Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.und Sittenoren. wiesen worden/ unerträglich zu seyn. WelchenSchmertz dann die unterschiedlich erschollenen Reden nicht wenig vermehreten/ als wenn hoch- ermeldte Fräulein dem verlebten König Erimal in Silutanien vermählet werden solte. Wes- wegen dieser junge Fürst aus Trieb seiner inbrün- stigen Liebe einen Brief an die Fräulein abgehen ließ/ darin er sich über sein Unglücke beklaget/ der Trennung auf der See schmertzlich gedencket/ vor andern aber seinen Eyfer gegen obgedachten Kö- nig klar an Tag giebet/ mit angehengter Bitte/ daß sie ihren Zustand wohl überlegen und reiff- lich erwegen solte/ ob es nicht thulicher were/ mit ihm in Deutschland zuverbleiben/ als sich der Rei- se und viel daraus erwachsenden Ungelegenheit zu unterwerffen. Die Fräulein so bald sie den Brief überkommen/ stecket sie ihn schleunig zwischen die Brüste/ nichts mehr wünschende/ als eine be- queme Gelegenheit/ solchen mit guten Nachden- cken zuüberlesen. Jch weiß nicht wie solches Beginnen eine fürnehme Cammer-Frau/ mit Nahmen Theisa/ der sonst die Fräulein die ge- heimsten Sachen zuvertrauen pflegte/ innen wor- den/ so solches alsobald dem Herren von Sifer/ unter welchen König Carl gäntzlich aufgewach- sen/ und dieser mit vielen Umständen/ was aus so- thaner Vertrauligkeit endlich werden würde/ dem G 3
und Sittenoren. wieſen worden/ unertraͤglich zu ſeyn. WelchenSchmertz dann die unterſchiedlich erſchollenen Reden nicht wenig vermehreten/ als wenn hoch- ermeldte Fraͤulein dem verlebten Koͤnig Erimal in Silutanien vermaͤhlet werden ſolte. Wes- wegen dieſer junge Fuͤrſt aus Trieb ſeiner inbruͤn- ſtigen Liebe einen Brief an die Fraͤulein abgehen ließ/ darin er ſich uͤber ſein Ungluͤcke beklaget/ der Trennung auf der See ſchmertzlich gedencket/ vor andern aber ſeinen Eyfer gegen obgedachten Koͤ- nig klar an Tag giebet/ mit angehengter Bitte/ daß ſie ihren Zuſtand wohl uͤberlegen und reiff- lich erwegen ſolte/ ob es nicht thulicher were/ mit ihm in Deutſchland zuverbleiben/ als ſich der Rei- ſe und viel daraus erwachſenden Ungelegenheit zu unterwerffen. Die Fraͤulein ſo bald ſie den Brief uͤberkommen/ ſtecket ſie ihn ſchleunig zwiſchen die Bruͤſte/ nichts mehr wuͤnſchende/ als eine be- queme Gelegenheit/ ſolchen mit guten Nachden- cken zuuͤberleſen. Jch weiß nicht wie ſolches Beginnen eine fuͤrnehme Cammer-Frau/ mit Nahmen Theiſa/ der ſonſt die Fraͤulein die ge- heimſten Sachen zuvertrauen pflegte/ innen wor- den/ ſo ſolches alſobald dem Herren von Sifer/ unter welchen Koͤnig Carl gaͤntzlich aufgewach- ſen/ und dieſer mit vielen Umſtaͤnden/ was aus ſo- thaner Vertrauligkeit endlich werden wuͤrde/ dem G 3
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und Sittenoren.
wieſen worden/ unertraͤglich zu ſeyn. Welchen
Schmertz dann die unterſchiedlich erſchollenen
Reden nicht wenig vermehreten/ als wenn hoch-
ermeldte Fraͤulein dem verlebten Koͤnig Erimal
in Silutanien vermaͤhlet werden ſolte. Wes-
wegen dieſer junge Fuͤrſt aus Trieb ſeiner inbruͤn-
ſtigen Liebe einen Brief an die Fraͤulein abgehen
ließ/ darin er ſich uͤber ſein Ungluͤcke beklaget/ der
Trennung auf der See ſchmertzlich gedencket/ vor
andern aber ſeinen Eyfer gegen obgedachten Koͤ-
nig klar an Tag giebet/ mit angehengter Bitte/
daß ſie ihren Zuſtand wohl uͤberlegen und reiff-
lich erwegen ſolte/ ob es nicht thulicher were/ mit
ihm in Deutſchland zuverbleiben/ als ſich der Rei-
ſe und viel daraus erwachſenden Ungelegenheit zu
unterwerffen. Die Fraͤulein ſo bald ſie den Brief
uͤberkommen/ ſtecket ſie ihn ſchleunig zwiſchen
die Bruͤſte/ nichts mehr wuͤnſchende/ als eine be-
queme Gelegenheit/ ſolchen mit guten Nachden-
cken zuuͤberleſen. Jch weiß nicht wie ſolches
Beginnen eine fuͤrnehme Cammer-Frau/ mit
Nahmen Theiſa/ der ſonſt die Fraͤulein die ge-
heimſten Sachen zuvertrauen pflegte/ innen wor-
den/ ſo ſolches alſobald dem Herren von Sifer/
unter welchen Koͤnig Carl gaͤntzlich aufgewach-
ſen/ und dieſer mit vielen Umſtaͤnden/ was aus ſo-
thaner Vertrauligkeit endlich werden wuͤrde/
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