Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Liebe zwischen Reinier Kön. in Dänn. So redet die Natur/ doch muß Sie Sclavin werden/Man schauet wie sie sich offt meistern lassen muß/ Wie offt Sie zinsbar wird den zeitlichen Beschwer- den/ Und durch den Zufalls Trieb verändert Gang und Fuß/ Du weist wie Könige ein schweres Eisen plaget/ Wie Jhre Crone Sie in Fessel hat gebracht/ Wie offt ein hoher Schluß Sie aus sich selber jaget/ Und stetig die Gefahr für Jhren Throne wacht. Diß alles nötigt mich auf ander Art zu dencken/ Als wol die Eigenschafft von meinen Hertzen will/ Die Liebe heist mich zwar auf dich mein Auge lencken/ Doch meines Reiches Nutz verrückt mir Maß und Ziel. Ein Wetter so mit Blitz und harten Donner dreuet/ Begint ein neues Joch/ und meistert meinen Sinn/ Was ich zuvor gethan/ hat mich zwar nicht gereuet/ Doch wird die Furcht forthin zu meiner Kuplerin; Der Schweden starckes Reich muß ich zum Freunde haben/ Es ist ein eisern Schild der mir mein Land bedeckt/ Die Milch von Jhrer Gunst kan meinen Adel laben/ Wie Wermuth ihres Grims Jhm alle Krafft ersteckt. Und diese Freundschafft muß nur Eh und Blut ver- binden/ Der Sachen Eigenschafft erfordert solches Pfand. Wer rechnet in der Welt der Fürsten kleine Sünden/ Wann sie nur seyn gethan zu stärcken Stand und Land? Der
Liebe zwiſchen Reinier Koͤn. in Daͤnn. So redet die Natur/ doch muß Sie Sclavin werden/Man ſchauet wie ſie ſich offt meiſtern laſſen muß/ Wie offt Sie zinsbar wird den zeitlichen Beſchwer- den/ Und durch den Zufalls Trieb veraͤndert Gang und Fuß/ Du weiſt wie Koͤnige ein ſchweres Eiſen plaget/ Wie Jhre Crone Sie in Feſſel hat gebracht/ Wie offt ein hoher Schluß Sie aus ſich ſelber jaget/ Und ſtetig die Gefahr fuͤr Jhren Throne wacht. Diß alles noͤtigt mich auf ander Art zu dencken/ Als wol die Eigenſchafft von meinen Hertzen will/ Die Liebe heiſt mich zwar auf dich mein Auge lencken/ Doch meines Reiches Nutz verruͤckt mir Maß und Ziel. Ein Wetter ſo mit Blitz und harten Donner dreuet/ Begint ein neues Joch/ und meiſtert meinen Sinn/ Was ich zuvor gethan/ hat mich zwar nicht gereuet/ Doch wird die Furcht forthin zu meiner Kuplerin; Der Schweden ſtarckes Reich muß ich zum Freunde haben/ Es iſt ein eiſern Schild der mir mein Land bedeckt/ Die Milch von Jhrer Gunſt kan meinen Adel laben/ Wie Wermuth ihres Grims Jhm alle Krafft erſteckt. Und dieſe Freundſchafft muß nur Eh und Blut ver- binden/ Der Sachen Eigenſchafft erfordert ſolches Pfand. Wer rechnet in der Welt der Fuͤrſten kleine Suͤnden/ Wann ſie nur ſeyn gethan zu ſtaͤrcken Stand und Land? Der
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Liebe zwiſchen Reinier Koͤn. in Daͤnn.
So redet die Natur/ doch muß Sie Sclavin werden/
Man ſchauet wie ſie ſich offt meiſtern laſſen muß/
Wie offt Sie zinsbar wird den zeitlichen Beſchwer-
den/
Und durch den Zufalls Trieb veraͤndert Gang und Fuß/
Du weiſt wie Koͤnige ein ſchweres Eiſen plaget/
Wie Jhre Crone Sie in Feſſel hat gebracht/
Wie offt ein hoher Schluß Sie aus ſich ſelber jaget/
Und ſtetig die Gefahr fuͤr Jhren Throne wacht.
Diß alles noͤtigt mich auf ander Art zu dencken/
Als wol die Eigenſchafft von meinen Hertzen will/
Die Liebe heiſt mich zwar auf dich mein Auge lencken/
Doch meines Reiches Nutz verruͤckt mir Maß und
Ziel.
Ein Wetter ſo mit Blitz und harten Donner dreuet/
Begint ein neues Joch/ und meiſtert meinen Sinn/
Was ich zuvor gethan/ hat mich zwar nicht gereuet/
Doch wird die Furcht forthin zu meiner Kuplerin;
Der Schweden ſtarckes Reich muß ich zum Freunde
haben/
Es iſt ein eiſern Schild der mir mein Land bedeckt/
Die Milch von Jhrer Gunſt kan meinen Adel laben/
Wie Wermuth ihres Grims Jhm alle Krafft erſteckt.
Und dieſe Freundſchafft muß nur Eh und Blut ver-
binden/
Der Sachen Eigenſchafft erfordert ſolches Pfand.
Wer rechnet in der Welt der Fuͤrſten kleine Suͤnden/
Wann ſie nur ſeyn gethan zu ſtaͤrcken Stand und
Land?
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