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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Peter Abelards und Heloissen.
ungebundene Händel gantz dunckel werden wür-
den mit angeheftem Vermelden/ daß es Jhr an-
nehmlicher seyn solte seine Freundin als seine Ehe-
frau genennet zu werden. Nach dem sie aber
ihres geliebten Fürsatz durch diese und andere
Einwürfe nicht zurücke lencken konte/ gab sie
sich endlich mit diesen Worten in seinen Willen/
daß gewiß mit Verderb ihrer beyden/ die kom-
mende Schmach grösser als die vergangene Freu
de seyn würde/ sie über gab darauf den jungen
Sohn des Abelards Schwester/ machte sich auf
den Weg und ward in Beyseyn etzlicher weniger
Freunde in Pariß mit diesem/ der neben den Zu-
cker der Wissenschafft/ ihr auch zugleich die Gal-
le der Unkeuschheit eingeflößt/ ordentlich ver-
mählet. Folbert begunte darauf dieses Ehe-
werck durch die gantze Stadt ruchtbar zumachen
Heloisse aber ihren so hochgeschätzten bey Ehren
zu erhalten/ leugnete so gut sie konte/ und dieses
Werck gerieth endlich dahin/ daß Abelard ge-
zwungen war/ seine Ehegattin nach Argenteil
unfern von Pariß gelegen/ in ein Kloster zu sen-
den/ und sie biß auf den Fechel aldar einkleiden
zu lassen. Diese Entweichung der Heloisse ver-
bitterte den Folbert iemehr und mehr/ der sich
auch endlich aus Rachgier dahin verleiten ließ/
den Abelard/ nachdem er zuvor seinen Knecht mit
Gelde bestochen/ bey nächtlicher Zeit seines Her-

ren
K iij

Peter Abelards und Heloiſſen.
ungebundene Haͤndel gantz dunckel werden wuͤr-
den mit angeheftem Vermelden/ daß es Jhr an-
nehmlicher ſeyn ſolte ſeine Freundin als ſeine Ehe-
frau genennet zu werden. Nach dem ſie aber
ihres geliebten Fuͤrſatz durch dieſe und andere
Einwuͤrfe nicht zuruͤcke lencken konte/ gab ſie
ſich endlich mit dieſen Worten in ſeinen Willen/
daß gewiß mit Verderb ihrer beyden/ die kom-
mende Schmach groͤſſer als die vergangene Freu
de ſeyn wuͤrde/ ſie uͤber gab darauf den jungen
Sohn des Abelards Schweſter/ machte ſich auf
den Weg und ward in Beyſeyn etzlicher weniger
Freunde in Pariß mit dieſem/ der neben den Zu-
cker der Wiſſenſchafft/ ihr auch zugleich die Gal-
le der Unkeuſchheit eingefloͤßt/ ordentlich ver-
maͤhlet. Folbert begunte darauf dieſes Ehe-
werck durch die gantze Stadt ruchtbar zumachen
Heloiſſe aber ihren ſo hochgeſchaͤtzten bey Ehren
zu erhalten/ leugnete ſo gut ſie konte/ und dieſes
Werck gerieth endlich dahin/ daß Abelard ge-
zwungen war/ ſeine Ehegattin nach Argenteil
unfern von Pariß gelegen/ in ein Kloſter zu ſen-
den/ und ſie biß auf den Fechel aldar einkleiden
zu laſſen. Dieſe Entweichung der Heloiſſe ver-
bitterte den Folbert iemehr und mehr/ der ſich
auch endlich aus Rachgier dahin verleiten ließ/
den Abelard/ nachdem er zuvor ſeinen Knecht mit
Gelde beſtochen/ bey naͤchtlicher Zeit ſeines Her-

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[149/0573] Peter Abelards und Heloiſſen. ungebundene Haͤndel gantz dunckel werden wuͤr- den mit angeheftem Vermelden/ daß es Jhr an- nehmlicher ſeyn ſolte ſeine Freundin als ſeine Ehe- frau genennet zu werden. Nach dem ſie aber ihres geliebten Fuͤrſatz durch dieſe und andere Einwuͤrfe nicht zuruͤcke lencken konte/ gab ſie ſich endlich mit dieſen Worten in ſeinen Willen/ daß gewiß mit Verderb ihrer beyden/ die kom- mende Schmach groͤſſer als die vergangene Freu de ſeyn wuͤrde/ ſie uͤber gab darauf den jungen Sohn des Abelards Schweſter/ machte ſich auf den Weg und ward in Beyſeyn etzlicher weniger Freunde in Pariß mit dieſem/ der neben den Zu- cker der Wiſſenſchafft/ ihr auch zugleich die Gal- le der Unkeuſchheit eingefloͤßt/ ordentlich ver- maͤhlet. Folbert begunte darauf dieſes Ehe- werck durch die gantze Stadt ruchtbar zumachen Heloiſſe aber ihren ſo hochgeſchaͤtzten bey Ehren zu erhalten/ leugnete ſo gut ſie konte/ und dieſes Werck gerieth endlich dahin/ daß Abelard ge- zwungen war/ ſeine Ehegattin nach Argenteil unfern von Pariß gelegen/ in ein Kloſter zu ſen- den/ und ſie biß auf den Fechel aldar einkleiden zu laſſen. Dieſe Entweichung der Heloiſſe ver- bitterte den Folbert iemehr und mehr/ der ſich auch endlich aus Rachgier dahin verleiten ließ/ den Abelard/ nachdem er zuvor ſeinen Knecht mit Gelde beſtochen/ bey naͤchtlicher Zeit ſeines Her- ren K iij

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/573>, abgerufen am 24.11.2024.