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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] zu andern edlen Früchten gewiesen/ und daselbst den
Winter durch erhalten werden.

Es verlanget eine fruchtbare/ leichte/ mürbe und
feuchte Erden/ die muß ihm gegeben/ und das Wasser ja
nicht gesparet werden. Die Wartung der Zuckerrohr
ist dieser Orten mehr neu als beschwerlich/ daher sich
viel befleissen/ es in ihre Gärten zu ziegeln. Es verglei-
chet sich dem gemeinen Rohr am Stamm und Blät-
tern/ ausser daß es nicht so hoch aufwachse; es wird durch
die Wurtzen und Knollen vermehret/ und dieses/ weil
solches sehr hart ist/ und es etliche Zeit also ausdauret/
macht diese Sach desto leichter/ daß man es von fernen
kan herbringen lassen/ wann es nur sauber und wol ein-
gemacht ist; wann es nun ein Jahr in der Erden ge-
standen/ kan man solches durch die Beyschößling ver-
mehren; wann es in dem Winter-Haus in der Erden ste-
het; dann wo man es nur in Kisten erhält/ gibt dieses
der enge Platz nicht zu.

Der Zucker wächst inwendig in der Röhren/ und
ist gleichsam ihr Marck; diesen nun einzusammlen/ wer-
den die Röhren um den halben September/ nahend an
der Erden abgeschnitten/ darnach zu vier Finger- oder
einen halben Schuch langen Stucken zerhackt/ in einem
Kessel mit klaren Wasser gesotten/ biß alle Substanz
sich heraus gezogen; das Wasser wird hernach so lang
[Spaltenumbruch] eingesotten/ biß es alles gantz und gar verdünstet
hat/ und der Zucker allein im Kessel übrig verbleibet.
Oder man nimmt die Stücke von den Röhren nur in
den Mund/ und saugt den Zucker-Safft nach und nach
heraus/ und dieses Abschneiden der Röhren nahend am
Erdboden/ erleichtert die Erhaltung dieses Gewächses.
Und was noch an der Wurtzen bleibt/ mag man leicht-
lich mit auf kleine Pfäler gelegten Decken verhüllen/
damit die Wurtzen bey bösem und kalten Gewitter/ Frost
oder Regen versichert/ und von dem aufgetragenen Mist
erwärmet/ die böse Beschaffenheit der Zeit nicht fühlen
oder empfinden könne. Sind also (weil allein die Wur-
tzen zu verwahren) besser und leichter durch den Win-
ter zu bringen/ als die fremden Welschen Bäume/
da zugleich auf den Stamm als auf die Wurtzen Ob-
acht zu nehmen.

So bald nun die Kälte vorbey/ wird das Gewächs
wieder entblöset; da es dann wieder antreibt/ und
wächst nach ihrer natürlichen Anmuth. Sie werden
auch/ wann sie hart bey der Wurtzen abgeschnitten und
eingelegt sind/ wann man sie vor des Winters Kälte
beschirmet/ fortgepflantzt. Lobelius in Adversariis sa-
get/ daß diese Wurtzen/ gedörrt/ gemahlen und gestos-
sen ein Mehl gebe/ daraus Brod gebacken wird/ nicht
unangenehm/ und von etlichen Völckern an Brodes statt
gebraucht wird.

Nun folgen die Gewächse/ die den Winter über
heraussen bleiben; als:

Cap. XLV.
Clematis, Colutea,
gefullte Kerschen/ Pfersich und Heidelbeer.
[Spaltenumbruch]

CLematis, Waldreben/ was vornehme Gärten
sind/ werden allein zweyerley geachtet/ als erstlich
die mit der Purpurblauen/ und andere mit der
leibfarben dicken Blühe/ die sich wie eine Reben an die
Geländer und Lusthäuser aufziehen; wiewol man in Er-
manglung dieser auch die einfachen brauchet/ die vier
Blätter haben wie ein Creutz/ und wachsen mit
den Zweigen heraus/ wie an dem Epheu/ und sind allein
an dem einen Ende mit einem Schnitt oder zwey gespal-
ten/ der Saame von der einfachen ist scharff und bren-
nend/ wie auch die Wurtzen; der dicke erfordert guten
Grund/ und will des Winters an seinen schlancken Re-
ben mit Stroh eingemacht und verwahret werden.

Die andere Clematis, die man in den Gärten pfle-
get zu hegen/ heisset die Ungerische mit grossen blauen
Blumen; diß Gewächs stehet aufrecht in dem Feld/ und
neiget allein ihre am Gübel stehende/ und in der Mitten
mit wollechtem braunlechtem Haar gefüllte Blumen ein
wenig abwärts/ kommen allzeit etliche Goldgelbe vier-
eckichte Stengel aus einer Blumen/ bleibt über Win-
ter im Land/ und treibet Auswärts von neuem wieder
aus/ will einen guten Grund; das Kraut wird alle Herbst
gantz abgeschnitten.

Colutea, Linsenbaum/ die Franzosen heissen es Ba-
guenaudier,
hat Blätter wie die Sena, und blühet gelb
schier wie die Genester/ aber ohne sonderlichen Geruch/
darauf folgen runde aufgeblasene erstlich grüne/ darnach
rothbräunlichte Schotten/ die wann sie gähe zusammen
[Spaltenumbruch] gedruckt sind/ einen Knall von sich geben/ darinnen
wächst ein Saame/ wie die Linsen/ diese Blasen blei-
ben das gantze Jahr am Strauch hangen/ biß wieder
andere wachsen; vom Saamen gesäet/ bekommt er in
den ersten dreyen Jahren mehr nicht/ als einen eintzigen
Stamm/ im vierdten seine Aeste/ und wird folgendes
zu einem mittlern Bäumlein; vor dreyen Jahren muß
die Brut mit keinem Messer beschnitten werden/ sonst
verdirbet er/ hernach aber kan man seinen Gipffel beneh-
men/ so blühet er gleich darauf in folgendem Jahr;
wächst fast in allen Gärten/ die jungen Schößlinge aber
muß man mit Stroh vor der Kälte verwahren. Der
Saame purgirt den Menschen mit Beschwerung/ aber
die Schaaf werden von diesem Gewächse gemästet/ da-
her sie auch Schaaf-Linsen heissen.

Noch ist eine Art/ Colutea Siliquosa seu Scorpioi-
des major,
hat kleinere und dunckelgrünere Blätter/
trägt seinen Saamen in krummen gelenckichten Schot-
ten/ die Blühe davon riechet lieblich/ diese aber muß im
Winter beygesetzt werden/ wird durch Zertheilung der
Stöcke/ auch vom Saamen/ vermehrt.

Beederley Arten/ wann sie das dritte Jahr über-
stehen/ können hernach die Kälte wol ausdauren/ und
heraussen im Land bleiben/ vorher aber muß man sie
einsetzen/ fordern guten Grund und fleissige Begies-
sung.

Die Weichsel oder vielmehr Amarellen/ denen
sie an der Farb und Geschmack gleichen/ ohne daß die

Frucht

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] zu andern edlen Fruͤchten gewieſen/ und daſelbſt den
Winter durch erhalten werden.

Es verlanget eine fruchtbare/ leichte/ muͤrbe und
feuchte Erden/ die muß ihm gegeben/ und das Waſſer ja
nicht geſparet werden. Die Wartung der Zuckerrohr
iſt dieſer Orten mehr neu als beſchwerlich/ daher ſich
viel befleiſſen/ es in ihre Gaͤrten zu ziegeln. Es verglei-
chet ſich dem gemeinen Rohr am Stamm und Blaͤt-
tern/ auſſer daß es nicht ſo hoch aufwachſe; es wird durch
die Wurtzen und Knollen vermehret/ und dieſes/ weil
ſolches ſehr hart iſt/ und es etliche Zeit alſo ausdauret/
macht dieſe Sach deſto leichter/ daß man es von fernen
kan herbringen laſſen/ wann es nur ſauber und wol ein-
gemacht iſt; wann es nun ein Jahr in der Erden ge-
ſtanden/ kan man ſolches durch die Beyſchoͤßling ver-
mehren; wann es in dem Winter-Haus in der Erden ſte-
het; dann wo man es nur in Kiſten erhaͤlt/ gibt dieſes
der enge Platz nicht zu.

Der Zucker waͤchſt inwendig in der Roͤhren/ und
iſt gleichſam ihr Marck; dieſen nun einzuſammlen/ wer-
den die Roͤhren um den halben September/ nahend an
der Erden abgeſchnitten/ darnach zu vier Finger- oder
einen halben Schuch langen Stucken zerhackt/ in einem
Keſſel mit klaren Waſſer geſotten/ biß alle Subſtanz
ſich heraus gezogen; das Waſſer wird hernach ſo lang
[Spaltenumbruch] eingeſotten/ biß es alles gantz und gar verduͤnſtet
hat/ und der Zucker allein im Keſſel uͤbrig verbleibet.
Oder man nimmt die Stuͤcke von den Roͤhren nur in
den Mund/ und ſaugt den Zucker-Safft nach und nach
heraus/ und dieſes Abſchneiden der Roͤhren nahend am
Erdboden/ erleichtert die Erhaltung dieſes Gewaͤchſes.
Und was noch an der Wurtzen bleibt/ mag man leicht-
lich mit auf kleine Pfaͤler gelegten Decken verhuͤllen/
damit die Wurtzen bey boͤſem und kalten Gewitter/ Froſt
oder Regen verſichert/ und von dem aufgetragenen Miſt
erwaͤrmet/ die boͤſe Beſchaffenheit der Zeit nicht fuͤhlen
oder empfinden koͤnne. Sind alſo (weil allein die Wur-
tzen zu verwahren) beſſer und leichter durch den Win-
ter zu bringen/ als die fremden Welſchen Baͤume/
da zugleich auf den Stamm als auf die Wurtzen Ob-
acht zu nehmen.

So bald nun die Kaͤlte vorbey/ wird das Gewaͤchs
wieder entbloͤſet; da es dann wieder antreibt/ und
waͤchſt nach ihrer natuͤrlichen Anmuth. Sie werden
auch/ wann ſie hart bey der Wurtzen abgeſchnitten und
eingelegt ſind/ wann man ſie vor des Winters Kaͤlte
beſchirmet/ fortgepflantzt. Lobelius in Adverſariis ſa-
get/ daß dieſe Wurtzen/ gedoͤrrt/ gemahlen und geſtoſ-
ſen ein Mehl gebe/ daraus Brod gebacken wird/ nicht
unangenehm/ und von etlichen Voͤlckern an Brodes ſtatt
gebraucht wird.

Nun folgen die Gewaͤchſe/ die den Winter uͤber
herauſſen bleiben; als:

Cap. XLV.
Clematis, Colutea,
gefůllte Kerſchen/ Pferſich und Heidelbeer.
[Spaltenumbruch]

CLematis, Waldreben/ was vornehme Gaͤrten
ſind/ werden allein zweyerley geachtet/ als erſtlich
die mit der Purpurblauen/ und andere mit der
leibfarben dicken Bluͤhe/ die ſich wie eine Reben an die
Gelaͤnder und Luſthaͤuſer aufziehen; wiewol man in Er-
manglung dieſer auch die einfachen brauchet/ die vier
Blaͤtter haben wie ein Creutz/ und wachſen mit
den Zweigen heraus/ wie an dem Epheu/ und ſind allein
an dem einen Ende mit einem Schnitt oder zwey geſpal-
ten/ der Saame von der einfachen iſt ſcharff und bren-
nend/ wie auch die Wurtzen; der dicke erfordert guten
Grund/ und will des Winters an ſeinen ſchlancken Re-
ben mit Stroh eingemacht und verwahret werden.

Die andere Clematis, die man in den Gaͤrten pfle-
get zu hegen/ heiſſet die Ungeriſche mit groſſen blauen
Blumen; diß Gewaͤchs ſtehet aufrecht in dem Feld/ und
neiget allein ihre am Guͤbel ſtehende/ und in der Mitten
mit wollechtem braunlechtem Haar gefuͤllte Blumen ein
wenig abwaͤrts/ kommen allzeit etliche Goldgelbe vier-
eckichte Stengel aus einer Blumen/ bleibt uͤber Win-
ter im Land/ und treibet Auswaͤrts von neuem wieder
aus/ will einen guten Grund; das Kraut wird alle Herbſt
gantz abgeſchnitten.

Colutea, Linſenbaum/ die Franzoſen heiſſen es Ba-
guenaudier,
hat Blaͤtter wie die Sena, und bluͤhet gelb
ſchier wie die Geneſter/ aber ohne ſonderlichen Geruch/
darauf folgen runde aufgeblaſene erſtlich gruͤne/ darnach
rothbraͤunlichte Schotten/ die wann ſie gaͤhe zuſammen
[Spaltenumbruch] gedruckt ſind/ einen Knall von ſich geben/ darinnen
waͤchſt ein Saame/ wie die Linſen/ dieſe Blaſen blei-
ben das gantze Jahr am Strauch hangen/ biß wieder
andere wachſen; vom Saamen geſaͤet/ bekommt er in
den erſten dreyen Jahren mehr nicht/ als einen eintzigen
Stamm/ im vierdten ſeine Aeſte/ und wird folgendes
zu einem mittlern Baͤumlein; vor dreyen Jahren muß
die Brut mit keinem Meſſer beſchnitten werden/ ſonſt
verdirbet er/ hernach aber kan man ſeinen Gipffel beneh-
men/ ſo bluͤhet er gleich darauf in folgendem Jahr;
waͤchſt faſt in allen Gaͤrten/ die jungen Schoͤßlinge aber
muß man mit Stroh vor der Kaͤlte verwahren. Der
Saame purgirt den Menſchen mit Beſchwerung/ aber
die Schaaf werden von dieſem Gewaͤchſe gemaͤſtet/ da-
her ſie auch Schaaf-Linſen heiſſen.

Noch iſt eine Art/ Colutea Siliquoſa ſeu Scorpioi-
des major,
hat kleinere und dunckelgruͤnere Blaͤtter/
traͤgt ſeinen Saamen in krummen gelenckichten Schot-
ten/ die Bluͤhe davon riechet lieblich/ dieſe aber muß im
Winter beygeſetzt werden/ wird durch Zertheilung der
Stoͤcke/ auch vom Saamen/ vermehrt.

Beederley Arten/ wann ſie das dritte Jahr uͤber-
ſtehen/ koͤnnen hernach die Kaͤlte wol ausdauren/ und
herauſſen im Land bleiben/ vorher aber muß man ſie
einſetzen/ fordern guten Grund und fleiſſige Begieſ-
ſung.

Die Weichſel oder vielmehr Amarellen/ denen
ſie an der Farb und Geſchmack gleichen/ ohne daß die

Frucht
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[626[624]/0662] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens zu andern edlen Fruͤchten gewieſen/ und daſelbſt den Winter durch erhalten werden. Es verlanget eine fruchtbare/ leichte/ muͤrbe und feuchte Erden/ die muß ihm gegeben/ und das Waſſer ja nicht geſparet werden. Die Wartung der Zuckerrohr iſt dieſer Orten mehr neu als beſchwerlich/ daher ſich viel befleiſſen/ es in ihre Gaͤrten zu ziegeln. Es verglei- chet ſich dem gemeinen Rohr am Stamm und Blaͤt- tern/ auſſer daß es nicht ſo hoch aufwachſe; es wird durch die Wurtzen und Knollen vermehret/ und dieſes/ weil ſolches ſehr hart iſt/ und es etliche Zeit alſo ausdauret/ macht dieſe Sach deſto leichter/ daß man es von fernen kan herbringen laſſen/ wann es nur ſauber und wol ein- gemacht iſt; wann es nun ein Jahr in der Erden ge- ſtanden/ kan man ſolches durch die Beyſchoͤßling ver- mehren; wann es in dem Winter-Haus in der Erden ſte- het; dann wo man es nur in Kiſten erhaͤlt/ gibt dieſes der enge Platz nicht zu. Der Zucker waͤchſt inwendig in der Roͤhren/ und iſt gleichſam ihr Marck; dieſen nun einzuſammlen/ wer- den die Roͤhren um den halben September/ nahend an der Erden abgeſchnitten/ darnach zu vier Finger- oder einen halben Schuch langen Stucken zerhackt/ in einem Keſſel mit klaren Waſſer geſotten/ biß alle Subſtanz ſich heraus gezogen; das Waſſer wird hernach ſo lang eingeſotten/ biß es alles gantz und gar verduͤnſtet hat/ und der Zucker allein im Keſſel uͤbrig verbleibet. Oder man nimmt die Stuͤcke von den Roͤhren nur in den Mund/ und ſaugt den Zucker-Safft nach und nach heraus/ und dieſes Abſchneiden der Roͤhren nahend am Erdboden/ erleichtert die Erhaltung dieſes Gewaͤchſes. Und was noch an der Wurtzen bleibt/ mag man leicht- lich mit auf kleine Pfaͤler gelegten Decken verhuͤllen/ damit die Wurtzen bey boͤſem und kalten Gewitter/ Froſt oder Regen verſichert/ und von dem aufgetragenen Miſt erwaͤrmet/ die boͤſe Beſchaffenheit der Zeit nicht fuͤhlen oder empfinden koͤnne. Sind alſo (weil allein die Wur- tzen zu verwahren) beſſer und leichter durch den Win- ter zu bringen/ als die fremden Welſchen Baͤume/ da zugleich auf den Stamm als auf die Wurtzen Ob- acht zu nehmen. So bald nun die Kaͤlte vorbey/ wird das Gewaͤchs wieder entbloͤſet; da es dann wieder antreibt/ und waͤchſt nach ihrer natuͤrlichen Anmuth. Sie werden auch/ wann ſie hart bey der Wurtzen abgeſchnitten und eingelegt ſind/ wann man ſie vor des Winters Kaͤlte beſchirmet/ fortgepflantzt. Lobelius in Adverſariis ſa- get/ daß dieſe Wurtzen/ gedoͤrrt/ gemahlen und geſtoſ- ſen ein Mehl gebe/ daraus Brod gebacken wird/ nicht unangenehm/ und von etlichen Voͤlckern an Brodes ſtatt gebraucht wird. Nun folgen die Gewaͤchſe/ die den Winter uͤber herauſſen bleiben; als: Cap. XLV. Clematis, Colutea, gefůllte Kerſchen/ Pferſich und Heidelbeer. CLematis, Waldreben/ was vornehme Gaͤrten ſind/ werden allein zweyerley geachtet/ als erſtlich die mit der Purpurblauen/ und andere mit der leibfarben dicken Bluͤhe/ die ſich wie eine Reben an die Gelaͤnder und Luſthaͤuſer aufziehen; wiewol man in Er- manglung dieſer auch die einfachen brauchet/ die vier Blaͤtter haben wie ein Creutz/ und wachſen mit den Zweigen heraus/ wie an dem Epheu/ und ſind allein an dem einen Ende mit einem Schnitt oder zwey geſpal- ten/ der Saame von der einfachen iſt ſcharff und bren- nend/ wie auch die Wurtzen; der dicke erfordert guten Grund/ und will des Winters an ſeinen ſchlancken Re- ben mit Stroh eingemacht und verwahret werden. Die andere Clematis, die man in den Gaͤrten pfle- get zu hegen/ heiſſet die Ungeriſche mit groſſen blauen Blumen; diß Gewaͤchs ſtehet aufrecht in dem Feld/ und neiget allein ihre am Guͤbel ſtehende/ und in der Mitten mit wollechtem braunlechtem Haar gefuͤllte Blumen ein wenig abwaͤrts/ kommen allzeit etliche Goldgelbe vier- eckichte Stengel aus einer Blumen/ bleibt uͤber Win- ter im Land/ und treibet Auswaͤrts von neuem wieder aus/ will einen guten Grund; das Kraut wird alle Herbſt gantz abgeſchnitten. Colutea, Linſenbaum/ die Franzoſen heiſſen es Ba- guenaudier, hat Blaͤtter wie die Sena, und bluͤhet gelb ſchier wie die Geneſter/ aber ohne ſonderlichen Geruch/ darauf folgen runde aufgeblaſene erſtlich gruͤne/ darnach rothbraͤunlichte Schotten/ die wann ſie gaͤhe zuſammen gedruckt ſind/ einen Knall von ſich geben/ darinnen waͤchſt ein Saame/ wie die Linſen/ dieſe Blaſen blei- ben das gantze Jahr am Strauch hangen/ biß wieder andere wachſen; vom Saamen geſaͤet/ bekommt er in den erſten dreyen Jahren mehr nicht/ als einen eintzigen Stamm/ im vierdten ſeine Aeſte/ und wird folgendes zu einem mittlern Baͤumlein; vor dreyen Jahren muß die Brut mit keinem Meſſer beſchnitten werden/ ſonſt verdirbet er/ hernach aber kan man ſeinen Gipffel beneh- men/ ſo bluͤhet er gleich darauf in folgendem Jahr; waͤchſt faſt in allen Gaͤrten/ die jungen Schoͤßlinge aber muß man mit Stroh vor der Kaͤlte verwahren. Der Saame purgirt den Menſchen mit Beſchwerung/ aber die Schaaf werden von dieſem Gewaͤchſe gemaͤſtet/ da- her ſie auch Schaaf-Linſen heiſſen. Noch iſt eine Art/ Colutea Siliquoſa ſeu Scorpioi- des major, hat kleinere und dunckelgruͤnere Blaͤtter/ traͤgt ſeinen Saamen in krummen gelenckichten Schot- ten/ die Bluͤhe davon riechet lieblich/ dieſe aber muß im Winter beygeſetzt werden/ wird durch Zertheilung der Stoͤcke/ auch vom Saamen/ vermehrt. Beederley Arten/ wann ſie das dritte Jahr uͤber- ſtehen/ koͤnnen hernach die Kaͤlte wol ausdauren/ und herauſſen im Land bleiben/ vorher aber muß man ſie einſetzen/ fordern guten Grund und fleiſſige Begieſ- ſung. Die Weichſel oder vielmehr Amarellen/ denen ſie an der Farb und Geſchmack gleichen/ ohne daß die Frucht

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 626[624]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/662>, abgerufen am 20.11.2024.