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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] rühren/ wol und gelegensam ausbreiten können/ hernach
muß der Baum wol gestümmelt/ und mit gehöriger Ge-
dult und Vorsichtigkeit also ausgegraben werden/ daß
keine Wurtzen/ wo möglich/ zerstossen oder beschädiget
werde; und also setzt man ihn gegen den Theil der Welt/
wie er vor gestanden; zu den Wurtzen muß man guten
Grund bringen/ der vorhero wol gedungt worden/ und
damit die Sonne die Wurtzen nicht austrockne/ kan
man untern Aesten Laubwerck/ Stroh und anders dar-
zu legen; man mag sie auch bey grosser Hitze wol begies-
sen/ sonderlich das erste Jahr/ diß geschicht besser im Frü-
ling als im Herbst/ damit die gestümmelten Aeste leich-
ter überwimmern/ so etwa durch strengen Winters-
Frost nicht zu erhalten.

Das Ausgraben der alten Bäume/ muß nicht am
Stamm geschehen/ thut mans im Winter/ muß es bey
offner Erden/ und so weit des Baums äusserste Tropfen
gehen (weil meistens die Ausbreitung der Wurtzen mit
der Obdachung der Aeste sich vergleichen) geschehen/ da
muß man zuvor den Baum allerseits mit Stangen unter-
stützen/ hernach die Wurtzen abledigen und glatt abhau-
en; wann nun der Frost angangen/ begiesset man Abends
die Erden und Wurtzen mit Wasser/ daß es zusamm
gefriere/ folgenden Tags raumt man die Stützen hin-
weg/ neigt den Baum seitenwärts/ und hauet die Spitz-
Wurtzen ab/ dann legt man ihn auf einen Schlitten/ führt
ihn zu vorhin bereiteter Gruben/ setzt ihn wie er vor ge-
standen/ füllet den übrigen Raum mit guter Erden und
Dunge/ so soll er/ (wie Herr Elßholtz bezeuget) das Ver-
setzen wenig empfinden/ sondern folgenden Früling gu-
ten Wachsthum zeigen; Geschichts aber im Sommer/
wann die Blätter vollkommen ausgeschlagen/ so allein
mit sechs und minderjährigen Bäumlein geschehen kan;
so gräbt man ihn säuberlich aus/ biß alle Wurtzen im
Grunde abgelöst sind/ nimmt leinene grobe nasse Tü-
cher/ schlägt sie um die Wurtzen und das anhangende
Erdreich glatt um/ daß alles beysammen bleibe/ hebt al-
so den Baum aus/ und setzt ihn in seine neue Grube/ die
mit linder Erd gemach muß ausgefüllet seyn/ ohne Zer-
druckung der Wurtzen; wann er wol stehet/ soll man das
[Spaltenumbruch] Erdreich herum sachte begiessen/ und macht einen Schirm
darüber/ ne nimius calor primo coalescendi exordio,
die Feuchten ausziehe/ die Wurtzen dörre/ und den
Baum verderbe/ fährt mit dem Giessen so lang fort/
(nach Herrn Elßholtzen Lehre) biß die hangende Blät-
ter sich wieder erheben/ und ein Zeichen geben/ daß der
Baum diese gefährliche Versetzung überwunden habe.

Das vornehmste ist/ daß fleissig von dem Herrn
selbst nachgesehen werde/ und sind seine/ des Herrn de
Serres
Wort/ die er nachdencklich beyfüget/ wann er
also schreibt von sich selbst: Tous les arbres, que l' ay
fait planter en ma presence, sont venu a bien, peu ex-
ceptes, au contraire tous ceux sont morts, ou lan-
guissent, dont l' ay commis le planter a mes Servi-
teurs;
das ist auf Teutsch: Alle die Bäume/ die ich in
meiner Gegenwart habe peltzen lassen/ sind (ihr wenig
ausgenommen) alle wol bekleibet; Jm Gegentheil sind
alle diejenigen verdorben/ oder doch übel gediegen/ die ich
durch mein Gesinde pflantzen lassen.

Noch eines ist zu mercken/ daß auch die geschlachten
Bäumlein von dem edlen Kern-Obst/ durch wiederholte
Versetzung/ so gute und edle Früchte bringen/ als das
Obst gewesen/ daraus die Kerne genommen worden;
und je öffter solches/ observato debito modo, geschehen
kan/ je köstlicher und edler wird die Frucht/ die auch
in diesem die gepeltzten übertreffen/ weil diese Bäume/
denen andern gepfropfeten weit an der Währhafftigkeit
überlegen sind. Daß sonst etliche auf alle Wercktäge in
der Wochen Vor- und Nachmittag gewisse Versetzung-
Stunden wollen und vorschreiben/ ist mehr Aberglau-
ben/ als einige Wahrähnlichkeit. Wann nur schön
Wetter/ bequeme Erden/ und der Pflantzen Beschaf-
fenheit recht übereinstimmen/ so darf ihm niemand kei-
nen Scrupel machen/ ausser daß Morgen und Abend
natürlicher Weise/ weil sie in Hitz und Kälte/ trocken
und feuchten/ temperirt und mittelmässig sind/ zu diesem
Vornehmen am bequemlichsten zu halten sind/ die
Stämme/ je eher sie mit ihren Wurtzen in die Erden
kommen/ je mehr gedeyen sie/ indem die Lufft/ und son-
derlich der Wind/ den Lebens-Safft aus den Wurtzen
aussauget.

Cap. XXIII.
Von Lust-Gängen und Spalieren der fruchtbaren Bäume.
[Spaltenumbruch]

WO grosse weite Gründe und schöne Gelegenheit/
neben gutem Grunde an den Spazier-Wegen
auch ausserhalb der Gärten sind/ da können von
Nuß- und Kestenbäumen gantze lange gedoppelte Rey-
en/ Lust-Gänge gesetzt werden; der Grund aber muß
nicht zu feucht seyn. Aus andern fruchtbaren Bäumen
und Sträuchern aber/ kan man Spalier und gleichsam
grüne Mauren zurichten von allerhand Gestalt und For-
men/ gerade und gebogen/ daran man im Früling die
Blühe/ im Sommer und Herbst aber die Früchte sihet/
die/ nach Herrn de Serres Meynung/ fast besser/ als die
an den andern Bäumen sind. Nun diese müssen also ge-
richtet seyn/ daß sie die Mittages-Sonne frey haben/
man kan auch darmit/ an statt der Zäune/ die Kuchen-
Baum- und Blumen-Gärten unterscheiden/ oder den
grossen Haubt- und Creutzgang damit aussetzen.

Wann man sie zurichten will/ muß man erstlich/ nach
[Spaltenumbruch] der eingerichteten Form/ Gruben machen/ ohngefehr
zwey Schuch tief und drey Schuch breit/ lang vorher/
ehe man die Bäume setzt/ ohngefehr im Herbst vor dem
Winter im September oder October/ und sie also den
Winter durch offen lassen/ damit die Erde durch Son-
ne/ Lufft und Regen/ sowol im Grund/ als obenher/
gebessert und durchgekocht werde. Den obersten Grund
und Wasen/ als das Beste/ muß man/ wie oben auch
schon vermeldet/ absonderlich zusammen schlagen/ und
hernach wann man die Wildling setzt/ vorher den Grund
auf vier Finger hoch damit unterbetten/ des Wildlings
Wurtz darauf setzen/ und wieder mit solcher guten Er-
den zuhüllen; diß alles muß nach der Schnur gesche-
hen/ und müssen die Wildling ohngefähr anderthalb
Schuch weit voneinander stehen/ es sey der Form ge-
rad/ eckicht/ krumm/ oder in der Rundnng/ dabey denn
das Augenmaß eines Verständigen das beste thun

kan/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ruͤhren/ wol und gelegenſam ausbreiten koͤnnen/ hernach
muß der Baum wol geſtuͤmmelt/ und mit gehoͤriger Ge-
dult und Vorſichtigkeit alſo ausgegraben werden/ daß
keine Wurtzen/ wo moͤglich/ zerſtoſſen oder beſchaͤdiget
werde; und alſo ſetzt man ihn gegen den Theil der Welt/
wie er vor geſtanden; zu den Wurtzen muß man guten
Grund bringen/ der vorhero wol gedungt worden/ und
damit die Sonne die Wurtzen nicht austrockne/ kan
man untern Aeſten Laubwerck/ Stroh und anders dar-
zu legen; man mag ſie auch bey groſſer Hitze wol begieſ-
ſen/ ſonderlich das erſte Jahr/ diß geſchicht beſſer im Fruͤ-
ling als im Herbſt/ damit die geſtuͤmmelten Aeſte leich-
ter uͤberwimmern/ ſo etwa durch ſtrengen Winters-
Froſt nicht zu erhalten.

Das Ausgraben der alten Baͤume/ muß nicht am
Stamm geſchehen/ thut mans im Winter/ muß es bey
offner Erden/ und ſo weit des Baums aͤuſſerſte Tropfen
gehen (weil meiſtens die Ausbreitung der Wurtzen mit
der Obdachung der Aeſte ſich vergleichen) geſchehen/ da
muß man zuvor den Baum allerſeits mit Stangẽ unter-
ſtuͤtzen/ hernach die Wurtzen abledigen und glatt abhau-
en; wann nun der Froſt angangen/ begieſſet man Abends
die Erden und Wurtzen mit Waſſer/ daß es zuſamm
gefriere/ folgenden Tags raumt man die Stuͤtzen hin-
weg/ neigt den Baum ſeitenwaͤrts/ und hauet die Spitz-
Wurtzen ab/ dañ legt man ihn auf einen Schlitten/ fuͤhrt
ihn zu vorhin bereiteter Gruben/ ſetzt ihn wie er vor ge-
ſtanden/ fuͤllet den uͤbrigen Raum mit guter Erden und
Dunge/ ſo ſoll er/ (wie Herr Elßholtz bezeuget) das Ver-
ſetzen wenig empfinden/ ſondern folgenden Fruͤling gu-
ten Wachsthum zeigen; Geſchichts aber im Sommer/
wann die Blaͤtter vollkommen ausgeſchlagen/ ſo allein
mit ſechs und minderjaͤhrigen Baͤumlein geſchehen kan;
ſo graͤbt man ihn ſaͤuberlich aus/ biß alle Wurtzen im
Grunde abgeloͤſt ſind/ nimmt leinene grobe naſſe Tuͤ-
cher/ ſchlaͤgt ſie um die Wurtzen und das anhangende
Erdreich glatt um/ daß alles beyſammen bleibe/ hebt al-
ſo den Baum aus/ und ſetzt ihn in ſeine neue Grube/ die
mit linder Erd gemach muß ausgefuͤllet ſeyn/ ohne Zer-
druckung der Wurtzen; wann er wol ſtehet/ ſoll man das
[Spaltenumbruch] Erdreich herum ſachte begieſſen/ und macht einen Schirm
daruͤber/ ne nimius calor primo coaleſcendi exordio,
die Feuchten ausziehe/ die Wurtzen doͤrre/ und den
Baum verderbe/ faͤhrt mit dem Gieſſen ſo lang fort/
(nach Herrn Elßholtzen Lehre) biß die hangende Blaͤt-
ter ſich wieder erheben/ und ein Zeichen geben/ daß der
Baum dieſe gefaͤhrliche Verſetzung uͤberwunden habe.

Das vornehmſte iſt/ daß fleiſſig von dem Herrn
ſelbſt nachgeſehen werde/ und ſind ſeine/ des Herrn de
Serres
Wort/ die er nachdencklich beyfuͤget/ wann er
alſo ſchreibt von ſich ſelbſt: Tous les arbres, que l’ ay
fait planter en ma preſence, ſont venu à bien, peu ex-
ceptés, au contraire tous ceux ſont morts, ou lan-
guiſſent, dont l’ ay commis le planter à mes Servi-
teurs;
das iſt auf Teutſch: Alle die Baͤume/ die ich in
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ausgenommen) alle wol bekleibet; Jm Gegentheil ſind
alle diejenigen verdorben/ oder doch uͤbel gediegen/ die ich
durch mein Geſinde pflantzen laſſen.

Noch eines iſt zu mercken/ daß auch die geſchlachten
Baͤumlein von dem edlen Kern-Obſt/ durch wiederholte
Verſetzung/ ſo gute und edle Fruͤchte bringen/ als das
Obſt geweſen/ daraus die Kerne genommen worden;
und je oͤffter ſolches/ obſervato debito modo, geſchehen
kan/ je koͤſtlicher und edler wird die Frucht/ die auch
in dieſem die gepeltzten uͤbertreffen/ weil dieſe Baͤume/
denen andern gepfropfeten weit an der Waͤhrhafftigkeit
uͤberlegen ſind. Daß ſonſt etliche auf alle Wercktaͤge in
der Wochen Vor- und Nachmittag gewiſſe Verſetzung-
Stunden wollen und vorſchreiben/ iſt mehr Aberglau-
ben/ als einige Wahraͤhnlichkeit. Wann nur ſchoͤn
Wetter/ bequeme Erden/ und der Pflantzen Beſchaf-
fenheit recht uͤbereinſtimmen/ ſo darf ihm niemand kei-
nen Scrupel machen/ auſſer daß Morgen und Abend
natuͤrlicher Weiſe/ weil ſie in Hitz und Kaͤlte/ trocken
und feuchten/ temperirt und mittelmaͤſſig ſind/ zu dieſem
Vornehmen am bequemlichſten zu halten ſind/ die
Staͤmme/ je eher ſie mit ihren Wurtzen in die Erden
kommen/ je mehr gedeyen ſie/ indem die Lufft/ und ſon-
derlich der Wind/ den Lebens-Safft aus den Wurtzen
ausſauget.

Cap. XXIII.
Von Luſt-Gaͤngen und Spalieren der fruchtbaren Baͤume.
[Spaltenumbruch]

WO groſſe weite Gruͤnde und ſchoͤne Gelegenheit/
neben gutem Grunde an den Spazier-Wegen
auch auſſerhalb der Gaͤrten ſind/ da koͤnnen von
Nuß- und Keſtenbaͤumen gantze lange gedoppelte Rey-
en/ Luſt-Gaͤnge geſetzt werden; der Grund aber muß
nicht zu feucht ſeyn. Aus andern fruchtbaren Baͤumen
und Straͤuchern aber/ kan man Spalier und gleichſam
gruͤne Mauren zurichten von allerhand Geſtalt und For-
men/ gerade und gebogen/ daran man im Fruͤling die
Bluͤhe/ im Sommer und Herbſt aber die Fruͤchte ſihet/
die/ nach Herrn de Serres Meynung/ faſt beſſer/ als die
an den andern Baͤumen ſind. Nun dieſe muͤſſen alſo ge-
richtet ſeyn/ daß ſie die Mittages-Sonne frey haben/
man kan auch darmit/ an ſtatt der Zaͤune/ die Kuchen-
Baum- und Blumen-Gaͤrten unterſcheiden/ oder den
groſſen Haubt- und Creutzgang damit ausſetzen.

Wann man ſie zurichten will/ muß man erſtlich/ nach
[Spaltenumbruch] der eingerichteten Form/ Gruben machen/ ohngefehr
zwey Schuch tief und drey Schuch breit/ lang vorher/
ehe man die Baͤume ſetzt/ ohngefehr im Herbſt vor dem
Winter im September oder October/ und ſie alſo den
Winter durch offen laſſen/ damit die Erde durch Son-
ne/ Lufft und Regen/ ſowol im Grund/ als obenher/
gebeſſert und durchgekocht werde. Den oberſten Grund
und Waſen/ als das Beſte/ muß man/ wie oben auch
ſchon vermeldet/ abſonderlich zuſammen ſchlagen/ und
hernach wann man die Wildling ſetzt/ vorher den Grund
auf vier Finger hoch damit unterbetten/ des Wildlings
Wurtz darauf ſetzen/ und wieder mit ſolcher guten Er-
den zuhuͤllen; diß alles muß nach der Schnur geſche-
hen/ und muͤſſen die Wildling ohngefaͤhr anderthalb
Schuch weit voneinander ſtehen/ es ſey der Form ge-
rad/ eckicht/ krumm/ oder in der Rundnng/ dabey denn
das Augenmaß eines Verſtaͤndigen das beſte thun

kan/
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[414/0432] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ruͤhren/ wol und gelegenſam ausbreiten koͤnnen/ hernach muß der Baum wol geſtuͤmmelt/ und mit gehoͤriger Ge- dult und Vorſichtigkeit alſo ausgegraben werden/ daß keine Wurtzen/ wo moͤglich/ zerſtoſſen oder beſchaͤdiget werde; und alſo ſetzt man ihn gegen den Theil der Welt/ wie er vor geſtanden; zu den Wurtzen muß man guten Grund bringen/ der vorhero wol gedungt worden/ und damit die Sonne die Wurtzen nicht austrockne/ kan man untern Aeſten Laubwerck/ Stroh und anders dar- zu legen; man mag ſie auch bey groſſer Hitze wol begieſ- ſen/ ſonderlich das erſte Jahr/ diß geſchicht beſſer im Fruͤ- ling als im Herbſt/ damit die geſtuͤmmelten Aeſte leich- ter uͤberwimmern/ ſo etwa durch ſtrengen Winters- Froſt nicht zu erhalten. Das Ausgraben der alten Baͤume/ muß nicht am Stamm geſchehen/ thut mans im Winter/ muß es bey offner Erden/ und ſo weit des Baums aͤuſſerſte Tropfen gehen (weil meiſtens die Ausbreitung der Wurtzen mit der Obdachung der Aeſte ſich vergleichen) geſchehen/ da muß man zuvor den Baum allerſeits mit Stangẽ unter- ſtuͤtzen/ hernach die Wurtzen abledigen und glatt abhau- en; wann nun der Froſt angangen/ begieſſet man Abends die Erden und Wurtzen mit Waſſer/ daß es zuſamm gefriere/ folgenden Tags raumt man die Stuͤtzen hin- weg/ neigt den Baum ſeitenwaͤrts/ und hauet die Spitz- Wurtzen ab/ dañ legt man ihn auf einen Schlitten/ fuͤhrt ihn zu vorhin bereiteter Gruben/ ſetzt ihn wie er vor ge- ſtanden/ fuͤllet den uͤbrigen Raum mit guter Erden und Dunge/ ſo ſoll er/ (wie Herr Elßholtz bezeuget) das Ver- ſetzen wenig empfinden/ ſondern folgenden Fruͤling gu- ten Wachsthum zeigen; Geſchichts aber im Sommer/ wann die Blaͤtter vollkommen ausgeſchlagen/ ſo allein mit ſechs und minderjaͤhrigen Baͤumlein geſchehen kan; ſo graͤbt man ihn ſaͤuberlich aus/ biß alle Wurtzen im Grunde abgeloͤſt ſind/ nimmt leinene grobe naſſe Tuͤ- cher/ ſchlaͤgt ſie um die Wurtzen und das anhangende Erdreich glatt um/ daß alles beyſammen bleibe/ hebt al- ſo den Baum aus/ und ſetzt ihn in ſeine neue Grube/ die mit linder Erd gemach muß ausgefuͤllet ſeyn/ ohne Zer- druckung der Wurtzen; wann er wol ſtehet/ ſoll man das Erdreich herum ſachte begieſſen/ und macht einen Schirm daruͤber/ ne nimius calor primo coaleſcendi exordio, die Feuchten ausziehe/ die Wurtzen doͤrre/ und den Baum verderbe/ faͤhrt mit dem Gieſſen ſo lang fort/ (nach Herrn Elßholtzen Lehre) biß die hangende Blaͤt- ter ſich wieder erheben/ und ein Zeichen geben/ daß der Baum dieſe gefaͤhrliche Verſetzung uͤberwunden habe. Das vornehmſte iſt/ daß fleiſſig von dem Herrn ſelbſt nachgeſehen werde/ und ſind ſeine/ des Herrn de Serres Wort/ die er nachdencklich beyfuͤget/ wann er alſo ſchreibt von ſich ſelbſt: Tous les arbres, que l’ ay fait planter en ma preſence, ſont venu à bien, peu ex- ceptés, au contraire tous ceux ſont morts, ou lan- guiſſent, dont l’ ay commis le planter à mes Servi- teurs; das iſt auf Teutſch: Alle die Baͤume/ die ich in meiner Gegenwart habe peltzen laſſen/ ſind (ihr wenig ausgenommen) alle wol bekleibet; Jm Gegentheil ſind alle diejenigen verdorben/ oder doch uͤbel gediegen/ die ich durch mein Geſinde pflantzen laſſen. Noch eines iſt zu mercken/ daß auch die geſchlachten Baͤumlein von dem edlen Kern-Obſt/ durch wiederholte Verſetzung/ ſo gute und edle Fruͤchte bringen/ als das Obſt geweſen/ daraus die Kerne genommen worden; und je oͤffter ſolches/ obſervato debito modo, geſchehen kan/ je koͤſtlicher und edler wird die Frucht/ die auch in dieſem die gepeltzten uͤbertreffen/ weil dieſe Baͤume/ denen andern gepfropfeten weit an der Waͤhrhafftigkeit uͤberlegen ſind. Daß ſonſt etliche auf alle Wercktaͤge in der Wochen Vor- und Nachmittag gewiſſe Verſetzung- Stunden wollen und vorſchreiben/ iſt mehr Aberglau- ben/ als einige Wahraͤhnlichkeit. Wann nur ſchoͤn Wetter/ bequeme Erden/ und der Pflantzen Beſchaf- fenheit recht uͤbereinſtimmen/ ſo darf ihm niemand kei- nen Scrupel machen/ auſſer daß Morgen und Abend natuͤrlicher Weiſe/ weil ſie in Hitz und Kaͤlte/ trocken und feuchten/ temperirt und mittelmaͤſſig ſind/ zu dieſem Vornehmen am bequemlichſten zu halten ſind/ die Staͤmme/ je eher ſie mit ihren Wurtzen in die Erden kommen/ je mehr gedeyen ſie/ indem die Lufft/ und ſon- derlich der Wind/ den Lebens-Safft aus den Wurtzen ausſauget. Cap. XXIII. Von Luſt-Gaͤngen und Spalieren der fruchtbaren Baͤume. WO groſſe weite Gruͤnde und ſchoͤne Gelegenheit/ neben gutem Grunde an den Spazier-Wegen auch auſſerhalb der Gaͤrten ſind/ da koͤnnen von Nuß- und Keſtenbaͤumen gantze lange gedoppelte Rey- en/ Luſt-Gaͤnge geſetzt werden; der Grund aber muß nicht zu feucht ſeyn. Aus andern fruchtbaren Baͤumen und Straͤuchern aber/ kan man Spalier und gleichſam gruͤne Mauren zurichten von allerhand Geſtalt und For- men/ gerade und gebogen/ daran man im Fruͤling die Bluͤhe/ im Sommer und Herbſt aber die Fruͤchte ſihet/ die/ nach Herrn de Serres Meynung/ faſt beſſer/ als die an den andern Baͤumen ſind. Nun dieſe muͤſſen alſo ge- richtet ſeyn/ daß ſie die Mittages-Sonne frey haben/ man kan auch darmit/ an ſtatt der Zaͤune/ die Kuchen- Baum- und Blumen-Gaͤrten unterſcheiden/ oder den groſſen Haubt- und Creutzgang damit ausſetzen. Wann man ſie zurichten will/ muß man erſtlich/ nach der eingerichteten Form/ Gruben machen/ ohngefehr zwey Schuch tief und drey Schuch breit/ lang vorher/ ehe man die Baͤume ſetzt/ ohngefehr im Herbſt vor dem Winter im September oder October/ und ſie alſo den Winter durch offen laſſen/ damit die Erde durch Son- ne/ Lufft und Regen/ ſowol im Grund/ als obenher/ gebeſſert und durchgekocht werde. Den oberſten Grund und Waſen/ als das Beſte/ muß man/ wie oben auch ſchon vermeldet/ abſonderlich zuſammen ſchlagen/ und hernach wann man die Wildling ſetzt/ vorher den Grund auf vier Finger hoch damit unterbetten/ des Wildlings Wurtz darauf ſetzen/ und wieder mit ſolcher guten Er- den zuhuͤllen; diß alles muß nach der Schnur geſche- hen/ und muͤſſen die Wildling ohngefaͤhr anderthalb Schuch weit voneinander ſtehen/ es ſey der Form ge- rad/ eckicht/ krumm/ oder in der Rundnng/ dabey denn das Augenmaß eines Verſtaͤndigen das beſte thun kan/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/432>, abgerufen am 20.11.2024.