Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Peter Abelards und Heloissen. Dein falscher Vetter hat mir meinen schatz genommen/Er stielt mir meine Lust/ und schenckt mir Ach und Weh. Er kan mich füglich nicht von deiner Seite treiben/ So raubt sein Henckers Sinn/ mich endlich selber mir/ Was mänlich in mir lag/ daß hieß er mir entleiben. Vor Perlen findest du die leere Muschel hier. Ach wie verfolget mich das flüchtige Gelücke/ Jch meynt es richte mir ein Bett' aus Liljen zu/ Jch wär' ein weisser Zweck von seinem Liebes Blicke. Es führte sein Magnet mich in den Port der Ruh. Jch äß' aus seiner Hand ambrirte Mandelkochen/ Es legte mir das Haupt auf seine weiche Brust/ Es hätte vor mein Heil und Leben gut gesprochen/ Er tränckte mich mit nichts als Moscateller-Most. Es hätt' auf ewig sich mir treu zu seyn verschworen/ Es salbte mir das Haupt mit frembden Balsam ein/ Mein Unstern hätte sich aus der Natur verlohren/ Mein Lied das würde nichts als Halleluja seyn. So spielt der selbst Betrug umb unsre blöde Sinnen/ Cometen scheinen oft in unser Freuden-Hauß/ Den Lust Saal schauen wir wie dünnen Schnee zer- rinnen Und dieser Bau verfält auch ohne Ziegel Graus. Wo vor die Freudigkeit uns wolte Palmen streuen Und Bisem und Zibeth uns opfert ihre Schoß/ Da will das Ungemach mit seinem Donner dreuen Und läst auf uns erzörnt entbrennte Keile loß. Der Hoffnungs-Ancker bricht/ der Freudens- Grund verschwindet/ Man hört wie uns die Lust verlohrne Söhne heist/ Wie dz Verhängnis uns mit Jammer Seilen bindet/ Und unser Hertze selbst aus unsern Hertzen reist. Heliß
Peter Abelards und Heloiſſen. Dein falſcher Vetter hat mir meinẽ ſchatz genom̃en/Er ſtielt mir meine Luſt/ uñ ſchenckt mir Ach uñ Weh. Er kan mich fuͤglich nicht von deiner Seite treiben/ So raubt ſein Henckers Siñ/ mich endlich ſelber mir/ Was maͤnlich in mir lag/ daß hieß er mir entleiben. Vor Perlen findeſt du die leere Muſchel hier. Ach wie verfolget mich das fluͤchtige Geluͤcke/ Jch meynt es richte mir ein Bett’ aus Liljen zu/ Jch waͤr’ ein weiſſer Zweck von ſeinem Liebes Blicke. Es fuͤhrte ſein Magnet mich in den Port der Ruh. Jch aͤß’ aus ſeiner Hand ambrirte Mandelkochen/ Es legte mir das Haupt auf ſeine weiche Bruſt/ Es haͤtte vor mein Heil und Leben gut geſprochen/ Er tränckte mich mit nichts als Moſcateller-Moſt. Es haͤtt’ auf ewig ſich mir treu zu ſeyn verſchworen/ Es ſalbte mir das Haupt mit frembden Balſam ein/ Mein Unſtern haͤtte ſich aus der Natur verlohren/ Mein Lied das wuͤrde nichts als Halleluja ſeyn. So ſpielt der ſelbſt Betrug umb unſre bloͤde Siñen/ Cometen ſcheinen oft in unſer Freuden-Hauß/ Den Luſt Saal ſchauen wir wie dünnen Schnee zer- rinnen Und dieſer Bau verfaͤlt auch ohne Ziegel Graus. Wo vor die Freudigkeit uns wolte Palmen ſtreuen Und Biſem und Zibeth uns opfert ihre Schoß/ Da will das Ungemach mit ſeinem Donner dreuen Und laͤſt auf uns erzoͤrnt entbrennte Keile loß. Der Hoffnungs-Ancker bricht/ der Freudens- Grund verſchwindet/ Man hoͤrt wie uns die Luſt verlohrne Soͤhne heiſt/ Wie dz Verhaͤngnis uns mit Jam̃er Seilen bindet/ Und unſer Hertze ſelbſt aus unſern Hertzen reiſt. Heliß
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Peter Abelards und Heloiſſen.
Dein falſcher Vetter hat mir meinẽ ſchatz genom̃en/
Er ſtielt mir meine Luſt/ uñ ſchenckt mir Ach uñ Weh.
Er kan mich fuͤglich nicht von deiner Seite treiben/
So raubt ſein Henckers Siñ/ mich endlich ſelber mir/
Was maͤnlich in mir lag/ daß hieß er mir entleiben.
Vor Perlen findeſt du die leere Muſchel hier.
Ach wie verfolget mich das fluͤchtige Geluͤcke/
Jch meynt es richte mir ein Bett’ aus Liljen zu/
Jch waͤr’ ein weiſſer Zweck von ſeinem Liebes Blicke.
Es fuͤhrte ſein Magnet mich in den Port der Ruh.
Jch aͤß’ aus ſeiner Hand ambrirte Mandelkochen/
Es legte mir das Haupt auf ſeine weiche Bruſt/
Es haͤtte vor mein Heil und Leben gut geſprochen/
Er tränckte mich mit nichts als Moſcateller-Moſt.
Es haͤtt’ auf ewig ſich mir treu zu ſeyn verſchworen/
Es ſalbte mir das Haupt mit frembden Balſam ein/
Mein Unſtern haͤtte ſich aus der Natur verlohren/
Mein Lied das wuͤrde nichts als Halleluja ſeyn.
So ſpielt der ſelbſt Betrug umb unſre bloͤde Siñen/
Cometen ſcheinen oft in unſer Freuden-Hauß/
Den Luſt Saal ſchauen wir wie dünnen Schnee zer-
rinnen
Und dieſer Bau verfaͤlt auch ohne Ziegel Graus.
Wo vor die Freudigkeit uns wolte Palmen ſtreuen
Und Biſem und Zibeth uns opfert ihre Schoß/
Da will das Ungemach mit ſeinem Donner dreuen
Und laͤſt auf uns erzoͤrnt entbrennte Keile loß.
Der Hoffnungs-Ancker bricht/ der Freudens-
Grund verſchwindet/
Man hoͤrt wie uns die Luſt verlohrne Soͤhne heiſt/
Wie dz Verhaͤngnis uns mit Jam̃er Seilen bindet/
Und unſer Hertze ſelbſt aus unſern Hertzen reiſt.
Heliß
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