Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Liebe zwischen Gr. Friedenh. u. Sittenor.
Was hilft des Geistes Bild und alles Angedencken?
Bild bleibet nur ein Bild/ Gedancken speisen nicht/
Kan sich mein Auge nicht forthin auf deines lencken/
So werd ich durch das Schwerdt des Sehnens hinge-
richt.
Das Schwerd/ so ich gedacht/ dringt schon auf meine
Seele/
Mich drücket albereit die lange Todes Nacht;
Wo kann mir besser seyn als in der kalten Höle/
Dahin sich nicht der Tag mit seinen Strahlen macht?
Genug! geliebter Freund; die leichten Seegel pausen/
Man ruft: der Wind ist gut; Ach! alzu gut vor mich/
Jch macht itzt einen Schertz aus aller Winde sausen/
Und reiste wolgemuth und frölich/ schaut' ich dich!
Man rufft mir; solt ich dich doch auch zu Schiffe ruf-
fen/
Vergebens! anders nichts/ als Liebster lebe wohl!
Jch sey auch wo ich sey/ so kanstu sicher hoffen/
Daß deiner nimmermehr vergessen werden soll.
Dein Tugendhaffter Schertz und tausend andre Ga-
ben/
Die nicht zuzehlen seyn/ besitzen meinen Geist/
Du kanst um deinen Ruhm noch das Gelücke haben/
Das mehr als Hybla dir zu dienen sich befleist.
Jch weiß kein Wort nicht mehr/ man löset itzt die Stü-
cke/
Jch stelle mein Pappier getreuen Händen ein/
Der Himmel kröhne dich forthin mit mehr Gelücke/
Als Thränen in den Brief allhier gefallen seyn.

Liebe

Liebe zwiſchen Gr. Friedenh. u. Sittenor.
Was hilft des Geiſtes Bild und alles Angedencken?
Bild bleibet nur ein Bild/ Gedancken ſpeiſen nicht/
Kan ſich mein Auge nicht forthin auf deines lencken/
So werd ich durch das Schwerdt des Sehnens hinge-
richt.
Das Schwerd/ ſo ich gedacht/ dringt ſchon auf meine
Seele/
Mich druͤcket albereit die lange Todes Nacht;
Wo kann mir beſſer ſeyn als in der kalten Hoͤle/
Dahin ſich nicht der Tag mit ſeinen Strahlen macht?
Genug! geliebter Freund; die leichten Seegel pauſen/
Man ruft: der Wind iſt gut; Ach! alzu gut vor mich/
Jch macht itzt einen Schertz aus aller Winde ſauſen/
Und reiſte wolgemuth und froͤlich/ ſchaut’ ich dich!
Man rufft mir; ſolt ich dich doch auch zu Schiffe ruf-
fen/
Vergebens! anders nichts/ als Liebſter lebe wohl!
Jch ſey auch wo ich ſey/ ſo kanſtu ſicher hoffen/
Daß deiner nimmermehr vergeſſen werden ſoll.
Dein Tugendhaffter Schertz und tauſend andre Ga-
ben/
Die nicht zuzehlen ſeyn/ beſitzen meinen Geiſt/
Du kanſt um deinen Ruhm noch das Geluͤcke haben/
Das mehr als Hybla dir zu dienen ſich befleiſt.
Jch weiß kein Wort nicht mehr/ man loͤſet itzt die Stuͤ-
cke/
Jch ſtelle mein Pappier getreuen Haͤnden ein/
Der Himmel kroͤhne dich forthin mit mehr Geluͤcke/
Als Thraͤnen in den Brief allhier gefallen ſeyn.

Liebe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0534" n="110"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Liebe zwi&#x017F;chen Gr. Friedenh. u. Sittenor.</hi> </fw><lb/>
              <l>Was hilft des Gei&#x017F;tes Bild und alles Angedencken?</l><lb/>
              <l>Bild bleibet nur ein Bild/ Gedancken &#x017F;pei&#x017F;en nicht/</l><lb/>
              <l>Kan &#x017F;ich mein Auge nicht forthin auf deines lencken/</l><lb/>
              <l>So werd ich durch das Schwerdt des Sehnens hinge-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">richt.</hi> </l><lb/>
              <l>Das Schwerd/ &#x017F;o ich gedacht/ dringt &#x017F;chon auf meine</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Seele/</hi> </l><lb/>
              <l>Mich dru&#x0364;cket albereit die lange Todes Nacht;</l><lb/>
              <l>Wo kann mir be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn als in der kalten Ho&#x0364;le/</l><lb/>
              <l>Dahin &#x017F;ich nicht der Tag mit &#x017F;einen Strahlen macht?</l><lb/>
              <l>Genug! geliebter Freund; die leichten Seegel pau&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Man ruft: der Wind i&#x017F;t gut; Ach! alzu gut vor mich/</l><lb/>
              <l>Jch macht itzt einen Schertz aus aller Winde &#x017F;au&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Und rei&#x017F;te wolgemuth und fro&#x0364;lich/ &#x017F;chaut&#x2019; ich dich!</l><lb/>
              <l>Man rufft mir; &#x017F;olt ich dich doch auch zu Schiffe ruf-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">fen/</hi> </l><lb/>
              <l>Vergebens! anders nichts/ als Lieb&#x017F;ter lebe wohl!</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;ey auch wo ich &#x017F;ey/ &#x017F;o kan&#x017F;tu &#x017F;icher hoffen/</l><lb/>
              <l>Daß deiner nimmermehr verge&#x017F;&#x017F;en werden &#x017F;oll.</l><lb/>
              <l>Dein Tugendhaffter Schertz und tau&#x017F;end andre Ga-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ben/</hi> </l><lb/>
              <l>Die nicht zuzehlen &#x017F;eyn/ be&#x017F;itzen meinen Gei&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Du kan&#x017F;t um deinen Ruhm noch das Gelu&#x0364;cke haben/</l><lb/>
              <l>Das mehr als Hybla dir zu dienen &#x017F;ich beflei&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Jch weiß kein Wort nicht mehr/ man lo&#x0364;&#x017F;et itzt die Stu&#x0364;-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">cke/</hi> </l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;telle mein Pappier getreuen Ha&#x0364;nden ein/</l><lb/>
              <l>Der Himmel kro&#x0364;hne dich forthin mit mehr Gelu&#x0364;cke/</l><lb/>
              <l>Als Thra&#x0364;nen in den Brief allhier gefallen &#x017F;eyn.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Liebe</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0534] Liebe zwiſchen Gr. Friedenh. u. Sittenor. Was hilft des Geiſtes Bild und alles Angedencken? Bild bleibet nur ein Bild/ Gedancken ſpeiſen nicht/ Kan ſich mein Auge nicht forthin auf deines lencken/ So werd ich durch das Schwerdt des Sehnens hinge- richt. Das Schwerd/ ſo ich gedacht/ dringt ſchon auf meine Seele/ Mich druͤcket albereit die lange Todes Nacht; Wo kann mir beſſer ſeyn als in der kalten Hoͤle/ Dahin ſich nicht der Tag mit ſeinen Strahlen macht? Genug! geliebter Freund; die leichten Seegel pauſen/ Man ruft: der Wind iſt gut; Ach! alzu gut vor mich/ Jch macht itzt einen Schertz aus aller Winde ſauſen/ Und reiſte wolgemuth und froͤlich/ ſchaut’ ich dich! Man rufft mir; ſolt ich dich doch auch zu Schiffe ruf- fen/ Vergebens! anders nichts/ als Liebſter lebe wohl! Jch ſey auch wo ich ſey/ ſo kanſtu ſicher hoffen/ Daß deiner nimmermehr vergeſſen werden ſoll. Dein Tugendhaffter Schertz und tauſend andre Ga- ben/ Die nicht zuzehlen ſeyn/ beſitzen meinen Geiſt/ Du kanſt um deinen Ruhm noch das Geluͤcke haben/ Das mehr als Hybla dir zu dienen ſich befleiſt. Jch weiß kein Wort nicht mehr/ man loͤſet itzt die Stuͤ- cke/ Jch ſtelle mein Pappier getreuen Haͤnden ein/ Der Himmel kroͤhne dich forthin mit mehr Geluͤcke/ Als Thraͤnen in den Brief allhier gefallen ſeyn. Liebe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/534
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/534>, abgerufen am 24.11.2024.