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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Agnes Bernin.
Den Purpur hat er mir vom Leibe weggerissen/
Und jagt mich itzt entblöst in ein Gefängnüs hin;
Hier muß ich mich gebückt in Ketten lassen legen/
Wie drückt das Eisen doch itzt meine zarte Handt!
Wie mir zu Muthe sey das kanstu leicht erwegen/
Dann dir ist mein Gemüth und auch mein Leib bekant.
Mein Albrecht scheu dich nicht mein Schreiben zu
durch lesen/
Es komt von dieser her die du hast hoch geschätzt/
Schau was ich itzund bin/ du weist was ich gewesen/
Und wie manch feüchter Kuß hat deinen Mund ergetzt.
Send' einen Seuffzer nur auf meine schwere Bande/
Dann keine Rettung ist vor mich auf dieser Welt/
Ach were nicht mein Blut von allzuschlechtem Stan-
de/
So würd' ich dir/ und nicht dem Tode zugesellt!
Jch dürffte nicht wie itzt bey Henckers Buben leben/
Man salbte meinen Leib mit frembden Balsam ein/
Es müste Seid und Gold umb meine Lenden schweben/
Und Agnes müste Braut des jungen Hertzogs seyn.
Es würde dieses Land Gelück und Segen ruffen/
Man würffe mir erfreut des Frühlings Kinder zu/
Jch hätte nichts als Lust/ und nichts als Ruhm zuhoffen/
Und meiner Schätze Schatz/ O Hertzog! wärest du.
So muß sich die Natur das Glücke meistern lassen/
Und Menschendreuungen sich machen unterthan/
Muß schauen wie man sie mit Satzung will verfassen/
Die auch der Richter selbst nicht leichtlich halten kan.
Da muß ein hoher Geist nicht hoch und edel heissen/
Der nicht in Cronen sitzt und aus dem Purpur schaut/

Muß

und Agnes Bernin.
Den Purpur hat er mir vom Leibe weggeriſſen/
Und jagt mich itzt entbloͤſt in ein Gefaͤngnuͤs hin;
Hier muß ich mich gebuͤckt in Ketten laſſen legen/
Wie druͤckt das Eiſen doch itzt meine zarte Handt!
Wie mir zu Muthe ſey das kanſtu leicht erwegen/
Dann dir iſt mein Gemuͤth und auch mein Leib bekant.
Mein Albrecht ſcheu dich nicht mein Schreiben zu
durch leſen/
Es komt von dieſer her die du haſt hoch geſchaͤtzt/
Schau was ich itzund bin/ du weiſt was ich geweſen/
Und wie manch feuͤchter Kuß hat deinen Mund ergetzt.
Send’ einen Seuffzer nur auf meine ſchwere Bande/
Dann keine Rettung iſt vor mich auf dieſer Welt/
Ach were nicht mein Blut von allzuſchlechtem Stan-
de/
So wuͤrd’ ich dir/ und nicht dem Tode zugeſellt!
Jch duͤrffte nicht wie itzt bey Henckers Buben leben/
Man ſalbte meinen Leib mit frembden Balſam ein/
Es muͤſte Seid und Gold umb meine Lenden ſchweben/
Und Agnes muͤſte Braut des jungen Hertzogs ſeyn.
Es wuͤrde dieſes Land Geluͤck und Segen ruffen/
Man wuͤrffe mir erfreut des Fruͤhlings Kinder zu/
Jch haͤtte nichts als Luſt/ und nichts als Ruhm zuhoffen/
Und meiner Schaͤtze Schatz/ O Hertzog! waͤreſt du.
So muß ſich die Natur das Gluͤcke meiſtern laſſen/
Und Menſchendreuungen ſich machen unterthan/
Muß ſchauen wie man ſie mit Satzung will verfaſſen/
Die auch der Richter ſelbſt nicht leichtlich halten kan.
Da muß ein hoher Geiſt nicht hoch und edel heiſſen/
Der nicht in Cronen ſitzt und aus dem Purpur ſchaut/

Muß
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[125/0549] und Agnes Bernin. Den Purpur hat er mir vom Leibe weggeriſſen/ Und jagt mich itzt entbloͤſt in ein Gefaͤngnuͤs hin; Hier muß ich mich gebuͤckt in Ketten laſſen legen/ Wie druͤckt das Eiſen doch itzt meine zarte Handt! Wie mir zu Muthe ſey das kanſtu leicht erwegen/ Dann dir iſt mein Gemuͤth und auch mein Leib bekant. Mein Albrecht ſcheu dich nicht mein Schreiben zu durch leſen/ Es komt von dieſer her die du haſt hoch geſchaͤtzt/ Schau was ich itzund bin/ du weiſt was ich geweſen/ Und wie manch feuͤchter Kuß hat deinen Mund ergetzt. Send’ einen Seuffzer nur auf meine ſchwere Bande/ Dann keine Rettung iſt vor mich auf dieſer Welt/ Ach were nicht mein Blut von allzuſchlechtem Stan- de/ So wuͤrd’ ich dir/ und nicht dem Tode zugeſellt! Jch duͤrffte nicht wie itzt bey Henckers Buben leben/ Man ſalbte meinen Leib mit frembden Balſam ein/ Es muͤſte Seid und Gold umb meine Lenden ſchweben/ Und Agnes muͤſte Braut des jungen Hertzogs ſeyn. Es wuͤrde dieſes Land Geluͤck und Segen ruffen/ Man wuͤrffe mir erfreut des Fruͤhlings Kinder zu/ Jch haͤtte nichts als Luſt/ und nichts als Ruhm zuhoffen/ Und meiner Schaͤtze Schatz/ O Hertzog! waͤreſt du. So muß ſich die Natur das Gluͤcke meiſtern laſſen/ Und Menſchendreuungen ſich machen unterthan/ Muß ſchauen wie man ſie mit Satzung will verfaſſen/ Die auch der Richter ſelbſt nicht leichtlich halten kan. Da muß ein hoher Geiſt nicht hoch und edel heiſſen/ Der nicht in Cronen ſitzt und aus dem Purpur ſchaut/ Muß

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/549>, abgerufen am 24.11.2024.