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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Uberfluß/ auch in mancherley von GOtt zugeschickten und
verhängten Trauer-Fällen Gedult und Trost daraus
reichlich erwachsen/ alles Böse wird verhindert und ge-
lindert/ aller Verdruß und Aergernis gemindert/ alle
Arbeit dardurch befördert und gesegnet/ und dem Ge-
sinde und Nachbarn ein gutes Beyspiel der Nachfolge
gegeben.

Also hat sich ein vernünfftiger Haus-Wirth dißfalls
anfangs in der Wahl wol vorzusehen/ und da er durch
Göttlichen Beystand wol gewählet/ dahin zu trachten/
wie alles in gutem Willen und Wolstand erhalten
werde. Wer in seiner Wahl allein Schönheit sucht/ der
kan auch einen Teuffel finden/ weil sich dieser in einen
Engel des Liechtes verstellen kan; wer aber nach Ver-
nunfft und Gottesfurcht heurathet/ erlangt er nicht einen
Engel/ so erlangt er doch eine Englische Tugend; diese
Tugenden sind ein Feuer/ die alles Antimonium in heil-
same Artzeney verkehren/ machen eine geringe Gestalt
angenehm/ die Armuth erträglich gedulten/ und der
Schönheit ruhig geniessen; sie sind ein Bezoar, der das
ansteckende Gifft der Schönheit unschädlich macht/
und ist mehr Ehr- und Lob-würdig/ als anreitzend und
frech; denn wann Schönheit mit der Majestät und An-
sehen dieser Tugenden begabt ist/ ist sie eine Tochter
Göttlicher Strahlen/ nicht der gailen Venus/ die an-
dere zur Ehrerbietung/ nicht zu frechen Verlangen anlo-
cket/ wie Herr Malvezzi in seinem verfolgten David
schön ausführet.

Ein Weib/ wie wolerzogen sie scheinet/ ist doch von
einem weichen leichtlich umgewandten Humor/ darein
sich unschwer wiederwärtige Meinungen und Regungen
eindrucken und imprimiren/ kan auch daher durch böse
Gesellschafft und schlipffrige Gelegenheiten offtermals
sich verkehren. Diesem nun allen vorzukommen/ soll
ein vernünfftiger Haus-Vatter und Ehe-Mann Erstlich
ihre Gegen-Lieb durch Liebe erhalten/ durch Bescheiden-
heit unterhalten/ durch Ubung stätiger Gottesfurcht und
Tugenden auferbauen/ durch verhütete und abgeschnit-
tene Aergernissen verwahren/ und durch verschaffte Ver-
sorgung vermehren.

Fürs andere/ muß er dem Weib/ als dem schwäche-
sten Werck-Zeuge/ dergestalt ihre Ehre geben/ daß er
der seinigen nichts dardurch benehme/ damit ihre Lieb
und Gehorsam freywillig/ nicht gezwungen; warhafftig/
und nicht erdichtet; beständig/ und nicht wankelmüthig
sey: also muß er mehr gelind/ als scharff/ mehr ernsthafft/
als tyrannisch/ und mehr wolgewollt/ als gefürchtet zu
seyn sich befleissen. Des Manns Herrschafft über das
Weibe/ ist gleichsam ein kleines Contrefait der Herr-
schafft GOttes über den Menschen. GOTT locket/
reitzet und vermahnet uns zu seinem Dienst/ zu seiner
Liebe und zu seinem Reich/ mit unendlicher Güte/ mit
vätterlichem Erbarmen/ mit treuer Schutzleistung/ mit
unzehlichen Wolthaten; Er hat Gedult mit unserer
Schwachheit/ nähret/ mehret/ kleidet/ versorget uns/
und verspricht endlich/ wann wir ihme folgen/ sein himm-
lisches Erbe zu einer Gnaden-Belohnung: und füget/
nach lang-gehabter vergeblicher Langmuth/ die ernstli-
che Straff-Bedrohungen dabey/ imfall wir halsstarrig
und fresentlich seinem Willen wiederspenstig uns erwei-
sen/ solches mit zeitlich und ewiger Ungnade abzustraf-
fen: also soll der Mann sein Ober-Recht über das Wei-
be nicht mit gewaltthätigen Poldern und Schnarchen/
[Spaltenumbruch] sondern durch gute Beyspiel von ihm selbsten/ ernstliche
Sanfftmuth/ gelinde Warnungen/ gedultige Zuguthal-
tung/ billiche und treue Versorgung/ und nothwendige Be-
schützung zu seiner Hochachtung und geneigten Willen
bewegen/ getreu/ und redlich mit ihr und ihrem Vermö-
gen umgehen/ damit sie seine Aufrichtigkeit spüren/ seine
Wolgewogenheit erfahren/ seinem Willen nachkom-
men/ und auf seine Treue in allen Fällen sich verlassen
könne. Wie schön löblich stehet es/ wann man von einem
paar Ehe-Volck aus dem Silio Jtalico lib. 9. de bello Pu-
nico
sagen kan/ welches er zwar von 2. guten Freunden
redet:

Velle ac nolle ambobus idem, sociataque toto
Mens aevo, ac parvis dives concordia rebus.

Drittens/ weil der Ehe-Stand ein ungestümmes
Meer ist/ so liegt viel daran/ daß der Ehe-Mann als ein
verständiger Schiff-Mann zwischen denen schroffechten
Sturtz-Felsen/ herum-reissenden Abgrunds-Wirbeln/
und verdrießlichen Sand-Bäncken/ sein Haus- und
Lebens-Schifflein also (mit Anruffung und Hülffe gött-
licher Gnade) wisse zu regiren/ daß beede extrema ge-
flohen/ und auf der besten Mittel-Strassen/ sicher und
unanstössig/ das Uffer der Seligkeit erreichet werde.
Darum muß er vernünfftig in der gantzen Haus-Wirt-
schafft sich erweisen/ dem Weibe/ mit Glimpff und
Sanfftmuth/ was ihr zu thun und zu lassen/ was ihr wol
oder übel anstehet/ andeuten; nichts unflätiges/ unsau-
bers/ übel anständiges in ihrer Gegenwart/ weil sie leicht
zu Abscheu und Grauen zu bewegen/ vor ihrem Angesicht/
sagen oder thun; in allen Dingen sauber und sittsam sich
halten/ kleine Mängel und Gebrechen übersehen und dis-
simuli
ren/ fürwitzige Beginnen offtmalen unterbauen/
sie vor böser Gesellschafft warnen und abhalten/ verdäch-
tige Personen um sie nicht leiden/ mit unzeitigem Eyfer
sie nicht beleidigen/ was zwischen ihnen beeden geheimes
vorgehet/ nicht unbedächtig ausschwätzen/ niemal ohne
grosse Ursach sich feindselig oder scharff/ keinesmahls a-
ber gehässig erzeigen. Denn woferne sich ein Mann al-
len Einfällen und guten Meinungen des Weibes hals-
starrig und ohne Vernunfft widerspreitzet/ allein daß er
glaubt/ ihm gebühre der Vorzug des Geschlechtes/ so
verliehrt er denselben mit samt der Liebe: und wann
eine Frau gantz nicht dörffte zu Zeiten ihres Manns Mei-
nung/ vernünfftig und sanfftmüthig/ mit beweglichen
Ursachen widersprechen/ so wäre zwischen ihr und einer
Dienst-Magd/ kein Unterscheid. Ein Ehe-Weib ist
gleichsam ein edles Perlein/ so durch den sauren Essig
eines gar zu ungestümmen Ernstes leichtlich kan verderbt
werden.

Zum Vierdten/ da sich auch zwischen ihnen einiger
Widerwill und Aufstoß solte ereignen/ soll der Mann sei-
nen Unlust/ nicht durch Lästern/ Spitz-Namen/ Flu-
chen und Schelten/ gifftige Stockereyen/ oder Vorwurff
eines oder des andern natürlichen Gebrächens/ unver-
schämt heraus schaumen/ und also das Kind (wie man
sagt) mit samt dem Bad ausgiessen/ sondern seine
Meinung und Willen ernsthafft und bescheidentlich erleu-
tern/ von dergleichen abzustehen ermahnen/ damit sie ihr
Unrecht erkenne/ und dennoch durch seine Erinnerung
nicht unversöhnlich beleidiget werde.

Fünfftens/ soll der Mann sein Weib mit allem ge-
bührlichen Unterhalt/ nach seinem Vermögen/ wol und
genugsam versehen/ und die zur täglichen Nahrung gehö-

rige

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Uberfluß/ auch in mancherley von GOtt zugeſchickten und
verhaͤngten Trauer-Faͤllen Gedult und Troſt daraus
reichlich erwachſen/ alles Boͤſe wird verhindert und ge-
lindert/ aller Verdruß und Aergernis gemindert/ alle
Arbeit dardurch befoͤrdert und geſegnet/ und dem Ge-
ſinde und Nachbarn ein gutes Beyſpiel der Nachfolge
gegeben.

Alſo hat ſich ein vernuͤnfftiger Haus-Wirth dißfalls
anfangs in der Wahl wol vorzuſehen/ und da er durch
Goͤttlichen Beyſtand wol gewaͤhlet/ dahin zu trachten/
wie alles in gutem Willen und Wolſtand erhalten
werde. Wer in ſeiner Wahl allein Schoͤnheit ſucht/ der
kan auch einen Teuffel finden/ weil ſich dieſer in einen
Engel des Liechtes verſtellen kan; wer aber nach Ver-
nunfft und Gottesfurcht heurathet/ erlangt er nicht einen
Engel/ ſo erlangt er doch eine Engliſche Tugend; dieſe
Tugenden ſind ein Feuer/ die alles Antimonium in heil-
ſame Artzeney verkehren/ machen eine geringe Geſtalt
angenehm/ die Armuth ertraͤglich gedulten/ und der
Schoͤnheit ruhig genieſſen; ſie ſind ein Bezoar, der das
anſteckende Gifft der Schoͤnheit unſchaͤdlich macht/
und iſt mehr Ehr- und Lob-wuͤrdig/ als anreitzend und
frech; denn wann Schoͤnheit mit der Majeſtaͤt und An-
ſehen dieſer Tugenden begabt iſt/ iſt ſie eine Tochter
Goͤttlicher Strahlen/ nicht der gailen Venus/ die an-
dere zur Ehrerbietung/ nicht zu frechen Verlangen anlo-
cket/ wie Herr Malvezzi in ſeinem verfolgten David
ſchoͤn ausfuͤhret.

Ein Weib/ wie wolerzogen ſie ſcheinet/ iſt doch von
einem weichen leichtlich umgewandten Humor/ darein
ſich unſchwer wiederwaͤrtige Meinungen und Regungen
eindrucken und imprimiren/ kan auch daher durch boͤſe
Geſellſchafft und ſchlipffrige Gelegenheiten offtermals
ſich verkehren. Dieſem nun allen vorzukommen/ ſoll
ein vernuͤnfftiger Haus-Vatter und Ehe-Mann Erſtlich
ihre Gegen-Lieb durch Liebe erhalten/ durch Beſcheiden-
heit unterhalten/ durch Ubung ſtaͤtiger Gottesfurcht und
Tugenden auferbauen/ durch verhuͤtete und abgeſchnit-
tene Aergerniſſen verwahren/ und durch verſchaffte Ver-
ſorgung vermehren.

Fuͤrs andere/ muß er dem Weib/ als dem ſchwaͤche-
ſten Werck-Zeuge/ dergeſtalt ihre Ehre geben/ daß er
der ſeinigen nichts dardurch benehme/ damit ihre Lieb
und Gehorſam freywillig/ nicht gezwungen; warhafftig/
und nicht erdichtet; beſtaͤndig/ und nicht wankelmuͤthig
ſey: alſo muß er mehr gelind/ als ſcharff/ mehr ernſthafft/
als tyranniſch/ und mehr wolgewollt/ als gefuͤrchtet zu
ſeyn ſich befleiſſen. Des Manns Herrſchafft uͤber das
Weibe/ iſt gleichſam ein kleines Contrefait der Herr-
ſchafft GOttes uͤber den Menſchen. GOTT locket/
reitzet und vermahnet uns zu ſeinem Dienſt/ zu ſeiner
Liebe und zu ſeinem Reich/ mit unendlicher Guͤte/ mit
vaͤtterlichem Erbarmen/ mit treuer Schutzleiſtung/ mit
unzehlichen Wolthaten; Er hat Gedult mit unſerer
Schwachheit/ naͤhret/ mehret/ kleidet/ verſorget uns/
und verſpricht endlich/ wann wir ihme folgen/ ſein himm-
liſches Erbe zu einer Gnaden-Belohnung: und fuͤget/
nach lang-gehabter vergeblicher Langmuth/ die ernſtli-
che Straff-Bedrohungen dabey/ imfall wir halsſtarrig
und freſentlich ſeinem Willen wiederſpenſtig uns erwei-
ſen/ ſolches mit zeitlich und ewiger Ungnade abzuſtraf-
fen: alſo ſoll der Mann ſein Ober-Recht uͤber das Wei-
be nicht mit gewaltthaͤtigen Poldern und Schnarchen/
[Spaltenumbruch] ſondern durch gute Beyſpiel von ihm ſelbſten/ ernſtliche
Sanfftmuth/ gelinde Warnungen/ gedultige Zuguthal-
tung/ billiche und treue Verſorgung/ und nothwendige Be-
ſchuͤtzung zu ſeiner Hochachtung und geneigten Willen
bewegen/ getreu/ und redlich mit ihr und ihrem Vermoͤ-
gen umgehen/ damit ſie ſeine Aufrichtigkeit ſpuͤren/ ſeine
Wolgewogenheit erfahren/ ſeinem Willen nachkom-
men/ und auf ſeine Treue in allen Faͤllen ſich verlaſſen
koͤnne. Wie ſchoͤn loͤblich ſtehet es/ wann man von einem
paar Ehe-Volck aus dem Silio Jtalico lib. 9. de bello Pu-
nico
ſagen kan/ welches er zwar von 2. guten Freunden
redet:

Velle ac nolle ambobus idem, ſociataque toto
Mens ævo, ac parvis dives concordia rebus.

Drittens/ weil der Ehe-Stand ein ungeſtuͤmmes
Meer iſt/ ſo liegt viel daran/ daß der Ehe-Mann als ein
verſtaͤndiger Schiff-Mann zwiſchen denen ſchroffechten
Sturtz-Felſen/ herum-reiſſenden Abgrunds-Wirbeln/
und verdrießlichen Sand-Baͤncken/ ſein Haus- und
Lebens-Schifflein alſo (mit Anruffung und Huͤlffe goͤtt-
licher Gnade) wiſſe zu regiren/ daß beede extrema ge-
flohen/ und auf der beſten Mittel-Straſſen/ ſicher und
unanſtoͤſſig/ das Uffer der Seligkeit erreichet werde.
Darum muß er vernuͤnfftig in der gantzen Haus-Wirt-
ſchafft ſich erweiſen/ dem Weibe/ mit Glimpff und
Sanfftmuth/ was ihr zu thun und zu laſſen/ was ihr wol
oder uͤbel anſtehet/ andeuten; nichts unflaͤtiges/ unſau-
bers/ uͤbel anſtaͤndiges in ihrer Gegenwart/ weil ſie leicht
zu Abſcheu und Grauen zu bewegen/ vor ihrem Angeſicht/
ſagen oder thun; in allen Dingen ſauber und ſittſam ſich
halten/ kleine Maͤngel und Gebrechen uͤberſehen und diſ-
ſimuli
ren/ fuͤrwitzige Beginnen offtmalen unterbauen/
ſie vor boͤſer Geſellſchafft warnen und abhalten/ verdaͤch-
tige Perſonen um ſie nicht leiden/ mit unzeitigem Eyfer
ſie nicht beleidigen/ was zwiſchen ihnen beeden geheimes
vorgehet/ nicht unbedaͤchtig ausſchwaͤtzen/ niemal ohne
groſſe Urſach ſich feindſelig oder ſcharff/ keinesmahls a-
ber gehaͤſſig erzeigen. Denn woferne ſich ein Mann al-
len Einfaͤllen und guten Meinungen des Weibes hals-
ſtarrig und ohne Vernunfft widerſpreitzet/ allein daß er
glaubt/ ihm gebuͤhre der Vorzug des Geſchlechtes/ ſo
verliehrt er denſelben mit ſamt der Liebe: und wann
eine Frau gantz nicht doͤrffte zu Zeiten ihres Manns Mei-
nung/ vernuͤnfftig und ſanfftmuͤthig/ mit beweglichen
Urſachen widerſprechen/ ſo waͤre zwiſchen ihr und einer
Dienſt-Magd/ kein Unterſcheid. Ein Ehe-Weib iſt
gleichſam ein edles Perlein/ ſo durch den ſauren Eſſig
eines gar zu ungeſtuͤmmen Ernſtes leichtlich kan verderbt
werden.

Zum Vierdten/ da ſich auch zwiſchen ihnen einiger
Widerwill und Aufſtoß ſolte ereignen/ ſoll der Mann ſei-
nen Unluſt/ nicht durch Laͤſtern/ Spitz-Namen/ Flu-
chen und Schelten/ gifftige Stockereyen/ oder Vorwurff
eines oder des andern natuͤrlichen Gebraͤchens/ unver-
ſchaͤmt heraus ſchaumen/ und alſo das Kind (wie man
ſagt) mit ſamt dem Bad ausgieſſen/ ſondern ſeine
Meinung und Willen ernſthafft und beſcheidentlich erleu-
tern/ von dergleichen abzuſtehen ermahnen/ damit ſie ihr
Unrecht erkenne/ und dennoch durch ſeine Erinnerung
nicht unverſoͤhnlich beleidiget werde.

Fuͤnfftens/ ſoll der Mann ſein Weib mit allem ge-
buͤhrlichen Unterhalt/ nach ſeinem Vermoͤgen/ wol und
genugſam verſehen/ und die zur taͤglichen Nahrung gehoͤ-

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Dien&#x017F;t-Magd/ kein Unter&#x017F;cheid. Ein Ehe-Weib i&#x017F;t<lb/>
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&#x017F;cha&#x0364;mt heraus &#x017F;chaumen/ und al&#x017F;o das Kind (wie man<lb/>
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[94/0112] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Uberfluß/ auch in mancherley von GOtt zugeſchickten und verhaͤngten Trauer-Faͤllen Gedult und Troſt daraus reichlich erwachſen/ alles Boͤſe wird verhindert und ge- lindert/ aller Verdruß und Aergernis gemindert/ alle Arbeit dardurch befoͤrdert und geſegnet/ und dem Ge- ſinde und Nachbarn ein gutes Beyſpiel der Nachfolge gegeben. Alſo hat ſich ein vernuͤnfftiger Haus-Wirth dißfalls anfangs in der Wahl wol vorzuſehen/ und da er durch Goͤttlichen Beyſtand wol gewaͤhlet/ dahin zu trachten/ wie alles in gutem Willen und Wolſtand erhalten werde. Wer in ſeiner Wahl allein Schoͤnheit ſucht/ der kan auch einen Teuffel finden/ weil ſich dieſer in einen Engel des Liechtes verſtellen kan; wer aber nach Ver- nunfft und Gottesfurcht heurathet/ erlangt er nicht einen Engel/ ſo erlangt er doch eine Engliſche Tugend; dieſe Tugenden ſind ein Feuer/ die alles Antimonium in heil- ſame Artzeney verkehren/ machen eine geringe Geſtalt angenehm/ die Armuth ertraͤglich gedulten/ und der Schoͤnheit ruhig genieſſen; ſie ſind ein Bezoar, der das anſteckende Gifft der Schoͤnheit unſchaͤdlich macht/ und iſt mehr Ehr- und Lob-wuͤrdig/ als anreitzend und frech; denn wann Schoͤnheit mit der Majeſtaͤt und An- ſehen dieſer Tugenden begabt iſt/ iſt ſie eine Tochter Goͤttlicher Strahlen/ nicht der gailen Venus/ die an- dere zur Ehrerbietung/ nicht zu frechen Verlangen anlo- cket/ wie Herr Malvezzi in ſeinem verfolgten David ſchoͤn ausfuͤhret. Ein Weib/ wie wolerzogen ſie ſcheinet/ iſt doch von einem weichen leichtlich umgewandten Humor/ darein ſich unſchwer wiederwaͤrtige Meinungen und Regungen eindrucken und imprimiren/ kan auch daher durch boͤſe Geſellſchafft und ſchlipffrige Gelegenheiten offtermals ſich verkehren. Dieſem nun allen vorzukommen/ ſoll ein vernuͤnfftiger Haus-Vatter und Ehe-Mann Erſtlich ihre Gegen-Lieb durch Liebe erhalten/ durch Beſcheiden- heit unterhalten/ durch Ubung ſtaͤtiger Gottesfurcht und Tugenden auferbauen/ durch verhuͤtete und abgeſchnit- tene Aergerniſſen verwahren/ und durch verſchaffte Ver- ſorgung vermehren. Fuͤrs andere/ muß er dem Weib/ als dem ſchwaͤche- ſten Werck-Zeuge/ dergeſtalt ihre Ehre geben/ daß er der ſeinigen nichts dardurch benehme/ damit ihre Lieb und Gehorſam freywillig/ nicht gezwungen; warhafftig/ und nicht erdichtet; beſtaͤndig/ und nicht wankelmuͤthig ſey: alſo muß er mehr gelind/ als ſcharff/ mehr ernſthafft/ als tyranniſch/ und mehr wolgewollt/ als gefuͤrchtet zu ſeyn ſich befleiſſen. Des Manns Herrſchafft uͤber das Weibe/ iſt gleichſam ein kleines Contrefait der Herr- ſchafft GOttes uͤber den Menſchen. GOTT locket/ reitzet und vermahnet uns zu ſeinem Dienſt/ zu ſeiner Liebe und zu ſeinem Reich/ mit unendlicher Guͤte/ mit vaͤtterlichem Erbarmen/ mit treuer Schutzleiſtung/ mit unzehlichen Wolthaten; Er hat Gedult mit unſerer Schwachheit/ naͤhret/ mehret/ kleidet/ verſorget uns/ und verſpricht endlich/ wann wir ihme folgen/ ſein himm- liſches Erbe zu einer Gnaden-Belohnung: und fuͤget/ nach lang-gehabter vergeblicher Langmuth/ die ernſtli- che Straff-Bedrohungen dabey/ imfall wir halsſtarrig und freſentlich ſeinem Willen wiederſpenſtig uns erwei- ſen/ ſolches mit zeitlich und ewiger Ungnade abzuſtraf- fen: alſo ſoll der Mann ſein Ober-Recht uͤber das Wei- be nicht mit gewaltthaͤtigen Poldern und Schnarchen/ ſondern durch gute Beyſpiel von ihm ſelbſten/ ernſtliche Sanfftmuth/ gelinde Warnungen/ gedultige Zuguthal- tung/ billiche und treue Verſorgung/ und nothwendige Be- ſchuͤtzung zu ſeiner Hochachtung und geneigten Willen bewegen/ getreu/ und redlich mit ihr und ihrem Vermoͤ- gen umgehen/ damit ſie ſeine Aufrichtigkeit ſpuͤren/ ſeine Wolgewogenheit erfahren/ ſeinem Willen nachkom- men/ und auf ſeine Treue in allen Faͤllen ſich verlaſſen koͤnne. Wie ſchoͤn loͤblich ſtehet es/ wann man von einem paar Ehe-Volck aus dem Silio Jtalico lib. 9. de bello Pu- nico ſagen kan/ welches er zwar von 2. guten Freunden redet: Velle ac nolle ambobus idem, ſociataque toto Mens ævo, ac parvis dives concordia rebus. Drittens/ weil der Ehe-Stand ein ungeſtuͤmmes Meer iſt/ ſo liegt viel daran/ daß der Ehe-Mann als ein verſtaͤndiger Schiff-Mann zwiſchen denen ſchroffechten Sturtz-Felſen/ herum-reiſſenden Abgrunds-Wirbeln/ und verdrießlichen Sand-Baͤncken/ ſein Haus- und Lebens-Schifflein alſo (mit Anruffung und Huͤlffe goͤtt- licher Gnade) wiſſe zu regiren/ daß beede extrema ge- flohen/ und auf der beſten Mittel-Straſſen/ ſicher und unanſtoͤſſig/ das Uffer der Seligkeit erreichet werde. Darum muß er vernuͤnfftig in der gantzen Haus-Wirt- ſchafft ſich erweiſen/ dem Weibe/ mit Glimpff und Sanfftmuth/ was ihr zu thun und zu laſſen/ was ihr wol oder uͤbel anſtehet/ andeuten; nichts unflaͤtiges/ unſau- bers/ uͤbel anſtaͤndiges in ihrer Gegenwart/ weil ſie leicht zu Abſcheu und Grauen zu bewegen/ vor ihrem Angeſicht/ ſagen oder thun; in allen Dingen ſauber und ſittſam ſich halten/ kleine Maͤngel und Gebrechen uͤberſehen und diſ- ſimuliren/ fuͤrwitzige Beginnen offtmalen unterbauen/ ſie vor boͤſer Geſellſchafft warnen und abhalten/ verdaͤch- tige Perſonen um ſie nicht leiden/ mit unzeitigem Eyfer ſie nicht beleidigen/ was zwiſchen ihnen beeden geheimes vorgehet/ nicht unbedaͤchtig ausſchwaͤtzen/ niemal ohne groſſe Urſach ſich feindſelig oder ſcharff/ keinesmahls a- ber gehaͤſſig erzeigen. Denn woferne ſich ein Mann al- len Einfaͤllen und guten Meinungen des Weibes hals- ſtarrig und ohne Vernunfft widerſpreitzet/ allein daß er glaubt/ ihm gebuͤhre der Vorzug des Geſchlechtes/ ſo verliehrt er denſelben mit ſamt der Liebe: und wann eine Frau gantz nicht doͤrffte zu Zeiten ihres Manns Mei- nung/ vernuͤnfftig und ſanfftmuͤthig/ mit beweglichen Urſachen widerſprechen/ ſo waͤre zwiſchen ihr und einer Dienſt-Magd/ kein Unterſcheid. Ein Ehe-Weib iſt gleichſam ein edles Perlein/ ſo durch den ſauren Eſſig eines gar zu ungeſtuͤmmen Ernſtes leichtlich kan verderbt werden. Zum Vierdten/ da ſich auch zwiſchen ihnen einiger Widerwill und Aufſtoß ſolte ereignen/ ſoll der Mann ſei- nen Unluſt/ nicht durch Laͤſtern/ Spitz-Namen/ Flu- chen und Schelten/ gifftige Stockereyen/ oder Vorwurff eines oder des andern natuͤrlichen Gebraͤchens/ unver- ſchaͤmt heraus ſchaumen/ und alſo das Kind (wie man ſagt) mit ſamt dem Bad ausgieſſen/ ſondern ſeine Meinung und Willen ernſthafft und beſcheidentlich erleu- tern/ von dergleichen abzuſtehen ermahnen/ damit ſie ihr Unrecht erkenne/ und dennoch durch ſeine Erinnerung nicht unverſoͤhnlich beleidiget werde. Fuͤnfftens/ ſoll der Mann ſein Weib mit allem ge- buͤhrlichen Unterhalt/ nach ſeinem Vermoͤgen/ wol und genugſam verſehen/ und die zur taͤglichen Nahrung gehoͤ- rige

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/112>, abgerufen am 24.11.2024.