Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Liebe zwischen Przetisl. Fürst. in Böhm. Sucht mancher nicht mit Angst ein Schaf viel Tagund Wochen? Jst mancher nicht bemüht zu finden einen Stein? Wie solt ich Armer denn nicht auch mein Hertze suchen? Man weiß daß ohne diß wir todt und nichtig seyn. Doch nehm' ich ohne dich mein Hertze nicht zurücke/ Jch will die Räuberin und auch den Raub zugleich/ Nicht wundre dich darob/ es seyn zwey liebe Stücke/ Jch achte sie vielmehr als meines Vatern Reich. Es kan mein Hertz und Du nicht Kloster Luft vertragen/ Die Kutte/ wie mich deucht/ steht beyden übel an/ Der/ dessen Psalm du singst/ wird dir es selber sagen/ Daß Brunst und Jugend nicht gebunden werden kan; Mein Fräulein/ solt du dich die Glocke meistern lassen? Solst du dem kalten Ertzt stets zu Gebothe stehn? Soll denn dein zarter Arm nur Holtz und Stein üm- fassen? Wilst du gesund und jung zu deinem Grabe gehn? Wilst du die Zelle dir vor einen Thron erwehlen? Verwest dein schöner Leib im Kloster vor der Zeit? Will dann dein süsser Mund nur Vater unser zehlen? Soll deine Rose seyn im Frühling abgemeit? Nein diese Blume war zu etwas mehr gebohren/ Es öffnet sich vor Sie das Paradieß der Welt/ Es hat der Thau der Lust ihr schönes Blat erkohren/ Und will als Perle hier auf Nacker seyn gestellt. Der Klostergarten ist zuschlecht dich zuverschlissen/ Kein Auge kennt allhier die Hohheit deiner Pracht/ Und wilst du meinen Sinn in wenig Worten wissen/ Das Chor und alles dis ist nicht vor dich gemacht. Das
Liebe zwiſchen Przetisl. Fuͤrſt. in Boͤhm. Sucht mancher nicht mit Angſt ein Schaf viel Tagund Wochen? Jſt mancher nicht bemuͤht zu finden einen Stein? Wie ſolt ich Armer denn nicht auch mein Hertze ſuchen? Man weiß daß ohne diß wir todt und nichtig ſeyn. Doch nehm’ ich ohne dich mein Hertze nicht zuruͤcke/ Jch will die Raͤuberin und auch den Raub zugleich/ Nicht wundre dich darob/ es ſeyn zwey liebe Stuͤcke/ Jch achte ſie vielmehr als meines Vatern Reich. Es kan mein Hertz und Du nicht Kloſter Luft vertragen/ Die Kutte/ wie mich deucht/ ſteht beyden uͤbel an/ Der/ deſſen Pſalm du ſingſt/ wird dir es ſelber ſagen/ Daß Brunſt und Jugend nicht gebunden werden kan; Mein Fraͤulein/ ſolt du dich die Glocke meiſtern laſſen? Solſt du dem kalten Ertzt ſtets zu Gebothe ſtehn? Soll denn dein zarter Arm nur Holtz und Stein uͤm- faſſen? Wilſt du geſund und jung zu deinem Grabe gehn? Wilſt du die Zelle dir vor einen Thron erwehlen? Verweſt dein ſchoͤner Leib im Kloſter vor der Zeit? Will dann dein ſuͤſſer Mund nur Vater unſer zehlen? Soll deine Roſe ſeyn im Fruͤhling abgemeit? Nein dieſe Blume war zu etwas mehr gebohren/ Es oͤffnet ſich vor Sie das Paradieß der Welt/ Es hat der Thau der Luſt ihr ſchoͤnes Blat erkohren/ Und will als Perle hier auf Nacker ſeyn geſtellt. Der Kloſtergarten iſt zuſchlecht dich zuverſchliſſen/ Kein Auge kennt allhier die Hohheit deiner Pracht/ Und wilſt du meinen Sinn in wenig Worten wiſſen/ Das Chor und alles dis iſt nicht vor dich gemacht. Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0454" n="30"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Liebe zwiſchen Przetisl. Fuͤrſt. in Boͤhm.</hi> </fw><lb/> <l>Sucht mancher nicht mit Angſt ein Schaf viel Tag</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und Wochen?</hi> </l><lb/> <l>Jſt mancher nicht bemuͤht zu finden einen Stein?</l><lb/> <l>Wie ſolt ich Armer denn nicht auch mein Hertze ſuchen?</l><lb/> <l>Man weiß daß ohne diß wir todt und nichtig ſeyn.</l><lb/> <l>Doch nehm’ ich ohne dich mein Hertze nicht zuruͤcke/</l><lb/> <l>Jch will die Raͤuberin und auch den Raub zugleich/</l><lb/> <l>Nicht wundre dich darob/ es ſeyn zwey liebe Stuͤcke/</l><lb/> <l>Jch achte ſie vielmehr als meines Vatern Reich.</l><lb/> <l>Es kan mein Hertz und Du nicht Kloſter Luft vertragen/</l><lb/> <l>Die Kutte/ wie mich deucht/ ſteht beyden uͤbel an/</l><lb/> <l>Der/ deſſen Pſalm du ſingſt/ wird dir es ſelber ſagen/</l><lb/> <l>Daß Brunſt und Jugend nicht gebunden werden kan;</l><lb/> <l>Mein Fraͤulein/ ſolt du dich die Glocke meiſtern laſſen?</l><lb/> <l>Solſt du dem kalten Ertzt ſtets zu Gebothe ſtehn?</l><lb/> <l>Soll denn dein zarter Arm nur Holtz und Stein uͤm-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">faſſen?</hi> </l><lb/> <l>Wilſt du geſund und jung zu deinem Grabe gehn?</l><lb/> <l>Wilſt du die Zelle dir vor einen Thron erwehlen?</l><lb/> <l>Verweſt dein ſchoͤner Leib im Kloſter vor der Zeit?</l><lb/> <l>Will dann dein ſuͤſſer Mund nur Vater unſer zehlen?</l><lb/> <l>Soll deine Roſe ſeyn im Fruͤhling abgemeit?</l><lb/> <l>Nein dieſe Blume war zu etwas mehr gebohren/</l><lb/> <l>Es oͤffnet ſich vor Sie das Paradieß der Welt/</l><lb/> <l>Es hat der Thau der Luſt ihr ſchoͤnes Blat erkohren/</l><lb/> <l>Und will als Perle hier auf Nacker ſeyn geſtellt.</l><lb/> <l>Der Kloſtergarten iſt zuſchlecht dich zuverſchliſſen/</l><lb/> <l>Kein Auge kennt allhier die Hohheit deiner Pracht/</l><lb/> <l>Und wilſt du meinen Sinn in wenig Worten wiſſen/</l><lb/> <l>Das Chor und alles dis iſt nicht vor dich gemacht.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0454]
Liebe zwiſchen Przetisl. Fuͤrſt. in Boͤhm.
Sucht mancher nicht mit Angſt ein Schaf viel Tag
und Wochen?
Jſt mancher nicht bemuͤht zu finden einen Stein?
Wie ſolt ich Armer denn nicht auch mein Hertze ſuchen?
Man weiß daß ohne diß wir todt und nichtig ſeyn.
Doch nehm’ ich ohne dich mein Hertze nicht zuruͤcke/
Jch will die Raͤuberin und auch den Raub zugleich/
Nicht wundre dich darob/ es ſeyn zwey liebe Stuͤcke/
Jch achte ſie vielmehr als meines Vatern Reich.
Es kan mein Hertz und Du nicht Kloſter Luft vertragen/
Die Kutte/ wie mich deucht/ ſteht beyden uͤbel an/
Der/ deſſen Pſalm du ſingſt/ wird dir es ſelber ſagen/
Daß Brunſt und Jugend nicht gebunden werden kan;
Mein Fraͤulein/ ſolt du dich die Glocke meiſtern laſſen?
Solſt du dem kalten Ertzt ſtets zu Gebothe ſtehn?
Soll denn dein zarter Arm nur Holtz und Stein uͤm-
faſſen?
Wilſt du geſund und jung zu deinem Grabe gehn?
Wilſt du die Zelle dir vor einen Thron erwehlen?
Verweſt dein ſchoͤner Leib im Kloſter vor der Zeit?
Will dann dein ſuͤſſer Mund nur Vater unſer zehlen?
Soll deine Roſe ſeyn im Fruͤhling abgemeit?
Nein dieſe Blume war zu etwas mehr gebohren/
Es oͤffnet ſich vor Sie das Paradieß der Welt/
Es hat der Thau der Luſt ihr ſchoͤnes Blat erkohren/
Und will als Perle hier auf Nacker ſeyn geſtellt.
Der Kloſtergarten iſt zuſchlecht dich zuverſchliſſen/
Kein Auge kennt allhier die Hohheit deiner Pracht/
Und wilſt du meinen Sinn in wenig Worten wiſſen/
Das Chor und alles dis iſt nicht vor dich gemacht.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |