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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Das von der Wurtzen distillirte Wasser/ ist zu al-
len obgemeldten Zuständen sehr nützlich/ die Wurtzen
gekäuet/ und in die hohle Zähne gethan/ stillet derselben
Schmertzen/ machet einen wolriechenden Athem; das
Wasser in die Ohren gethan/ stillet derselben Wehthum/
und vertreibt die Augen-Nebel; Der Safft und das
Pulver reiniget und ersüllet die tieffen Wunden mit
Fleisch; gleiche Krafft hat auch der Saame im Wein
gesotten/ und frische und alte Schäden damit gewa-
schen/ heilet sehr wol. Zum Wasser wird Kraut und
Wurtzel in guten alten Wein (vorher wol zerhackt) ge-
baisset/ und also distillirt/ zur Zeit/ wann sie in der besten
Blühe ist.

Antora oder Antitora, hat daher den Nahmen/
daß er das Gifft der sehr schädlichen und gifftigen Wur-
tzen Tora vertreibet/ wächset in Jtalia auf dem Genue-
sischen Gebürge/ auch wie D. Verzascha meldet/ im
Gebürge bey Geneve in Saphoyen/ auch in den Alpen
des Schweitzerlandes; man pflantzet es daselbst in die
Gärten/ und wächset gern/ so es mit der Wurtzen also
grün und frisch gesetzt wird/ vom Saamen aber kommt
es so langsam herfür/ daß es selten vor dem dritten Jahr
aufgehet.

Es stehet gern dort/ wo viel Napellus zu wachsen
pflegt/ gleichsam als wolte die Natur der Kranckheit ein
gutes remedium an die Seite setzen; hat fast mit dem
Napello einerley Blätter und Blumen/ aber kleiner/
und die Blumen sind bleichgelb/ die Wurtzen ist knollicht/
etwas länglicht/ auswendig gelb/ und inwendig weiß.

Die Wurtzen ist sehr bitter/ dahero vermuthlich
warm und trocken/ widerstehet allen schädlichen Kräu-
tern und allem Gifft/ auch zur Infections-Zeit/ vertrei-
bet die Würmer/ und alle Gebrechen des Hertzens und
der andern innerlichen Glieder/ führet alle zähe Feuch-
tigkeiten per Sedem & Vomitum aus/ sein Geruch ver-
[Spaltenumbruch] treibt Schlangen/ und hat alle dieselbigen Kräffte und
Vermögen/ die dem Candiotischen Diptam zugeschrie-
ben werden.

Man nimmt dieser Wurtzen ein Quintlein schwer/
in Cardobenedicten-Wasser ein/ Napelli & Thorae
veneno praecipue resistit.

Aster Atticus, Sternkraut/ auch Schartenkraut
genennet/ hat den Nahmen von den Blumen/ welche
rings herum blau Purpurfärbig/ und inwendig gelb/ mit
ihrem runden Umkreis einem Stern gleichen; die Blät-
ter sind länglicht und haaricht/ eines rauhen bittern Ge-
schmacks/ die Wurtzen auch haaricht; wird auch eine Art
gefunden mit gantz gelben Blumen/ wächst gern in rauhen
ungebauten und sandichten Feldern/ in Bergen und Thä-
lern/ ist einer temperirten Eigenschafft/ kühlet/ digeri-
ret und trocknet; der Purpurfarbe Theil der Blumen
im Wasser getruncken/ dienet zu dem gefährlichen Hals-
wehe/ ist wider die Frayß und alles Schlangen-Gifft/
wie sie auch von dem Geruch oder Rauch davon vertrie-
ben werden; kan wol in die Gärten gebracht/ muß aber
in Scherben erhalten/ und Winters-Zeit beygesetzet
werden. Man muß es Jährlich/ wann es verblühet hat/
biß auf den Boden wegschneiden/ weil sie aber/ wie Herr
Viescher sagt/ endlich grosse Stauden werden/ mag
mans etwa an einen Ort setzen/ da sie nicht irren.

Beerwurtz/ Hippomarathrum, ist eine Art von
wilden Fenchel/ und reucht die Wurtzen starck und wol/
ist warm im dritten Grad und trocken/ gesotten und das
Decoctum davon getruncken/ befördert das harte
Harnen/ zermalmet und führet aus den Stein/
ist dienlich den Gelbsüchtigen/ macht viel Milch den
Seugenden/ reiniget die Frauen nach der Geburt &
menses provocat, adstringi
rt und stillet auch die
Bauchflüsse/ ist sonst an Eigenschafft fast dem Fenchel
gleich/ allein etwas schwächer.

Cap. CXVII.
Auf Gebürgen und Steinen: Bibinellen/ Gämsenwurtz/ Haus-
wurtzen und Maurrauten.
[Spaltenumbruch]

BJbinellen/ wird von etlichen für das Apium
Montanum
gehalten/ und von etlichen Heiligen-
Geist-Wurtz genennt/ wächst zwar wol auch
in den Wiesen und harten grasichten Gründen/ am
liebsten aber in Gebürgen/ Felsen und Stein-Klüfften/
wird auch von etlichen unter die Steinbrech gerechnet/
ist zweyerley Geschlecht/ groß und klein/ aber einerley
Tugend. Die jungen Schößling/ die im Früling erst
aus der Erden kommen/ werden wie ein Salat genossen/
zermalmet und treibt den Stein/ leget die Harnwinde/
reiniget die Brust/ treibet das Pestilenzische Gifft vom
Hertzen/ widerstehet allen Fiebern/ wann man sein De-
coctum
oder den Safft davon trinckt/ eher/ als der
Paroxysmus kommt.

Die kleine Bibenell hat eine wundersame Krafft die
Milch zu mehren/ wann sie die Säugenden Frauen/
nur im Busen auf der blosen Haut tragen/ bringet sie
in 6 Stunden die Milch so gewaltig/ daß man das
Kraut hinweg thun muß/ wie solches D. Sebizius in An-
notatis ad Tragi Herbarium
berichtet.

Jst sonst hitziger und trockner Natur/ eröffnet die
Verstopffungen der innerlichen Glieder/ und nimmt weg
[Spaltenumbruch] die Lendenschmertzen/ reiniget die Nieren/ Blasen und
Geburts-Glieder; die Wurtzen zu Pulver gestossen und
getruncken in Wein/ erwärmet die Brust/ vertreibt die
kalte Husten/ und treibt aus den kalten zähen Schleim;
die Wurtzen zur Infections-Zeit in dem Mund gehal-
ten/ ist ein gut Praeservativ.

Das Pulver von der gedörrten Wurtzel nüchtern
mit Wein getruncken/ ist eine köstliche Artzney wider die
Empörung der Mutter; das ausgebrennte Wasser
davon/ verhütet nicht allein/ daß der Stein nicht wachse/
sondern zermalmet ihn auch und führet ihn aus/ soll im
Wein gebaisst und per Balneum Maris distillirt wer-
den.

Gämsenwurtz/ Doronicum, die Jtaliäner zwar/ als
Matthiolus, Durantes, und andere/ die ihnen folgen/
haben diß Gewächs für Gifft gehalten; die neuern aber
mehrerfahrnere Botanici, haben aus genug samer Er-
fahrung das Widerspiel bewiesen/ und befunden/ daß
es ein sonderbar Remedium wider den Schwindel sey/
auch daher den Namen trage/ daß die in den höchsten
Gebürgen und Stein-Klippen wohnende Gämsen/ die-
se Wurtzen gern essen/ und dardurch/ zweiffels ohne/ vor

allen
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Das von der Wurtzen diſtillirte Waſſer/ iſt zu al-
len obgemeldten Zuſtaͤnden ſehr nuͤtzlich/ die Wurtzen
gekaͤuet/ und in die hohle Zaͤhne gethan/ ſtillet derſelben
Schmertzen/ machet einen wolriechenden Athem; das
Waſſer in die Ohren gethan/ ſtillet derſelben Wehthum/
und vertreibt die Augen-Nebel; Der Safft und das
Pulver reiniget und erſuͤllet die tieffen Wunden mit
Fleiſch; gleiche Krafft hat auch der Saame im Wein
geſotten/ und friſche und alte Schaͤden damit gewa-
ſchen/ heilet ſehr wol. Zum Waſſer wird Kraut und
Wurtzel in guten alten Wein (vorher wol zerhackt) ge-
baiſſet/ und alſo diſtillirt/ zur Zeit/ wann ſie in der beſten
Bluͤhe iſt.

Antora oder Antitora, hat daher den Nahmen/
daß er das Gifft der ſehr ſchaͤdlichen und gifftigen Wur-
tzen Tora vertreibet/ waͤchſet in Jtalia auf dem Genue-
ſiſchen Gebuͤrge/ auch wie D. Verzaſcha meldet/ im
Gebuͤrge bey Geneve in Saphoyen/ auch in den Alpen
des Schweitzerlandes; man pflantzet es daſelbſt in die
Gaͤrten/ und waͤchſet gern/ ſo es mit der Wurtzen alſo
gruͤn und friſch geſetzt wird/ vom Saamen aber kommt
es ſo langſam herfuͤr/ daß es ſelten vor dem dritten Jahr
aufgehet.

Es ſtehet gern dort/ wo viel Napellus zu wachſen
pflegt/ gleichſam als wolte die Natur der Kranckheit ein
gutes remedium an die Seite ſetzen; hat faſt mit dem
Napello einerley Blaͤtter und Blumen/ aber kleiner/
uñ die Blumen ſind bleichgelb/ die Wurtzen iſt knollicht/
etwas laͤnglicht/ auswendig gelb/ und inwendig weiß.

Die Wurtzen iſt ſehr bitter/ dahero vermuthlich
warm und trocken/ widerſtehet allen ſchaͤdlichen Kraͤu-
tern und allem Gifft/ auch zur Infections-Zeit/ vertrei-
bet die Wuͤrmer/ und alle Gebrechen des Hertzens und
der andern innerlichen Glieder/ fuͤhret alle zaͤhe Feuch-
tigkeiten per Sedem & Vomitum aus/ ſein Geruch ver-
[Spaltenumbruch] treibt Schlangen/ und hat alle dieſelbigen Kraͤffte und
Vermoͤgen/ die dem Candiotiſchen Diptam zugeſchrie-
ben werden.

Man nimmt dieſer Wurtzen ein Quintlein ſchwer/
in Cardobenedicten-Waſſer ein/ Napelli & Thoræ
veneno præcipuè reſiſtit.

Aſter Atticus, Sternkraut/ auch Schartenkraut
genennet/ hat den Nahmen von den Blumen/ welche
rings herum blau Purpurfaͤrbig/ und inwendig gelb/ mit
ihrem runden Umkreis einem Stern gleichen; die Blaͤt-
ter ſind laͤnglicht und haaricht/ eines rauhen bittern Ge-
ſchmacks/ die Wurtzen auch haaricht; wird auch eine Art
gefunden mit gantz gelbẽ Blumen/ waͤchſt gern in rauhen
ungebauten und ſandichten Feldern/ in Bergen und Thaͤ-
lern/ iſt einer temperirten Eigenſchafft/ kuͤhlet/ digeri-
ret und trocknet; der Purpurfarbe Theil der Blumen
im Waſſer getruncken/ dienet zu dem gefaͤhrlichen Hals-
wehe/ iſt wider die Frayß und alles Schlangen-Gifft/
wie ſie auch von dem Geruch oder Rauch davon vertrie-
ben werden; kan wol in die Gaͤrten gebracht/ muß aber
in Scherben erhalten/ und Winters-Zeit beygeſetzet
werden. Man muß es Jaͤhrlich/ wann es verbluͤhet hat/
biß auf den Boden wegſchneiden/ weil ſie aber/ wie Herr
Vieſcher ſagt/ endlich groſſe Stauden werden/ mag
mans etwa an einen Ort ſetzen/ da ſie nicht irren.

Beerwurtz/ Hippomarathrum, iſt eine Art von
wilden Fenchel/ und reucht die Wurtzen ſtarck und wol/
iſt warm im dritten Grad und trocken/ geſotten und das
Decoctum davon getruncken/ befoͤrdert das harte
Harnen/ zermalmet und fuͤhret aus den Stein/
iſt dienlich den Gelbſuͤchtigen/ macht viel Milch den
Seugenden/ reiniget die Frauen nach der Geburt &
menſes provocat, adſtringi
rt und ſtillet auch die
Bauchfluͤſſe/ iſt ſonſt an Eigenſchafft faſt dem Fenchel
gleich/ allein etwas ſchwaͤcher.

Cap. CXVII.
Auf Gebuͤrgen und Steinen: Bibinellen/ Gaͤmſenwurtz/ Haus-
wurtzen und Maurrauten.
[Spaltenumbruch]

BJbinellen/ wird von etlichen fuͤr das Apium
Montanum
gehalten/ und von etlichen Heiligen-
Geiſt-Wurtz genennt/ waͤchſt zwar wol auch
in den Wieſen und harten graſichten Gruͤnden/ am
liebſten aber in Gebuͤrgen/ Felſen und Stein-Kluͤfften/
wird auch von etlichen unter die Steinbrech gerechnet/
iſt zweyerley Geſchlecht/ groß und klein/ aber einerley
Tugend. Die jungen Schoͤßling/ die im Fruͤling erſt
aus der Erden kommen/ werden wie ein Salat genoſſen/
zermalmet und treibt den Stein/ leget die Harnwinde/
reiniget die Bruſt/ treibet das Peſtilenziſche Gifft vom
Hertzen/ widerſtehet allen Fiebern/ wann man ſein De-
coctum
oder den Safft davon trinckt/ eher/ als der
Paroxysmus kommt.

Die kleine Bibenell hat eine wunderſame Krafft die
Milch zu mehren/ wann ſie die Saͤugenden Frauen/
nur im Buſen auf der bloſen Haut tragen/ bringet ſie
in 6 Stunden die Milch ſo gewaltig/ daß man das
Kraut hinweg thun muß/ wie ſolches D. Sebizius in An-
notatis ad Tragi Herbarium
berichtet.

Jſt ſonſt hitziger und trockner Natur/ eroͤffnet die
Verſtopffungen der innerlichen Glieder/ und nimmt weg
[Spaltenumbruch] die Lendenſchmertzen/ reiniget die Nieren/ Blaſen und
Geburts-Glieder; die Wurtzen zu Pulver geſtoſſen und
getruncken in Wein/ erwaͤrmet die Bruſt/ vertreibt die
kalte Huſten/ und treibt aus den kalten zaͤhen Schleim;
die Wurtzen zur Infections-Zeit in dem Mund gehal-
ten/ iſt ein gut Præſervativ.

Das Pulver von der gedoͤrrten Wurtzel nuͤchtern
mit Wein getruncken/ iſt eine koͤſtliche Artzney wider die
Empoͤrung der Mutter; das ausgebrennte Waſſer
davon/ verhuͤtet nicht allein/ daß der Stein nicht wachſe/
ſondern zermalmet ihn auch und fuͤhret ihn aus/ ſoll im
Wein gebaiſſt und per Balneum Maris diſtillirt wer-
den.

Gaͤmſenwurtz/ Doronicum, die Jtaliaͤner zwar/ als
Matthiolus, Durantes, und andere/ die ihnen folgen/
haben diß Gewaͤchs fuͤr Gifft gehalten; die neuern aber
mehrerfahrnere Botanici, haben aus genug ſamer Er-
fahrung das Widerſpiel bewieſen/ und befunden/ daß
es ein ſonderbar Remedium wider den Schwindel ſey/
auch daher den Namen trage/ daß die in den hoͤchſten
Gebuͤrgen und Stein-Klippen wohnende Gaͤmſen/ die-
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[562[560]/0578] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Das von der Wurtzen diſtillirte Waſſer/ iſt zu al- len obgemeldten Zuſtaͤnden ſehr nuͤtzlich/ die Wurtzen gekaͤuet/ und in die hohle Zaͤhne gethan/ ſtillet derſelben Schmertzen/ machet einen wolriechenden Athem; das Waſſer in die Ohren gethan/ ſtillet derſelben Wehthum/ und vertreibt die Augen-Nebel; Der Safft und das Pulver reiniget und erſuͤllet die tieffen Wunden mit Fleiſch; gleiche Krafft hat auch der Saame im Wein geſotten/ und friſche und alte Schaͤden damit gewa- ſchen/ heilet ſehr wol. Zum Waſſer wird Kraut und Wurtzel in guten alten Wein (vorher wol zerhackt) ge- baiſſet/ und alſo diſtillirt/ zur Zeit/ wann ſie in der beſten Bluͤhe iſt. Antora oder Antitora, hat daher den Nahmen/ daß er das Gifft der ſehr ſchaͤdlichen und gifftigen Wur- tzen Tora vertreibet/ waͤchſet in Jtalia auf dem Genue- ſiſchen Gebuͤrge/ auch wie D. Verzaſcha meldet/ im Gebuͤrge bey Geneve in Saphoyen/ auch in den Alpen des Schweitzerlandes; man pflantzet es daſelbſt in die Gaͤrten/ und waͤchſet gern/ ſo es mit der Wurtzen alſo gruͤn und friſch geſetzt wird/ vom Saamen aber kommt es ſo langſam herfuͤr/ daß es ſelten vor dem dritten Jahr aufgehet. Es ſtehet gern dort/ wo viel Napellus zu wachſen pflegt/ gleichſam als wolte die Natur der Kranckheit ein gutes remedium an die Seite ſetzen; hat faſt mit dem Napello einerley Blaͤtter und Blumen/ aber kleiner/ uñ die Blumen ſind bleichgelb/ die Wurtzen iſt knollicht/ etwas laͤnglicht/ auswendig gelb/ und inwendig weiß. Die Wurtzen iſt ſehr bitter/ dahero vermuthlich warm und trocken/ widerſtehet allen ſchaͤdlichen Kraͤu- tern und allem Gifft/ auch zur Infections-Zeit/ vertrei- bet die Wuͤrmer/ und alle Gebrechen des Hertzens und der andern innerlichen Glieder/ fuͤhret alle zaͤhe Feuch- tigkeiten per Sedem & Vomitum aus/ ſein Geruch ver- treibt Schlangen/ und hat alle dieſelbigen Kraͤffte und Vermoͤgen/ die dem Candiotiſchen Diptam zugeſchrie- ben werden. Man nimmt dieſer Wurtzen ein Quintlein ſchwer/ in Cardobenedicten-Waſſer ein/ Napelli & Thoræ veneno præcipuè reſiſtit. Aſter Atticus, Sternkraut/ auch Schartenkraut genennet/ hat den Nahmen von den Blumen/ welche rings herum blau Purpurfaͤrbig/ und inwendig gelb/ mit ihrem runden Umkreis einem Stern gleichen; die Blaͤt- ter ſind laͤnglicht und haaricht/ eines rauhen bittern Ge- ſchmacks/ die Wurtzen auch haaricht; wird auch eine Art gefunden mit gantz gelbẽ Blumen/ waͤchſt gern in rauhen ungebauten und ſandichten Feldern/ in Bergen und Thaͤ- lern/ iſt einer temperirten Eigenſchafft/ kuͤhlet/ digeri- ret und trocknet; der Purpurfarbe Theil der Blumen im Waſſer getruncken/ dienet zu dem gefaͤhrlichen Hals- wehe/ iſt wider die Frayß und alles Schlangen-Gifft/ wie ſie auch von dem Geruch oder Rauch davon vertrie- ben werden; kan wol in die Gaͤrten gebracht/ muß aber in Scherben erhalten/ und Winters-Zeit beygeſetzet werden. Man muß es Jaͤhrlich/ wann es verbluͤhet hat/ biß auf den Boden wegſchneiden/ weil ſie aber/ wie Herr Vieſcher ſagt/ endlich groſſe Stauden werden/ mag mans etwa an einen Ort ſetzen/ da ſie nicht irren. Beerwurtz/ Hippomarathrum, iſt eine Art von wilden Fenchel/ und reucht die Wurtzen ſtarck und wol/ iſt warm im dritten Grad und trocken/ geſotten und das Decoctum davon getruncken/ befoͤrdert das harte Harnen/ zermalmet und fuͤhret aus den Stein/ iſt dienlich den Gelbſuͤchtigen/ macht viel Milch den Seugenden/ reiniget die Frauen nach der Geburt & menſes provocat, adſtringirt und ſtillet auch die Bauchfluͤſſe/ iſt ſonſt an Eigenſchafft faſt dem Fenchel gleich/ allein etwas ſchwaͤcher. Cap. CXVII. Auf Gebuͤrgen und Steinen: Bibinellen/ Gaͤmſenwurtz/ Haus- wurtzen und Maurrauten. BJbinellen/ wird von etlichen fuͤr das Apium Montanum gehalten/ und von etlichen Heiligen- Geiſt-Wurtz genennt/ waͤchſt zwar wol auch in den Wieſen und harten graſichten Gruͤnden/ am liebſten aber in Gebuͤrgen/ Felſen und Stein-Kluͤfften/ wird auch von etlichen unter die Steinbrech gerechnet/ iſt zweyerley Geſchlecht/ groß und klein/ aber einerley Tugend. Die jungen Schoͤßling/ die im Fruͤling erſt aus der Erden kommen/ werden wie ein Salat genoſſen/ zermalmet und treibt den Stein/ leget die Harnwinde/ reiniget die Bruſt/ treibet das Peſtilenziſche Gifft vom Hertzen/ widerſtehet allen Fiebern/ wann man ſein De- coctum oder den Safft davon trinckt/ eher/ als der Paroxysmus kommt. Die kleine Bibenell hat eine wunderſame Krafft die Milch zu mehren/ wann ſie die Saͤugenden Frauen/ nur im Buſen auf der bloſen Haut tragen/ bringet ſie in 6 Stunden die Milch ſo gewaltig/ daß man das Kraut hinweg thun muß/ wie ſolches D. Sebizius in An- notatis ad Tragi Herbarium berichtet. Jſt ſonſt hitziger und trockner Natur/ eroͤffnet die Verſtopffungen der innerlichen Glieder/ und nimmt weg die Lendenſchmertzen/ reiniget die Nieren/ Blaſen und Geburts-Glieder; die Wurtzen zu Pulver geſtoſſen und getruncken in Wein/ erwaͤrmet die Bruſt/ vertreibt die kalte Huſten/ und treibt aus den kalten zaͤhen Schleim; die Wurtzen zur Infections-Zeit in dem Mund gehal- ten/ iſt ein gut Præſervativ. Das Pulver von der gedoͤrrten Wurtzel nuͤchtern mit Wein getruncken/ iſt eine koͤſtliche Artzney wider die Empoͤrung der Mutter; das ausgebrennte Waſſer davon/ verhuͤtet nicht allein/ daß der Stein nicht wachſe/ ſondern zermalmet ihn auch und fuͤhret ihn aus/ ſoll im Wein gebaiſſt und per Balneum Maris diſtillirt wer- den. Gaͤmſenwurtz/ Doronicum, die Jtaliaͤner zwar/ als Matthiolus, Durantes, und andere/ die ihnen folgen/ haben diß Gewaͤchs fuͤr Gifft gehalten; die neuern aber mehrerfahrnere Botanici, haben aus genug ſamer Er- fahrung das Widerſpiel bewieſen/ und befunden/ daß es ein ſonderbar Remedium wider den Schwindel ſey/ auch daher den Namen trage/ daß die in den hoͤchſten Gebuͤrgen und Stein-Klippen wohnende Gaͤmſen/ die- ſe Wurtzen gern eſſen/ und dardurch/ zweiffels ohne/ vor allen

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 562[560]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/578>, abgerufen am 22.12.2024.