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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] Ort/ wo der Wind die Nässe vom Tau und Regen
bald abschütten und austrocknen kan/ sonderlich/ wann
sie blühen/ sonst wird die Frucht davon abfällig/ wässe-
richt und würmicht. Wiewol sie an schattichten Orten/
auch in feuchten Gründen und Gräben gleichfalls vorlieb
nehmen müssen; sie sind vielerley Sorten ohne die Wil-
den/ die in den Gehültzen/ in den Gehägen und Gräben
für sich selbst wachsen.

Die Lombardischen rothen und weissen sind etwas
länglicht/ und die runden/ kurtzen/ aber ziemlich grosse
Spannischen/ haben den vollkommensten Kern. Die
daran hangende Zapffen sind nicht ihre rechte Blühe/
sondern in auswärts an theils der ausschlagenden Au-
gen/ finden sich fornen am Spitzlein subtile/ kleine Zino-
ber-rothe Fäserlein/ kurtz und eng beysamm/ daß man
wol suchen muß/ ehe mans findet/ und diese sind die rech-
te Blühe. Daraus wachsen hernach die vielfältig zu-
samm gedruckte Haselnüsse.

Der Autor Jocoseriorum naturae & artis cent. 1.
Prop.
20. setzt/ daß die Haselstauden diese Art habe/
wann man ein Zaunschlüpfferlein oder Königlein dar-
an stecke/ es auf eiserne Häcklein gelegt/ und ein lindes
Kohlfeuer darzu schiere/ wann es erwärme und erhitze/
so ohngefehr in einer halben Viertel Stund geschiehet/
so drähe es sich von sich selbst erstlich langsam/ hernach
je länger je geschwinder um/ und diß sey von dem Cardi-
nal Palotti,
in Gegenwart des berühmten P. Kircheri
zu Rom probiret worden. Davon auch Cardanus und
Porta zu Philosophiren pflegen; so aber hieher nicht
gehörig.

Etliche halten darfür/ wann man die Haselstauden
unter die Dachrinnen oder Treuffen setzt/ sollen sie bes-
ser wachsen und Frucht bringen/ doch muß ihnen die
Sonn und Lufft nicht gantz benommen seyn/ daß die
Winde die Feuchtigkeit abtrocknen können/ sonst fallen
sie gern ab/ und werden wurmstichich.

Es findet sich noch ein Art der Haselnüß/ doch mehr
zur Zierd als zum Gebrauch/ deren Kern den Haselnüs-
sen gantz ähnlich/ aber nicht so gut zu essen sind/ die da-
von wachsenden Bäumlein machen/ gleich einer Cedern/
einen schönen und wol-geformten Pyramidem, die in
den Gärten eine sonderbare Lustbarkeit geben/ wie
man sie sonderlich zu Stetteldorff in Herren Grafen
Julii von Hardeck Garten/ auch anderwärts/ sehen kan.

Nun alle Haselnüß müssen im Früling zeitlich ge-
steckt und eingelegt werden/ sie wollen ein mittelmässi-
ges/ mehr leicht als starckes/ mehr feucht als dürres
Erdreich/ können an allen hohen und niedern/ kalten und
[Spaltenumbruch] warmen Orten bekleiben/ sie mögen zwar wol von den
gegrubten oder auch bloß eingelegten Zweigen/ sicherer
aber von den Neben-Sätzlingen fortgepflantzt werden/
die grösten/ die vollkommen und fett am Kern sind/ sind
die besten und tauglichsten zum stecken/ indem man auch
den besten Nutzen davon zu hoffen/ weil die schweren
und völligen am liebsten von jedermann verlangt und
gekaufft werden/ und man sie Pfund- und Centnerweise
anwähren kan. Die gesäeten müssen hernach umge-
setzt seyn; theils wollen/ man soll sie einen Schuch tief
in die Erden legen/ weil sie besser einwurtzen sollen. Jch
aber besorge/ sie möchten also desto eher ersticken/ und
halte es genug/ wann der Kern einen halben Schuch
oder einer Hand breit unter die Erden kommt. Man
muß das erste Jahr die Gruben nicht völlig ausfüllen
sondern halb lähr lassen/ biß auf das andere Jahr/
wann die Schößling anfangen die Gruben zu überstei-
gen/ so werden sie vollends vergleicht. Die Neben-
und Wasserschößling muß man ihnen fleissig abraumen/
sonst werden sie dardurch an der Fruchtbarkeit sehr ver-
hindert. Wann die Stauden alt und die Nüsse wur-
micht werden/ muß man die Stämme alle gantz abha-
cken/ daß sich der Stock wieder verjüngere; am besten
aber ist es/ weil sie im Alter gar unfruchtbar werden/
wann sie etlich und 20 Jahr gestanden/ man thue sie gar
weg/ und setze junge an ihre Stelle. Oder wechsle jähr-
lich/ daß man in einem Jahr nur etliche Klaffter/ und
das andere wieder etliche Klaffter gar ausnehme und
frische einlege.

Jm Neumonden müssen sie Jährlich umgehauet und
die Brut weggethan werden. Die an der Schelfen aus-
wendig braunroth sind/ hält man für die besten/ sonder-
lich wann die Schelfen zart und dünne sind/ man muß
sie wol lassen zeitigen/ zween oder drey Tage an die Son-
nen legen/ hernach an einem trockenen Ort aufheben/
sie bleiben viel Jahr/ gleich den Mandeln; Man sagt/
die Stauden und die Frucht haben eine sonderbare An-
tipathiam
mit den gifftigen Thieren/ sind auch in der
Artzney zu vielen dienlich. Davon die Medici mögen
consultirt werden.

Die Nüsse ein gantzes Jahr frisch zu behalten/ thut
mans (wie M. Joh. Georg. Müller in seinen Delitiis
hortensibus
will) in ein Zucker-Glas/ und stellets in
Keller/ oder in einen Hafen/ und vergräbts in die Erden/
wann sie auch schon dürre sind/ und legt sie auf zehen oder
zwölf Tage in ein fliessendes Wasser/ oder gibt ihnen
sonst täglich frisches Wasser/ so werden sie gantz neu wie-
derum/ daß man sie schälen kan.

Cap. XLIII.
Von Kerschen.
[Spaltenumbruch]

DJe wilden Kerschen sind fast aller Orten so ge-
mein/ daß sie fast überall wachsen/ und in ange-
hender grossen Sommerhitz den müden und mat-
ten durstigen Mund/ mit ihrer lieblichen süssen Feuch-
tigkeit/ erfreuen und erfrischen; und ob auch dieses nicht
wäre/ so sind doch ihre in allen Wäldern und Feldern
zusammgesuchte Wildlinge ein trefflicher Vortheil für
einen Gärtner/ darauf er allerhand Peltz-Kerschen/
Spanische Weichseln und Gundi peltzen und pfropfen
kan/ darauf sie nicht allein gerne bekleiben/ sondern auch
[Spaltenumbruch] viel grösser und daurhafftiger bleiben/ als wann sie ihren
eigenen Stämmen wären eingeimpfet worden/ weil sie
geschwind wachsen und gerne tragen. Sie haben lieber
Sand/ als Laim/ feucht/ als trocken; sind sehr vielerley
Arten in Ungarn und Oesterreich zu finden/ etliche gantz
schwartz/ groß/ langlecht/ inwendig braunroth und süß;
theils auswendig hoch-roth/ theils leibfarb und röthlecht/
und inwendig weiß/ etliche auswendig geel; theils sind
weich und safftig/ etliche haben ein hartes/ doch liebliches
süsses Fleisch/ die man Krämel-Kerschen heisset; etli-

che sind
J i i ij

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] Ort/ wo der Wind die Naͤſſe vom Tau und Regen
bald abſchuͤtten und austrocknen kan/ ſonderlich/ wann
ſie bluͤhen/ ſonſt wird die Frucht davon abfaͤllig/ waͤſſe-
richt und wuͤrmicht. Wiewol ſie an ſchattichten Orten/
auch in feuchten Gruͤnden und Graͤben gleichfalls vorlieb
nehmen muͤſſen; ſie ſind vielerley Sorten ohne die Wil-
den/ die in den Gehuͤltzen/ in den Gehaͤgen und Graͤben
fuͤr ſich ſelbſt wachſen.

Die Lombardiſchen rothen und weiſſen ſind etwas
laͤnglicht/ und die runden/ kurtzen/ aber ziemlich groſſe
Spanniſchen/ haben den vollkommenſten Kern. Die
daran hangende Zapffen ſind nicht ihre rechte Bluͤhe/
ſondern in auswaͤrts an theils der ausſchlagenden Au-
gen/ finden ſich fornen am Spitzlein ſubtile/ kleine Zino-
ber-rothe Faͤſerlein/ kurtz und eng beyſamm/ daß man
wol ſuchen muß/ ehe mans findet/ und dieſe ſind die rech-
te Bluͤhe. Daraus wachſen hernach die vielfaͤltig zu-
ſamm gedruckte Haſelnuͤſſe.

Der Autor Jocoſeriorum naturæ & artis cent. 1.
Prop.
20. ſetzt/ daß die Haſelſtauden dieſe Art habe/
wann man ein Zaunſchluͤpfferlein oder Koͤniglein dar-
an ſtecke/ es auf eiſerne Haͤcklein gelegt/ und ein lindes
Kohlfeuer darzu ſchiere/ wann es erwaͤrme und erhitze/
ſo ohngefehr in einer halben Viertel Stund geſchiehet/
ſo draͤhe es ſich von ſich ſelbſt erſtlich langſam/ hernach
je laͤnger je geſchwinder um/ und diß ſey von dem Cardi-
nal Palotti,
in Gegenwart des beruͤhmten P. Kircheri
zu Rom probiret worden. Davon auch Cardanus und
Porta zu Philoſophiren pflegen; ſo aber hieher nicht
gehoͤrig.

Etliche halten darfuͤr/ wann man die Haſelſtauden
unter die Dachrinnen oder Treuffen ſetzt/ ſollen ſie beſ-
ſer wachſen und Frucht bringen/ doch muß ihnen die
Sonn und Lufft nicht gantz benommen ſeyn/ daß die
Winde die Feuchtigkeit abtrocknen koͤnnen/ ſonſt fallen
ſie gern ab/ und werden wurmſtichich.

Es findet ſich noch ein Art der Haſelnuͤß/ doch mehr
zur Zierd als zum Gebrauch/ deren Kern den Haſelnuͤſ-
ſen gantz aͤhnlich/ aber nicht ſo gut zu eſſen ſind/ die da-
von wachſenden Baͤumlein machen/ gleich einer Cedern/
einen ſchoͤnen und wol-geformten Pyramidem, die in
den Gaͤrten eine ſonderbare Luſtbarkeit geben/ wie
man ſie ſonderlich zu Stetteldorff in Herren Grafen
Julii von Hardeck Garten/ auch anderwaͤrts/ ſehen kan.

Nun alle Haſelnuͤß muͤſſen im Fruͤling zeitlich ge-
ſteckt und eingelegt werden/ ſie wollen ein mittelmaͤſſi-
ges/ mehr leicht als ſtarckes/ mehr feucht als duͤrres
Erdreich/ koͤnnen an allen hohen und niedern/ kalten und
[Spaltenumbruch] warmen Orten bekleiben/ ſie moͤgen zwar wol von den
gegrubten oder auch bloß eingelegten Zweigen/ ſicherer
aber von den Neben-Saͤtzlingen fortgepflantzt werden/
die groͤſten/ die vollkommen und fett am Kern ſind/ ſind
die beſten und tauglichſten zum ſtecken/ indem man auch
den beſten Nutzen davon zu hoffen/ weil die ſchweren
und voͤlligen am liebſten von jedermann verlangt und
gekaufft werden/ und man ſie Pfund- und Centnerweiſe
anwaͤhren kan. Die geſaͤeten muͤſſen hernach umge-
ſetzt ſeyn; theils wollen/ man ſoll ſie einen Schuch tief
in die Erden legen/ weil ſie beſſer einwurtzen ſollen. Jch
aber beſorge/ ſie moͤchten alſo deſto eher erſticken/ und
halte es genug/ wann der Kern einen halben Schuch
oder einer Hand breit unter die Erden kommt. Man
muß das erſte Jahr die Gruben nicht voͤllig ausfuͤllen
ſondern halb laͤhr laſſen/ biß auf das andere Jahr/
wann die Schoͤßling anfangen die Gruben zu uͤberſtei-
gen/ ſo werden ſie vollends vergleicht. Die Neben-
und Waſſerſchoͤßling muß man ihnen fleiſſig abraumen/
ſonſt werden ſie dardurch an der Fruchtbarkeit ſehr ver-
hindert. Wann die Stauden alt und die Nuͤſſe wur-
micht werden/ muß man die Staͤmme alle gantz abha-
cken/ daß ſich der Stock wieder verjuͤngere; am beſten
aber iſt es/ weil ſie im Alter gar unfruchtbar werden/
wann ſie etlich und 20 Jahr geſtanden/ man thue ſie gar
weg/ und ſetze junge an ihre Stelle. Oder wechsle jaͤhr-
lich/ daß man in einem Jahr nur etliche Klaffter/ und
das andere wieder etliche Klaffter gar ausnehme und
friſche einlege.

Jm Neumonden muͤſſen ſie Jaͤhrlich umgehauet und
die Brut weggethan werden. Die an der Schelfen aus-
wendig braunroth ſind/ haͤlt man fuͤr die beſten/ ſonder-
lich wann die Schelfen zart und duͤnne ſind/ man muß
ſie wol laſſen zeitigen/ zween oder drey Tage an die Son-
nen legen/ hernach an einem trockenen Ort aufheben/
ſie bleiben viel Jahr/ gleich den Mandeln; Man ſagt/
die Stauden und die Frucht haben eine ſonderbare An-
tipathiam
mit den gifftigen Thieren/ ſind auch in der
Artzney zu vielen dienlich. Davon die Medici moͤgen
conſultirt werden.

Die Nuͤſſe ein gantzes Jahr friſch zu behalten/ thut
mans (wie M. Joh. Georg. Muͤller in ſeinen Delitiis
hortenſibus
will) in ein Zucker-Glas/ und ſtellets in
Keller/ oder in einen Hafen/ und vergraͤbts in die Erden/
wann ſie auch ſchon duͤrre ſind/ und legt ſie auf zehen oder
zwoͤlf Tage in ein flieſſendes Waſſer/ oder gibt ihnen
ſonſt taͤglich friſches Waſſer/ ſo werden ſie gantz neu wie-
derum/ daß man ſie ſchaͤlen kan.

Cap. XLIII.
Von Kerſchen.
[Spaltenumbruch]

DJe wilden Kerſchen ſind faſt aller Orten ſo ge-
mein/ daß ſie faſt uͤberall wachſen/ und in ange-
hender groſſen Sommerhitz den muͤden und mat-
ten durſtigen Mund/ mit ihrer lieblichen ſuͤſſen Feuch-
tigkeit/ erfreuen und erfriſchen; und ob auch dieſes nicht
waͤre/ ſo ſind doch ihre in allen Waͤldern und Feldern
zuſammgeſuchte Wildlinge ein trefflicher Vortheil fuͤr
einen Gaͤrtner/ darauf er allerhand Peltz-Kerſchen/
Spaniſche Weichſeln und Gundi peltzen und pfropfen
kan/ darauf ſie nicht allein gerne bekleiben/ ſondern auch
[Spaltenumbruch] viel groͤſſer und daurhafftiger bleiben/ als wann ſie ihren
eigenen Staͤmmen waͤren eingeimpfet worden/ weil ſie
geſchwind wachſen und gerne tragen. Sie haben lieber
Sand/ als Laim/ feucht/ als trocken; ſind ſehr vielerley
Arten in Ungarn und Oeſterreich zu finden/ etliche gantz
ſchwartz/ groß/ langlecht/ inwendig braunroth und ſuͤß;
theils auswendig hoch-roth/ theils leibfarb und roͤthlecht/
und inwendig weiß/ etliche auswendig geel; theils ſind
weich und ſafftig/ etliche haben ein hartes/ doch liebliches
ſuͤſſes Fleiſch/ die man Kraͤmel-Kerſchen heiſſet; etli-

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[435/0453] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. Ort/ wo der Wind die Naͤſſe vom Tau und Regen bald abſchuͤtten und austrocknen kan/ ſonderlich/ wann ſie bluͤhen/ ſonſt wird die Frucht davon abfaͤllig/ waͤſſe- richt und wuͤrmicht. Wiewol ſie an ſchattichten Orten/ auch in feuchten Gruͤnden und Graͤben gleichfalls vorlieb nehmen muͤſſen; ſie ſind vielerley Sorten ohne die Wil- den/ die in den Gehuͤltzen/ in den Gehaͤgen und Graͤben fuͤr ſich ſelbſt wachſen. Die Lombardiſchen rothen und weiſſen ſind etwas laͤnglicht/ und die runden/ kurtzen/ aber ziemlich groſſe Spanniſchen/ haben den vollkommenſten Kern. Die daran hangende Zapffen ſind nicht ihre rechte Bluͤhe/ ſondern in auswaͤrts an theils der ausſchlagenden Au- gen/ finden ſich fornen am Spitzlein ſubtile/ kleine Zino- ber-rothe Faͤſerlein/ kurtz und eng beyſamm/ daß man wol ſuchen muß/ ehe mans findet/ und dieſe ſind die rech- te Bluͤhe. Daraus wachſen hernach die vielfaͤltig zu- ſamm gedruckte Haſelnuͤſſe. Der Autor Jocoſeriorum naturæ & artis cent. 1. Prop. 20. ſetzt/ daß die Haſelſtauden dieſe Art habe/ wann man ein Zaunſchluͤpfferlein oder Koͤniglein dar- an ſtecke/ es auf eiſerne Haͤcklein gelegt/ und ein lindes Kohlfeuer darzu ſchiere/ wann es erwaͤrme und erhitze/ ſo ohngefehr in einer halben Viertel Stund geſchiehet/ ſo draͤhe es ſich von ſich ſelbſt erſtlich langſam/ hernach je laͤnger je geſchwinder um/ und diß ſey von dem Cardi- nal Palotti, in Gegenwart des beruͤhmten P. Kircheri zu Rom probiret worden. Davon auch Cardanus und Porta zu Philoſophiren pflegen; ſo aber hieher nicht gehoͤrig. Etliche halten darfuͤr/ wann man die Haſelſtauden unter die Dachrinnen oder Treuffen ſetzt/ ſollen ſie beſ- ſer wachſen und Frucht bringen/ doch muß ihnen die Sonn und Lufft nicht gantz benommen ſeyn/ daß die Winde die Feuchtigkeit abtrocknen koͤnnen/ ſonſt fallen ſie gern ab/ und werden wurmſtichich. Es findet ſich noch ein Art der Haſelnuͤß/ doch mehr zur Zierd als zum Gebrauch/ deren Kern den Haſelnuͤſ- ſen gantz aͤhnlich/ aber nicht ſo gut zu eſſen ſind/ die da- von wachſenden Baͤumlein machen/ gleich einer Cedern/ einen ſchoͤnen und wol-geformten Pyramidem, die in den Gaͤrten eine ſonderbare Luſtbarkeit geben/ wie man ſie ſonderlich zu Stetteldorff in Herren Grafen Julii von Hardeck Garten/ auch anderwaͤrts/ ſehen kan. Nun alle Haſelnuͤß muͤſſen im Fruͤling zeitlich ge- ſteckt und eingelegt werden/ ſie wollen ein mittelmaͤſſi- ges/ mehr leicht als ſtarckes/ mehr feucht als duͤrres Erdreich/ koͤnnen an allen hohen und niedern/ kalten und warmen Orten bekleiben/ ſie moͤgen zwar wol von den gegrubten oder auch bloß eingelegten Zweigen/ ſicherer aber von den Neben-Saͤtzlingen fortgepflantzt werden/ die groͤſten/ die vollkommen und fett am Kern ſind/ ſind die beſten und tauglichſten zum ſtecken/ indem man auch den beſten Nutzen davon zu hoffen/ weil die ſchweren und voͤlligen am liebſten von jedermann verlangt und gekaufft werden/ und man ſie Pfund- und Centnerweiſe anwaͤhren kan. Die geſaͤeten muͤſſen hernach umge- ſetzt ſeyn; theils wollen/ man ſoll ſie einen Schuch tief in die Erden legen/ weil ſie beſſer einwurtzen ſollen. Jch aber beſorge/ ſie moͤchten alſo deſto eher erſticken/ und halte es genug/ wann der Kern einen halben Schuch oder einer Hand breit unter die Erden kommt. Man muß das erſte Jahr die Gruben nicht voͤllig ausfuͤllen ſondern halb laͤhr laſſen/ biß auf das andere Jahr/ wann die Schoͤßling anfangen die Gruben zu uͤberſtei- gen/ ſo werden ſie vollends vergleicht. Die Neben- und Waſſerſchoͤßling muß man ihnen fleiſſig abraumen/ ſonſt werden ſie dardurch an der Fruchtbarkeit ſehr ver- hindert. Wann die Stauden alt und die Nuͤſſe wur- micht werden/ muß man die Staͤmme alle gantz abha- cken/ daß ſich der Stock wieder verjuͤngere; am beſten aber iſt es/ weil ſie im Alter gar unfruchtbar werden/ wann ſie etlich und 20 Jahr geſtanden/ man thue ſie gar weg/ und ſetze junge an ihre Stelle. Oder wechsle jaͤhr- lich/ daß man in einem Jahr nur etliche Klaffter/ und das andere wieder etliche Klaffter gar ausnehme und friſche einlege. Jm Neumonden muͤſſen ſie Jaͤhrlich umgehauet und die Brut weggethan werden. Die an der Schelfen aus- wendig braunroth ſind/ haͤlt man fuͤr die beſten/ ſonder- lich wann die Schelfen zart und duͤnne ſind/ man muß ſie wol laſſen zeitigen/ zween oder drey Tage an die Son- nen legen/ hernach an einem trockenen Ort aufheben/ ſie bleiben viel Jahr/ gleich den Mandeln; Man ſagt/ die Stauden und die Frucht haben eine ſonderbare An- tipathiam mit den gifftigen Thieren/ ſind auch in der Artzney zu vielen dienlich. Davon die Medici moͤgen conſultirt werden. Die Nuͤſſe ein gantzes Jahr friſch zu behalten/ thut mans (wie M. Joh. Georg. Muͤller in ſeinen Delitiis hortenſibus will) in ein Zucker-Glas/ und ſtellets in Keller/ oder in einen Hafen/ und vergraͤbts in die Erden/ wann ſie auch ſchon duͤrre ſind/ und legt ſie auf zehen oder zwoͤlf Tage in ein flieſſendes Waſſer/ oder gibt ihnen ſonſt taͤglich friſches Waſſer/ ſo werden ſie gantz neu wie- derum/ daß man ſie ſchaͤlen kan. Cap. XLIII. Von Kerſchen. DJe wilden Kerſchen ſind faſt aller Orten ſo ge- mein/ daß ſie faſt uͤberall wachſen/ und in ange- hender groſſen Sommerhitz den muͤden und mat- ten durſtigen Mund/ mit ihrer lieblichen ſuͤſſen Feuch- tigkeit/ erfreuen und erfriſchen; und ob auch dieſes nicht waͤre/ ſo ſind doch ihre in allen Waͤldern und Feldern zuſammgeſuchte Wildlinge ein trefflicher Vortheil fuͤr einen Gaͤrtner/ darauf er allerhand Peltz-Kerſchen/ Spaniſche Weichſeln und Gundi peltzen und pfropfen kan/ darauf ſie nicht allein gerne bekleiben/ ſondern auch viel groͤſſer und daurhafftiger bleiben/ als wann ſie ihren eigenen Staͤmmen waͤren eingeimpfet worden/ weil ſie geſchwind wachſen und gerne tragen. Sie haben lieber Sand/ als Laim/ feucht/ als trocken; ſind ſehr vielerley Arten in Ungarn und Oeſterreich zu finden/ etliche gantz ſchwartz/ groß/ langlecht/ inwendig braunroth und ſuͤß; theils auswendig hoch-roth/ theils leibfarb und roͤthlecht/ und inwendig weiß/ etliche auswendig geel; theils ſind weich und ſafftig/ etliche haben ein hartes/ doch liebliches ſuͤſſes Fleiſch/ die man Kraͤmel-Kerſchen heiſſet; etli- che ſind J i i ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/453>, abgerufen am 20.11.2024.