Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Liebe zwischen Przetisl. Fürst. in Böhm.
So wird was Lehrer war/ zu einen schlechten Kinde/
Und oftmahls wird der Artzt in das Spital gelegt.
Jch lobe zwar die Hand so Klöster hat erfunden/
So hier den ersten Stein hat in den Grund gesenckt/
Jch lobe diesen Geist/ der Fleisch und Bluth gebunden/
Und noch/ als Engel/ nicht auf heisse Regung denckt.
Wo aber ist doch wohl dergleichen Volck zu finden?
Die Mauren weiß ich zwar/ den Orden kenn ich auch/
Viel tausend wollen sich der Keuschheit unterwinden/
Doch Dornen lassen nicht den edlen Rosen Strauch.
Daß einer dort und hier des Fleisches sich entrissen/
Das weiß ich/ doch es seyn auch Sonnen ihrer Zeit;
Ach Fräulein/ unser Schluß steht gar auf schwachen
Füssen/
Wann uns die Hand der Lust mit ihren Körnern
streut.
Es ist hier nicht genug die Hände rein zuhalten/
Es muß der edle Geist hier auch als Jungfrau stehn/
Was sonst zu Brande wird/ muß wie das Eiß erkalten/
Und mit dem Willen stets in weissen Atlas gehn.
Das Fleisch nicht anzusehn/ das Fleisch nicht zubegeh-
ren/
Muß warlich hier ein Wort und eine Meinung seyn/
Der auch der Träume sich nicht weißlich kan erwehren/
Der setze doch den Fuß nicht in das Kloster ein.
Und was man auch forthin vom Kloster Leben sage/
Jch rede hier als Mensch und Bürger dieser Welt/
Das Kloster und sein Joch ist nur der Jugend Plage/
Jn dessen Einsamkeit der Krantz der Lust zerfällt;
Mein Fräulein übe dich den Freudens Baum zulieben/
Es hat das Paradieß diß Werck schon angeschaut/

Es

Liebe zwiſchen Przetisl. Fuͤrſt. in Boͤhm.
So wird was Lehrer war/ zu einen ſchlechten Kinde/
Und oftmahls wird der Artzt in das Spital gelegt.
Jch lobe zwar die Hand ſo Kloͤſter hat erfunden/
So hier den erſten Stein hat in den Grund geſenckt/
Jch lobe dieſen Geiſt/ der Fleiſch und Bluth gebunden/
Und noch/ als Engel/ nicht auf heiſſe Regung denckt.
Wo aber iſt doch wohl dergleichen Volck zu finden?
Die Mauren weiß ich zwar/ den Orden kenn ich auch/
Viel tauſend wollen ſich der Keuſchheit unterwinden/
Doch Dornen laſſen nicht den edlen Roſen Strauch.
Daß einer dort und hier des Fleiſches ſich entriſſen/
Das weiß ich/ doch es ſeyn auch Sonnen ihrer Zeit;
Ach Fraͤulein/ unſer Schluß ſteht gar auf ſchwachen
Fuͤſſen/
Wann uns die Hand der Luſt mit ihren Koͤrnern
ſtreut.
Es iſt hier nicht genug die Haͤnde rein zuhalten/
Es muß der edle Geiſt hier auch als Jungfrau ſtehn/
Was ſonſt zu Brande wird/ muß wie das Eiß erkalten/
Und mit dem Willen ſtets in weiſſen Atlas gehn.
Das Fleiſch nicht anzuſehn/ das Fleiſch nicht zubegeh-
ren/
Muß warlich hier ein Wort und eine Meinung ſeyn/
Der auch der Traͤume ſich nicht weißlich kan erwehren/
Der ſetze doch den Fuß nicht in das Kloſter ein.
Und was man auch forthin vom Kloſter Leben ſage/
Jch rede hier als Menſch und Buͤrger dieſer Welt/
Das Kloſter und ſein Joch iſt nur der Jugend Plage/
Jn deſſen Einſamkeit der Krantz der Luſt zerfaͤllt;
Mein Fraͤulein uͤbe dich den Freudens Baum zulieben/
Es hat das Paradieß diß Werck ſchon angeſchaut/

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0456" n="32"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Liebe zwi&#x017F;chen Przetisl. Fu&#x0364;r&#x017F;t. in Bo&#x0364;hm.</hi> </fw><lb/>
              <l>So wird was Lehrer war/ zu einen &#x017F;chlechten Kinde/</l><lb/>
              <l>Und oftmahls wird der Artzt in das Spital gelegt.</l><lb/>
              <l>Jch lobe zwar die Hand &#x017F;o Klo&#x0364;&#x017F;ter hat erfunden/</l><lb/>
              <l>So hier den er&#x017F;ten Stein hat in den Grund ge&#x017F;enckt/</l><lb/>
              <l>Jch lobe die&#x017F;en Gei&#x017F;t/ der Flei&#x017F;ch und Bluth gebunden/</l><lb/>
              <l>Und noch/ als Engel/ nicht auf hei&#x017F;&#x017F;e Regung denckt.</l><lb/>
              <l>Wo aber i&#x017F;t doch wohl dergleichen Volck zu finden?</l><lb/>
              <l>Die Mauren weiß ich zwar/ den Orden kenn ich auch/</l><lb/>
              <l>Viel tau&#x017F;end wollen &#x017F;ich der Keu&#x017F;chheit unterwinden/</l><lb/>
              <l>Doch Dornen la&#x017F;&#x017F;en nicht den edlen Ro&#x017F;en Strauch.</l><lb/>
              <l>Daß einer dort und hier des Flei&#x017F;ches &#x017F;ich entri&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Das weiß ich/ doch es &#x017F;eyn auch Sonnen ihrer Zeit;</l><lb/>
              <l>Ach Fra&#x0364;ulein/ un&#x017F;er Schluß &#x017F;teht gar auf &#x017F;chwachen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</hi> </l><lb/>
              <l>Wann uns die Hand der Lu&#x017F;t mit ihren Ko&#x0364;rnern</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;treut.</hi> </l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t hier nicht genug die Ha&#x0364;nde rein zuhalten/</l><lb/>
              <l>Es muß der edle Gei&#x017F;t hier auch als Jungfrau &#x017F;tehn/</l><lb/>
              <l>Was &#x017F;on&#x017F;t zu Brande wird/ muß wie das Eiß erkalten/</l><lb/>
              <l>Und mit dem Willen &#x017F;tets in wei&#x017F;&#x017F;en Atlas gehn.</l><lb/>
              <l>Das Flei&#x017F;ch nicht anzu&#x017F;ehn/ das Flei&#x017F;ch nicht zubegeh-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ren/</hi> </l><lb/>
              <l>Muß warlich hier ein Wort und eine Meinung &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Der auch der Tra&#x0364;ume &#x017F;ich nicht weißlich kan erwehren/</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;etze doch den Fuß nicht in das Klo&#x017F;ter ein.</l><lb/>
              <l>Und was man auch forthin vom Klo&#x017F;ter Leben &#x017F;age/</l><lb/>
              <l>Jch rede hier als Men&#x017F;ch und Bu&#x0364;rger die&#x017F;er Welt/</l><lb/>
              <l>Das Klo&#x017F;ter und &#x017F;ein Joch i&#x017F;t nur der Jugend Plage/</l><lb/>
              <l>Jn de&#x017F;&#x017F;en Ein&#x017F;amkeit der Krantz der Lu&#x017F;t zerfa&#x0364;llt;</l><lb/>
              <l>Mein Fra&#x0364;ulein u&#x0364;be dich den Freudens Baum zulieben/</l><lb/>
              <l>Es hat das Paradieß diß Werck &#x017F;chon ange&#x017F;chaut/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0456] Liebe zwiſchen Przetisl. Fuͤrſt. in Boͤhm. So wird was Lehrer war/ zu einen ſchlechten Kinde/ Und oftmahls wird der Artzt in das Spital gelegt. Jch lobe zwar die Hand ſo Kloͤſter hat erfunden/ So hier den erſten Stein hat in den Grund geſenckt/ Jch lobe dieſen Geiſt/ der Fleiſch und Bluth gebunden/ Und noch/ als Engel/ nicht auf heiſſe Regung denckt. Wo aber iſt doch wohl dergleichen Volck zu finden? Die Mauren weiß ich zwar/ den Orden kenn ich auch/ Viel tauſend wollen ſich der Keuſchheit unterwinden/ Doch Dornen laſſen nicht den edlen Roſen Strauch. Daß einer dort und hier des Fleiſches ſich entriſſen/ Das weiß ich/ doch es ſeyn auch Sonnen ihrer Zeit; Ach Fraͤulein/ unſer Schluß ſteht gar auf ſchwachen Fuͤſſen/ Wann uns die Hand der Luſt mit ihren Koͤrnern ſtreut. Es iſt hier nicht genug die Haͤnde rein zuhalten/ Es muß der edle Geiſt hier auch als Jungfrau ſtehn/ Was ſonſt zu Brande wird/ muß wie das Eiß erkalten/ Und mit dem Willen ſtets in weiſſen Atlas gehn. Das Fleiſch nicht anzuſehn/ das Fleiſch nicht zubegeh- ren/ Muß warlich hier ein Wort und eine Meinung ſeyn/ Der auch der Traͤume ſich nicht weißlich kan erwehren/ Der ſetze doch den Fuß nicht in das Kloſter ein. Und was man auch forthin vom Kloſter Leben ſage/ Jch rede hier als Menſch und Buͤrger dieſer Welt/ Das Kloſter und ſein Joch iſt nur der Jugend Plage/ Jn deſſen Einſamkeit der Krantz der Luſt zerfaͤllt; Mein Fraͤulein uͤbe dich den Freudens Baum zulieben/ Es hat das Paradieß diß Werck ſchon angeſchaut/ Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/456
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/456>, abgerufen am 21.11.2024.