Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Poetische XXXVI. Lucretia. Ein Nothzwang meiner Zucht fraß meines Ruh- mes Schätze/ Ein Loch in meiner Brust/ gab mir des Todes Netze. Ein Loch nicht weit von hier beschlos den zarten Leib/ Zwey Löcher sind zu viel zu fällen nur ein Weib. XXXVII. Kleopatren. Hier liegt Kleopatra das Wunder ihrer Zeit/ Wer sie gewesen ist das weiß man weit und breit. Ein ieder hütte sich viel Perlen herzubringen/ Weil sie gewohnet ist dieselben zu verschlingen. XXXIIX. Messalinae. Die Brunst betaute stets mir meine geile Schoß/ Kein Spiel war mir zu lang/ und keine Lust zu groß. Das Buhlerische Rom belachte mein Beginnen/ Ermüden hat man mich doch nicht vergnügen kön- nen. XXXIX. Catharina Cornara letzte Königin in Cypern. Jch war zu meiner Zeit der Venus Ebenbild/ Jch herrschte wo vor mir die Venus Hoffstadt hielt. Mich hat Venedig selbst zur Tochter angenommen/ Durch Lieb und Mahlerey bin ich zur Crone kom- men. Köni-
Poetiſche XXXVI. Lucretia. Ein Nothzwang meiner Zucht fraß meines Ruh- mes Schaͤtze/ Ein Loch in meiner Bruſt/ gab mir des Todes Netze. Ein Loch nicht weit von hier beſchlos den zarten Leib/ Zwey Loͤcher ſind zu viel zu faͤllen nur ein Weib. XXXVII. Kleopatren. Hier liegt Kleopatra das Wunder ihrer Zeit/ Wer ſie geweſen iſt das weiß man weit und breit. Ein ieder huͤtte ſich viel Perlen herzubringen/ Weil ſie gewohnet iſt dieſelben zu verſchlingen. XXXIIX. Meſſalinæ. Die Brunſt betaute ſtets mir meine geile Schoß/ Kein Spiel war mir zu lang/ und keine Luſt zu groß. Das Buhleriſche Rom belachte mein Beginnen/ Ermuͤden hat man mich doch nicht vergnuͤgen koͤn- nen. XXXIX. Catharina Cornara letzte Koͤnigin in Cypern. Jch war zu meiner Zeit der Venus Ebenbild/ Jch herrſchte wo vor mir die Venus Hoffſtadt hielt. Mich hat Venedig ſelbſt zur Tochter angenommen/ Durch Lieb und Mahlerey bin ich zur Crone kom- men. Koͤni-
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Poetiſche
XXXVI.
Lucretia.
Ein Nothzwang meiner Zucht fraß meines Ruh-
mes Schaͤtze/
Ein Loch in meiner Bruſt/ gab mir des Todes Netze.
Ein Loch nicht weit von hier beſchlos den zarten Leib/
Zwey Loͤcher ſind zu viel zu faͤllen nur ein Weib.
XXXVII.
Kleopatren.
Hier liegt Kleopatra das Wunder ihrer Zeit/
Wer ſie geweſen iſt das weiß man weit und breit.
Ein ieder huͤtte ſich viel Perlen herzubringen/
Weil ſie gewohnet iſt dieſelben zu verſchlingen.
XXXIIX.
Meſſalinæ.
Die Brunſt betaute ſtets mir meine geile Schoß/
Kein Spiel war mir zu lang/ und keine Luſt zu
groß.
Das Buhleriſche Rom belachte mein Beginnen/
Ermuͤden hat man mich doch nicht vergnuͤgen koͤn-
nen.
XXXIX.
Catharina Cornara letzte Koͤnigin
in Cypern.
Jch war zu meiner Zeit der Venus Ebenbild/
Jch herrſchte wo vor mir die Venus Hoffſtadt hielt.
Mich hat Venedig ſelbſt zur Tochter angenommen/
Durch Lieb und Mahlerey bin ich zur Crone kom-
men.
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