Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Poetische LXXVI. Eines der in der Frantzosen gestorben. Diß was uns neben Gold hat Jndien geschickt/ Hat diese fromme Haut aus dieser Welt gerückt. Mein Leser sol es dir nicht auch also ergehen/ So laß den Siegelring der geilen Venus stehen. LXXVII. Eines Kammachers. Nicht spotte/ daß mein Hauß stets voller Hörner stund/ Und das verachte Wort ernehrte meinen Mund. Jch sage dir ein Wort/ und bist du noch so edel/ Jch trag es in der Hand/ du aber auf dem Schedel. LXXVIII. Eines Bettlers. Mein Bette/ Tisch/ und Stul war dieses weite Rund/ Zwo Sachen plagten mich/ der Magen und der Mund. Jch wünschte nichts so sehr/ als bald seyn zu begraben/ Gleich wie ein ander Mann ein eigen Grab zu haben. LXXIX. Eines Todtengräbers. Der Bader wäscht sich selbst/ der Schneider kan sich kleiden/ (den. Der Koch darff ohne Koch nicht seine Mahlzeit mei- Jch der ich vor begrab die Klugen/ und die Narren/ Kan nun wie sichs gebührt mich selber nicht verschar- ren. Eines
Poetiſche LXXVI. Eines der in der Frantzoſen geſtorben. Diß was uns neben Gold hat Jndien geſchickt/ Hat dieſe fromme Haut aus dieſer Welt geruͤckt. Mein Leſer ſol es dir nicht auch alſo ergehen/ So laß den Siegelring der geilen Venus ſtehen. LXXVII. Eines Kammachers. Nicht ſpotte/ daß mein Hauß ſtets voller Hoͤrner ſtund/ Und das verachte Wort ernehrte meinen Mund. Jch ſage dir ein Wort/ und biſt du noch ſo edel/ Jch trag es in der Hand/ du aber auf dem Schedel. LXXVIII. Eines Bettlers. Mein Bette/ Tiſch/ und Stul war dieſes weite Rund/ Zwo Sachen plagten mich/ der Magen und der Mund. Jch wuͤnſchte nichts ſo ſehr/ als bald ſeyn zu begrabẽ/ Gleich wie ein ander Mann ein eigen Grab zu haben. LXXIX. Eines Todtengräbers. Der Bader waͤſcht ſich ſelbſt/ der Schneider kan ſich kleiden/ (den. Der Koch darff ohne Koch nicht ſeine Mahlzeit mei- Jch der ich vor begrab die Klugen/ und die Narren/ Kan nun wie ſichs gebuͤhrt mich ſelber nicht verſchar- ren. Eines
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LXXVI.
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So laß den Siegelring der geilen Venus ſtehen.
LXXVII.
Eines Kammachers.
Nicht ſpotte/ daß mein Hauß ſtets voller Hoͤrner
ſtund/
Und das verachte Wort ernehrte meinen Mund.
Jch ſage dir ein Wort/ und biſt du noch ſo edel/
Jch trag es in der Hand/ du aber auf dem Schedel.
LXXVIII.
Eines Bettlers.
Mein Bette/ Tiſch/ und Stul war dieſes weite
Rund/
Zwo Sachen plagten mich/ der Magen und der
Mund.
Jch wuͤnſchte nichts ſo ſehr/ als bald ſeyn zu begrabẽ/
Gleich wie ein ander Mann ein eigen Grab zu haben.
LXXIX.
Eines Todtengräbers.
Der Bader waͤſcht ſich ſelbſt/ der Schneider kan ſich
kleiden/ (den.
Der Koch darff ohne Koch nicht ſeine Mahlzeit mei-
Jch der ich vor begrab die Klugen/ und die Narren/
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