Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Grabschrifften. XLVIII. Eines Gesandten. Mein König sandte mich in ein berühmtes Land/ Jch hoffte frey zu seyn/ von aller Völcker Hand. Mein Hoffen war umbsonst/ der Tod hat mich er- schlagen/ Der Flegel wuste nicht/ was die Juristen sagen. XLIX. Eines ungelehrten Dorffpriesters. Ein Frembder in der Schrifft/ ein Bürger in Po- stillen/ Muß diesen engen Raum mit seinem Leibe füllen; Es weint das gantze Dorff/ es schalt in allen Ohren/ Der Kretschem und Altar hat seinen Schatz ver- lohren. L. Eines ungleichen Richters. Wer hier begraben liegt/ darff keiner recht bekennen/ Ein ieder hüttet sich vor Stäupen und vor Brennen. Ein Wort geht noch wol hin/ doch drück ein Auge zu/ So sag ich: dieser Mann war eben so wie du. LI. Eines ungerechten Advocaten. Das schlechte macht ich krumm/ das krumme macht ich schlecht/ Drey Sachen nehrten mich/ Verwirrung/ Zanck/ und Recht/ Doch wo Justinian wird vor den Richtstuhl kommen/ Da werd ich wohl gewiß verblassen und erstummen. Eines b
Grabſchrifften. XLVIII. Eines Geſandten. Mein Koͤnig ſandte mich in ein beruͤhmtes Land/ Jch hoffte frey zu ſeyn/ von aller Voͤlcker Hand. Mein Hoffen war umbſonſt/ der Tod hat mich er- ſchlagen/ Der Flegel wuſte nicht/ was die Juriſten ſagen. XLIX. Eines ungelehrten Dorffprieſters. Ein Frembder in der Schrifft/ ein Buͤrger in Po- ſtillen/ Muß dieſen engen Raum mit ſeinem Leibe fuͤllen; Es weint das gantze Dorff/ es ſchalt in allen Ohren/ Der Kretſchem und Altar hat ſeinen Schatz ver- lohren. L. Eines ungleichen Richters. Wer hier begraben liegt/ darff keiner recht bekennen/ Ein ieder huͤttet ſich vor Staͤupen und vor Brennen. Ein Wort geht noch wol hin/ doch druͤck ein Auge zu/ So ſag ich: dieſer Mann war eben ſo wie du. LI. Eines ungerechten Advocaten. Das ſchlechte macht ich krum̃/ das krumme macht ich ſchlecht/ Drey Sachen nehrten mich/ Verwirrung/ Zanck/ und Recht/ Doch wo Juſtinian wird vor den Richtſtuhl kom̃en/ Da werd ich wohl gewiß verblaſſen und erſtummen. Eines b
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Grabſchrifften.
XLVIII.
Eines Geſandten.
Mein Koͤnig ſandte mich in ein beruͤhmtes Land/
Jch hoffte frey zu ſeyn/ von aller Voͤlcker Hand.
Mein Hoffen war umbſonſt/ der Tod hat mich er-
ſchlagen/
Der Flegel wuſte nicht/ was die Juriſten ſagen.
XLIX.
Eines ungelehrten Dorffprieſters.
Ein Frembder in der Schrifft/ ein Buͤrger in Po-
ſtillen/
Muß dieſen engen Raum mit ſeinem Leibe fuͤllen;
Es weint das gantze Dorff/ es ſchalt in allen Ohren/
Der Kretſchem und Altar hat ſeinen Schatz ver-
lohren.
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Eines ungleichen Richters.
Wer hier begraben liegt/ darff keiner recht bekennen/
Ein ieder huͤttet ſich vor Staͤupen und vor Brennen.
Ein Wort geht noch wol hin/ doch druͤck ein Auge zu/
So ſag ich: dieſer Mann war eben ſo wie du.
LI.
Eines ungerechten Advocaten.
Das ſchlechte macht ich krum̃/ das krumme macht ich
ſchlecht/
Drey Sachen nehrten mich/ Verwirrung/ Zanck/
und Recht/
Doch wo Juſtinian wird vor den Richtſtuhl kom̃en/
Da werd ich wohl gewiß verblaſſen und erſtummen.
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