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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. XXV.
Vom Feigenbaum.
[Spaltenumbruch]

DEr Feigenbaum ist nunmehr in Teutschland wol
bekannt/ und weil er des Winters Frost nicht
ausdauret/ wird er unterschiedlich verwahret/
theils setzen ihn in Geschirr/ die man den Winter in
Gemächer einsetzet. Etliche graben ihn im Herbst aus/
und setzen ihn in die Keller oder Gewölber; Etliche las-
sen ihn (wann er an einer Mauer vor dem Norden-
Wind versichert ist) in der Erden stehen/ graben aber
auf der Seiten/ wohin er sich am liebsten beuget/ eine so
lange tieffe und breite Gruben in die Erden/ daß der
Baum Platz darinnen findet/ raumen hernach auf der-
selbigen Seiten zur Wurtzen/ daß sie ihn/ eher die Herbst-
Reiffe fallen/ hinein in die gemachte Gräffte legen/ und
mit Brettern/ Stroh und Roß-Mist (nachdem die
Kälte viel oder wenig erfordert) wol zugedeckt/ und vor
dem Früling und Aufhörung des Frostes nicht entblö-
set wird; wanns die Bäum einmal gewohnen/ können sie
also viel Jahr im Felde bleiben und tragen gern/ daher
auch dieses desto leichter zu thun; am rahtsamsten/ daß
man die Bäume/ wann man sie setzt/ also einlege/ daß
man sie leichter auf die Seite (wohin man will) bie-
gen kan.

Feuchter Grund ist ihnen sehr zuwider/ sie hassen die
Dunge/ und werden ungeschmack davon; Aschen/ Kalch
und Haarbolen daugen ihnen besser/ wie Tanara zeuget.
Doch da sie gar an einem dürren sandichten Ort stün-
den/ mag man selbigen mit Schaf- oder Tauben-Mist
etwas verbessern. Die Schelffen und das Uberbliebene
von Meerzwibeln/ sollen auch gut seyn/ wann man Rau-
ten darzu pflantzet/ träget sie lieber und besser.

Am besten und schönsten aber thun sie gut/ wann
man sie in den Winter-Häusern in der Erden wol ein-
setzet/ im Winter wie die andern fremden Gewächse
vermachet/ und also unbetrübt und ungebogen stehen
lässet/ so wachsen sie in einem Jahr mehr als die andern
in 2 oder 3 Jahren/ tragen mehr und bessere Früchte/
und wachsen mit der Zeit zu einen starcken rechtschaffenen
Baum auf.

Herr Harsdörffer schreibt in seinen Delitiis Mathem.
& Phys. Tom. 3. Part. 10. Quaest. 37.
Die geritzten
Feigenbäume werden ehe tragbar/ weil dardurch der
überflüssige grobe Safft heraus kommet.

Etliche begiessen die Frucht-Bäume in ihrer Blüte
mit Ziegenmilch/ drey Tage nacheinander/ und bringen
dardurch treffliche Früchte zuwegen.

Dieser Baum/ nach Meynung des Niderländischen
Königlichen Gärtners/ hat eine grosse Verwandtnus
mit dem Weinstock/ und trägt in dessen Gesellschafft
desto lieber.

Die Feigen sind eines von den edlesten und besten
Obsts/ daß auch der alte Galenus, der sich zu Erhaltung
seiner Gesundheit alles andern Obstes enthalten/ allein
Feigen und Trauben gegessen/ und Plato der vortreff-
liche Philosophus hat sie also geliebet/ daß er auch
philosukos, von etlichen genennet worden.

[Spaltenumbruch]

Columella erzehlt zehenerley Gattungen; Herr de
Serres
siebenzehen; Herr Peter Gabriel in seinem all-
gemeinen Gärtner setzt neunerley; bey uns aber thun
die grossen rothbraunen am meisten gut; die weissen
werden nicht so groß/ sind auch nicht so dauerhafft.

Wer gute Art verlangt/ nehme sie von solchen Or-
ten/ wo er weiß/ daß sie gern tragen und wol abzeitigen/
entweder von den Beysätzlingen/ oder nehme nur oben
von solchen schon tragenden Bäumlein gerade/ doch mit
vielen Augen besetzte schöne Zweiglein zwey oder drey
Schuhe lang/ man kans im Mertzen oder April abbre-
chen/ in eine gemachte Gruben also auf anderthalb
Schuhe tieff Bogen-weise einlegen/ daß die Spitzen
davon drey Finger oder eines halben Schuhes hoch her-
aus etwan mit zweyen Aeuglein schauen/ die Zweiglein
müssen unten weder gedrähet noch geklopfft/ allein aber
unten mit den Nägeln etwas aufgeritzt/ oder ein wenig
mit einem Messer gespalten/ und zwey oder drey Haber-
Körnlein in die Spalt gethan werden/ (wie man bey
den Kütten und Haselstauden zu thun pfleget) wollen ei-
nen guten/ mittelmässigen/ mehr sandicht als laimichten
Grund/ und bey grosser Hitz etwas begossen seyn/ sonst
ist ihnen ein feuchter Ort schädlich/ wann man sie mit
guter schon in Erden verkehrter Dung belegt und wol auf-
hauet/ tragen desto lieber/ und wachsen besser.

Die Sätzling wachsen lieber/ wann man sie klein
einsetzt/ die gar zu grossen bekleiben ungerne; wann
sie Daumens dick sind/ sind sie groß genug. Die kleinen
Zweiglein legt man krumm ein/ und/ wie gesagt/ Bogen-
weise; wann sie aber groß sind und schon Wurtzen ha-
ben/ muß man sie gerad einsetzen/ nichts als was noth-
wendig beschneiden/ mit Peltzwachs verstreichen/ und
stracks mit einen Pfal vor der Winde Bewegungen
befesten. Die frühzeitigen Feigen thun in unsern Lan-
den am besten gut; die grossen Feigen wollen einen bes-
sern Grunde als die kleinen; die Spitzen an den einge-
legten Bögen müssen nicht abgeschnitten/ sondern gantz
gelassen seyn; weil sie grosses Marck haben/ schadet ih-
nen die Kälte leichtlich.

Die Wurtzen sind zwar etwas gelblicht/ ligen nahe
beysammen/ und kriechen nicht gar tieff in den Grunde/
werden zwar wol auch geäugelt/ thut aber selten gut/
und verderben meistentheils/ daher bey der gedachten
Fortpflantzung am sichersten zu bleiben.

Diese Bäume sind den Holtzwürmen sehr unterworf-
fen/ die den Baum verderben und durchlöchern; so bald
mans aber spühret/ muß man die Löcher alsobald mit
ungelöschten Kalch bestreichen. Herr Stromer berich-
tet/ es solle diesem Baum der Vogel- und Hüner-Mist
für andern Dungungen Nutzen/ doch daß man auf die-
ses/ bey dürrer Sommer Zeit/ fleissig mit Wasser/ darun-
ter etwas süsser Milch ist/ diese Bäumlein begiesse. Wie
man die Feigen auf dörret/ kan man bey dem Herrn
de Serres fol. 622. finden; so ich/ weil in unsern Lan-
den kein solcher Uberfluß/ daß man sie dörren solte/
mit Fleiß unterlasse/ und den günstigen Leser dahin
weise.

Cap.
G g g g ij
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
Cap. XXV.
Vom Feigenbaum.
[Spaltenumbruch]

DEr Feigenbaum iſt nunmehr in Teutſchland wol
bekannt/ und weil er des Winters Froſt nicht
ausdauret/ wird er unterſchiedlich verwahret/
theils ſetzen ihn in Geſchirr/ die man den Winter in
Gemaͤcher einſetzet. Etliche graben ihn im Herbſt aus/
und ſetzen ihn in die Keller oder Gewoͤlber; Etliche laſ-
ſen ihn (wann er an einer Mauer vor dem Norden-
Wind verſichert iſt) in der Erden ſtehen/ graben aber
auf der Seiten/ wohin er ſich am liebſten beuget/ eine ſo
lange tieffe und breite Gruben in die Erden/ daß der
Baum Platz darinnen findet/ raumen hernach auf der-
ſelbigen Seiten zur Wurtzen/ daß ſie ihn/ eher die Herbſt-
Reiffe fallen/ hinein in die gemachte Graͤffte legen/ und
mit Brettern/ Stroh und Roß-Miſt (nachdem die
Kaͤlte viel oder wenig erfordert) wol zugedeckt/ und vor
dem Fruͤling und Aufhoͤrung des Froſtes nicht entbloͤ-
ſet wird; wanns die Baͤum einmal gewohnen/ koͤnnen ſie
alſo viel Jahr im Felde bleiben und tragen gern/ daher
auch dieſes deſto leichter zu thun; am rahtſamſten/ daß
man die Baͤume/ wann man ſie ſetzt/ alſo einlege/ daß
man ſie leichter auf die Seite (wohin man will) bie-
gen kan.

Feuchter Grund iſt ihnen ſehr zuwider/ ſie haſſen die
Dunge/ und werden ungeſchmack davon; Aſchen/ Kalch
und Haarbolen daugen ihnen beſſer/ wie Tanara zeuget.
Doch da ſie gar an einem duͤrren ſandichten Ort ſtuͤn-
den/ mag man ſelbigen mit Schaf- oder Tauben-Miſt
etwas verbeſſern. Die Schelffen und das Uberbliebene
von Meerzwibeln/ ſollen auch gut ſeyn/ wann man Rau-
ten darzu pflantzet/ traͤget ſie lieber und beſſer.

Am beſten und ſchoͤnſten aber thun ſie gut/ wann
man ſie in den Winter-Haͤuſern in der Erden wol ein-
ſetzet/ im Winter wie die andern fremden Gewaͤchſe
vermachet/ und alſo unbetruͤbt und ungebogen ſtehen
laͤſſet/ ſo wachſen ſie in einem Jahr mehr als die andern
in 2 oder 3 Jahren/ tragen mehr und beſſere Fruͤchte/
und wachſen mit der Zeit zu einen ſtarcken rechtſchaffenen
Baum auf.

Herr Harsdoͤrffer ſchreibt in ſeinen Delitiis Mathem.
& Phyſ. Tom. 3. Part. 10. Quæſt. 37.
Die geritzten
Feigenbaͤume werden ehe tragbar/ weil dardurch der
uͤberfluͤſſige grobe Safft heraus kommet.

Etliche begieſſen die Frucht-Baͤume in ihrer Bluͤte
mit Ziegenmilch/ drey Tage nacheinander/ und bringen
dardurch treffliche Fruͤchte zuwegen.

Dieſer Baum/ nach Meynung des Niderlaͤndiſchen
Koͤniglichen Gaͤrtners/ hat eine groſſe Verwandtnus
mit dem Weinſtock/ und traͤgt in deſſen Geſellſchafft
deſto lieber.

Die Feigen ſind eines von den edleſten und beſten
Obſts/ daß auch der alte Galenus, der ſich zu Erhaltung
ſeiner Geſundheit alles andern Obſtes enthalten/ allein
Feigen und Trauben gegeſſen/ und Plato der vortreff-
liche Philoſophus hat ſie alſo geliebet/ daß er auch
φιλόσυϰος, von etlichen genennet worden.

[Spaltenumbruch]

Columella erzehlt zehenerley Gattungen; Herr de
Serres
ſiebenzehen; Herr Peter Gabriel in ſeinem all-
gemeinen Gaͤrtner ſetzt neunerley; bey uns aber thun
die groſſen rothbraunen am meiſten gut; die weiſſen
werden nicht ſo groß/ ſind auch nicht ſo dauerhafft.

Wer gute Art verlangt/ nehme ſie von ſolchen Or-
ten/ wo er weiß/ daß ſie gern tragen und wol abzeitigen/
entweder von den Beyſaͤtzlingen/ oder nehme nur oben
von ſolchen ſchon tragenden Baͤumlein gerade/ doch mit
vielen Augen beſetzte ſchoͤne Zweiglein zwey oder drey
Schuhe lang/ man kans im Mertzen oder April abbre-
chen/ in eine gemachte Gruben alſo auf anderthalb
Schuhe tieff Bogen-weiſe einlegen/ daß die Spitzen
davon drey Finger oder eines halben Schuhes hoch her-
aus etwan mit zweyen Aeuglein ſchauen/ die Zweiglein
muͤſſen unten weder gedraͤhet noch geklopfft/ allein aber
unten mit den Naͤgeln etwas aufgeritzt/ oder ein wenig
mit einem Meſſer geſpalten/ und zwey oder drey Haber-
Koͤrnlein in die Spalt gethan werden/ (wie man bey
den Kuͤtten und Haſelſtauden zu thun pfleget) wollen ei-
nen guten/ mittelmaͤſſigen/ mehr ſandicht als laimichten
Grund/ und bey groſſer Hitz etwas begoſſen ſeyn/ ſonſt
iſt ihnen ein feuchter Ort ſchaͤdlich/ wann man ſie mit
guter ſchon in Erden verkehrter Dung belegt und wol auf-
hauet/ tragen deſto lieber/ und wachſen beſſer.

Die Saͤtzling wachſen lieber/ wann man ſie klein
einſetzt/ die gar zu groſſen bekleiben ungerne; wann
ſie Daumens dick ſind/ ſind ſie groß genug. Die kleinen
Zweiglein legt man krumm ein/ und/ wie geſagt/ Bogen-
weiſe; wann ſie aber groß ſind und ſchon Wurtzen ha-
ben/ muß man ſie gerad einſetzen/ nichts als was noth-
wendig beſchneiden/ mit Peltzwachs verſtreichen/ und
ſtracks mit einen Pfal vor der Winde Bewegungen
befeſten. Die fruͤhzeitigen Feigen thun in unſern Lan-
den am beſten gut; die groſſen Feigen wollen einen beſ-
ſern Grunde als die kleinen; die Spitzen an den einge-
legten Boͤgen muͤſſen nicht abgeſchnitten/ ſondern gantz
gelaſſen ſeyn; weil ſie groſſes Marck haben/ ſchadet ih-
nen die Kaͤlte leichtlich.

Die Wurtzen ſind zwar etwas gelblicht/ ligen nahe
beyſammen/ und kriechen nicht gar tieff in den Grunde/
werden zwar wol auch geaͤugelt/ thut aber ſelten gut/
und verderben meiſtentheils/ daher bey der gedachten
Fortpflantzung am ſicherſten zu bleiben.

Dieſe Baͤume ſind den Holtzwuͤrmen ſehr unterworf-
fen/ die den Baum verderben und durchloͤchern; ſo bald
mans aber ſpuͤhret/ muß man die Loͤcher alſobald mit
ungeloͤſchten Kalch beſtreichen. Herr Stromer berich-
tet/ es ſolle dieſem Baum der Vogel- und Huͤner-Miſt
fuͤr andern Dungungen Nutzen/ doch daß man auf die-
ſes/ bey duͤrrer Sommer Zeit/ fleiſſig mit Waſſer/ darun-
ter etwas ſuͤſſer Milch iſt/ dieſe Baͤumlein begieſſe. Wie
man die Feigen auf doͤrret/ kan man bey dem Herrn
de Serres fol. 622. finden; ſo ich/ weil in unſern Lan-
den kein ſolcher Uberfluß/ daß man ſie doͤrren ſolte/
mit Fleiß unterlaſſe/ und den guͤnſtigen Leſer dahin
weiſe.

Cap.
G g g g ij
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[605[603]/0641] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. Cap. XXV. Vom Feigenbaum. DEr Feigenbaum iſt nunmehr in Teutſchland wol bekannt/ und weil er des Winters Froſt nicht ausdauret/ wird er unterſchiedlich verwahret/ theils ſetzen ihn in Geſchirr/ die man den Winter in Gemaͤcher einſetzet. Etliche graben ihn im Herbſt aus/ und ſetzen ihn in die Keller oder Gewoͤlber; Etliche laſ- ſen ihn (wann er an einer Mauer vor dem Norden- Wind verſichert iſt) in der Erden ſtehen/ graben aber auf der Seiten/ wohin er ſich am liebſten beuget/ eine ſo lange tieffe und breite Gruben in die Erden/ daß der Baum Platz darinnen findet/ raumen hernach auf der- ſelbigen Seiten zur Wurtzen/ daß ſie ihn/ eher die Herbſt- Reiffe fallen/ hinein in die gemachte Graͤffte legen/ und mit Brettern/ Stroh und Roß-Miſt (nachdem die Kaͤlte viel oder wenig erfordert) wol zugedeckt/ und vor dem Fruͤling und Aufhoͤrung des Froſtes nicht entbloͤ- ſet wird; wanns die Baͤum einmal gewohnen/ koͤnnen ſie alſo viel Jahr im Felde bleiben und tragen gern/ daher auch dieſes deſto leichter zu thun; am rahtſamſten/ daß man die Baͤume/ wann man ſie ſetzt/ alſo einlege/ daß man ſie leichter auf die Seite (wohin man will) bie- gen kan. Feuchter Grund iſt ihnen ſehr zuwider/ ſie haſſen die Dunge/ und werden ungeſchmack davon; Aſchen/ Kalch und Haarbolen daugen ihnen beſſer/ wie Tanara zeuget. Doch da ſie gar an einem duͤrren ſandichten Ort ſtuͤn- den/ mag man ſelbigen mit Schaf- oder Tauben-Miſt etwas verbeſſern. Die Schelffen und das Uberbliebene von Meerzwibeln/ ſollen auch gut ſeyn/ wann man Rau- ten darzu pflantzet/ traͤget ſie lieber und beſſer. Am beſten und ſchoͤnſten aber thun ſie gut/ wann man ſie in den Winter-Haͤuſern in der Erden wol ein- ſetzet/ im Winter wie die andern fremden Gewaͤchſe vermachet/ und alſo unbetruͤbt und ungebogen ſtehen laͤſſet/ ſo wachſen ſie in einem Jahr mehr als die andern in 2 oder 3 Jahren/ tragen mehr und beſſere Fruͤchte/ und wachſen mit der Zeit zu einen ſtarcken rechtſchaffenen Baum auf. Herr Harsdoͤrffer ſchreibt in ſeinen Delitiis Mathem. & Phyſ. Tom. 3. Part. 10. Quæſt. 37. Die geritzten Feigenbaͤume werden ehe tragbar/ weil dardurch der uͤberfluͤſſige grobe Safft heraus kommet. Etliche begieſſen die Frucht-Baͤume in ihrer Bluͤte mit Ziegenmilch/ drey Tage nacheinander/ und bringen dardurch treffliche Fruͤchte zuwegen. Dieſer Baum/ nach Meynung des Niderlaͤndiſchen Koͤniglichen Gaͤrtners/ hat eine groſſe Verwandtnus mit dem Weinſtock/ und traͤgt in deſſen Geſellſchafft deſto lieber. Die Feigen ſind eines von den edleſten und beſten Obſts/ daß auch der alte Galenus, der ſich zu Erhaltung ſeiner Geſundheit alles andern Obſtes enthalten/ allein Feigen und Trauben gegeſſen/ und Plato der vortreff- liche Philoſophus hat ſie alſo geliebet/ daß er auch φιλόσυϰος, von etlichen genennet worden. Columella erzehlt zehenerley Gattungen; Herr de Serres ſiebenzehen; Herr Peter Gabriel in ſeinem all- gemeinen Gaͤrtner ſetzt neunerley; bey uns aber thun die groſſen rothbraunen am meiſten gut; die weiſſen werden nicht ſo groß/ ſind auch nicht ſo dauerhafft. Wer gute Art verlangt/ nehme ſie von ſolchen Or- ten/ wo er weiß/ daß ſie gern tragen und wol abzeitigen/ entweder von den Beyſaͤtzlingen/ oder nehme nur oben von ſolchen ſchon tragenden Baͤumlein gerade/ doch mit vielen Augen beſetzte ſchoͤne Zweiglein zwey oder drey Schuhe lang/ man kans im Mertzen oder April abbre- chen/ in eine gemachte Gruben alſo auf anderthalb Schuhe tieff Bogen-weiſe einlegen/ daß die Spitzen davon drey Finger oder eines halben Schuhes hoch her- aus etwan mit zweyen Aeuglein ſchauen/ die Zweiglein muͤſſen unten weder gedraͤhet noch geklopfft/ allein aber unten mit den Naͤgeln etwas aufgeritzt/ oder ein wenig mit einem Meſſer geſpalten/ und zwey oder drey Haber- Koͤrnlein in die Spalt gethan werden/ (wie man bey den Kuͤtten und Haſelſtauden zu thun pfleget) wollen ei- nen guten/ mittelmaͤſſigen/ mehr ſandicht als laimichten Grund/ und bey groſſer Hitz etwas begoſſen ſeyn/ ſonſt iſt ihnen ein feuchter Ort ſchaͤdlich/ wann man ſie mit guter ſchon in Erden verkehrter Dung belegt und wol auf- hauet/ tragen deſto lieber/ und wachſen beſſer. Die Saͤtzling wachſen lieber/ wann man ſie klein einſetzt/ die gar zu groſſen bekleiben ungerne; wann ſie Daumens dick ſind/ ſind ſie groß genug. Die kleinen Zweiglein legt man krumm ein/ und/ wie geſagt/ Bogen- weiſe; wann ſie aber groß ſind und ſchon Wurtzen ha- ben/ muß man ſie gerad einſetzen/ nichts als was noth- wendig beſchneiden/ mit Peltzwachs verſtreichen/ und ſtracks mit einen Pfal vor der Winde Bewegungen befeſten. Die fruͤhzeitigen Feigen thun in unſern Lan- den am beſten gut; die groſſen Feigen wollen einen beſ- ſern Grunde als die kleinen; die Spitzen an den einge- legten Boͤgen muͤſſen nicht abgeſchnitten/ ſondern gantz gelaſſen ſeyn; weil ſie groſſes Marck haben/ ſchadet ih- nen die Kaͤlte leichtlich. Die Wurtzen ſind zwar etwas gelblicht/ ligen nahe beyſammen/ und kriechen nicht gar tieff in den Grunde/ werden zwar wol auch geaͤugelt/ thut aber ſelten gut/ und verderben meiſtentheils/ daher bey der gedachten Fortpflantzung am ſicherſten zu bleiben. Dieſe Baͤume ſind den Holtzwuͤrmen ſehr unterworf- fen/ die den Baum verderben und durchloͤchern; ſo bald mans aber ſpuͤhret/ muß man die Loͤcher alſobald mit ungeloͤſchten Kalch beſtreichen. Herr Stromer berich- tet/ es ſolle dieſem Baum der Vogel- und Huͤner-Miſt fuͤr andern Dungungen Nutzen/ doch daß man auf die- ſes/ bey duͤrrer Sommer Zeit/ fleiſſig mit Waſſer/ darun- ter etwas ſuͤſſer Milch iſt/ dieſe Baͤumlein begieſſe. Wie man die Feigen auf doͤrret/ kan man bey dem Herrn de Serres fol. 622. finden; ſo ich/ weil in unſern Lan- den kein ſolcher Uberfluß/ daß man ſie doͤrren ſolte/ mit Fleiß unterlaſſe/ und den guͤnſtigen Leſer dahin weiſe. Cap. G g g g ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 605[603]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/641>, abgerufen am 20.11.2024.