieber. Es iſt auch noch ein fremder Holunder/ Sambucus laciniato folio, iſt mit Zweigen/ Blumen und ſchwar- tzen Beeren dem gemeinen nicht ungleich; die Blaͤtter aber ſind gantz anders geſtaltet/ tief/ ungleich und ſeltzam ausgeſchnitten/ wird gleichfalls wie der vorige von der Wurtzelbrut vermehret. Jtem Sambucus racemoſa, oder Montana rubra, Wald- oder Trauben-Holder/ mit rothen traͤublichten Beeren/ an Blaͤttern iſt er dem gemeinen allerdings gleich/ K k k k ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 629[627]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/665>, abgerufen am 22.12.2024.