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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

D. Jonston bezeuget/ daß auch in unsern Ländern
der Tamarindenbaum wachse/ und wann man einen
Kern in die Erden legt/ wachse innerhalb Jahres Frist
ein Bäumlein 5 Schuhe hoch; es soll auch D. Bauhinus
einen in seinem Garten gehabt haben/ dergleichen auch
Camerarius schreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan-
gen/ bleiben aber schwerlich auf das andere Jahr/ und
verderben den Winter durch.

Terpentinbaum/ Terebinthus, ist ein Baum/
der vorhin allein in den Morgenländern gewachsen/ nun-
mehr aber in diesen Europaeischen Ländern auch bekannt
ist/ hat Blätter wie der Eschenbaum/ doch etwas kür-
tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden fast dem
Mastixbaum/ die Blume ist klein und Röselichtweiß/
Traubenweis beysammen/ auf welchen die Blätter
und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas grösser/
denn die Wacholdern/ einer röthlichten Farbe und
hartzig sind; bekommt neben solchen Beerlein auch etli-
che rothe Hörnlein/ in welchen eine weisse Feuchtigkeit
neben etlichen geflügelten Mucken ist/ wie in den Rüst-
bäumen. Die Vermehrung geschicht durch die Spalt-
Töpfe.

Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam-
men/ Durantes schreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/
und sonderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge-
bäuen gefunden/ weil er an steinichten und warmen Or-
ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus Ost-
Jndien kommende Saamen angebauet/ der ist blau-
licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er
herfür keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und
scheinet verdorrt/ muß eingesetzt werden; will einen mit
Sand und alter Roßdung vermischten Grund/ und gu-
ten Sonnenschein; wann man an seine Nebenschoß/ die
er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur-
tzen. Von des Terpentins Tugenden besehet die Artz-
ney-Bücher.

Pistacia oder Welsche Pimpernüßlein/ sind dem
Terebinthen-Baum fast ähnlich/ die Frucht hat fast ei-
nen Geschmack wie die Zirbelnüßlein/ hangen am äussern
Theil der Aeste wie Trauben schön anzusehen/ auswen-
dig haben sie eine wie nach Gewürtz riechende Schale/
unter diese ist ein weisser harter Nußstein/ darinn ligt ein
länglichter Kern mit einem rothen Häutlein bedeckt;
das Marck im Kern ist grün/ feist und ölicht; die Blu-
men sind röthlicher Farbe/ sie werden meistens von
Damasco und Alexandria nach Venedig gebracht/
weiß nicht/ ob sie in diesen Landen solten gedeyen/ müste
nur in Winter-Häusern/ wie man mit andern raren
Früchten thut/ geschehen.

Weil sie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/
und solche wie Maison Rustique lib. 2. c. 56. fol. 286.
bezeuget/ durch Herrn Cardinal von Bellay, und seinen
Herrn Brudern Renatum von Bellay, Bischoffen zu
Mans ins Franckreich gebracht/ samt der Art und War-
tung/ wie damit umzugehen/ warum könnte es auch nicht
an unserer gegen Osten und Mittag ligender Gegend/
ebenmässig versucht werden/ wie sie auch vorher/ nach
Plinii Bericht von Vitellio aus Syria in Welschland/
und vom Flacco Pompejo einem Römischen Ritter in
Hispanien ist gebracht und bekannt worden/ und wieviel
vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und seltzame
Gewächse sind nicht itzund Jnwohner und Burger un-
sers Teutschen Landes worden? und ob wol sie dieser
[Spaltenumbruch] Orten nicht möchten Frucht bringen/ sind doch die
Bäume/ Blühe und Blätter als eine Rarität hoch zu-
halten.

Man säet die Kern im April/ sind aber zweyerley
Geschlecht/ Männlein und Weiblein; man soll aber
beederley Geschlecht beysammen/ oder doch nicht weit
voneinander/ und das Männlein allzeit gegen Nider-
gang der Sonnen richten/ so tragen sie lieber und mehr
Frucht/ wollen guten Grund.

Jn gedachter Maison Rustique wird auch eine selt-
same Art erzehlt/ wie sie zu pflantzen/ dahin ich den
günstigen Leser will gewiesen haben/ weil dieses allein
Discursweise hier eingebracht worden/ und keine sonder-
bare Reflection darauf zu machen.

Jtziger Zeit werden sie in Holland schon in vorneh-
men Gärten gewiesen/ müssen aber in Geschirr gesetzt/
und im Winter eingesetzt werden/ blühet selten/ und ist
keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und
Fortpflantzung beschreibt der Holländische Königliche
Gärtner fol. 72. dahin ich den Leser will gewiesen ha-
ben.

D. Rauwolff in seiner Orientalischen Reise fol. 72.
schreibt/ daß die Moren zu Halepo im Früling die jun-
gen Schößling von diesem Baum ehe sie Blätter be-
kommen/ mit hauffen abbrechen/ und solche zu Sala-
ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten.

Sie stärcken den Magen und geben ziemliche Nah-
rung; bekräfftigen die Natur; sind den Phlegmati-
schen gesund/ indem sie zähen Schleim dünn machen
und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil-
len/ und erwecken Lust zum Essen; sind daher magern
abgezehrten Leuten gesund/ nach langwührig ausgestan-
denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen.

Dieser Eigenschafft sind auch die Zirbelnüssel/ La-
teinisch Nuces pineae, aber gantz einer andern Form/
haben ein Laub und Zapffen wie der Fören- und Küffern-
baum/ bringen aber in den Zapffen einen süssen/ weissen
und länglichten Kern/ sie wachsen in Jtalien und an-
dern Orten/ und werden häuffig in unsere Länder ge-
führt und verkaufft; sie sind temperirter warmer Na-
tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ sollen sie den
Hustenden und Schwindsüchtigen/ getruncken/ sehr wol
anschlagen/ sie reinigen die Brust/ befördern das Aus-
werffen/ geben gute Nahrung/ stärcken und erwärmen
die Natur; das Oel davon soll gut seyn für den halben
Schlag/ wann man die Glieder damit (nach Averrhois
Rath) einsalbet.

Die Frucht ist dem Haubt gesund/ für Keuchen
und Blutspeyen/ führen die Artzney zur Brust/ zum har-
ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den
Gries/ werden beede Pistacien und Pignole in Zucker
eingemacht/ und auch roher und geschehlter zu allerhand
köstlichen Speisen anmuthig gebraucht.

Zuckerrohr/ hab ich/ meistentheils aus dem Herrn
de Serres entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem
edlen und curiosen Liebhaber der Gärtnerey nichts ab-
gienge/ was zu dieser Wissenschafft gehörig und dienlich
ist. Dieses Gewächs ist erstlich aus den Jnsulen Ca-
naria
und Madera in Franckreich/ sonderlich in die
Landschafft Provence kommen/ und weil selbige Gegen-
den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter
gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Häuser

zu an-
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]

D. Jonſton bezeuget/ daß auch in unſern Laͤndern
der Tamarindenbaum wachſe/ und wann man einen
Kern in die Erden legt/ wachſe innerhalb Jahres Friſt
ein Baͤumlein 5 Schuhe hoch; es ſoll auch D. Bauhinus
einen in ſeinem Garten gehabt haben/ dergleichen auch
Camerarius ſchreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan-
gen/ bleiben aber ſchwerlich auf das andere Jahr/ und
verderben den Winter durch.

Terpentinbaum/ Terebinthus, iſt ein Baum/
der vorhin allein in den Morgenlaͤndern gewachſen/ nun-
mehr aber in dieſen Europæiſchen Laͤndern auch bekannt
iſt/ hat Blaͤtter wie der Eſchenbaum/ doch etwas kuͤr-
tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden faſt dem
Maſtixbaum/ die Blume iſt klein und Roͤſelichtweiß/
Traubenweis beyſammen/ auf welchen die Blaͤtter
und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas groͤſſer/
denn die Wacholdern/ einer roͤthlichten Farbe und
hartzig ſind; bekommt neben ſolchen Beerlein auch etli-
che rothe Hoͤrnlein/ in welchen eine weiſſe Feuchtigkeit
neben etlichen gefluͤgelten Mucken iſt/ wie in den Ruͤſt-
baͤumen. Die Vermehrung geſchicht durch die Spalt-
Toͤpfe.

Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam-
men/ Durantes ſchreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/
und ſonderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge-
baͤuen gefunden/ weil er an ſteinichten und warmen Or-
ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus Oſt-
Jndien kommende Saamen angebauet/ der iſt blau-
licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er
herfuͤr keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und
ſcheinet verdorrt/ muß eingeſetzt werden; will einen mit
Sand und alter Roßdung vermiſchten Grund/ und gu-
ten Sonnenſchein; wann man an ſeine Nebenſchoß/ die
er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur-
tzen. Von des Terpentins Tugenden beſehet die Artz-
ney-Buͤcher.

Piſtacia oder Welſche Pimpernuͤßlein/ ſind dem
Terebinthen-Baum faſt aͤhnlich/ die Frucht hat faſt ei-
nen Geſchmack wie die Zirbelnuͤßlein/ hangen am aͤuſſern
Theil der Aeſte wie Trauben ſchoͤn anzuſehen/ auswen-
dig haben ſie eine wie nach Gewuͤrtz riechende Schale/
unter dieſe iſt ein weiſſer harter Nußſtein/ darinn ligt ein
laͤnglichter Kern mit einem rothen Haͤutlein bedeckt;
das Marck im Kern iſt gruͤn/ feiſt und oͤlicht; die Blu-
men ſind roͤthlicher Farbe/ ſie werden meiſtens von
Damaſco und Alexandria nach Venedig gebracht/
weiß nicht/ ob ſie in dieſen Landen ſolten gedeyen/ muͤſte
nur in Winter-Haͤuſern/ wie man mit andern raren
Fruͤchten thut/ geſchehen.

Weil ſie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/
und ſolche wie Maiſon Ruſtique lib. 2. c. 56. fol. 286.
bezeuget/ durch Herrn Cardinal von Bellay, und ſeinen
Herrn Brudern Renatum von Bellay, Biſchoffen zu
Mans ins Franckreich gebracht/ ſamt der Art und War-
tung/ wie damit umzugehen/ warum koͤnnte es auch nicht
an unſerer gegen Oſten und Mittag ligender Gegend/
ebenmaͤſſig verſucht werden/ wie ſie auch vorher/ nach
Plinii Bericht von Vitellio aus Syriâ in Welſchland/
und vom Flacco Pompejo einem Roͤmiſchen Ritter in
Hiſpanien iſt gebracht und bekannt worden/ und wieviel
vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und ſeltzame
Gewaͤchſe ſind nicht itzund Jnwohner und Burger un-
ſers Teutſchen Landes worden? und ob wol ſie dieſer
[Spaltenumbruch] Orten nicht moͤchten Frucht bringen/ ſind doch die
Baͤume/ Bluͤhe und Blaͤtter als eine Raritaͤt hoch zu-
halten.

Man ſaͤet die Kern im April/ ſind aber zweyerley
Geſchlecht/ Maͤnnlein und Weiblein; man ſoll aber
beederley Geſchlecht beyſammen/ oder doch nicht weit
voneinander/ und das Maͤnnlein allzeit gegen Nider-
gang der Sonnen richten/ ſo tragen ſie lieber und mehr
Frucht/ wollen guten Grund.

Jn gedachter Maiſon Ruſtique wird auch eine ſelt-
ſame Art erzehlt/ wie ſie zu pflantzen/ dahin ich den
guͤnſtigen Leſer will gewieſen haben/ weil dieſes allein
Diſcursweiſe hier eingebracht worden/ und keine ſonder-
bare Reflection darauf zu machen.

Jtziger Zeit werden ſie in Holland ſchon in vorneh-
men Gaͤrten gewieſen/ muͤſſen aber in Geſchirr geſetzt/
und im Winter eingeſetzt werden/ bluͤhet ſelten/ und iſt
keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und
Fortpflantzung beſchreibt der Hollaͤndiſche Koͤnigliche
Gaͤrtner fol. 72. dahin ich den Leſer will gewieſen ha-
ben.

D. Rauwolff in ſeiner Orientaliſchen Reiſe fol. 72.
ſchreibt/ daß die Moren zu Halepo im Fruͤling die jun-
gen Schoͤßling von dieſem Baum ehe ſie Blaͤtter be-
kommen/ mit hauffen abbrechen/ und ſolche zu Sala-
ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten.

Sie ſtaͤrcken den Magen und geben ziemliche Nah-
rung; bekraͤfftigen die Natur; ſind den Phlegmati-
ſchen geſund/ indem ſie zaͤhen Schleim duͤnn machen
und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil-
len/ und erwecken Luſt zum Eſſen; ſind daher magern
abgezehrten Leuten geſund/ nach langwuͤhrig ausgeſtan-
denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen.

Dieſer Eigenſchafft ſind auch die Zirbelnuͤſſel/ La-
teiniſch Nuces pineæ, aber gantz einer andern Form/
haben ein Laub und Zapffen wie der Foͤren- und Kuͤffern-
baum/ bringen aber in den Zapffen einen ſuͤſſen/ weiſſen
und laͤnglichten Kern/ ſie wachſen in Jtalien und an-
dern Orten/ und werden haͤuffig in unſere Laͤnder ge-
fuͤhrt und verkaufft; ſie ſind temperirter warmer Na-
tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ ſollen ſie den
Huſtenden und Schwindſuͤchtigen/ getruncken/ ſehr wol
anſchlagen/ ſie reinigen die Bruſt/ befoͤrdern das Aus-
werffen/ geben gute Nahrung/ ſtaͤrcken und erwaͤrmen
die Natur; das Oel davon ſoll gut ſeyn fuͤr den halben
Schlag/ wann man die Glieder damit (nach Averrhois
Rath) einſalbet.

Die Frucht iſt dem Haubt geſund/ fuͤr Keuchen
und Blutſpeyen/ fuͤhren die Artzney zur Bruſt/ zum har-
ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den
Gries/ werden beede Piſtacien und Pignole in Zucker
eingemacht/ und auch roher und geſchehlter zu allerhand
koͤſtlichen Speiſen anmuthig gebraucht.

Zuckerrohr/ hab ich/ meiſtentheils aus dem Herrn
de Serres entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem
edlen und curioſen Liebhaber der Gaͤrtnerey nichts ab-
gienge/ was zu dieſer Wiſſenſchafft gehoͤrig und dienlich
iſt. Dieſes Gewaͤchs iſt erſtlich aus den Jnſulen Ca-
naria
und Madera in Franckreich/ ſonderlich in die
Landſchafft Provence kommen/ und weil ſelbige Gegen-
den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter
gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Haͤuſer

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[625[623]/0661] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. D. Jonſton bezeuget/ daß auch in unſern Laͤndern der Tamarindenbaum wachſe/ und wann man einen Kern in die Erden legt/ wachſe innerhalb Jahres Friſt ein Baͤumlein 5 Schuhe hoch; es ſoll auch D. Bauhinus einen in ſeinem Garten gehabt haben/ dergleichen auch Camerarius ſchreibet/ daß er zu Heidelberg aufgegan- gen/ bleiben aber ſchwerlich auf das andere Jahr/ und verderben den Winter durch. Terpentinbaum/ Terebinthus, iſt ein Baum/ der vorhin allein in den Morgenlaͤndern gewachſen/ nun- mehr aber in dieſen Europæiſchen Laͤndern auch bekannt iſt/ hat Blaͤtter wie der Eſchenbaum/ doch etwas kuͤr- tzer und dicker/ gleicht am Holtz und Rinden faſt dem Maſtixbaum/ die Blume iſt klein und Roͤſelichtweiß/ Traubenweis beyſammen/ auf welchen die Blaͤtter und folgends die Beerlein folgen/ welche etwas groͤſſer/ denn die Wacholdern/ einer roͤthlichten Farbe und hartzig ſind; bekommt neben ſolchen Beerlein auch etli- che rothe Hoͤrnlein/ in welchen eine weiſſe Feuchtigkeit neben etlichen gefluͤgelten Mucken iſt/ wie in den Ruͤſt- baͤumen. Die Vermehrung geſchicht durch die Spalt- Toͤpfe. Der rechte Terpentin aber treufft aus dem Stam- men/ Durantes ſchreibt/ er werde nunmehr in Jtalien/ und ſonderlich zu Rom/ in den zerfallenen alten Ge- baͤuen gefunden/ weil er an ſteinichten und warmen Or- ten gern aufkommt. Jn Niderland wird der aus Oſt- Jndien kommende Saamen angebauet/ der iſt blau- licht/ und ligt ein gantzes Jahr unter der Erden/ ehe er herfuͤr keimet/ im Winter wirfft er das Laub ab/ und ſcheinet verdorrt/ muß eingeſetzt werden; will einen mit Sand und alter Roßdung vermiſchten Grund/ und gu- ten Sonnenſchein; wann man an ſeine Nebenſchoß/ die er unten austreibt/ gute Erden legt/ gewinnet er Wur- tzen. Von des Terpentins Tugenden beſehet die Artz- ney-Buͤcher. Piſtacia oder Welſche Pimpernuͤßlein/ ſind dem Terebinthen-Baum faſt aͤhnlich/ die Frucht hat faſt ei- nen Geſchmack wie die Zirbelnuͤßlein/ hangen am aͤuſſern Theil der Aeſte wie Trauben ſchoͤn anzuſehen/ auswen- dig haben ſie eine wie nach Gewuͤrtz riechende Schale/ unter dieſe iſt ein weiſſer harter Nußſtein/ darinn ligt ein laͤnglichter Kern mit einem rothen Haͤutlein bedeckt; das Marck im Kern iſt gruͤn/ feiſt und oͤlicht; die Blu- men ſind roͤthlicher Farbe/ ſie werden meiſtens von Damaſco und Alexandria nach Venedig gebracht/ weiß nicht/ ob ſie in dieſen Landen ſolten gedeyen/ muͤſte nur in Winter-Haͤuſern/ wie man mit andern raren Fruͤchten thut/ geſchehen. Weil ſie aber jetzt auch in Franckreich zu finden/ und ſolche wie Maiſon Ruſtique lib. 2. c. 56. fol. 286. bezeuget/ durch Herrn Cardinal von Bellay, und ſeinen Herrn Brudern Renatum von Bellay, Biſchoffen zu Mans ins Franckreich gebracht/ ſamt der Art und War- tung/ wie damit umzugehen/ warum koͤnnte es auch nicht an unſerer gegen Oſten und Mittag ligender Gegend/ ebenmaͤſſig verſucht werden/ wie ſie auch vorher/ nach Plinii Bericht von Vitellio aus Syriâ in Welſchland/ und vom Flacco Pompejo einem Roͤmiſchen Ritter in Hiſpanien iſt gebracht und bekannt worden/ und wieviel vor 3 oder mehr 100 Jahren unbekannte und ſeltzame Gewaͤchſe ſind nicht itzund Jnwohner und Burger un- ſers Teutſchen Landes worden? und ob wol ſie dieſer Orten nicht moͤchten Frucht bringen/ ſind doch die Baͤume/ Bluͤhe und Blaͤtter als eine Raritaͤt hoch zu- halten. Man ſaͤet die Kern im April/ ſind aber zweyerley Geſchlecht/ Maͤnnlein und Weiblein; man ſoll aber beederley Geſchlecht beyſammen/ oder doch nicht weit voneinander/ und das Maͤnnlein allzeit gegen Nider- gang der Sonnen richten/ ſo tragen ſie lieber und mehr Frucht/ wollen guten Grund. Jn gedachter Maiſon Ruſtique wird auch eine ſelt- ſame Art erzehlt/ wie ſie zu pflantzen/ dahin ich den guͤnſtigen Leſer will gewieſen haben/ weil dieſes allein Diſcursweiſe hier eingebracht worden/ und keine ſonder- bare Reflection darauf zu machen. Jtziger Zeit werden ſie in Holland ſchon in vorneh- men Gaͤrten gewieſen/ muͤſſen aber in Geſchirr geſetzt/ und im Winter eingeſetzt werden/ bluͤhet ſelten/ und iſt keine Frucht von ihm zu hoffen. Seine Wartung und Fortpflantzung beſchreibt der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner fol. 72. dahin ich den Leſer will gewieſen ha- ben. D. Rauwolff in ſeiner Orientaliſchen Reiſe fol. 72. ſchreibt/ daß die Moren zu Halepo im Fruͤling die jun- gen Schoͤßling von dieſem Baum ehe ſie Blaͤtter be- kommen/ mit hauffen abbrechen/ und ſolche zu Sala- ten/ wie bey uns die Spargeln bereiten. Sie ſtaͤrcken den Magen und geben ziemliche Nah- rung; bekraͤfftigen die Natur; ſind den Phlegmati- ſchen geſund/ indem ſie zaͤhen Schleim duͤnn machen und zertheilen/ reinigen die Lung/ benehmen den Unwil- len/ und erwecken Luſt zum Eſſen; ſind daher magern abgezehrten Leuten geſund/ nach langwuͤhrig ausgeſtan- denen Kranckheiten/ machen wieder zunehmen. Dieſer Eigenſchafft ſind auch die Zirbelnuͤſſel/ La- teiniſch Nuces pineæ, aber gantz einer andern Form/ haben ein Laub und Zapffen wie der Foͤren- und Kuͤffern- baum/ bringen aber in den Zapffen einen ſuͤſſen/ weiſſen und laͤnglichten Kern/ ſie wachſen in Jtalien und an- dern Orten/ und werden haͤuffig in unſere Laͤnder ge- fuͤhrt und verkaufft; ſie ſind temperirter warmer Na- tur/ und etwas feucht/ in Wein gekocht/ ſollen ſie den Huſtenden und Schwindſuͤchtigen/ getruncken/ ſehr wol anſchlagen/ ſie reinigen die Bruſt/ befoͤrdern das Aus- werffen/ geben gute Nahrung/ ſtaͤrcken und erwaͤrmen die Natur; das Oel davon ſoll gut ſeyn fuͤr den halben Schlag/ wann man die Glieder damit (nach Averrhois Rath) einſalbet. Die Frucht iſt dem Haubt geſund/ fuͤr Keuchen und Blutſpeyen/ fuͤhren die Artzney zur Bruſt/ zum har- ten Miltz/ Nieren und hitzigen Leber/ vertreiben den Gries/ werden beede Piſtacien und Pignole in Zucker eingemacht/ und auch roher und geſchehlter zu allerhand koͤſtlichen Speiſen anmuthig gebraucht. Zuckerrohr/ hab ich/ meiſtentheils aus dem Herrn de Serres entlehnet/ hieher bringen wollen/ damit dem edlen und curioſen Liebhaber der Gaͤrtnerey nichts ab- gienge/ was zu dieſer Wiſſenſchafft gehoͤrig und dienlich iſt. Dieſes Gewaͤchs iſt erſtlich aus den Jnſulen Ca- naria und Madera in Franckreich/ ſonderlich in die Landſchafft Provence kommen/ und weil ſelbige Gegen- den warm/ und unter einem wolgewogenen Gewitter gelegen/ als muß es auch bey uns in die Winter-Haͤuſer zu an-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 625[623]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/661>, abgerufen am 24.11.2024.