Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Grabschrifften. XXXII. Mariae Magdalenae. Hie ruht das schöne Haupt/ hie ruht die schöne Schoß/ Auß der die Liebligkeit mit reichen Strömen floß. Nach dem diß zarte Weib verließ den Huren-Orden/ So sind die Engel selbst derselben Buler worden. XXXIII. Helena. Das Gifftloch hat zu Rom viel tausend auffgerie- ben/ Durch dich/ O Helena/ sind ihrer mehr geblieben. Zwar jenes hat ein Mann mit Pferd und Schwerd gefüllet/ Doch hie hat keiner recht die geile Lust gestillet. XXXIV. Thais. Die Thais lieget hier/ die Venus ihrer Zeiten/ So aller Männer Hertz vermochte zu bestreiten. Durch Flammen so sie warf aus Augen/ Hertz/ und Hand/ Hat Alexander auch Persepolin verbrand. XXXV. Artemisiens. Wer Land und See durchstreicht/ und diese grosse Welt/ Jhm als ein grosses Buch vor das Gesichte hält/ Der muß nicht wie man pflegt alhier vorüber draben/ Jn diesem Grabe liegt ein ander Grab begraben. Lu-
Grabſchrifften. XXXII. Mariæ Magdalenæ. Hie ruht das ſchoͤne Haupt/ hie ruht die ſchoͤne Schoß/ Auß der die Liebligkeit mit reichen Stroͤmen floß. Nach dem diß zarte Weib verließ den Huren-Orden/ So ſind die Engel ſelbſt derſelben Buler worden. XXXIII. Helena. Das Gifftloch hat zu Rom viel tauſend auffgerie- ben/ Durch dich/ O Helena/ ſind ihrer mehr geblieben. Zwar jenes hat ein Mann mit Pferd und Schwerd gefuͤllet/ Doch hie hat keiner recht die geile Luſt geſtillet. XXXIV. Thais. Die Thais lieget hier/ die Venus ihrer Zeiten/ So aller Maͤnner Hertz vermochte zu beſtreiten. Durch Flammen ſo ſie warf aus Augen/ Hertz/ und Hand/ Hat Alexander auch Perſepolin verbrand. XXXV. Artemiſiens. Wer Land und See durchſtreicht/ und dieſe groſſe Welt/ Jhm als ein groſſes Buch vor das Geſichte haͤlt/ Der muß nicht wie man pflegt alhier voruͤber drabẽ/ Jn dieſem Grabe liegt ein ander Grab begraben. Lu-
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Grabſchrifften.
XXXII.
Mariæ Magdalenæ.
Hie ruht das ſchoͤne Haupt/ hie ruht die ſchoͤne
Schoß/
Auß der die Liebligkeit mit reichen Stroͤmen floß.
Nach dem diß zarte Weib verließ den Huren-Orden/
So ſind die Engel ſelbſt derſelben Buler worden.
XXXIII.
Helena.
Das Gifftloch hat zu Rom viel tauſend auffgerie-
ben/
Durch dich/ O Helena/ ſind ihrer mehr geblieben.
Zwar jenes hat ein Mann mit Pferd und Schwerd
gefuͤllet/
Doch hie hat keiner recht die geile Luſt geſtillet.
XXXIV.
Thais.
Die Thais lieget hier/ die Venus ihrer Zeiten/
So aller Maͤnner Hertz vermochte zu beſtreiten.
Durch Flammen ſo ſie warf aus Augen/ Hertz/ und
Hand/
Hat Alexander auch Perſepolin verbrand.
XXXV.
Artemiſiens.
Wer Land und See durchſtreicht/ und dieſe groſſe
Welt/
Jhm als ein groſſes Buch vor das Geſichte haͤlt/
Der muß nicht wie man pflegt alhier voruͤber drabẽ/
Jn dieſem Grabe liegt ein ander Grab begraben.
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