Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.Erstes Buch/ Land-Gut. [Spaltenumbruch]
angräntzende benachbarte jagen/ da denn die Ordnung/wie kurtz vorhero begriffen/ gehalten wird. Jm Land ob der Enns aber/ ist allen angenommenen Land-Leuten (ob sie gleich kein ausgezeigtes Raisgejaid haben) von allen ihren anererbten oder erkaufften Vesten und Edelmanns- Wohnungen/ sich dessen zu gebrauchen/ unverwehret/ doch daß sie dergestalt die Maß halten/ daß keiner dem andern zu nahend jage; darnach/ daß sie mit ihren Leuten und Hunden alle Nacht wieder zu Hause kommen/ und dem Ubertretter soll erstlich ein Jahr lang/ das andermal zwey Jahr lang/ des Raisgejaids sich zu enthalten/ zur Straffe auferlegt/ zum drittenmal aber soll er der Rais- gejaids-Gerechtigkeit auf ewig entsetzt werden. Doch sind die jenigen hier ausgenommen/ die den Wild-Bahn auch beynebens poffidiren/ die sollen in den Gräntzen ih- res Wild-Bahns nicht (aber wol ausserhalb auf frem- den Gründen) hierein gezogen seyn/ wo sie nemlich das hohe Wildpret zu jagen nicht Macht haben. Hier sind auch excipirt die jenigen Land-Leute/ die vorhin und vor Alters/ über Nacht auszubleiben Macht und Lagerstätte gehabt/ denen solle solches ferner zu thun/ unverbotten seyn. Achtens/ damit das kleine Wildpret nicht allzusehr ausgeödet werde/ so hat der Lands-Fürst in seinen Rais- gejaid-Ordnungen/ alles Abschrecken/ Wohnsässen/ Selbgeschoß/ Fällbäume/ Zäune/ Schnür/ Gattern/ Wißbaum/ und alle andere dergleichen ungebührliche Weidmannschafften verboten; und wer darwider han- deln würde/ ist er ein Land-Mann/ sollen ihme die/ im vorigen siebenden Paragrapho, angedeutete Straffen zuerkennt werden; Jst er aber kein Land-Mann/ soll er dem jenigen Land-Mann/ auf dessen Gründen und Wäldern er solche Aß-Jägerey verübet/ allen Zeuge verfallen seyn/ und noch darzu/ nach Erkanntnis/ Pfand- mässig gehalten werden; doch sind auf die schädliche Thiere/ Wölffe/ Luxen/ und dergleichen/ Selbgeschoß/ Fällbäume/ und andere Arten/ sie zu fangen/ (wo es von Alters her gebräuchig gewesen) noch ferner erlaubt. Wer mehr wissen will/ besehe die von unterschiedlichen Keysern und Ertz-Hertzogen publicirten Raißgejaids- Ordnungen/ aus welchen diß alles auf das kürtzeste gezo- gen worden. Cap. XXXVI. [Spaltenumbruch]
Von den Lehenbaren Gütern. DJe Lehens-Herren/ sie seyen geistlich oder welt- lich/ haben gleichsam über die Gülten und Güter/ die sie andern verleyhen/ das Dominium dire- ctum, und die Vasallen die Nutzniessung/ oder/ wie es die Juristen nennen/ das Dominium utile. Daher dann/ Erstlich/ alles/ was er aus seinen Lehen-Gütern erhauset/ erobert/ gewinnt/ erspart/ das gehört ihm frey- ledig und Eigenthümlich zu/ und hat darüber der Lehens- Herr keinen Anspruch. Diese Güter nun/ müssen ordent- lich verliehen/ die Lehens-Taxa bezahlt/ die Pflicht ab- gelegt/ und der Lehen-Brief ihm zugestellt; auch bey al- len beederseits sich ereignenden Fällen/ die Anmeldung und neue Lehens-Investitur gesucht werden. Zum Andern/ was Herren und Ritter-Standes Personen verliehen wird/ heist man Ritter-mässige Lehen; was aber Burgern/ oder sonst gemeinen Leuten/ verlie- hen ist/ nennt man (weil sie in gewissen Fällen eine Lehens- Steuer in das Vitztum-Amt reichen müssen) Beutel- Lehen: die Lands-Fürstlichen Lehen sind Haupt-Lehen; die Affter-Lehen aber/ werden andern von dem Lands- Fürsten verliehen/ doch daß sie der erste empfangende Vasall zu eignen Nutzen nicht possidiren/ sondern an- dern ferner verleihen solle. Etliche Lehen sind auf den Manns-Stamm allein/ etliche auf Mann und Weibe zugleich/ etliche nur auf eine absteigende Linea, etliche aber auf den gantzen Namen und Stammen/ etliche rühren von ausländischen Fürsten/ etliche von denen im Land angesessenen Proelaten und Herren her. Drittens/ die fremde Fürsten nun sind schuldig/ ei- nen Lehen-Probsten im Land zu halten/ bey dem/ wann sich Fälle ereignen/ man die Lehen ersuchen könne; weil kein Vasall solche ausser Landes zu empfangen sich unter- stehen darff/ sollen auch die Land-Leute mit neuen Re- versalien und Taxen nicht beschwehrt/ oder ihnen neue Conditionen/ als Erscheinung ausser Landes/ aufgebür- det werden/ und da man in einem oder andern darwider handelte/ kan der Vasall bey der Regierung darüber klagen. Zum Vierdten/ die Lehen nun werden unterschied- lich erlangt/ als 1. Aus Gnaden und umsonst/ zu Vergeltung treu-er- zeigter Dienste. 2. Durch Käuffe/ so mit Consens des Lehens-Herrn geschehen. 3. Mit Erb-Recht/ nach des Lehens Art und Con- dition. 4. Krafft Lands-Fürstlicher Lehens-Gnade und der Ablösung. 5. Durch erstes Anzeigen eines verschwiegnen oder verfallenen Lehens. 6. Mit Praescription oder Verjährung. 7. Werden auch itziger Zeit die Lehen durch gerichtli- che Ansätze erlangt. Wie aber dieses alles weitläuffig zu verstehen/ und sich in allem zu verhalten/ kan aus Herrn Bernhardi Walteri geschriebnem Lehen-Buch des Ertzhertzogthums Oester- reich unter der Ennß/ so in vieler Handen befindlich/ er- sehen/ und genugsame Information in einem und andern daraus genommen werden. Fünfftens/ die Lands-Fürstliche Lehens-Gnad ist nach und nach vermehrt und verbessert/ erstlich/ wann ein Landsmann mit todt abgieng/ der ein Vasall ist/ und keinen männlichen Erben hat/ soll ein Viertel (bald dar- auf ist die Helffte verwilligt worden) denen Töchtern/ oder nächsten Befreundten beederley Geschlechts erfolgen. So hernach gar auf drey Viertel/ und folgends auf das gantze Lehen von Rudolpho II. den 10. Febr. Anno 1587/ wie auch von hernach regierenden Römischen Key- sern ist erweitert und extendirt worden. Jn diesem Fall aber/ schliesst der Manns-Stamm den weiblichen so lang aus/ so lang er währet; so er aber abgieng/ kommt es auch auf die Töchter und ihre Succession. Diese Lehens-Gnade aber/ hat allein im alten Stamm- und Vätterlichen Lehen statt; wenn aber einem Vasallen Lehen-Güter von neuem verliehen werden/ und er keine Söhne/
Erſtes Buch/ Land-Gut. [Spaltenumbruch]
angraͤntzende benachbarte jagen/ da denn die Ordnung/wie kurtz vorhero begriffen/ gehalten wird. Jm Land ob der Enns aber/ iſt allen angenommenen Land-Leuten (ob ſie gleich kein ausgezeigtes Raisgejaid haben) von allen ihren anererbten oder erkaufften Veſten und Edelmanns- Wohnungen/ ſich deſſen zu gebrauchen/ unverwehret/ doch daß ſie dergeſtalt die Maß halten/ daß keiner dem andern zu nahend jage; darnach/ daß ſie mit ihren Leuten und Hunden alle Nacht wieder zu Hauſe kommen/ und dem Ubertretter ſoll erſtlich ein Jahr lang/ das andermal zwey Jahr lang/ des Raisgejaids ſich zu enthalten/ zur Straffe auferlegt/ zum drittenmal aber ſoll er der Rais- gejaids-Gerechtigkeit auf ewig entſetzt werden. Doch ſind die jenigen hier ausgenommen/ die den Wild-Bahn auch beynebens poffidiren/ die ſollen in den Graͤntzen ih- res Wild-Bahns nicht (aber wol auſſerhalb auf frem- den Gruͤnden) hierein gezogen ſeyn/ wo ſie nemlich das hohe Wildpret zu jagen nicht Macht haben. Hier ſind auch excipirt die jenigen Land-Leute/ die vorhin und vor Alters/ uͤber Nacht auszubleiben Macht und Lagerſtaͤtte gehabt/ denen ſolle ſolches ferner zu thun/ unverbotten ſeyn. Achtens/ damit das kleine Wildpret nicht allzuſehr ausgeoͤdet werde/ ſo hat der Lands-Fuͤrſt in ſeinen Rais- gejaid-Ordnungen/ alles Abſchrecken/ Wohnſaͤſſen/ Selbgeſchoß/ Faͤllbaͤume/ Zaͤune/ Schnuͤr/ Gattern/ Wißbaum/ und alle andere dergleichen ungebuͤhrliche Weidmannſchafften verboten; und wer darwider han- deln wuͤrde/ iſt er ein Land-Mann/ ſollen ihme die/ im vorigen ſiebenden Paragrapho, angedeutete Straffen zuerkennt werden; Jſt er aber kein Land-Mann/ ſoll er dem jenigen Land-Mann/ auf deſſen Gruͤnden und Waͤldern er ſolche Aß-Jaͤgerey veruͤbet/ allen Zeuge verfallen ſeyn/ und noch darzu/ nach Erkanntnis/ Pfand- maͤſſig gehalten werden; doch ſind auf die ſchaͤdliche Thiere/ Woͤlffe/ Luxen/ und dergleichen/ Selbgeſchoß/ Faͤllbaͤume/ und andere Arten/ ſie zu fangen/ (wo es von Alters her gebraͤuchig geweſen) noch ferner erlaubt. Wer mehr wiſſen will/ beſehe die von unterſchiedlichen Keyſern und Ertz-Hertzogen publicirten Raißgejaids- Ordnungen/ aus welchen diß alles auf das kuͤrtzeſte gezo- gen worden. Cap. XXXVI. [Spaltenumbruch]
Von den Lehenbaren Guͤtern. DJe Lehens-Herren/ ſie ſeyen geiſtlich oder welt- lich/ haben gleichſam uͤber die Guͤlten und Guͤter/ die ſie andern verleyhen/ das Dominium dire- ctum, und die Vaſallen die Nutznieſſung/ oder/ wie es die Juriſten nennen/ das Dominium utile. Daher dann/ Erſtlich/ alles/ was er aus ſeinen Lehen-Guͤtern erhauſet/ erobert/ gewinnt/ erſpart/ das gehoͤrt ihm frey- ledig und Eigenthuͤmlich zu/ und hat daruͤber der Lehens- Herꝛ keinen Anſpruch. Dieſe Guͤter nun/ muͤſſen ordent- lich verliehen/ die Lehens-Taxa bezahlt/ die Pflicht ab- gelegt/ und der Lehen-Brief ihm zugeſtellt; auch bey al- len beederſeits ſich ereignenden Faͤllen/ die Anmeldung und neue Lehens-Inveſtitur geſucht werden. Zum Andern/ was Herren und Ritter-Standes Perſonen verliehen wird/ heiſt man Ritter-maͤſſige Lehen; was aber Burgern/ oder ſonſt gemeinen Leuten/ verlie- hen iſt/ nennt man (weil ſie in gewiſſen Faͤllen eine Lehens- Steuer in das Vitztum-Amt reichen muͤſſen) Beutel- Lehen: die Lands-Fuͤrſtlichen Lehen ſind Haupt-Lehen; die Affter-Lehen aber/ werden andern von dem Lands- Fuͤrſten verliehen/ doch daß ſie der erſte empfangende Vaſall zu eignen Nutzen nicht poſſidiren/ ſondern an- dern ferner verleihen ſolle. Etliche Lehen ſind auf den Manns-Stamm allein/ etliche auf Mann und Weibe zugleich/ etliche nur auf eine abſteigende Linea, etliche aber auf den gantzen Namen und Stammen/ etliche ruͤhren von auslaͤndiſchen Fuͤrſten/ etliche von denen im Land angeſeſſenen Prœlaten und Herren her. Drittens/ die fremde Fuͤrſten nun ſind ſchuldig/ ei- nen Lehen-Probſten im Land zu halten/ bey dem/ wann ſich Faͤlle ereignen/ man die Lehen erſuchen koͤnne; weil kein Vaſall ſolche auſſer Landes zu empfangen ſich unter- ſtehen darff/ ſollen auch die Land-Leute mit neuen Re- verſalien und Taxen nicht beſchwehrt/ oder ihnen neue Conditionen/ als Erſcheinung auſſer Landes/ aufgebuͤr- det werden/ und da man in einem oder andern darwider handelte/ kan der Vaſall bey der Regierung daruͤber klagẽ. Zum Vierdten/ die Lehen nun werden unterſchied- lich erlangt/ als 1. Aus Gnaden und umſonſt/ zu Vergeltung treu-er- zeigter Dienſte. 2. Durch Kaͤuffe/ ſo mit Conſens des Lehens-Herꝛn geſchehen. 3. Mit Erb-Recht/ nach des Lehens Art und Con- dition. 4. Krafft Lands-Fuͤrſtlicher Lehens-Gnade und der Abloͤſung. 5. Durch erſtes Anzeigen eines verſchwiegnen oder verfallenen Lehens. 6. Mit Præſcription oder Verjaͤhrung. 7. Werden auch itziger Zeit die Lehen durch gerichtli- che Anſaͤtze erlangt. Wie aber dieſes alles weitlaͤuffig zu verſtehen/ und ſich in allem zu verhalten/ kan aus Herrn Bernhardi Walteri geſchriebnem Lehen-Buch des Ertzhertzogthums Oeſter- reich unter der Ennß/ ſo in vieler Handen befindlich/ er- ſehen/ und genugſame Information in einem und andern daraus genommen werden. Fuͤnfftens/ die Lands-Fuͤrſtliche Lehens-Gnad iſt nach und nach vermehrt und verbeſſert/ erſtlich/ wann ein Landsmann mit todt abgieng/ der ein Vaſall iſt/ und keinen maͤnnlichen Erben hat/ ſoll ein Viertel (bald dar- auf iſt die Helffte verwilligt worden) denen Toͤchtern/ oder naͤchſten Befreundten beederley Geſchlechts erfolgen. So hernach gar auf drey Viertel/ und folgends auf das gantze Lehen von Rudolpho II. den 10. Febr. Anno 1587/ wie auch von hernach regierenden Roͤmiſchen Key- ſern iſt erweitert und extendirt worden. Jn dieſem Fall aber/ ſchlieſſt der Manns-Stamm den weiblichen ſo lang aus/ ſo lang er waͤhret; ſo er aber abgieng/ kommt es auch auf die Toͤchter und ihre Succeſſion. Dieſe Lehens-Gnade aber/ hat allein im alten Stamm- und Vaͤtterlichen Lehen ſtatt; wenn aber einem Vaſallen Lehen-Guͤter von neuem verliehen werden/ und er keine Soͤhne/
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Erſtes Buch/ Land-Gut.
angraͤntzende benachbarte jagen/ da denn die Ordnung/
wie kurtz vorhero begriffen/ gehalten wird. Jm Land ob
der Enns aber/ iſt allen angenommenen Land-Leuten (ob
ſie gleich kein ausgezeigtes Raisgejaid haben) von allen
ihren anererbten oder erkaufften Veſten und Edelmanns-
Wohnungen/ ſich deſſen zu gebrauchen/ unverwehret/
doch daß ſie dergeſtalt die Maß halten/ daß keiner dem
andern zu nahend jage; darnach/ daß ſie mit ihren Leuten
und Hunden alle Nacht wieder zu Hauſe kommen/ und
dem Ubertretter ſoll erſtlich ein Jahr lang/ das andermal
zwey Jahr lang/ des Raisgejaids ſich zu enthalten/ zur
Straffe auferlegt/ zum drittenmal aber ſoll er der Rais-
gejaids-Gerechtigkeit auf ewig entſetzt werden. Doch
ſind die jenigen hier ausgenommen/ die den Wild-Bahn
auch beynebens poffidiren/ die ſollen in den Graͤntzen ih-
res Wild-Bahns nicht (aber wol auſſerhalb auf frem-
den Gruͤnden) hierein gezogen ſeyn/ wo ſie nemlich das
hohe Wildpret zu jagen nicht Macht haben. Hier ſind
auch excipirt die jenigen Land-Leute/ die vorhin und vor
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gehabt/ denen ſolle ſolches ferner zu thun/ unverbotten ſeyn.
Achtens/ damit das kleine Wildpret nicht allzuſehr
ausgeoͤdet werde/ ſo hat der Lands-Fuͤrſt in ſeinen Rais-
gejaid-Ordnungen/ alles Abſchrecken/ Wohnſaͤſſen/
Selbgeſchoß/ Faͤllbaͤume/ Zaͤune/ Schnuͤr/ Gattern/
Wißbaum/ und alle andere dergleichen ungebuͤhrliche
Weidmannſchafften verboten; und wer darwider han-
deln wuͤrde/ iſt er ein Land-Mann/ ſollen ihme die/ im
vorigen ſiebenden Paragrapho, angedeutete Straffen
zuerkennt werden; Jſt er aber kein Land-Mann/ ſoll er
dem jenigen Land-Mann/ auf deſſen Gruͤnden und
Waͤldern er ſolche Aß-Jaͤgerey veruͤbet/ allen Zeuge
verfallen ſeyn/ und noch darzu/ nach Erkanntnis/ Pfand-
maͤſſig gehalten werden; doch ſind auf die ſchaͤdliche
Thiere/ Woͤlffe/ Luxen/ und dergleichen/ Selbgeſchoß/
Faͤllbaͤume/ und andere Arten/ ſie zu fangen/ (wo es
von Alters her gebraͤuchig geweſen) noch ferner erlaubt.
Wer mehr wiſſen will/ beſehe die von unterſchiedlichen
Keyſern und Ertz-Hertzogen publicirten Raißgejaids-
Ordnungen/ aus welchen diß alles auf das kuͤrtzeſte gezo-
gen worden.
Cap. XXXVI.
Von den Lehenbaren Guͤtern.
DJe Lehens-Herren/ ſie ſeyen geiſtlich oder welt-
lich/ haben gleichſam uͤber die Guͤlten und Guͤter/
die ſie andern verleyhen/ das Dominium dire-
ctum, und die Vaſallen die Nutznieſſung/ oder/ wie es
die Juriſten nennen/ das Dominium utile. Daher
dann/ Erſtlich/ alles/ was er aus ſeinen Lehen-Guͤtern
erhauſet/ erobert/ gewinnt/ erſpart/ das gehoͤrt ihm frey-
ledig und Eigenthuͤmlich zu/ und hat daruͤber der Lehens-
Herꝛ keinen Anſpruch. Dieſe Guͤter nun/ muͤſſen ordent-
lich verliehen/ die Lehens-Taxa bezahlt/ die Pflicht ab-
gelegt/ und der Lehen-Brief ihm zugeſtellt; auch bey al-
len beederſeits ſich ereignenden Faͤllen/ die Anmeldung
und neue Lehens-Inveſtitur geſucht werden.
Zum Andern/ was Herren und Ritter-Standes
Perſonen verliehen wird/ heiſt man Ritter-maͤſſige Lehen;
was aber Burgern/ oder ſonſt gemeinen Leuten/ verlie-
hen iſt/ nennt man (weil ſie in gewiſſen Faͤllen eine Lehens-
Steuer in das Vitztum-Amt reichen muͤſſen) Beutel-
Lehen: die Lands-Fuͤrſtlichen Lehen ſind Haupt-Lehen;
die Affter-Lehen aber/ werden andern von dem Lands-
Fuͤrſten verliehen/ doch daß ſie der erſte empfangende
Vaſall zu eignen Nutzen nicht poſſidiren/ ſondern an-
dern ferner verleihen ſolle. Etliche Lehen ſind auf den
Manns-Stamm allein/ etliche auf Mann und Weibe
zugleich/ etliche nur auf eine abſteigende Linea, etliche
aber auf den gantzen Namen und Stammen/ etliche
ruͤhren von auslaͤndiſchen Fuͤrſten/ etliche von denen im
Land angeſeſſenen Prœlaten und Herren her.
Drittens/ die fremde Fuͤrſten nun ſind ſchuldig/ ei-
nen Lehen-Probſten im Land zu halten/ bey dem/ wann
ſich Faͤlle ereignen/ man die Lehen erſuchen koͤnne; weil
kein Vaſall ſolche auſſer Landes zu empfangen ſich unter-
ſtehen darff/ ſollen auch die Land-Leute mit neuen Re-
verſalien und Taxen nicht beſchwehrt/ oder ihnen neue
Conditionen/ als Erſcheinung auſſer Landes/ aufgebuͤr-
det werden/ und da man in einem oder andern darwider
handelte/ kan der Vaſall bey der Regierung daruͤber klagẽ.
Zum Vierdten/ die Lehen nun werden unterſchied-
lich erlangt/ als
1. Aus Gnaden und umſonſt/ zu Vergeltung treu-er-
zeigter Dienſte.
2. Durch Kaͤuffe/ ſo mit Conſens des Lehens-Herꝛn
geſchehen.
3. Mit Erb-Recht/ nach des Lehens Art und Con-
dition.
4. Krafft Lands-Fuͤrſtlicher Lehens-Gnade und der
Abloͤſung.
5. Durch erſtes Anzeigen eines verſchwiegnen oder
verfallenen Lehens.
6. Mit Præſcription oder Verjaͤhrung.
7. Werden auch itziger Zeit die Lehen durch gerichtli-
che Anſaͤtze erlangt.
Wie aber dieſes alles weitlaͤuffig zu verſtehen/ und ſich
in allem zu verhalten/ kan aus Herrn Bernhardi Walteri
geſchriebnem Lehen-Buch des Ertzhertzogthums Oeſter-
reich unter der Ennß/ ſo in vieler Handen befindlich/ er-
ſehen/ und genugſame Information in einem und andern
daraus genommen werden.
Fuͤnfftens/ die Lands-Fuͤrſtliche Lehens-Gnad iſt
nach und nach vermehrt und verbeſſert/ erſtlich/ wann ein
Landsmann mit todt abgieng/ der ein Vaſall iſt/ und
keinen maͤnnlichen Erben hat/ ſoll ein Viertel (bald dar-
auf iſt die Helffte verwilligt worden) denen Toͤchtern/ oder
naͤchſten Befreundten beederley Geſchlechts erfolgen.
So hernach gar auf drey Viertel/ und folgends auf das
gantze Lehen von Rudolpho II. den 10. Febr. Anno
1587/ wie auch von hernach regierenden Roͤmiſchen Key-
ſern iſt erweitert und extendirt worden. Jn dieſem Fall
aber/ ſchlieſſt der Manns-Stamm den weiblichen ſo
lang aus/ ſo lang er waͤhret; ſo er aber abgieng/ kommt
es auch auf die Toͤchter und ihre Succeſſion. Dieſe
Lehens-Gnade aber/ hat allein im alten Stamm- und
Vaͤtterlichen Lehen ſtatt; wenn aber einem Vaſallen
Lehen-Guͤter von neuem verliehen werden/ und er keine
Soͤhne/
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Zitationshilfe: | Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/57>, abgerufen am 23.02.2025. |