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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] gemacht/ zertheilet und abgeleitet; das Geblüt aus-
geheitert und gereiniget/ die Kräfften vermehret/ ermnn-
tert und aufgeweckt werden. Das Saltz/ wie Herr D.
Christoph Schorer in seinen Regulis Sanitatis lehret/
ist sonderlich flüssigen Leuten dienlich/ und erzehlt/ daß
Thomas Campanella, der berühmte Prediger-Mönch
solches an sich selbsten erfahren/ wann er gespühret/ daß
sein Magen verschleimt/ habe er viel Saltz gessen/ und
dardurch den Schleim zertheilt/ und ausgetrieben/ so
wol/ als wann er eine Purgation vom Lerchen-Schwam-
men gebraucht hätte. Das Saltz ist/ wie Conrad
Kunrath in seiner Medulla Distillatoria sagt/ ein irr-
discher Balsam des Menschen und aller Dinge/ dann
wo das Saltz nicht ist/ da gehen die Fäulungen an/
aber das Saltz erhält ein jedes Ding für der Fäulung/
es sey gleich lebendig oder todt. Das beste Gewürtz/
und optimum Condimentum, wie es Plautus nennet/
ein metallischer Erd-Safft eines unter den Principiis
primis,
davon alle Dinge bestehen und sich conserviren/
ist auch eine vortreffliche Artzney Menschen und Viehe
sehr gesund und angenehm/ heilet/ reiniget/ säubert
und befördert die Wunden. Des Saltzes Natur ist
warm und trocken/ es feuchtet/ dissolviret/ zertreibet/
zertheilet auch die Winde/ säubert/ reiniget/ lescht ab/
zieht zusammen/ verringert und verzehret allerley böse
Feuchtigkeiten/ und erhält die Gesunden in ihrer Art
unverletzt/ und ob es gleich (wie besagter Kunrath wei-
ter sagt) nicht viel Nahrung gibt/ so erweckts doch Lust
zur Speise/ und bereitet die alsbald durch den Leib zu
zu gehen/ befördert auch/ daß die Glieder Nahrung
bekommen/ es machet geil/ unkeusch/ und dienet sehr
zur Fruchtbarkeit/ dem Vieh im Futter gereicht/ macht
es dasselbe feist/ und ihr Fleisch wolgeschmack/ die
Menschen aber/ die viel Saltz essen/ werden selten feist/
gibt auch in Hungers-Noth dem menschlichen Leben et-
was Unterhaltung/ und hat in dem Tunetanischen Feld-
Zug/ als in Affrica damals grosser Nahrungs-Mangel
war/ des hochlöbl. Kaysers Caroli V. Kriegs-Volck
damals in der That solches erfahren/ da sie ein Saltz-
Körnlein nach dem andern auf der Zungen zerschmel-
tzen/ und also sich den grausamen Hunger nicht über-
winden lassen/ wie Bickerus in praefat. lib. de Sanit.
Const.
bezeuget. Es soll auch das Feld oder den Acker/
wann man es darauf streuet/ fruchtbar und wolträchtig
machen/ wie Levinus Lemnius schreibet/ daß er solches
selbst versucht habe. Saltz und Brod macht die Ba-
cken roth/ wie der alte Herr Carrichter in seiner Teut-
schen Speis-Kammer bezeuget/ und hat GOtt der
HErr selbsten das Saltz so hoch gewürdiget/ daß er
kein Opffer von weiland seinem Volck denen Kindern
Jsrael ohne Saltz hat annehmen wollen/ Levitici 2.
Alle die Speis-Opffer (spricht er) solltu saltzen/ und
dein Speis-Opffer soll nimmer ohne Saltz des Bun-
des deines GOttes seyn; zu alle deinem Opffer solltu
Saltz opffern. Das Saltz/ mit Hönig vermischt/ hilfft
wider den tobenden Hunds-Biß/ und noch mehr/
wann Knoblauch darunter gestossen wird/ also auch mit
Sauerteig/ Hönig/ Butter od Schweinen-Schmalz auf-
gelegt/ eröffnet es böse Geschwer/ auch Carbunckel und Pe-
stilentialische Beulen/ Saltz-Wasser mit leinen Tüch-
lein aufgelegt/ heilet allen Brand/ und leschet die Hitz/
es sey von Püchsen-Pulver/ siedenden Oel/ heissen
Pech/ siedendheissens Wasser oder Kohlen/ die Tüch-
[Spaltenumbruch] lein zum öfftern darinnen genetzt/ und frisch übergelegt/
so wird der Brand damit ausgezogen/ und der grosse
Schmertzen gestillt. Es sind aber des Saltzes vielerley
Arten/ das Stein-Saltz wird meistens aus Pohlen/
Ober-Ungern und Siebenbürgen gebracht/ Petrus
Petrejus in descriptione Russiae
meldet/ daß unferne
von Astracan zween so grosse Saltzberge sind/ daß wann
man schon täglich 20000. Stuck Saltzes davon ab-
hauete/ es dennoch das Ansehen habe/ als sey nichts da-
von kommen/ weil täglich wieder so viel von der Natur
ersetzt wird. Da es auch gesaltzene Seen gibt/ die
Fisch in sich haben/ die wolgeschmaches und hartes Flei-
sches sind/ und in süssen Wasser nicht leben können/ in
Siebenbürgen ad ripam Marisi fluvii, unweit von der
Stadt Thorda gibt es gantze Felsen von Saltz/ dessen
auch das Erdreich daselbsten so voll ist/ daß offt die A-
ckers-Leute mit den Pflügen/ der verborgnen Saltz-
Klippen halber/ nicht fort können; doch darff niemand
davon etwas aushauen/ damit der Königlichen Cam-
mer ihr Nutzen nicht geschmälert werde/ den Zäck-
lern aber ists erlaubt/ daß sie auf ihren Gründen/ was
sie zur Haus-Nothdurfft gebrauchen/ nehmen mögen;
die Holländer und Seeländer wissen das schwartze gro-
be Saltz/ so aus Spanien und Engelland zu ihnen ge-
bracht wird/ schön weiß zu sieden/ schütten Meer-Wasser
darüber und sieden es zusammen/ daß aus 100 Pfund
schwartzen Saltz 145. Pfund schönes weisses Saltz
werden/ die sie hernach weit und breit verkauffen.

Unser Oesterreichisches Saltz wird meistes von ge-
saltzenem Bronnen-Wasser gesotten/ und wird in diesen
Ländern das Stein-Saltz einznführen nicht erlaubt/
damit (wie oben gedacht) die Lands-Fürstlichen Ein-
kommen nicht entzogen werden. Darauf denn die be-
stallten Uberreuter fleissig acht haben. Jst aber unser Land-
Saltz ein gut gesundes und kräfftiges Saltz/ und wird noch
schärffer kräfftiger und in der Wirckung fast stärcker/ wann
man das Kuchen-Saltz in einem Ziegel-Ofen
oder sonst in einem Feuer brennen läst/ so wird es weiß
und schön/ da weiß nun eine wirthliche und in der Haus-
haltung wolerfahrne Haus-Mutter ihr zu rechter Zeit
einen guten Vorrath an Saltz zu verschaffen/ damit sie
wenigst von einem halben Jahr zum andern etwas mit
einander kauffe/ und nicht das Saltz Mäselweise von
den Krämern holen lassen müsse/ weil es theurer/ nicht so
wol ergibt/ und unsauber ist/ weil mans nicht allein in
der Kuchen zu den meisten Speisen täglich haben muß/
sondern auch zum Wildpret/ Fleisch und andern einge-
machten Sachen nothwendig gebrauchet/ da dann diß
wol zu beobachten/ daß alles/ was im Sommer einge-
saltzen wird/ weniger bleibt/ als was im Herbst und
Winter geschiehet/ daher auch alles zu rechter Zeit für-
zunehmen. Notabel ist/ was Vincenzo Tanara in seiner
Oeconomia lib. 1. fol. 17. schreibet/ daß man das Saltz
leichtlich wieder aus Fleisch und Fischen bringen kan/
wann man eine weil in siedheisses/ und wieder eine weil
in frisches kaltes Wasser etlichmahl abwechselt. Man
glaubt/ daß alles/ was eingesaltzen wird/ mit solchen
Saltz/ das in der Korn-Blühe gesotten worden/ nicht
bleibe/ gern madicht und stinckend werde. Ein Gran
Saltz in eine Lampen mit Oel gethan/ ursachet/ daß
ein Oel nicht so geschwind verzehret wird/ wie Anton, le
Grand
in seiner historia naturae foffilium fol. 221. be-
zeuget. Jn die Dinten gethan/ verhütet es/ daß sie

nicht

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] gemacht/ zertheilet und abgeleitet; das Gebluͤt aus-
geheitert und gereiniget/ die Kraͤfften vermehret/ ermnn-
tert und aufgeweckt werden. Das Saltz/ wie Herr D.
Chriſtoph Schorer in ſeinen Regulis Sanitatis lehret/
iſt ſonderlich fluͤſſigen Leuten dienlich/ und erzehlt/ daß
Thomas Campanella, der beruͤhmte Prediger-Moͤnch
ſolches an ſich ſelbſten erfahren/ wann er geſpuͤhret/ daß
ſein Magen verſchleimt/ habe er viel Saltz geſſen/ und
dardurch den Schleim zertheilt/ und ausgetrieben/ ſo
wol/ als wann er eine Purgation vom Lerchen-Schwam-
men gebraucht haͤtte. Das Saltz iſt/ wie Conrad
Kunrath in ſeiner Medullâ Diſtillatoriâ ſagt/ ein irr-
diſcher Balſam des Menſchen und aller Dinge/ dann
wo das Saltz nicht iſt/ da gehen die Faͤulungen an/
aber das Saltz erhaͤlt ein jedes Ding fuͤr der Faͤulung/
es ſey gleich lebendig oder todt. Das beſte Gewuͤrtz/
und optimum Condimentum, wie es Plautus nennet/
ein metalliſcher Erd-Safft eines unter den Principiis
primis,
davon alle Dinge beſtehen und ſich conſerviren/
iſt auch eine vortreffliche Artzney Menſchen und Viehe
ſehr geſund und angenehm/ heilet/ reiniget/ ſaͤubert
und befoͤrdert die Wunden. Des Saltzes Natur iſt
warm und trocken/ es feuchtet/ diſſolviret/ zertreibet/
zertheilet auch die Winde/ ſaͤubert/ reiniget/ leſcht ab/
zieht zuſammen/ verringert und verzehret allerley boͤſe
Feuchtigkeiten/ und erhaͤlt die Geſunden in ihrer Art
unverletzt/ und ob es gleich (wie beſagter Kunrath wei-
ter ſagt) nicht viel Nahrung gibt/ ſo erweckts doch Luſt
zur Speiſe/ und bereitet die alsbald durch den Leib zu
zu gehen/ befoͤrdert auch/ daß die Glieder Nahrung
bekommen/ es machet geil/ unkeuſch/ und dienet ſehr
zur Fruchtbarkeit/ dem Vieh im Futter gereicht/ macht
es daſſelbe feiſt/ und ihr Fleiſch wolgeſchmack/ die
Menſchen aber/ die viel Saltz eſſen/ werden ſelten feiſt/
gibt auch in Hungers-Noth dem menſchlichen Leben et-
was Unterhaltung/ und hat in dem Tunetaniſchen Feld-
Zug/ als in Affrica damals groſſer Nahrungs-Mangel
war/ des hochloͤbl. Kayſers Caroli V. Kriegs-Volck
damals in der That ſolches erfahren/ da ſie ein Saltz-
Koͤrnlein nach dem andern auf der Zungen zerſchmel-
tzen/ und alſo ſich den grauſamen Hunger nicht uͤber-
winden laſſen/ wie Bickerus in præfat. lib. de Sanit.
Conſt.
bezeuget. Es ſoll auch das Feld oder den Acker/
wann man es darauf ſtreuet/ fruchtbar und woltraͤchtig
machen/ wie Levinus Lemnius ſchreibet/ daß er ſolches
ſelbſt verſucht habe. Saltz und Brod macht die Ba-
cken roth/ wie der alte Herr Carrichter in ſeiner Teut-
ſchen Speis-Kammer bezeuget/ und hat GOtt der
HErr ſelbſten das Saltz ſo hoch gewuͤrdiget/ daß er
kein Opffer von weiland ſeinem Volck denen Kindern
Jſrael ohne Saltz hat annehmen wollen/ Levitici 2.
Alle die Speis-Opffer (ſpricht er) ſolltu ſaltzen/ und
dein Speis-Opffer ſoll nimmer ohne Saltz des Bun-
des deines GOttes ſeyn; zu alle deinem Opffer ſolltu
Saltz opffern. Das Saltz/ mit Hoͤnig vermiſcht/ hilfft
wider den tobenden Hunds-Biß/ und noch mehr/
wann Knoblauch darunter geſtoſſen wird/ alſo auch mit
Sauerteig/ Hoͤnig/ Butteꝛ od Schweinen-Schmalz auf-
gelegt/ eroͤffnet es boͤſe Geſchwer/ auch Carbunckel uñ Pe-
ſtilentialiſche Beulen/ Saltz-Waſſer mit leinen Tuͤch-
lein aufgelegt/ heilet allen Brand/ und leſchet die Hitz/
es ſey von Puͤchſen-Pulver/ ſiedenden Oel/ heiſſen
Pech/ ſiedendheiſſens Waſſer oder Kohlen/ die Tuͤch-
[Spaltenumbruch] lein zum oͤfftern darinnen genetzt/ und friſch uͤbergelegt/
ſo wird der Brand damit ausgezogen/ und der groſſe
Schmertzen geſtillt. Es ſind aber des Saltzes vielerley
Arten/ das Stein-Saltz wird meiſtens aus Pohlen/
Ober-Ungern und Siebenbuͤrgen gebracht/ Petrus
Petrejus in deſcriptione Ruſſiæ
meldet/ daß unferne
von Aſtracan zween ſo groſſe Saltzberge ſind/ daß wann
man ſchon taͤglich 20000. Stuck Saltzes davon ab-
hauete/ es dennoch das Anſehen habe/ als ſey nichts da-
von kommen/ weil taͤglich wieder ſo viel von der Natur
erſetzt wird. Da es auch geſaltzene Seen gibt/ die
Fiſch in ſich haben/ die wolgeſchmaches und hartes Flei-
ſches ſind/ und in ſuͤſſen Waſſer nicht leben koͤnnen/ in
Siebenbuͤrgen ad ripam Mariſi fluvii, unweit von der
Stadt Thordâ gibt es gantze Felſen von Saltz/ deſſen
auch das Erdreich daſelbſten ſo voll iſt/ daß offt die A-
ckers-Leute mit den Pfluͤgen/ der verborgnen Saltz-
Klippen halber/ nicht fort koͤnnen; doch darff niemand
davon etwas aushauen/ damit der Koͤniglichen Cam-
mer ihr Nutzen nicht geſchmaͤlert werde/ den Zaͤck-
lern aber iſts erlaubt/ daß ſie auf ihren Gruͤnden/ was
ſie zur Haus-Nothdurfft gebrauchen/ nehmen moͤgen;
die Hollaͤnder und Seelaͤnder wiſſen das ſchwartze gro-
be Saltz/ ſo aus Spanien und Engelland zu ihnen ge-
bracht wird/ ſchoͤn weiß zu ſieden/ ſchuͤtten Meer-Waſſer
daruͤber und ſieden es zuſammen/ daß aus 100 Pfund
ſchwartzen Saltz 145. Pfund ſchoͤnes weiſſes Saltz
werden/ die ſie hernach weit und breit verkauffen.

Unſer Oeſterreichiſches Saltz wird meiſtes von ge-
ſaltzenem Bronnen-Waſſer geſotten/ und wird in dieſen
Laͤndern das Stein-Saltz einznfuͤhren nicht erlaubt/
damit (wie oben gedacht) die Lands-Fuͤrſtlichen Ein-
kommen nicht entzogen werden. Darauf denn die be-
ſtallten Uberreuter fleiſſig acht haben. Jſt aber unſer Land-
Saltz ein gut geſundes uñ kraͤfftiges Saltz/ uñ wird noch
ſchaͤrffer kraͤfftiger uñ in der Wirckung faſt ſtaͤrcker/ wañ
man das Kuchen-Saltz in einem Ziegel-Ofen
oder ſonſt in einem Feuer brennen laͤſt/ ſo wird es weiß
und ſchoͤn/ da weiß nun eine wirthliche und in der Haus-
haltung wolerfahrne Haus-Mutter ihr zu rechter Zeit
einen guten Vorrath an Saltz zu verſchaffen/ damit ſie
wenigſt von einem halben Jahr zum andern etwas mit
einander kauffe/ und nicht das Saltz Maͤſelweiſe von
den Kraͤmern holen laſſen muͤſſe/ weil es theurer/ nicht ſo
wol ergibt/ und unſauber iſt/ weil mans nicht allein in
der Kuchen zu den meiſten Speiſen taͤglich haben muß/
ſondern auch zum Wildpret/ Fleiſch und andern einge-
machten Sachen nothwendig gebrauchet/ da dann diß
wol zu beobachten/ daß alles/ was im Sommer einge-
ſaltzen wird/ weniger bleibt/ als was im Herbſt und
Winter geſchiehet/ daher auch alles zu rechter Zeit fuͤr-
zunehmen. Notabel iſt/ was Vincenzo Tanara in ſeiner
Oeconomia lib. 1. fol. 17. ſchreibet/ daß man das Saltz
leichtlich wieder aus Fleiſch und Fiſchen bringen kan/
wann man eine weil in ſiedheiſſes/ und wieder eine weil
in friſches kaltes Waſſer etlichmahl abwechſelt. Man
glaubt/ daß alles/ was eingeſaltzen wird/ mit ſolchen
Saltz/ das in der Korn-Bluͤhe geſotten worden/ nicht
bleibe/ gern madicht und ſtinckend werde. Ein Gran
Saltz in eine Lampen mit Oel gethan/ urſachet/ daß
ein Oel nicht ſo geſchwind verzehret wird/ wie Anton, le
Grand
in ſeiner hiſtoria naturæ foffilium fol. 221. be-
zeuget. Jn die Dinten gethan/ verhuͤtet es/ daß ſie

nicht
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[204/0222] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens gemacht/ zertheilet und abgeleitet; das Gebluͤt aus- geheitert und gereiniget/ die Kraͤfften vermehret/ ermnn- tert und aufgeweckt werden. Das Saltz/ wie Herr D. Chriſtoph Schorer in ſeinen Regulis Sanitatis lehret/ iſt ſonderlich fluͤſſigen Leuten dienlich/ und erzehlt/ daß Thomas Campanella, der beruͤhmte Prediger-Moͤnch ſolches an ſich ſelbſten erfahren/ wann er geſpuͤhret/ daß ſein Magen verſchleimt/ habe er viel Saltz geſſen/ und dardurch den Schleim zertheilt/ und ausgetrieben/ ſo wol/ als wann er eine Purgation vom Lerchen-Schwam- men gebraucht haͤtte. Das Saltz iſt/ wie Conrad Kunrath in ſeiner Medullâ Diſtillatoriâ ſagt/ ein irr- diſcher Balſam des Menſchen und aller Dinge/ dann wo das Saltz nicht iſt/ da gehen die Faͤulungen an/ aber das Saltz erhaͤlt ein jedes Ding fuͤr der Faͤulung/ es ſey gleich lebendig oder todt. Das beſte Gewuͤrtz/ und optimum Condimentum, wie es Plautus nennet/ ein metalliſcher Erd-Safft eines unter den Principiis primis, davon alle Dinge beſtehen und ſich conſerviren/ iſt auch eine vortreffliche Artzney Menſchen und Viehe ſehr geſund und angenehm/ heilet/ reiniget/ ſaͤubert und befoͤrdert die Wunden. Des Saltzes Natur iſt warm und trocken/ es feuchtet/ diſſolviret/ zertreibet/ zertheilet auch die Winde/ ſaͤubert/ reiniget/ leſcht ab/ zieht zuſammen/ verringert und verzehret allerley boͤſe Feuchtigkeiten/ und erhaͤlt die Geſunden in ihrer Art unverletzt/ und ob es gleich (wie beſagter Kunrath wei- ter ſagt) nicht viel Nahrung gibt/ ſo erweckts doch Luſt zur Speiſe/ und bereitet die alsbald durch den Leib zu zu gehen/ befoͤrdert auch/ daß die Glieder Nahrung bekommen/ es machet geil/ unkeuſch/ und dienet ſehr zur Fruchtbarkeit/ dem Vieh im Futter gereicht/ macht es daſſelbe feiſt/ und ihr Fleiſch wolgeſchmack/ die Menſchen aber/ die viel Saltz eſſen/ werden ſelten feiſt/ gibt auch in Hungers-Noth dem menſchlichen Leben et- was Unterhaltung/ und hat in dem Tunetaniſchen Feld- Zug/ als in Affrica damals groſſer Nahrungs-Mangel war/ des hochloͤbl. Kayſers Caroli V. Kriegs-Volck damals in der That ſolches erfahren/ da ſie ein Saltz- Koͤrnlein nach dem andern auf der Zungen zerſchmel- tzen/ und alſo ſich den grauſamen Hunger nicht uͤber- winden laſſen/ wie Bickerus in præfat. lib. de Sanit. Conſt. bezeuget. Es ſoll auch das Feld oder den Acker/ wann man es darauf ſtreuet/ fruchtbar und woltraͤchtig machen/ wie Levinus Lemnius ſchreibet/ daß er ſolches ſelbſt verſucht habe. Saltz und Brod macht die Ba- cken roth/ wie der alte Herr Carrichter in ſeiner Teut- ſchen Speis-Kammer bezeuget/ und hat GOtt der HErr ſelbſten das Saltz ſo hoch gewuͤrdiget/ daß er kein Opffer von weiland ſeinem Volck denen Kindern Jſrael ohne Saltz hat annehmen wollen/ Levitici 2. Alle die Speis-Opffer (ſpricht er) ſolltu ſaltzen/ und dein Speis-Opffer ſoll nimmer ohne Saltz des Bun- des deines GOttes ſeyn; zu alle deinem Opffer ſolltu Saltz opffern. Das Saltz/ mit Hoͤnig vermiſcht/ hilfft wider den tobenden Hunds-Biß/ und noch mehr/ wann Knoblauch darunter geſtoſſen wird/ alſo auch mit Sauerteig/ Hoͤnig/ Butteꝛ od Schweinen-Schmalz auf- gelegt/ eroͤffnet es boͤſe Geſchwer/ auch Carbunckel uñ Pe- ſtilentialiſche Beulen/ Saltz-Waſſer mit leinen Tuͤch- lein aufgelegt/ heilet allen Brand/ und leſchet die Hitz/ es ſey von Puͤchſen-Pulver/ ſiedenden Oel/ heiſſen Pech/ ſiedendheiſſens Waſſer oder Kohlen/ die Tuͤch- lein zum oͤfftern darinnen genetzt/ und friſch uͤbergelegt/ ſo wird der Brand damit ausgezogen/ und der groſſe Schmertzen geſtillt. Es ſind aber des Saltzes vielerley Arten/ das Stein-Saltz wird meiſtens aus Pohlen/ Ober-Ungern und Siebenbuͤrgen gebracht/ Petrus Petrejus in deſcriptione Ruſſiæ meldet/ daß unferne von Aſtracan zween ſo groſſe Saltzberge ſind/ daß wann man ſchon taͤglich 20000. Stuck Saltzes davon ab- hauete/ es dennoch das Anſehen habe/ als ſey nichts da- von kommen/ weil taͤglich wieder ſo viel von der Natur erſetzt wird. Da es auch geſaltzene Seen gibt/ die Fiſch in ſich haben/ die wolgeſchmaches und hartes Flei- ſches ſind/ und in ſuͤſſen Waſſer nicht leben koͤnnen/ in Siebenbuͤrgen ad ripam Mariſi fluvii, unweit von der Stadt Thordâ gibt es gantze Felſen von Saltz/ deſſen auch das Erdreich daſelbſten ſo voll iſt/ daß offt die A- ckers-Leute mit den Pfluͤgen/ der verborgnen Saltz- Klippen halber/ nicht fort koͤnnen; doch darff niemand davon etwas aushauen/ damit der Koͤniglichen Cam- mer ihr Nutzen nicht geſchmaͤlert werde/ den Zaͤck- lern aber iſts erlaubt/ daß ſie auf ihren Gruͤnden/ was ſie zur Haus-Nothdurfft gebrauchen/ nehmen moͤgen; die Hollaͤnder und Seelaͤnder wiſſen das ſchwartze gro- be Saltz/ ſo aus Spanien und Engelland zu ihnen ge- bracht wird/ ſchoͤn weiß zu ſieden/ ſchuͤtten Meer-Waſſer daruͤber und ſieden es zuſammen/ daß aus 100 Pfund ſchwartzen Saltz 145. Pfund ſchoͤnes weiſſes Saltz werden/ die ſie hernach weit und breit verkauffen. Unſer Oeſterreichiſches Saltz wird meiſtes von ge- ſaltzenem Bronnen-Waſſer geſotten/ und wird in dieſen Laͤndern das Stein-Saltz einznfuͤhren nicht erlaubt/ damit (wie oben gedacht) die Lands-Fuͤrſtlichen Ein- kommen nicht entzogen werden. Darauf denn die be- ſtallten Uberreuter fleiſſig acht haben. Jſt aber unſer Land- Saltz ein gut geſundes uñ kraͤfftiges Saltz/ uñ wird noch ſchaͤrffer kraͤfftiger uñ in der Wirckung faſt ſtaͤrcker/ wañ man das Kuchen-Saltz in einem Ziegel-Ofen oder ſonſt in einem Feuer brennen laͤſt/ ſo wird es weiß und ſchoͤn/ da weiß nun eine wirthliche und in der Haus- haltung wolerfahrne Haus-Mutter ihr zu rechter Zeit einen guten Vorrath an Saltz zu verſchaffen/ damit ſie wenigſt von einem halben Jahr zum andern etwas mit einander kauffe/ und nicht das Saltz Maͤſelweiſe von den Kraͤmern holen laſſen muͤſſe/ weil es theurer/ nicht ſo wol ergibt/ und unſauber iſt/ weil mans nicht allein in der Kuchen zu den meiſten Speiſen taͤglich haben muß/ ſondern auch zum Wildpret/ Fleiſch und andern einge- machten Sachen nothwendig gebrauchet/ da dann diß wol zu beobachten/ daß alles/ was im Sommer einge- ſaltzen wird/ weniger bleibt/ als was im Herbſt und Winter geſchiehet/ daher auch alles zu rechter Zeit fuͤr- zunehmen. Notabel iſt/ was Vincenzo Tanara in ſeiner Oeconomia lib. 1. fol. 17. ſchreibet/ daß man das Saltz leichtlich wieder aus Fleiſch und Fiſchen bringen kan/ wann man eine weil in ſiedheiſſes/ und wieder eine weil in friſches kaltes Waſſer etlichmahl abwechſelt. Man glaubt/ daß alles/ was eingeſaltzen wird/ mit ſolchen Saltz/ das in der Korn-Bluͤhe geſotten worden/ nicht bleibe/ gern madicht und ſtinckend werde. Ein Gran Saltz in eine Lampen mit Oel gethan/ urſachet/ daß ein Oel nicht ſo geſchwind verzehret wird/ wie Anton, le Grand in ſeiner hiſtoria naturæ foffilium fol. 221. be- zeuget. Jn die Dinten gethan/ verhuͤtet es/ daß ſie nicht

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/222>, abgerufen am 26.11.2024.