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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Graf Friedenheim
Ost schaut man wie der Sturm ein Schiff in Hafen
treibet/
So vor auf gleicher See ein Wind zurücke hielt/
Wohl dem der mit Geduld bey dessen willen bleibet/
Der auch der Menschen Zorn wie wilde Wellen stillt.
Der Dorn so heute sticht/ kan morgen Rosen bringen/
Wann ein geneigter Blick von oben her sich regt/ (gen/
Die Sonne schaut man offt aus einer Wolcken drin-
Die/ wie man meinet/ nichts als Donner mit sich trägt.
Trennt Schiff und Schiff uns gleich auf wüster See
vonsammen/
Und schau ich gleich alsdann dein helles Auge nicht/
So brennet doch die See von unsern Liebes Flammen/
Die durch die Brust der See und tausend Stürme
bricht.
Mir scheint noch allezeit der Hoffnung leichte Kertze/
Jch schiffe wo ich muß/ und liebe wo ich will/
Mein Schiff führt meinen Leib/ und dieses führt mein
Hertze/
Denn Sittenore bleibt mein Hafen und mein Ziel.

Sittenore an Friedenheim.
MEin Freund/ ach gute Nacht! was sag ich gut?
was meine?
Weil du mich hassen solst/ und ich dich lassen
muß?
Der Himmel wolle doch daß meine Feder weine/
Und dir verkündige des Jammers Uberfluß.
Ein Wetter voller Angst zeucht über mir zusammen/
Es stürmt das Ungemach aus Nord/ Sud/ Ost u. West/
Jch

Liebe zwiſchen Graf Friedenheim
Oſt ſchaut man wie der Sturm ein Schiff in Hafen
treibet/
So vor auf gleicher See ein Wind zuruͤcke hielt/
Wohl dem der mit Geduld bey deſſen willen bleibet/
Der auch der Menſchen Zorn wie wilde Wellen ſtillt.
Der Dorn ſo heute ſticht/ kan morgen Roſen bringen/
Wann ein geneigter Blick von oben her ſich regt/ (gen/
Die Sonne ſchaut man offt aus einer Wolcken drin-
Die/ wie man meinet/ nichts als Donner mit ſich traͤgt.
Trennt Schiff und Schiff uns gleich auf wuͤſter See
vonſammen/
Und ſchau ich gleich alsdann dein helles Auge nicht/
So brennet doch die See von unſern Liebes Flammen/
Die durch die Bruſt der See und tauſend Stuͤrme
bricht.
Mir ſcheint noch allezeit der Hoffnung leichte Kertze/
Jch ſchiffe wo ich muß/ und liebe wo ich will/
Mein Schiff fuͤhrt meinen Leib/ und dieſes fuͤhrt mein
Hertze/
Denn Sittenore bleibt mein Hafen und mein Ziel.

Sittenore an Friedenheim.
MEin Freund/ ach gute Nacht! was ſag ich gut?
was meine?
Weil du mich haſſen ſolſt/ und ich dich laſſen
muß?
Der Himmel wolle doch daß meine Feder weine/
Und dir verkuͤndige des Jammers Uberfluß.
Ein Wetter voller Angſt zeucht uͤber mir zuſammen/
Es ſtuͤrmt das Ungemach aus Nord/ Sud/ Oſt u. Weſt/
Jch
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[106/0530] Liebe zwiſchen Graf Friedenheim Oſt ſchaut man wie der Sturm ein Schiff in Hafen treibet/ So vor auf gleicher See ein Wind zuruͤcke hielt/ Wohl dem der mit Geduld bey deſſen willen bleibet/ Der auch der Menſchen Zorn wie wilde Wellen ſtillt. Der Dorn ſo heute ſticht/ kan morgen Roſen bringen/ Wann ein geneigter Blick von oben her ſich regt/ (gen/ Die Sonne ſchaut man offt aus einer Wolcken drin- Die/ wie man meinet/ nichts als Donner mit ſich traͤgt. Trennt Schiff und Schiff uns gleich auf wuͤſter See vonſammen/ Und ſchau ich gleich alsdann dein helles Auge nicht/ So brennet doch die See von unſern Liebes Flammen/ Die durch die Bruſt der See und tauſend Stuͤrme bricht. Mir ſcheint noch allezeit der Hoffnung leichte Kertze/ Jch ſchiffe wo ich muß/ und liebe wo ich will/ Mein Schiff fuͤhrt meinen Leib/ und dieſes fuͤhrt mein Hertze/ Denn Sittenore bleibt mein Hafen und mein Ziel. Sittenore an Friedenheim. MEin Freund/ ach gute Nacht! was ſag ich gut? was meine? Weil du mich haſſen ſolſt/ und ich dich laſſen muß? Der Himmel wolle doch daß meine Feder weine/ Und dir verkuͤndige des Jammers Uberfluß. Ein Wetter voller Angſt zeucht uͤber mir zuſammen/ Es ſtuͤrmt das Ungemach aus Nord/ Sud/ Oſt u. Weſt/ Jch

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/530>, abgerufen am 24.11.2024.