Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Erster Auftritt.
Der Fürschlag ward mit Frenden angenommen/
Das fodern war gemein/ sie stellten Mund auf Mund.
Doch weil der Streit nicht in der Ordnung stund/
Ließ ein aus Megara das Wort darzwischen kommen/
Die soll der Küsse Richtrin seyn/
Die die schönfte Lippen führet.
Auf dieses brach der helle Hauffen ein/
Die Amarillis ist allein/
Der dieses Recht gebühret.
Sie aber schlug die Augen zu der Erden/
Die Röhte hieng der Demuth Bildnis aus/
Als zeigte die Natur/ daß ihres Leibes Haus
Wie von innen/ so von aussen/ reichlich muß gezieret werden;
Und vielleicht wolt auch das Feld ihrer wunderschönen Wangen/
Aus Neid/ den es zum Munde trägt/
Jtzund mit Purpur prangen/
Und rufft ihm gleichsam zu:
Jch bin schöne/ gleich wie du.
Erg. Dis hastu wohl und weißlich überleget/
Daß du dich in der Zeit den Nymfen zugesellt.
Denn dieser Liebligkeit/ so sich darauff erreget/
Hat deine Kühnheit hier ein Bildnis fürgestellt.
Mirt. Die schöne Richterin ward auf den Thron gebracht/
Jhr verliebtes Amt zu halten;
Und iede Jungfrau war nach ihrer Reih bedacht
Auch ihre Stelle zu verwalten/
Und an den schönen Wunderstein/
Davon die Liebligkeit verschworen nicht zu weichen/
Und da die Gottheit wil der Schönheit Schwester seyn/
Zur Prüfung Kuß und Mund zu streichen.
Artige Lippen/ und artiger Mund/
So Jndiens berühmte Muschel träget/
Die fremde Morgen-Perlen heget/
Du zierliches Rund/
Das auf- und niederfähret/
Und Purpur-Honig uns gewähret!
Könt ich doch Ergasto dir
Der Küsse Süßigkeit recht für das Auge drücken!
Daß
C 4
Erſter Auftritt.
Der Fuͤrſchlag ward mit Frenden angenommen/
Das fodern war gemein/ ſie ſtellten Mund auf Mund.
Doch weil der Streit nicht in der Ordnung ſtund/
Ließ ein aus Megara das Wort darzwiſchen kommen/
Die ſoll der Kuͤſſe Richtrin ſeyn/
Die die ſchoͤnfte Lippen fuͤhret.
Auf dieſes brach der helle Hauffen ein/
Die Amarillis iſt allein/
Der dieſes Recht gebuͤhret.
Sie aber ſchlug die Augen zu der Erden/
Die Roͤhte hieng der Demuth Bildnis aus/
Als zeigte die Natur/ daß ihres Leibes Haus
Wie von innen/ ſo von auſſen/ reichlich muß gezieret werden;
Und vielleicht wolt auch das Feld ihrer wunderſchoͤnen Wangen/
Aus Neid/ den es zum Munde traͤgt/
Jtzund mit Purpur prangen/
Und rufft ihm gleichſam zu:
Jch bin ſchoͤne/ gleich wie du.
Erg. Dis haſtu wohl und weißlich uͤberleget/
Daß du dich in der Zeit den Nymfen zugeſellt.
Denn dieſer Liebligkeit/ ſo ſich darauff erreget/
Hat deine Kuͤhnheit hier ein Bildnis fuͤrgeſtellt.
Mirt. Die ſchoͤne Richterin ward auf den Thron gebracht/
Jhr verliebtes Amt zu halten;
Und iede Jungfrau war nach ihrer Reih bedacht
Auch ihre Stelle zu verwalten/
Und an den ſchoͤnen Wunderſtein/
Davon die Liebligkeit verſchworen nicht zu weichen/
Und da die Gottheit wil der Schoͤnheit Schweſter ſeyn/
Zur Pruͤfung Kuß und Mund zu ſtreichen.
Artige Lippen/ und artiger Mund/
So Jndiens beruͤhmte Muſchel traͤget/
Die fremde Morgen-Perlen heget/
Du zierliches Rund/
Das auf- und niederfaͤhret/
Und Purpur-Honig uns gewaͤhret!
Koͤnt ich doch Ergaſto dir
Der Kuͤſſe Suͤßigkeit recht fuͤr das Auge druͤcken!
Daß
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#MIR">
              <p><pb facs="#f0085" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Auftritt.</hi></fw><lb/>
Der Fu&#x0364;r&#x017F;chlag ward mit Frenden angenommen/<lb/>
Das fodern war gemein/ &#x017F;ie &#x017F;tellten Mund auf Mund.<lb/>
Doch weil der Streit nicht in der Ordnung &#x017F;tund/<lb/>
Ließ ein aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Megara</hi></hi> das Wort darzwi&#x017F;chen kommen/<lb/>
Die &#x017F;oll der Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Richtrin &#x017F;eyn/<lb/>
Die die &#x017F;cho&#x0364;nfte Lippen fu&#x0364;hret.<lb/>
Auf die&#x017F;es brach der helle Hauffen ein/<lb/>
Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Amarillis</hi></hi> i&#x017F;t allein/<lb/>
Der die&#x017F;es Recht gebu&#x0364;hret.<lb/>
Sie aber &#x017F;chlug die Augen zu der Erden/<lb/>
Die Ro&#x0364;hte hieng der Demuth Bildnis aus/<lb/>
Als zeigte die Natur/ daß ihres Leibes Haus<lb/>
Wie von innen/ &#x017F;o von au&#x017F;&#x017F;en/ reichlich muß gezieret werden;<lb/>
Und vielleicht wolt auch das Feld ihrer wunder&#x017F;cho&#x0364;nen Wangen/<lb/>
Aus Neid/ den es zum Munde tra&#x0364;gt/<lb/>
Jtzund mit Purpur prangen/<lb/>
Und rufft ihm gleich&#x017F;am zu:<lb/>
Jch bin &#x017F;cho&#x0364;ne/ gleich wie du.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ERG">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#g">Erg.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Dis ha&#x017F;tu wohl und weißlich u&#x0364;berleget/<lb/>
Daß du dich in der Zeit den Nymfen zuge&#x017F;ellt.<lb/>
Denn die&#x017F;er Liebligkeit/ &#x017F;o &#x017F;ich darauff erreget/<lb/>
Hat deine Ku&#x0364;hnheit hier ein Bildnis fu&#x0364;rge&#x017F;tellt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MIR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#g">Mirt.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Die &#x017F;cho&#x0364;ne Richterin ward auf den Thron gebracht/<lb/>
Jhr verliebtes Amt zu halten;<lb/>
Und iede Jungfrau war nach ihrer Reih bedacht<lb/>
Auch ihre Stelle zu verwalten/<lb/>
Und an den &#x017F;cho&#x0364;nen Wunder&#x017F;tein/<lb/>
Davon die Liebligkeit ver&#x017F;chworen nicht zu weichen/<lb/>
Und da die Gottheit wil der Scho&#x0364;nheit Schwe&#x017F;ter &#x017F;eyn/<lb/>
Zur Pru&#x0364;fung Kuß und Mund zu &#x017F;treichen.<lb/>
Artige Lippen/ und artiger Mund/<lb/>
So Jndiens beru&#x0364;hmte Mu&#x017F;chel tra&#x0364;get/<lb/>
Die fremde Morgen-Perlen heget/<lb/>
Du zierliches Rund/<lb/>
Das auf- und niederfa&#x0364;hret/<lb/>
Und Purpur-Honig uns gewa&#x0364;hret!<lb/>
Ko&#x0364;nt ich doch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Erga&#x017F;to</hi></hi> dir<lb/>
Der Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;ßigkeit recht fu&#x0364;r das Auge dru&#x0364;cken!<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0085] Erſter Auftritt. Der Fuͤrſchlag ward mit Frenden angenommen/ Das fodern war gemein/ ſie ſtellten Mund auf Mund. Doch weil der Streit nicht in der Ordnung ſtund/ Ließ ein aus Megara das Wort darzwiſchen kommen/ Die ſoll der Kuͤſſe Richtrin ſeyn/ Die die ſchoͤnfte Lippen fuͤhret. Auf dieſes brach der helle Hauffen ein/ Die Amarillis iſt allein/ Der dieſes Recht gebuͤhret. Sie aber ſchlug die Augen zu der Erden/ Die Roͤhte hieng der Demuth Bildnis aus/ Als zeigte die Natur/ daß ihres Leibes Haus Wie von innen/ ſo von auſſen/ reichlich muß gezieret werden; Und vielleicht wolt auch das Feld ihrer wunderſchoͤnen Wangen/ Aus Neid/ den es zum Munde traͤgt/ Jtzund mit Purpur prangen/ Und rufft ihm gleichſam zu: Jch bin ſchoͤne/ gleich wie du. Erg. Dis haſtu wohl und weißlich uͤberleget/ Daß du dich in der Zeit den Nymfen zugeſellt. Denn dieſer Liebligkeit/ ſo ſich darauff erreget/ Hat deine Kuͤhnheit hier ein Bildnis fuͤrgeſtellt. Mirt. Die ſchoͤne Richterin ward auf den Thron gebracht/ Jhr verliebtes Amt zu halten; Und iede Jungfrau war nach ihrer Reih bedacht Auch ihre Stelle zu verwalten/ Und an den ſchoͤnen Wunderſtein/ Davon die Liebligkeit verſchworen nicht zu weichen/ Und da die Gottheit wil der Schoͤnheit Schweſter ſeyn/ Zur Pruͤfung Kuß und Mund zu ſtreichen. Artige Lippen/ und artiger Mund/ So Jndiens beruͤhmte Muſchel traͤget/ Die fremde Morgen-Perlen heget/ Du zierliches Rund/ Das auf- und niederfaͤhret/ Und Purpur-Honig uns gewaͤhret! Koͤnt ich doch Ergaſto dir Der Kuͤſſe Suͤßigkeit recht fuͤr das Auge druͤcken! Daß C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/85
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/85>, abgerufen am 22.11.2024.