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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Majo und Junio, darauf folgen gerade übersich stehende
Schoten/ inwendig voller Wolle/ die endlich/ wann sich
die Schoten eröffnen/ herfür blicket. Seine Blätter
bleiben stets grün/ wird durch die Beysätze und abge-
brochene Zweiglein fortgepflantzet/ im Winter muß man
ihn einsetzen.

Tanara schreibt/ wann man den weissen Oleander
auf den rothen peltzet oder äugelt/ so gebe es ein schö-
nes und zierliches Ansehen.

Jst trocken im andern/ und hitzig im Anfang des drit-
ten Grads. Blätter und Blumen sind vielen Thieren/
als Schafen/ Geissen/ Hunden/ Eseln und dergleichen/
ein Gifft. Wiewol Dioscorides meynet/ es seye dem
Menschen wider alles Gifft der Schlangen/ mit Wein
getruncken. Ausserhalb stöst man diese Blätter/ lässt
sie drey Tage mit ein wenig weisser Nießwurtz in
Schweinskoth einweichen/ folgends ein wenig sieden
und durchseihen/ und mit ein wenig Wachs zu einer
Salben machen/ hernach mit etwas wolriechenden/ als
Negeln/ Styrax, Benzoin, Spica oder Pomerantzen-
Wasser vermischen/ und den Aussatz/ Grind und alle
andere Gebrechen der Haut schmieren/ so heilet es ab;
oder man kans mit seinem Decocto waschen/ oder mit
Rosen-Oel/ in welchem diese gestossne Blätter gesotten
worden/ salben. Wann man mit diesem Kraut der
Fledermäuse Löcher zustopffet/ so müssen sie alle ster-
ben.

Tabernaemontanus gedenckt auch eines Gewäch-
ses/ das er Alprosen und Chamaerhododendron nen-
net/ so um Verona auf den Bergen wächst/ ein feistes
Gewächse/ lieblichen Geruchs/ wachse 3 oder 4 Schuhe
hoch; die Blätter seyen röthlich/ steiff und dick wie am
Buchsbaum/ aber länglichter/ bleiben auch den Winter
durch grün; im Junio und Julio bekommen sie schöne/
liebliche und liechtrothe oder purpurrothe Blumen/ wel-
che klein und häuffig beysammen gesetzt seynd/ nach wel-
chen bundte Beerlein folgen/ wie an den Spargen. Da-
selbst setzt er auch noch zwo andere Arten/ dahin ich den
Leser will gewiesen haben.

Oliven-Baum/ Olea domestica, die Alten haben
dessen zehnerley Arten beschrieben; in die Gärten bey
uns wird er allein aus Fürwitz gebracht/ weil er keine
Frucht bringet/ wächset gern bey dem Feigenbaum/ und
ist eine sonderliche Sympathie zwischen ihnen. Die
Ziegen sind ihre grösten Feinde/ von deren Benagung sie
gemeiniglich verderben; die Blätter sind länglicht
schmal/ und auf der einen Seiten weißlicht wie die
Weidenblätter/ doch dicker und feister/ blühen im Junio
und Julio/ die Blühe ist weiß und schier dem Holder
gleich/ aber kleiner und länglichter/ wächset gern auf
den Bergen und sandichten Orten/ sind temperirter Ei-
genschafft.

Die eingemachten Oliven wiederbringen den ver-
lohrnen Appetit/ stärcken den Magen/ und halten alle
Bauchflüsse zurücke. Wie man die Oliven einmachen
solle/ suche in Cesare Durantes. Wie ihnen aber zu
warten/ und wie allenthalben damit umzugehen/ besihe
Herrn de Serres in seinem Theatre d' Agriculture
chap. 26.
da er alles nach der Länge/ und ausführlich
beschreibt.

Sonst ist noch ein wilder Oelbaum/ Olea Bohe-
mica
genannt/ mit weichen Weidenblättern/ un-
ten mit einer weissen Wolle bezogen/ der bleibt den
[Spaltenumbruch] Winter über in den Gärten stehen/ weil er die Kälte
wol dauren kan/ ist mittelmässiger Grösse/ dessen Aeste
sich sehr ausbreiten/ hat eine glatte Aschenfärbige oder
weißgläntzende Rinden/ bey den Seiten der Blätter
kommen im Majo silberfarbe wolriechende Blumen her-
für/ darauf im Herbst länglichte weisse Beer/ inwendig
mit einem gestreifften Stein/ wie kleine Oliven in war-
men Ländern erfolgen/ bey uns aber bleibt die Frucht
unvollkommen; möchte aber etwan besser seyn/ wann
man sie beysetzte. Die Vermehrung geschiehet durch
Wurtzel-Brut/ und abgebrochene Zweige.

Offternennter P. Ferrarius sagt noch von einem
fremden wilden Oliven-Baum/ der wegen seines liebli-
chen Geruchs von etlichen Paradis-Baum genennt
wird/ hat eine dunckelrothe Rinden am Stamme/ die
Aeste aber/ die stachlicht/ haben eine liechtere Farbe; die
Blätter fallen im Herbst ab/ und kommen im Früling
wieder/ sind weißblaulich/ schmal/ länglicht/ weich und
wollicht/ wie der gemeine Felber; im Majo kommen o-
ben an den Aesten bißweilen zertheilte/ bißweilen zusamm-
gesetzte grüngelbe Blumen herfür/ wie die Spanischen
Jachzincken/ geben von weiten einen Gewürtz-Geruch
von sich/ will guten feuchten Grunde und Sonnenschein/
kan wie der Felber von eingesenckten Zweigen vermehrt
und fortgebracht werden.

Opuntia, Jndianische Feigen/ ist grosser und klei-
ner Art/ bedarff keiner sonderlichen Beschreibung/ weil
er in denen vornehmen Gärten wol bekannt ist/ treibt
immer ein dickes Blat aus dem andern/ und wann man
ein Blat oben abbricht und über die Helffte in ein gu-
tes Erdreich einsetzet/ so wächst er bald fort/ und treibt
wieder andere Blätter. Das Grundblat wird endlich/
wann es alt wird/ holtzig/ sind mit kleinen spitzigen
Stacheln bewaffnet/ die auf besondern aufschwellen-
den Knöpflein stehen.

Die Frucht vergleichet sich fast den Feigen/ ist in-
wendig Blutroth und einer gailen Süsse; wer davon
isset/ dem wird der Urin davon Blutroth. Mit dem
Giessen muß man ihm nicht zu viel thun; Jm Winter
werden sie in den warmen Stuben gehalten/ doch daß sie
etwas Lufft haben; was faulen will/ mag man ohne
Schaden wegschneiden/ biß auf das Lebendige/ und be-
streuet den Schaden hernach mit Kreiden/ oder Aschen/
so wirds wieder heilen und wachsen; sie wird also fort-
gepflantzt/ gegen Pfingsten nimmt man ein Blat davon/
lässet es ohngefehr vier Wochen ligen/ biß es etwas
welck wird/ und setzets hernach im wachsenden Monden/
biß auf die Helffte tieff/ in ein Gefässe/ voll mit Erd-
reich von alten kurtzen Mist/ vermoderten Holtz und
Sägspänen zugerichtet/ und mit etwas Sand vermischt/
so wurtzelt es leicht und treibt mehr Blätter.

Zur Lust kan man in die jungen Blätter Namen o-
der Figuren subtil einritzen/ so wachsen sie mit den Blät-
tern/ verwimmern und werden scheinbar/ auch bringt
man kleine Spiegel in die Blätter/ durch eindrucken
oder einschneiden/ welches verwächset/ und hernach art-
lich aussihet.

Die kleine Opuntia aber blühet und trägt in diesen
Landen/ welches die grössere gar selten zu thun pflegt;
die Blühe ist Schwefelgelb/ und thut sich mit vielen
spitzigen Blätlein wie ein Crönlein gegen der Sonnen
auf. Die Frucht ist (wie oben gemeldet) braunröthig

und

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Majo und Junio, darauf folgen gerade uͤberſich ſtehende
Schoten/ inwendig voller Wolle/ die endlich/ wann ſich
die Schoten eroͤffnen/ herfuͤr blicket. Seine Blaͤtter
bleiben ſtets gruͤn/ wird durch die Beyſaͤtze und abge-
brochene Zweiglein fortgepflantzet/ im Winter muß man
ihn einſetzen.

Tanara ſchreibt/ wann man den weiſſen Oleander
auf den rothen peltzet oder aͤugelt/ ſo gebe es ein ſchoͤ-
nes und zierliches Anſehen.

Jſt trocken im andern/ und hitzig im Anfang des drit-
ten Grads. Blaͤtter und Blumen ſind vielen Thieren/
als Schafen/ Geiſſen/ Hunden/ Eſeln und dergleichen/
ein Gifft. Wiewol Dioſcorides meynet/ es ſeye dem
Menſchen wider alles Gifft der Schlangen/ mit Wein
getruncken. Auſſerhalb ſtoͤſt man dieſe Blaͤtter/ laͤſſt
ſie drey Tage mit ein wenig weiſſer Nießwurtz in
Schweinskoth einweichen/ folgends ein wenig ſieden
und durchſeihen/ und mit ein wenig Wachs zu einer
Salben machen/ hernach mit etwas wolriechenden/ als
Negeln/ Styrax, Benzoin, Spica oder Pomerantzen-
Waſſer vermiſchen/ und den Ausſatz/ Grind und alle
andere Gebrechen der Haut ſchmieren/ ſo heilet es ab;
oder man kans mit ſeinem Decocto waſchen/ oder mit
Roſen-Oel/ in welchem dieſe geſtoſſne Blaͤtter geſotten
worden/ ſalben. Wann man mit dieſem Kraut der
Fledermaͤuſe Loͤcher zuſtopffet/ ſo muͤſſen ſie alle ſter-
ben.

Tabernæmontanus gedenckt auch eines Gewaͤch-
ſes/ das er Alproſen und Chamærhododendron nen-
net/ ſo um Verona auf den Bergen waͤchſt/ ein feiſtes
Gewaͤchſe/ lieblichen Geruchs/ wachſe 3 oder 4 Schuhe
hoch; die Blaͤtter ſeyen roͤthlich/ ſteiff und dick wie am
Buchsbaum/ aber laͤnglichter/ bleiben auch den Winter
durch gruͤn; im Junio und Julio bekommen ſie ſchoͤne/
liebliche und liechtrothe oder purpurrothe Blumen/ wel-
che klein und haͤuffig beyſammen geſetzt ſeynd/ nach wel-
chen bundte Beerlein folgen/ wie an den Spargen. Da-
ſelbſt ſetzt er auch noch zwo andere Arten/ dahin ich den
Leſer will gewieſen haben.

Oliven-Baum/ Olea domeſtica, die Alten haben
deſſen zehnerley Arten beſchrieben; in die Gaͤrten bey
uns wird er allein aus Fuͤrwitz gebracht/ weil er keine
Frucht bringet/ waͤchſet gern bey dem Feigenbaum/ und
iſt eine ſonderliche Sympathie zwiſchen ihnen. Die
Ziegen ſind ihre groͤſten Feinde/ von deren Benagung ſie
gemeiniglich verderben; die Blaͤtter ſind laͤnglicht
ſchmal/ und auf der einen Seiten weißlicht wie die
Weidenblaͤtter/ doch dicker und feiſter/ bluͤhen im Junio
und Julio/ die Bluͤhe iſt weiß und ſchier dem Holder
gleich/ aber kleiner und laͤnglichter/ waͤchſet gern auf
den Bergen und ſandichten Orten/ ſind temperirter Ei-
genſchafft.

Die eingemachten Oliven wiederbringen den ver-
lohrnen Appetit/ ſtaͤrcken den Magen/ und halten alle
Bauchfluͤſſe zuruͤcke. Wie man die Oliven einmachen
ſolle/ ſuche in Ceſare Durantes. Wie ihnen aber zu
warten/ und wie allenthalben damit umzugehen/ beſihe
Herrn de Serres in ſeinem Theatre d’ Agriculture
chap. 26.
da er alles nach der Laͤnge/ und ausfuͤhrlich
beſchreibt.

Sonſt iſt noch ein wilder Oelbaum/ Olea Bohe-
mica
genannt/ mit weichen Weidenblaͤttern/ un-
ten mit einer weiſſen Wolle bezogen/ der bleibt den
[Spaltenumbruch] Winter uͤber in den Gaͤrten ſtehen/ weil er die Kaͤlte
wol dauren kan/ iſt mittelmaͤſſiger Groͤſſe/ deſſen Aeſte
ſich ſehr ausbreiten/ hat eine glatte Aſchenfaͤrbige oder
weißglaͤntzende Rinden/ bey den Seiten der Blaͤtter
kommen im Majo ſilberfarbe wolriechende Blumen her-
fuͤr/ darauf im Herbſt laͤnglichte weiſſe Beer/ inwendig
mit einem geſtreifften Stein/ wie kleine Oliven in war-
men Laͤndern erfolgen/ bey uns aber bleibt die Frucht
unvollkommen; moͤchte aber etwan beſſer ſeyn/ wann
man ſie beyſetzte. Die Vermehrung geſchiehet durch
Wurtzel-Brut/ und abgebrochene Zweige.

Offternennter P. Ferrarius ſagt noch von einem
fremden wilden Oliven-Baum/ der wegen ſeines liebli-
chen Geruchs von etlichen Paradis-Baum genennt
wird/ hat eine dunckelrothe Rinden am Stamme/ die
Aeſte aber/ die ſtachlicht/ haben eine liechtere Farbe; die
Blaͤtter fallen im Herbſt ab/ und kommen im Fruͤling
wieder/ ſind weißblaulich/ ſchmal/ laͤnglicht/ weich und
wollicht/ wie der gemeine Felber; im Majo kommen o-
ben an den Aeſten bißweilen zertheilte/ bißweilen zuſamm-
geſetzte gruͤngelbe Blumen herfuͤr/ wie die Spaniſchen
Jachzincken/ geben von weiten einen Gewuͤrtz-Geruch
von ſich/ will guten feuchten Grunde und Sonnenſchein/
kan wie der Felber von eingeſenckten Zweigen vermehrt
und fortgebracht werden.

Opuntia, Jndianiſche Feigen/ iſt groſſer und klei-
ner Art/ bedarff keiner ſonderlichen Beſchreibung/ weil
er in denen vornehmen Gaͤrten wol bekannt iſt/ treibt
immer ein dickes Blat aus dem andern/ und wann man
ein Blat oben abbricht und uͤber die Helffte in ein gu-
tes Erdreich einſetzet/ ſo waͤchſt er bald fort/ und treibt
wieder andere Blaͤtter. Das Grundblat wird endlich/
wann es alt wird/ holtzig/ ſind mit kleinen ſpitzigen
Stacheln bewaffnet/ die auf beſondern aufſchwellen-
den Knoͤpflein ſtehen.

Die Frucht vergleichet ſich faſt den Feigen/ iſt in-
wendig Blutroth und einer gailen Suͤſſe; wer davon
iſſet/ dem wird der Urin davon Blutroth. Mit dem
Gieſſen muß man ihm nicht zu viel thun; Jm Winter
werden ſie in den warmen Stuben gehalten/ doch daß ſie
etwas Lufft haben; was faulen will/ mag man ohne
Schaden wegſchneiden/ biß auf das Lebendige/ und be-
ſtreuet den Schaden hernach mit Kreiden/ oder Aſchen/
ſo wirds wieder heilen und wachſen; ſie wird alſo fort-
gepflantzt/ gegen Pfingſten nimmt man ein Blat davon/
laͤſſet es ohngefehr vier Wochen ligen/ biß es etwas
welck wird/ und ſetzets hernach im wachſenden Monden/
biß auf die Helffte tieff/ in ein Gefaͤſſe/ voll mit Erd-
reich von alten kurtzen Miſt/ vermoderten Holtz und
Saͤgſpaͤnen zugerichtet/ und mit etwas Sand vermiſcht/
ſo wurtzelt es leicht und treibt mehr Blaͤtter.

Zur Luſt kan man in die jungen Blaͤtter Namen o-
der Figuren ſubtil einritzen/ ſo wachſen ſie mit den Blaͤt-
tern/ verwimmern und werden ſcheinbar/ auch bringt
man kleine Spiegel in die Blaͤtter/ durch eindrucken
oder einſchneiden/ welches verwaͤchſet/ und hernach art-
lich ausſihet.

Die kleine Opuntia aber bluͤhet und traͤgt in dieſen
Landen/ welches die groͤſſere gar ſelten zu thun pflegt;
die Bluͤhe iſt Schwefelgelb/ und thut ſich mit vielen
ſpitzigen Blaͤtlein wie ein Croͤnlein gegen der Sonnen
auf. Die Frucht iſt (wie oben gemeldet) braunroͤthig

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[614[612]/0650] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Majo und Junio, darauf folgen gerade uͤberſich ſtehende Schoten/ inwendig voller Wolle/ die endlich/ wann ſich die Schoten eroͤffnen/ herfuͤr blicket. Seine Blaͤtter bleiben ſtets gruͤn/ wird durch die Beyſaͤtze und abge- brochene Zweiglein fortgepflantzet/ im Winter muß man ihn einſetzen. Tanara ſchreibt/ wann man den weiſſen Oleander auf den rothen peltzet oder aͤugelt/ ſo gebe es ein ſchoͤ- nes und zierliches Anſehen. Jſt trocken im andern/ und hitzig im Anfang des drit- ten Grads. Blaͤtter und Blumen ſind vielen Thieren/ als Schafen/ Geiſſen/ Hunden/ Eſeln und dergleichen/ ein Gifft. Wiewol Dioſcorides meynet/ es ſeye dem Menſchen wider alles Gifft der Schlangen/ mit Wein getruncken. Auſſerhalb ſtoͤſt man dieſe Blaͤtter/ laͤſſt ſie drey Tage mit ein wenig weiſſer Nießwurtz in Schweinskoth einweichen/ folgends ein wenig ſieden und durchſeihen/ und mit ein wenig Wachs zu einer Salben machen/ hernach mit etwas wolriechenden/ als Negeln/ Styrax, Benzoin, Spica oder Pomerantzen- Waſſer vermiſchen/ und den Ausſatz/ Grind und alle andere Gebrechen der Haut ſchmieren/ ſo heilet es ab; oder man kans mit ſeinem Decocto waſchen/ oder mit Roſen-Oel/ in welchem dieſe geſtoſſne Blaͤtter geſotten worden/ ſalben. Wann man mit dieſem Kraut der Fledermaͤuſe Loͤcher zuſtopffet/ ſo muͤſſen ſie alle ſter- ben. Tabernæmontanus gedenckt auch eines Gewaͤch- ſes/ das er Alproſen und Chamærhododendron nen- net/ ſo um Verona auf den Bergen waͤchſt/ ein feiſtes Gewaͤchſe/ lieblichen Geruchs/ wachſe 3 oder 4 Schuhe hoch; die Blaͤtter ſeyen roͤthlich/ ſteiff und dick wie am Buchsbaum/ aber laͤnglichter/ bleiben auch den Winter durch gruͤn; im Junio und Julio bekommen ſie ſchoͤne/ liebliche und liechtrothe oder purpurrothe Blumen/ wel- che klein und haͤuffig beyſammen geſetzt ſeynd/ nach wel- chen bundte Beerlein folgen/ wie an den Spargen. Da- ſelbſt ſetzt er auch noch zwo andere Arten/ dahin ich den Leſer will gewieſen haben. Oliven-Baum/ Olea domeſtica, die Alten haben deſſen zehnerley Arten beſchrieben; in die Gaͤrten bey uns wird er allein aus Fuͤrwitz gebracht/ weil er keine Frucht bringet/ waͤchſet gern bey dem Feigenbaum/ und iſt eine ſonderliche Sympathie zwiſchen ihnen. Die Ziegen ſind ihre groͤſten Feinde/ von deren Benagung ſie gemeiniglich verderben; die Blaͤtter ſind laͤnglicht ſchmal/ und auf der einen Seiten weißlicht wie die Weidenblaͤtter/ doch dicker und feiſter/ bluͤhen im Junio und Julio/ die Bluͤhe iſt weiß und ſchier dem Holder gleich/ aber kleiner und laͤnglichter/ waͤchſet gern auf den Bergen und ſandichten Orten/ ſind temperirter Ei- genſchafft. Die eingemachten Oliven wiederbringen den ver- lohrnen Appetit/ ſtaͤrcken den Magen/ und halten alle Bauchfluͤſſe zuruͤcke. Wie man die Oliven einmachen ſolle/ ſuche in Ceſare Durantes. Wie ihnen aber zu warten/ und wie allenthalben damit umzugehen/ beſihe Herrn de Serres in ſeinem Theatre d’ Agriculture chap. 26. da er alles nach der Laͤnge/ und ausfuͤhrlich beſchreibt. Sonſt iſt noch ein wilder Oelbaum/ Olea Bohe- mica genannt/ mit weichen Weidenblaͤttern/ un- ten mit einer weiſſen Wolle bezogen/ der bleibt den Winter uͤber in den Gaͤrten ſtehen/ weil er die Kaͤlte wol dauren kan/ iſt mittelmaͤſſiger Groͤſſe/ deſſen Aeſte ſich ſehr ausbreiten/ hat eine glatte Aſchenfaͤrbige oder weißglaͤntzende Rinden/ bey den Seiten der Blaͤtter kommen im Majo ſilberfarbe wolriechende Blumen her- fuͤr/ darauf im Herbſt laͤnglichte weiſſe Beer/ inwendig mit einem geſtreifften Stein/ wie kleine Oliven in war- men Laͤndern erfolgen/ bey uns aber bleibt die Frucht unvollkommen; moͤchte aber etwan beſſer ſeyn/ wann man ſie beyſetzte. Die Vermehrung geſchiehet durch Wurtzel-Brut/ und abgebrochene Zweige. Offternennter P. Ferrarius ſagt noch von einem fremden wilden Oliven-Baum/ der wegen ſeines liebli- chen Geruchs von etlichen Paradis-Baum genennt wird/ hat eine dunckelrothe Rinden am Stamme/ die Aeſte aber/ die ſtachlicht/ haben eine liechtere Farbe; die Blaͤtter fallen im Herbſt ab/ und kommen im Fruͤling wieder/ ſind weißblaulich/ ſchmal/ laͤnglicht/ weich und wollicht/ wie der gemeine Felber; im Majo kommen o- ben an den Aeſten bißweilen zertheilte/ bißweilen zuſamm- geſetzte gruͤngelbe Blumen herfuͤr/ wie die Spaniſchen Jachzincken/ geben von weiten einen Gewuͤrtz-Geruch von ſich/ will guten feuchten Grunde und Sonnenſchein/ kan wie der Felber von eingeſenckten Zweigen vermehrt und fortgebracht werden. Opuntia, Jndianiſche Feigen/ iſt groſſer und klei- ner Art/ bedarff keiner ſonderlichen Beſchreibung/ weil er in denen vornehmen Gaͤrten wol bekannt iſt/ treibt immer ein dickes Blat aus dem andern/ und wann man ein Blat oben abbricht und uͤber die Helffte in ein gu- tes Erdreich einſetzet/ ſo waͤchſt er bald fort/ und treibt wieder andere Blaͤtter. Das Grundblat wird endlich/ wann es alt wird/ holtzig/ ſind mit kleinen ſpitzigen Stacheln bewaffnet/ die auf beſondern aufſchwellen- den Knoͤpflein ſtehen. Die Frucht vergleichet ſich faſt den Feigen/ iſt in- wendig Blutroth und einer gailen Suͤſſe; wer davon iſſet/ dem wird der Urin davon Blutroth. Mit dem Gieſſen muß man ihm nicht zu viel thun; Jm Winter werden ſie in den warmen Stuben gehalten/ doch daß ſie etwas Lufft haben; was faulen will/ mag man ohne Schaden wegſchneiden/ biß auf das Lebendige/ und be- ſtreuet den Schaden hernach mit Kreiden/ oder Aſchen/ ſo wirds wieder heilen und wachſen; ſie wird alſo fort- gepflantzt/ gegen Pfingſten nimmt man ein Blat davon/ laͤſſet es ohngefehr vier Wochen ligen/ biß es etwas welck wird/ und ſetzets hernach im wachſenden Monden/ biß auf die Helffte tieff/ in ein Gefaͤſſe/ voll mit Erd- reich von alten kurtzen Miſt/ vermoderten Holtz und Saͤgſpaͤnen zugerichtet/ und mit etwas Sand vermiſcht/ ſo wurtzelt es leicht und treibt mehr Blaͤtter. Zur Luſt kan man in die jungen Blaͤtter Namen o- der Figuren ſubtil einritzen/ ſo wachſen ſie mit den Blaͤt- tern/ verwimmern und werden ſcheinbar/ auch bringt man kleine Spiegel in die Blaͤtter/ durch eindrucken oder einſchneiden/ welches verwaͤchſet/ und hernach art- lich ausſihet. Die kleine Opuntia aber bluͤhet und traͤgt in dieſen Landen/ welches die groͤſſere gar ſelten zu thun pflegt; die Bluͤhe iſt Schwefelgelb/ und thut ſich mit vielen ſpitzigen Blaͤtlein wie ein Croͤnlein gegen der Sonnen auf. Die Frucht iſt (wie oben gemeldet) braunroͤthig und

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 614[612]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/650>, abgerufen am 24.11.2024.