Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der Ersten Abhandlung Uns schimmernde war aus den Wolcken bracht/Und ein Theil der Finsternis noch üm sie lag ausgestreut; Jch hatte fast die gantze Nacht Gewacht und auch gedacht/ Was aus der Heurath doch noch endlich sey zu schlüssen/ Durch lange Müdigkeit beschweret und gedrückt; So ward ich unvermerckt hin in den Schlaff gerückt/ Und durch den Schlaff in einen Traum gerissen. Mich daucht/ ich saß mit Schatten wohl ümgeben/ Den ich bey einem Ahorn fand/ Die Angelruth in meiner Hand/ Den Fisch aus seiner Flutt zu heben: Da tratt ein alter Mann Mit keinen Kleidern angethan/ Fast mitten in dem Fluß herfür/ Es schien wie Bart und Haar Von tausend Tropffen trächtig war/ Und reichte mir Ein Kindlein zu; Er sprach/ ich habe dir itzt deinen Sohn gegeben/ Doch bring ihn selbst nicht etwan üm das Leben; Und fuhr in einem Nu Tieff in des Flusses Schos. Der Himmel war darauf mit Wolcken dick ümhüllet. Mich daucht/ wie ich/ mit Schrecken angefüllet/ Die Armen recht üm dieses Kindlein schloß; Jch rufft: Jch bin aus Nöhten kommen; Was eine Stunde gab/ das hat sie auch genommen. Nach diesem ließ das Licht sich wieder blicken/ Der Donnerkeil war ohne Macht; Was vor geblitzet und gekracht/ Fiel ohne Kraft recht auf des Flusses Rücken. Des Baumes Stock fing an zu zittern/ Jch hörte dieses Wort aus seiner Rinde schallen: Des Landes Pracht/ so hingefallen/ Wird sich bald wieder wüttern. Mich deucht ich spüre noch das unverhoffte Thönen. Jch weiß nicht/ was der Traum mir itzt vor Regung macht: Jch
Der Erſten Abhandlung Uns ſchimmernde war aus den Wolcken bracht/Und ein Theil der Finſternis noch uͤm ſie lag ausgeſtreut; Jch hatte faſt die gantze Nacht Gewacht und auch gedacht/ Was aus der Heurath doch noch endlich ſey zu ſchluͤſſen/ Durch lange Muͤdigkeit beſchweret und gedruͤckt; So ward ich unvermerckt hin in den Schlaff geruͤckt/ Und durch den Schlaff in einen Traum geriſſen. Mich daucht/ ich ſaß mit Schatten wohl uͤmgeben/ Den ich bey einem Ahorn fand/ Die Angelruth in meiner Hand/ Den Fiſch aus ſeiner Flutt zu heben: Da tratt ein alter Mann Mit keinen Kleidern angethan/ Faſt mitten in dem Fluß herfuͤr/ Es ſchien wie Bart und Haar Von tauſend Tropffen traͤchtig war/ Und reichte mir Ein Kindlein zu; Er ſprach/ ich habe dir itzt deinen Sohn gegeben/ Doch bring ihn ſelbſt nicht etwan uͤm das Leben; Und fuhr in einem Nu Tieff in des Fluſſes Schos. Der Himmel war darauf mit Wolcken dick uͤmhuͤllet. Mich daucht/ wie ich/ mit Schrecken angefuͤllet/ Die Armen recht uͤm dieſes Kindlein ſchloß; Jch rufft: Jch bin aus Noͤhten kommen; Was eine Stunde gab/ das hat ſie auch genommen. Nach dieſem ließ das Licht ſich wieder blicken/ Der Donnerkeil war ohne Macht; Was vor geblitzet und gekracht/ Fiel ohne Kraft recht auf des Fluſſes Ruͤcken. Des Baumes Stock fing an zu zittern/ Jch hoͤrte dieſes Wort aus ſeiner Rinde ſchallen: Des Landes Pracht/ ſo hingefallen/ Wird ſich bald wieder wuͤttern. Mich deucht ich ſpuͤre noch das unverhoffte Thoͤnen. Jch weiß nicht/ was der Traum mir itzt vor Regung macht: Jch
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Der Erſten Abhandlung
Uns ſchimmernde war aus den Wolcken bracht/
Und ein Theil der Finſternis noch uͤm ſie lag ausgeſtreut;
Jch hatte faſt die gantze Nacht
Gewacht und auch gedacht/
Was aus der Heurath doch noch endlich ſey zu ſchluͤſſen/
Durch lange Muͤdigkeit beſchweret und gedruͤckt;
So ward ich unvermerckt hin in den Schlaff geruͤckt/
Und durch den Schlaff in einen Traum geriſſen.
Mich daucht/ ich ſaß mit Schatten wohl uͤmgeben/
Den ich bey einem Ahorn fand/
Die Angelruth in meiner Hand/
Den Fiſch aus ſeiner Flutt zu heben:
Da tratt ein alter Mann
Mit keinen Kleidern angethan/
Faſt mitten in dem Fluß herfuͤr/
Es ſchien wie Bart und Haar
Von tauſend Tropffen traͤchtig war/
Und reichte mir
Ein Kindlein zu;
Er ſprach/ ich habe dir itzt deinen Sohn gegeben/
Doch bring ihn ſelbſt nicht etwan uͤm das Leben;
Und fuhr in einem Nu
Tieff in des Fluſſes Schos.
Der Himmel war darauf mit Wolcken dick uͤmhuͤllet.
Mich daucht/ wie ich/ mit Schrecken angefuͤllet/
Die Armen recht uͤm dieſes Kindlein ſchloß;
Jch rufft: Jch bin aus Noͤhten kommen;
Was eine Stunde gab/ das hat ſie auch genommen.
Nach dieſem ließ das Licht ſich wieder blicken/
Der Donnerkeil war ohne Macht;
Was vor geblitzet und gekracht/
Fiel ohne Kraft recht auf des Fluſſes Ruͤcken.
Des Baumes Stock fing an zu zittern/
Jch hoͤrte dieſes Wort aus ſeiner Rinde ſchallen:
Des Landes Pracht/ ſo hingefallen/
Wird ſich bald wieder wuͤttern.
Mich deucht ich ſpuͤre noch das unverhoffte Thoͤnen.
Jch weiß nicht/ was der Traum mir itzt vor Regung macht:
Jch
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