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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Span-Zettel melden/ ſonſt muß mans nicht allein ab-
ſonderlich zahlen/ ſondern verderbt auch/ (wann man in
den ſchon eingemaurten Steinen viel klopffen und Lucken
ſchlagen laͤſt/ ſo vorhin viel leichter geſchehen kan) die
neuen Mauren. So kan man auch mit dem Steinbre-
cher/ nach der Klaffter/ oder nach der Anzahl Zollſtuͤcke
vorher dingen/ alles lang vorhero/ ehe man anfaͤngt zu
bauen. Gut iſt es auch/ wann man ins Span-Zett-
lein einrucket/ daß man ihm zwar (wenn er weit entlegen)
Fuhren verſchaffen wolle/ die Werckſtuck herzubrin-
gen/ doch muß er ſolche auf- und abladen/ auch unterwegs
dabey bleiben/ und/ wo etwas zerbrochen wuͤrde/ dafuͤr
gut ſeyn/ ſo wird er ſorgfaͤltiger ſeyn/ und beſſern Fleiß
brauchen.

Die Schloſſer muͤſſen Thuͤren und Fenſter/ mit
Handhaben/ Schnallen/ Schloͤſſern/ Reibeln/ und Be-
ſchlaͤchten verſehen/ Jtem Gitter groß und klein vor die
Fenſter vorher machen/ doch ſoll man allenthalben das
Anmachen auch mit eindingen. Deßgleichen mit dem
Zimmer-Meiſter iſt auch am beſten uͤberhaupt um alle
Arbeit/ ſamt dem Aufſetzen und Decken gedungen/ die
herabgehackte Spaͤne/ und alles Holtz/ ſo abgehauet wird/
ſoll des Bau-Herrn bleiben. Theils brauchen dieſen Vor-
theil/ geben dem Meiſter fuͤr ſeine Muͤhe/ und daß ers
angibt/ das Geſinde bekommt/ und einen guten Polierer
ſtellt/ wochentlich einen Thaler/ er ſey ſtets dabey oder
nicht/ doch daß er dem Geſinde vorſage/ er habe gedingt.
Der Bau-Herr aber zahlt das Geſinde wochentlich aus/
alſo wird das Gebaͤu befoͤrdert/ das Geſinde iſt deſto
fleiſſiger/ wird wol was damit erſpahret/ das wol letzlich
eines guten Fuͤrſt-Weins (wie ſie ihn nennen) wehrt iſt.

Mit dem Tiſchler kan man auch alſo dingen/ daß er
alles/ ſamt dem Fuͤrniſſen/ gantz verfertige und einmache.
Theils laſſen nach der Wochen arbeiten/ theils dingen
uͤberhaubt/ theils nach dem Taglohn/ theils nach dem
Stuck. Die Fuß-Boͤden ſollen allezeit drey Laͤden zu-
ſammen geleimet/ und das erſte und andere Jahr nicht
genagelt/ ſondern/ wann ſie zuvor dieſe Zeit uͤber wolge-
flohen ſind/ alsdann erſt zuſammen getrieben und gena-
gelt werden. Die hoͤltzernen Boͤden/ weil ſich ſonſt gern
Maͤuſe darunter aufhalten/ muͤſſen inwendig mit trocke-
nen Saͤgſpaͤnen/ Flachs- oder Korn-Spreuern/ Aſchen/
Jtem duͤrren Craneweth-Graſe ausgefuͤllt ſeyn/ ſo koͤn-
nen die Maͤuſe nicht einniſten.

[Spaltenumbruch]

Deßgleichen auch mit den Hafnern muß man din-
gen/ alle Nohtwendigkeiten zu verfertigen; die glatten
Kachel ſind beſſer/ als die getruckten/ nehmen nicht ſo viel
Staube an ſich; die Oefen ſollen im alten Monden ge-
ſetzt/ auch der Leim im alten Monden genommen und nicht
beregnet werden. Das Ausbereiten und Abreiben ſoll
man/ wann man den Ofen kaufft/ mit ausnehmen; ſonſt
muß man beſonders davon zahlen. Die Oefen muͤſſen/
nach Proportion des Zimmers Weite oder Hoͤhe/ ein-
ſtimmen. Von Rechtswegen ſollen die Zimmer/ darin-
nen Oefen ſind/ ziemlich hohe und nicht nidere Boͤden ha-
ben/ ſonſt ſchlaͤgt die Hitz dem Menſchen in das Haupt/
verurſachet Fluͤſſe und Cathaͤrr. Der Ofen muß nicht
gar zu weit ſeyn/ daß ſich die Hitze drinnen koͤnne concen-
tri
ren/ und von daraus in das Gemach durchdringen.
Der Ofen-Fuß muß nicht zu hoch ſeyn/ damit die Waͤr-
me auch den Boden betreffe/ auch das Ofenloch nicht zu
hoch und zu weit ſeyn/ ſonſt ſchlaͤgt die Hitze zuruck aus/
und kommt wenig in die Stuben.

Die Glaſer finden auch bey neuen Gebaͤuen nicht ge-
ringe Arbeit/ ingleichen bißweilen die Mahler/ Klampffe-
rer/ Gipß-Arbeiter und Gaͤtterſtricker/ nicht weniger
die Schmide/ wann ſie ein wenig ſauber arbeiten/ koͤn-
nen offt die Gaͤtter (wie die Schloͤſſer) ſonderlich die
Creutz-Gaͤtter/ vor die Gewoͤlber und Zimmer im un-
tern Gaden machen.

Unter dieſen allen nun/ was zu Erbauung eines
Hauſes nothwendig iſt/ haben die Maurer und Zimmer-
Leute die meiſte und groͤſte Arbeit. Alſo ſoll ein Haus-
Vatter gleich ein Bau-Regiſter aufrichten; Alle
Namen der Meiſter/ Geſellen und Tagwercker aufzeich-
nen/ ſo wol ihre Tagwercke/ als auch den Empfang ei-
nem jeden inſonderheit vormercken/ und mit Fleiß ſich
huͤten/ daß er ihnen vorau nie zu viel hinaus gebe; weil
ſie den Luſt zur Arbeit verlieren/ und alſo ſein Werck dar-
durch geſaumet wird. Wann man einige Taferne und
Wirthshaͤuſer in der Naͤhe hat/ kan man wol zu Zeiten/
fuͤr Fleiſch und Bier/ eine kleine Schuld fuͤr ſie ausbor-
gen; aber nicht fuͤr Wein/ denn ſie gewohnen des Sauf-
fens/ vernachlaͤſſigen die Arbeit/ ſuchen unnoͤthige Feyer-
taͤge/ und machen groſſe Ausſtaͤnde. Dahero dem Wirth
zu befehlen/ ihnen Wein/ ohne paar Geld/ nicht zu bor-
gen/ und wochentlich einen Abrait-Zettel einzugeben/ wie
viel ihm dieſer oder jener ſchuldig/ aufdaß der Bau-Herr
alles wiſſe/ und es wochentlich abziehen koͤnne.

Cap. XXV.
Wann jemand weit-entlegene Mayrhoͤfe hat/ die er weder verkauffen
noch verlaſſen will/ wie er ſeine Wirthſchafft daſelbſt an-
ſtellen ſolle.
[Spaltenumbruch]

ES finden ſich zu Zeiten weit abgelegene/ uͤbelbe-
queme Guͤter und Mayrhoͤfe/ die man aus gewiſ-
ſen Urſachen nicht verkauffen/ und einem Beſtand-
Jnnhaber (wegen Beyſorg der Aboͤdung) auch nicht
gerne vertrauen/ ſondern daruͤber ſelbſt die vornehmſte
Obſicht und Herrſchafft behalten und haben will: da iſt
die beſte Weiſe/ wann man um einen treuen/ guten/ in
der Wirthſchafft erfahrnen und bekannten Meyer (deſ-
ſen Weib mit dem Viehe/ Garten und Geſpunſt wol
weiß umzugehen) ſich bewirbet/ ihme entweder ein ge-
wiſſes Geld/ Korn/ Waitz/ Erbeiß/ Gerſten/ Saltz/
[Spaltenumbruch] Schmaltz und dergleichen Victualien zur jaͤhrlichen er-
klecklichen Beſoldung machet; davon er aber alle be-
doͤrfftige Dienſtboten ſelbſt belohnen/ und wol alles Vie-
he beſtellen/ als auch auf die Wieſen/ Gehoͤltz und Gruͤn-
de ſeine Aufſicht haben; in den Feldern ſo wol den Win-
ter-als Sommer-Bau verrichten/ das Korn einbrin-
gen/ dreſchen laſſen/ und alſo ein gewiß benenntes
Schmaltz von jeglicher Kuhe/ ſo wol als eine Summa
von allerley Getrayd der Herrſchafft jaͤhrlich liefern/ und
alſo dem gantzen Hausweſen vorſtehen muß. So aber
gleichwol (weil die Treu ein ſeltzam Wildpret/ wenig

recht-
D ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/45>, abgerufen am 08.01.2025.